Deine Aussage "Rein induktives Vorgehen würde ja jede Vorannahmen oder Lehren ausschließen" entspricht genau meiner Kritik an den doktrinären Aussagen des Theravada dazu, denn man kann die Theravada-Einsichten auch als Auto-Suggestionen infolge vertrauenserweckender Belehrung verstehen.
Du formulierst hier, wie meistens, mit großer Sicherheit und ohne jeden Zweifel. Trotzdem habe ich immer wieder das Gefühl, Du hast in keiner der beiden Richtungen längere Zeit praktiziert hast, oder? Sondern mir scheint, Du entnimmst Deine Erkenntnisse der theoretischen Analyse von Schriften.
"Doktrinäre Aussagen des Theravada", die eine zentrale praktische Bedeutung für die Überwindung von Dhukka haben, sind die Vier Edlen Wahrheiten und der Achtfache Pfad. Und die wesentliche Aufforderung ist es, diese Aussagen in der Praxis zu überprüfen. Keine einzige dauerhafte Einsicht entsteht durch Belehrungen, sorry, das ist einfach Unsinn, das ist auch im Palikanon nicht das, was der Buddha vorschlägt. Sondern: Komm und sieh!
An dieser Stelle möchte ich auch Dir, Helmut, etwas widersprechen. Theoretisch kann man diese Unterscheidung treffen, so wie Du es getan hast, das sehe ich auch so. Aber praktisch hat auch im Theravada die Überwindung von Anhaftungen zwei Aspekte: Anatta, also in Deinem Sinne. Aber ebenso, dass wir an externen Dingen und Kategorien anhaften, denen wir Stabilität und Sicherheit andichten, obwohl sie bedingt entstanden und vergänglich sind.
Das wäre ja auch eine ziemliche Leistung, das Prinzip des bedingten Entstehens kompetent auf die Ich-Illusion anzuwenden, dieses Prinzip aber für den Rest der Welt in Bezug auf Anhaftungen und Dhukka auszublenden. Dem Prinzip der Bedingtheit und Vergänglichkeit ständig über den Weg zu laufen ist IMHO unvermeidlich, wenn man es erst einmal erforscht hat.
Liebe Grüße,
Aravind.