Beiträge von Helgo im Thema „Psychotherapie & Buddhismus“

    Hier ist etwas, was -wahrscheinlich- zwar nicht Psychotherapie genannt werden würde, aber vielleicht "Coaching", von daher paßt diese kleine Sutta vielleicht in den Thread:


    Jedenfalls paßt es doch ziemlich gut zu dem was Noreply oben anmerkt ("Selbsthilfe"):

    :idea: Psychologie würde oder wird zur Lehre Buddhas führen, die ja erst Bedeutung für ein Individuum erlangt, wenn Gier, Abneigung, Trauma ein wenig ihre Last verloren haben.

    Psychologie führt mich weg vom Glauben an Hilfe durch andere und hin zur Selbsthilfe. Buddha leitet mich dann zur wirklichen Selbstständigkeit.

    Upps, bei meinem vorigen Post vielleicht ein bißchen weit vom eigentlichen Thread abgekommen. Sorry... Ggflls löschen... (man kann anscheinend nach 1/2 Std nicht mehr editieren?)

    Kann ich meine Persönlichkeit einfach so ändern oder muss ich mich zehn Jahre beim Psychoanalytiker auf die Couch legen oder zehn Jahre über die Leerheit meditieren?

    ... nur eine kurze Anmerkung, weil das so abstrakt wie alternativlos scheint: man/frau kann sich auch in die "Umwelt" begeben und sich neu erfahren. Z.b. aus meinem Studium und durch eine Freundin, die dort Lehrerin war, kenne ich etwas dieses "outward bound": in einem sozialen Kontext (Gruppe) neue Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit der natürlichen Umwelt machen, neue Stärken entwickeln oder vielleicht sogar schlummernde Talente entdecken, und tatsächlich sogar "die Persönlichkeit" entwickeln.


    Jemand die ich gut kenne, fast immer ohne Partner, ohne Kinder, hat sich getraut und macht (seit ein paar Jahren) Leihoma und entsprechende Erfahrungen und setzt sich dadurch Situationen aus, in denen "wahre" Lebensfreude entsteht - und durch das Erwecken & Üben schlummernder Talente sicherlich auch eine echte Persönlichkeitsentwicklung.


    Also, diese "Sitzen&Erkennen&Erleuchten" Sache ist a) nur *eine* Fahrtrichtung, die m.Mn.nach nur Leute unternehmen sollten, die auch eine natürliche Freude daran haben, und b) gibt es sie in so vielen Ausprägungen vor dem Buddha, nach dem Buddha und um den Buddha herum, daß man nicht bei jedem Meditationsstil Buddha drin findet, wenn auch Buddha drauf steht. Unsere "moderne Zeit" hat neben unendlich vielen unmenschlichen Dingen auch etliche Ansätze entwickelt, nach denen eine "positive" Persönlichkeitsentwicklung auch mit menschenfreundlichen Methoden, ohne brutales "Ego-Crunching" z.B. , stattfinden kann.

    (Psychoanalyse halte ich übrigens für ein weiteres ausgezeichnetes Hilfsmittel [in bestimmten Settings]. Ich füge das nur an, damit das bei meinem länglichen Kommentar zu deinem Text nicht ganz wegfällt)

    Hallo Mabli -

    ein Beispiel von "psychotherapie" sozusagen habe ich mal gefunden, da taucht auch das "Selbst" auf mit dem der Buddha operiert. In meiner homepage mit dem kleinen "Nano-Index in den PK" blättere mal auf den Intro in die Sutta mit "Tissa".


    SN22.84 (aus Palikanon.com, formatiert nach meinen Lesevorlieben) Ich weiß allerdings nicht, welches Pali-Wort hier mit "Selbst" übersetzt worden ist.

    Was ich hier jedenfalls gut finde: da ist kein "Ego-crunching" zu sehen sondern sogar ein freundliches, ermutigendes "...sei heiter, Tissa. Als Berater bin ich ja da...."












    (es ist allerdings keine psychotherapie sondern eher ein Training, eine Ermunterung zu entspannterer Übung, Coaching oder so, - weiß also nicht recht ob das hier überhaupt paßt)

    Hallo Mabli - deine Zitate aus Welwood fangen an mich zu interessieren. :)


    Bei diesen drei Zitaten klingt bei mir etwas anderes an: die "Brandrodung" gegen sie/ihre Muster, ist tatsächlich einfach eine Wiederholung ihrer Kindheitserfahrung, wenn ich das richtig verstehe. Und daher kennt sie diese -nichtakzeptierende- Härte ... und läßt sich auf den Weg ein, weil er ihr vertraut erscheint.


    Sie legte die Härte nicht ab, sondern richtete sie gegen sich selbst, und unterwarf sich ihren eigenen Härteansprüchen gegen sich selbst - ohne aber über ein alternatives Konzept, z.B. einer "akzeptierenden Güte" zu verfügen. ... Solch ein Prozeß muß äußerst selbstzerstörerisch sein, und in andauernder Absenz von Erfahrungen "liebender Güte" o.ä. bis zur moralischen und womöglich physischen Selbstdestruktion führen.



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    Ich habe noch einen, allerdings grundsätzlicheren Einwand: mir scheint (ohne daß ich wirklich Expertise hätte - bin weder Scholar noch Mönch) daß der Buddha mit seiner Zurückweisung eines "Atman" etwas anderes meint, als wir heute mit unserm Persönlichkeitskonzept "Selbst" oder "Ego". Selbst seine aller-heiligsten Zeitgenossen, Sariputta, Maha-Mogallana, Maha-Kassapa, Ananda, werden durchaus mit markanten Persönlichkeitsmerkmalen geschildert, die im Falle Maha-Kassapa und Ananda sogar zu einem dauernden, latenten Konflikt sich entwickeln konnten (der in der Konzilsszene nach dem Verscheiden des Buddha einmal deutlich aufbricht).


    Wir scheinen jedoch diesen wichtigen Unterschied zwischen dem vedischen/brahmanischen Konzept "Atman" und dem weltlichen Konzept "Persona" nicht zu kennen: diesen hypothetischen unvergänglichen "Splitter des Brahma" "Atman", den man im Laufe der Wiedergeburten herauskristallisieren und reinigen soll um den Kontakt zum allumfassenden "Brahman" (wieder-) zu finden - solch' einen unveränderlichen, ewigen Wesenskern (bzw deren Vorstellung im menschlichen Geist) nimmt der Buddha in den Fokus, und sagt: "ist nicht zu finden" und fordert: Leute gebt den Glauben daran auf! (Die Arbeit an den persönlichen Mängeln, an unethischen, unheilsamen, unweisen und/oder unsinnigen Verhalten/ Charakterzügen liegt dann auf einer ganz anderen Ebene) - - -


    - - - Wie gesagt, das obige ist eine persönliche Meinung, die keine mönchische oder tiefe wissenschaftliche Autorität beansprucht sondern ein ziemlich individuelles Pflänzchen Verständnis & Extrapolation, und das will ich hier auf keinen Fall zu einer eigenen Diskussion anstelle deiner Welwood-Betrachtung, die mich ja anfängt zu interessieren, ausweiten.