Beiträge von Sunu im Thema „Nagarjuna: Die Lehre von der Mitte“

    Je nach Gesellschaft bzw. Kultur kann "Ich" das oder jenes oder etwas anderes bedeuten. In unserer westliche Gesellschaft hat man allgemein sicher eine andere Vorstellung vom "ich", als in einer fundementalreligiösen. Jede Kultur hat aber die Neigung, die eigene Konvention für die "Wahre" zu halten. Auch ein vielfältige, eher chamäleonhafte Definition vom Ich, kann man als die "einzig Wahre bzw. Wirkliche" betrachten. Das ist dann umso schwerer als Attaglaube zu entlarven.

    Während bei Tieren, das woran angehaftet ist, durch die Bedüfnisse (Gesundheit, Nahrung, Sexualität, Brutpflege, Status) Recht klar umrissen ist, ist es ja beim Menschen so, dass er da an allen möglichen Anhaften kann, das heißt alles mögliche zu seinem Ich erklären kann. Das merkt man ja gut, an extremen Leuten, die sich ganz einer Sache verschrieben haben. Der Revolution, der Wissenschaft, der Religion, der Macht, der Kunst, dem Vernügen, dem Schachspiel, dem Gewinnstreben. Und von daher sind dich dann geldgierige Kaufleute, machtunkene Warlords oder Künstlerseelen untereinander ähnlicher als den Zeitgenossen. Und sogar Nerds gab es ja schon früher. Man denke an die Sage von Wieland dem Schmied oder Dädalus.


    Von daher ist es ja so dass die Leute die im Palikanon vorkommen gar nicht unbedingt so fremd rüberkommen. Der Hauptmann der für den Krieg lebt, der Schauspieldirektor, gelehrte Brahmanen der durchgeknallte Massenmörder Angulimala, verwöhnte Kaufmannssohn. Ist es wirklich so, dass "wir" "heutzutage" ganz anders sind? Oder ist viel davon nur Dünkel?

    Wir als Menschen sind nicht ganz anders. Das drumherum ist kulturbedingt aber anders. Es ist noch nicht lange her, da war klar, dass Hans Bäcker ist, weil sein Vater und sein Großvater schon Bäcker war. Heute geht's eher darum sich selbst zu finden und zu verwirklichen und dabei aber möglichst flexibel auf eine schnelllebige Zeit zu reagieren. Deshalb kann man aber nicht sagen, dass Attaglaube heute keine Rolle mehr spielt.

    Ich frage mich auch: Ist dieses Selbst mehr Kern oder mehr aufnehmendes Gefäß?

    Es ist so oder so eine Konvention.

    Je nach Gesellschaft bzw. Kultur kann "Ich" das oder jenes oder etwas anderes bedeuten. In unserer westliche Gesellschaft hat man allgemein sicher eine andere Vorstellung vom "ich", als in einer fundementalreligiösen. Jede Kultur hat aber die Neigung, die eigene Konvention für die "Wahre" zu halten. Auch ein vielfältige, eher chamäleonhafte Definition vom Ich, kann man als die "einzig Wahre bzw. Wirkliche" betrachten. Das ist dann umso schwerer als Attaglaube zu entlarven. Das hat auch Nagarjuna erkannt :


    "Die Leerheit wurde von den „Siegreichen“, den Buddhas, als Zurückweisung jeglicher Ansicht gelehrt. Diejenigen aber, für welche die Leerheit eine Ansicht ist, die wurden für unheilbar erklärt."


    Nicht selten prallen 2 versch. Ansichten bzw. kulturell bedingte, konventionelle Identitäten aufeinander... Die beteiligten denken jeweils man müsse die eigene, wahre Identität vor der anderen, falschen Identität verteidigen. Mit den entsprech. leidigen Folgen.

    Es gibt ein konventionelles, d.h. bedingt entstandenes ich... Man einigt sich z. B. auf den Namen Helmut. Damit ist nicht nur eine Person in diesem Augenblick gemeint. Es ist ja nicht so, dass man sich nächsten Augenblick auf Peter und einen Wimpernschlag später wieder auf einen anderen Namen einigt. Auch wenn eine Änderung der ursprünglichen Konvention möglich ist, so existiert diese Person immer nur konventionell. Darüber hinaus... Mu.

    Wenn der Attaglaube erloschen ist, dann ist da nichts mehr zu beweisen. Das macht schon einen Unterschied. Veränderung bzw. das sich neu erfinden, um eine Existenz (von was ? ) zu beweisen, da dreht sich doch nur alles um einen angenommenen, permanenten Mittelpunkt.

    Die Frage war ja eher, worin denn der Attaglaube besteht, bevor er erloschen ist. In einem unabänderlichen und ewigen sichselbstgleichen Ich oder in einen unternehmerischen chamäleonhaften Selbst?

    Mit Atta ist immer das Unabänderliche, Ewige gemeint. Auch wenn das drumherum durchaus chameleonhaft zugehen kann... Es ist eben der Glaube an den unabänderlichen Kern.

    Wenn der Attaglaube erloschen ist, dann ist da nichts mehr zu beweisen. Das macht schon einen Unterschied. Veränderung bzw. das sich neu erfinden, um eine Existenz (von was ? ) zu beweisen, da dreht sich doch nur alles um einen angenommenen, permanenten Mittelpunkt.

    Ich würde da fragen, wer glaubt denn an sowas? Also an ein unabänderliches und immer sich selbst gleiches Ich. Das hieße ja zu glauben, dass keine Entwicklung möglich ist, dass ich mich nicht verändern kann.


    Oder mit Bert Brecht:


    »Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: ›Sie haben sich gar nicht verändert.‹ ›Oh!‹ sagte Herr K. und erbleichte.«

    Wer glaubt nicht daran ? Die Menschheit sucht nach ihrem Ursprung... Glaubt an Gott, oder an die Weltformel.. Etwas aus dem alles entstanden ist, wodurch alles erklärt werden kann. Das wäre der entgültige Ursprung.. .. Der ursprungslose Ursprung, d.h. etwas was aus sich heraus besteht. Eben diese unabänderliche, immer gleiches Selbst, aus dem sich alles entwickelt haben soll... Und selbst wenn einer behauptet, dass er an die Unendlichkeit glaubt, dann steckt doch wieder nur der Glaube dahinter, dass der Ursprung in der Unendlichkeit zu finden wäre...