Beiträge von Sudhana im Thema „Neues kulturelles Paradigma“

    Mit Allverbundenheit wird da lediglich eine Romantik bedient, vor allem, wenn sie schönfärbend übersieht, dass diese Verbundenheit aller Wesen nur im Leiden, in der Vergänglichkeit und Unpersönlichkeit besteht.

    Richtig. Der Konditionalnexus pratītyasamutpāda ist (um einen Begriff Adornos aufzugreifen) ein 'Verblendungszusammenhang'. Ich habe Litsch oben nicht zuletzt deswegen zitiert, um auf solch romantisierende Fehldeutungen hinzuweisen.

    Ist sie ja nach bud. Verständnis eben nicht.

    Nicht nur nach buddhistischem. Empfehlenswerte Lektüre in diesem Zusammenhang (einschließlich des gerade laufenden Threads 'Anarchistischer Buddhismus'): Pjotr A. Kropotkin, Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt. Die letzte mir bekannte Neuauflage der deutschen Übersetzung Gustav Landauers ist von 2011, eine ausführliche Besprechung findet sich hier.


    Wenn der Rezensent bemängelt, Kropotkin gehe von der Analyse der Tierwelt "übergangslos" zu der der Menschenwelt über, übersieht er mE, dass der Mensch biologisch als Tier zu klassifizieren ist. Richtig ist, dass Kropotkins Interesse vor allem kulturellen Formen sozialer Zusammenarbeit gilt, also der Menschenwelt'. Wichtig ist aber vor allem Kropotkins Gedanke, dass diese sozialen Formen eine biologische, evolutionär entwickelte Grundlage haben. Von daher war und ist es vor allem eine Antwort auf sozialdarwinistische Interpretationsansätze.


    Erstveröffentlichung 1902 - auch aus dieser Perspektive ist Frau Schouwinks Entdeckung alles andere als neu. Auf den Paradigmenwechsel wird schon etwas länger gewartet ...


    Was den letzten Absatz angeht, der die rosigen Aussichten dann doch etwas dialektisch eintrübt, ist es sicher in Ordnung, wenn ich aus einer Mail zitiere, mit der mich (unter vielen anderen) der hier schon genannte Franz Johannes Litsch auf den Artikel aufmerksam machte:

    Zitat

    Hierzu möchte ich mir in aller Bescheidenheit erlauben, anzumerken, dass ich seit ca. 45 Jahren in mindestens Hundert Texten über nichts anderes geschrieben und in zahllosen Vorträgen und Kursen gesprochen habe, als über diese Erfahrung und Sichtweise. [Siehe oben]. Auch über die in dem Artikel am Ende angesprochenen problematischen Aspekte der Sicht. Die treten nämlich dann auf, wenn man die Sache wieder völlig einseitig, ohne Widersprüche und alles gleichmachend versteht. Zur allseitigen Verbundenheit gehört auch das Recht auf Kritik, Widerstand und Abgrenzung. Westliche Buddhisten neigen aber leider vielfach dazu, das wieder auszuschließen und alles vereinheitlicht und glattgebügelt zu machen.