Beiträge von Helmut im Thema „Was ist analytische Meditation?“

    Zielt denn die Gelugpa Schule nicht auf eine nicht-konzeptionelle Wahrnehmung?

    Das trifft nicht nur für die Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus zu, sondern für alle buddhistischen Lehrmeinungssysteme. Die Unterschiede zwischen den Lehrmeinungssystemen bestehen in dem Objekt dieser nicht-konzeptuellen Wahrnehmung, die eine unmittelbare nicht-begriffliche Wahrnehmung ist.


    In den Hinayana-Schulen, von denen heutzutage nur noch das Theravada vorhanden ist, verwirklicht man die nicht-konzeptionelle Wahrnehmung der Selbstlosigkeit der Person, weil man davon ausgeht, dass dadurch Samsara überwunden und die Arhatschaft erreicht werden könne, also die dritte edle Wahrheit verwirklicht wird.


    Im Mahayana hat man dann nicht nur eine nicht-konzeptionelle Wahrnehmung der Person erklärt, sondern, dass es darüber hinaus auch notwendig ist, eine nicht-konzeptionelle Wahrnehmung aller Phänomene zu verwirklichen, um Nirvana zu verwirklichen.


    Oliver Petersen spricht in dem Vortrag jedoch von einspitziger Konzentration als Bedingung von Meditation (und ich verstehe hier: auch von analytischer Meditation). Oder meint er damit Shamata?

    Wie bekannt, habe ich von tibetischen Buddhismus keine Ahnung. Aber vielleicht ist mit Bedingung "vorausgehend" gemeint? So wird es im Theravada-Vipassana praktiziert. Erst Einspitzigkeit, dann Öffnung zur Vipassana-Meditation.

    Das was O.Petersen und Aravind sagen bezieht sich auf die klassische Meditation wie sie im indischen Buddhismus entwickelt wurde.


    Grundlage ist die Entwicklung von Samatha und Vipasyana sowie die Verbindung von Samatha und Vipasyana zu einer Einheit. Das sind drei Schritte der Übung, die genau in dieser Reihenfolge geübt und verwirklicht werden. Die Einheit von Samatha und Vipasyana bildet dann die Grundlage für weitergehende Meditationen.


    Samatha ist eine konzentrative Meditation, die zu geistiger Ruhe führt, weil man konzentriert Hindernisse des Geistes überwindet. Vipasyana ist eine analytische Meditation, die zu besonderer Einsicht oder Weisheit führt. Wenn man beides entwickelt hat im eigenen Geist, verbindet man sie miteinander.


    Die Meditationen die auf der Grundlage dieser Einheit von Samatha und Vipasyana durchführt werden, können konzentrative oder analytischen Meditationen sein. Ob eine Meditation analytisch oder konzentrativ ist, hängt davon ab, wie sich der eigene Geist in der Meditation mit dem Meditationsobjekt befasst. In der analytischen Meditation untersucht man ein Objekt von verschiedenen Aspekten her mit Argumenten. Bei der konzentrativen Meditation wird der Geist einspitzig auf das Objekt ausgerichtet und er konzentriert sich so auf das Objekt ohne dass begriffliche Untersuchungen stattfinden.