Quote from J. Garfield (Vorwort zu Ocean of Reasoning)
Nagarjuna is easily the most important philosophical figure in the Buddhist
world after the historical Buddha himself.
[...]
[Mulamadhyamakakarika] is, however, a very difficult text to read and to interpret, and modern interpreters differ among themselves about the correct way to read it at least as much as canonical interpreters. Nagarjuna has been read as an idealist (Murti 1960), a nihilist (Wood 1994), a skeptic (Garfield 1995), a pragmatist (Kalupahana 1986), and as a mystic (Streng 1967). He has been regarded as a critic of logic (Inada 1970), as a defender of classical logic (Hayes 1994), and as a pioneer of paraconsistent logic (Garfield and Priest 2003).
Nagarjuna argues that this doctrine of emptiness is a middle path between two extreme positions: reificationism and nihilism. To reify phenomena is to regard them as existing with essences, as existing independently. To be nihilistic is to take the fact that they are empty of essence and exist merely dependently as their complete nonexistence, and hence to regard empirical reality as entirely false.
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Übersetzung.
"Nagarjuna ist die wichtigste philosophische Figur in der buddhistischen Welt nach dem historischen Buddha selbst.
[...]
[Mulamadhyamakakarika] ist ein sehr schwer zu lesender und zu interpretierender Text. Moderne Interpreten sind sich genauso wenig einig, was die Lesarten des Textes betrifft, wie kanonische Interpreten. Nagarjuna wurde als ein Idealist (Murti 1960), ein Nihilist (Wood 1994), ein Skeptiker (Garfield 1995), ein Pragmatist (Kalipahana 1986), und als ein Mystiker (Streng 1967) gelesen. Er wurde als ein Kritiker der Logik (Inada 1970), als ein Verteidiger der klassischen Logik (Hayes 1994) und als ein Pionier der parakonsistenten Logik (Garfield and Priest 2003) betrachtet.
[...]
Nagarjuna argumentiert, dass diese Doktrin der Leerheit ein mittlerer Pfad zwischen zwei Extremen ist: Verdinglichung und Nihilismus. Phänomene zu verdinglichen bedeutet sie als Phänomene mit Essenz, als unabhängig existierend zu betrachten. Nihilistisch zu sein bedeutet, den Fakt, dass Phänomene keine Essenz haben und bloß abhängig existieren, so zu verstehen, dass sie nicht existieren. also die empirische Realität komplett als falsch zu betrachten."
Nagarjuna scheint ein wichtiger, wenn nicht der zentrale, Autor für den Mahayana Buddhismus zu sein. Gleichzeitig scheint er schwer einzuordnen zu sein und es gibt vielleicht gerade deswegen viele unterschiedliche Lesarten seiner Philosophie.
Bei den beiden Extremen Verdinglichung und Nihilismus musste ich sofort an den marxistischen Begriff der Verdinglichung denken wie er von Lukacs geprägt wurde. Ich bin da vorsichtig mit voreiligen Interpretationen, aber vielleicht ist ja der Warenfetisch von Marx ein Paradebeispiel für eine solche Verdinglichung.
Eine Ware scheint auf den ersten Blick ein selbstverständliches, triviales Ding. Ihre Analyse ergibt, daß sie ein sehr vertracktes Ding ist, voll metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer Mucken. Soweit sie Gebrauchswert, ist nichts Mysteriöses an ihr, ob ich sie nun unter dem Gesichtspunkt betrachte, daß sie durch ihre Eigenschaften menschliche Bedürfnisse befriedigt oder diese Eigenschaften erst als Produkt menschlicher Arbeit erhält. Es ist sinnenklar, daß der Mensch durch seine Tätigkeit die Formen der Naturstoffe in einer ihm nützlichen Weise verändert. Die Form des Holzes z.B. wird verändert, wenn man aus ihm einen Tisch macht. Nichtsdestoweniger bleibt der Tisch Holz, ein ordinäres sinnliches Ding. Aber sobald er als Ware auftritt, verwandelt er sich in ein sinnlich übersinnliches Ding. Er steht nicht nur mit seinen Füßen auf dem Boden, sondern er stellt sich allen andren Waren gegenüber auf den Kopf und entwickelt aus seinem Holzkopf Grillen, viel wunderlicher, als wenn er aus freien Stücken zu tanzen begänne.