Posts from Wu° in thread „Zen-Praxis und Qigong- verträgt sich das?“

    Die Methode von Culadasa habe ich aufgegeben. Das von dir beschriebene war auch mein Problem. Doch sie hat mir meine Intuition bestätigt, dass ich mich nicht auf den Atem konzentrieren darf, das bringt mich in eine Welt, die nicht wirklich ist.

    Mein Weg war hilfreicher: Der Atem ist ein fremder Körper, den ich aufnehme und abgebe. Ein Atem Konzentrieren oder festhaltend beobachten wollen, führt letztlich zum Ersticken. Wie ein nicht Abgeben von Dingen einen Messie erzeugt, der sich in seinem Zimmer nicht mehr bewegen kann.

    Was evtl. wieder hilfreich sein könnte, ist zu beobachten wie der Atem kommt und wieder geht - also eben nicht festhalten wollen und "distanzierter"/breiter beobachten.

    Ich bin jetzt schon manchmal bereit, den Atem als fremden Körper zu erkennen, der von mir benutzt wird und von dem ich benutzt werde. Warum er mich benutzt, bleibt mir ein Rätsel, ich benutze ihn um leben zu bleiben.

    ich bin da eher bei Michel Eyquem de Montaigne:

    "Wenn sich der Geist verirrt, so verursacht er das selbst, wenn er sich nicht mehr vom Körper leiten lässt."
    Sich vom Atem abzuspalten, klingt eher nach Dissoziation.

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    Es gibt eine (seltsame) Richtung in Korea (und auch in Deutschland inzwischen), den Won-Buddhismus, die auch Qi Gong in ihre Praxis eingebunden haben. (Aber man findet auch einige Zen-Schulen, wo beides angeboten wird (oder Tai Chi als auch Zen). Zudem soll es eine Übungsabfolge geben, die auf Bodhidharma zurückgehen soll. Auch gibt es nicht nur daoistisches, sondern auch buddhistisches Qi Gong (mal von Falun Gong abgesehen), z.B. das stille Qi Gong oder Chan Mi Gong. Und es gibt im Zen auch Berichte, dass sich einige Meister mit Qi Gong-artigen daoistischen Übungen von der Zenkrankheit (so ner Art spirituelles Burnout?) haben heilen lassen.
    In der tibetischen Tradition gibt es auch Qi gong-artige Übungen, z.B. Kum Nye und Yantra Yoga.
    Ich denke, dass Bewegungsübungen auch einigen Schwierigkeiten beim Zen wie Hämorrhoiden oder Meniskusproblemen vorbeugen können.
    Zudem gehört heutzutage zum Tai Chi und Qi Gong oft eine Art Stehmeditation (ähnliches gibt es wohl auch im koreanischen Zen), nach denen ich auch besser gesessen habe. Zudem hab ich die Erfahrung gemacht, dass Vertiefungserfahrungen leichter beim Tai Chi als beim Sitzen eintreten, auch daher vielleicht nicht schlecht. Insgesamt denke ich, dass es sich gegenseitig befruchten kann.