Posts from Thorsten Hallscheidt in thread „Wellness-Buddhismus“

    Ich befürchte auch, dass ich hier zu viel präsent bin, es übertreibe was dann einen negativen Effekt hat.

    Ich glaube, da musst Du Dir keine Sorgen machen. :) Es ist doch schön, wenn jemand viele Fragen hat, und es ist auch schön, wenn viele verschiedene Antworten zusammen kommen. Da haben alle was davon, finde ich – von Fragen und von Antworten.

    Denn mit Wellness-Buddhismus fängt alles an, ganz egal, wie der Begriff gedeutet wird.

    Nö, mit dem Leiden fängt alles an, indem man merkt, dass man mit seinen Vorstellungen und Plänen immer vor die Wand rennt. Das ist der Anfang. Und dann kommen die Seelenfänger, die versprechen, dass mit Methode A,B,C und jeder Menge Kleingeld, das Glück von alleine kommt. Und gerade vor denen muss man sich als Anfänger sehr hüten!

    sich flexibel zeigt und die Menschen nicht überfordert, wenn es darum geht, sie mitzunehmen.

    Jo. Nur auf die falsche Fährte bringen, indem der Buddhismus in seiner light-Version seiner Grundlagen beraubt wird zugunsten eines angenehmen Lebens- und Geschäftsmodells, ist meiner Ansicht nach nicht so vorteilhaft. Man muss ja auch nicht alles gleich Buddhismus nennen. Wellness reicht ja vielleicht auch.

    Karl-Otto

    Ich würde nun Thich Nhat Hanh nicht zu Buddhismus light zählen – vor allem, weil bei ihm die umfassende ethische Ausrichtung sehr im Zentrum steht und so eher dem entspricht, was Maha unter diesem Begriff vorgeschlagen hatte. Zudem macht Thich Nhat Hanh auch aus den Grundlagen des Buddhismus keinen Hehl, wie viele seiner Veröffentlichungen und Vorträgen zeigen.

    Den Begriff Buddhismus light verbinde ich mit einer Unterscheidung von Alexander Berzin zwischen einem auf dieses Leben ausgerichtete Buddhismus und einem, der es mit dem Glauben an Wiedergeburt und Karma ernst meint.

    Wenn das die Grundlage eines Buddhismus light ist, dann ist das eine wirklich gute Sache. Aber dann müsste Buddhismus light darauf bestehen, z.B. dem Klimaschutz, dem Artenschutz vor dem eigenen Wohlstand oberste Priorität einzuräumen, oder? Und das sehe ich eher nicht, wenn es bei SPA Einführung in die Meditation gibt.

    Moin Karl-Otto,


    Jo... klar. Aber was geschieht, wenn jemand mit so einem Buddhismus-light dann auf den echten Buddhismus trifft? Ist ein Buddhismus light, der die Grundlagen des Buddhismus verschweigt oder negiert eine gute Grundlage für weitergehendes Interesse?

    Wellness-Buddhismus ist nicht schlecht oder böse. Es gibt nur ein paar Dinge, durch die der Begriff Buddhismus nicht zu dem Lebens- und Unternehmensmodell Wellness passt.


    Wenn ich die vier Siegel vergegenwärtige, die eine Lehre als buddhistische auszeichnen, sehe ich, dass Wellness in eine Richtung weist, der Buddhismus aber in eine andere.


    Alle Phänomene sind leidvoll

    Wellness hat zum Ziel, möglichst viele unangenehme Phänomene durch angenehme zu ersetzen, indem man durch eine ganzheitliche Strategie, das seelische, körperliche und soziale Glück steigert. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden. Aus buddhistischer Perspektive fallen diese Bemühungen allerdings in die erste edle Wahrheit, in der neben Alter, Krankheit und Tod auch das Leid des Wandels beschrieben wird.


    Quote

    Was aber ist das Leiden im Vereintsein mit Unliebem? Was da für einen unerwünschte, unerfreuliche, unangenehme (Objekte sind, wie) Formen, Töne, Gerüche, Geschmäcke, Berührungen, Gedanken oder (Wesen,) die einem Schaden wünschen, Unheil, Unannehmlichkeit und Unsicherheit wünschen,—die Begegnung mit solchen, die Zusammenkunft, das Zusammentreffen, die Verbindung mit ihnen: das ist das Leiden im Vereintsein mit Unliebem.


    Was aber ist das Leiden im Getrenntsein von Liebem? Was da für einen erwünschte, erfreuliche, angenehme (Objekte sind, wie) Formen, Töne, Gerüche, Geschmäcke, Berührungen und Gedanken oder (Wesen,) die einem Gutes wünschen, Glück, Wohlbefinden und Sicherheit wünschen, — der Begegnung mit solchen ermangeln, mit ihnen nicht zusammenkommen und zusammentreffen, mit ihnen nicht verbunden sein: das ist das Leiden im Getrenntsein von Liebem.


    Quelle


    Alle Phänomene sind unbeständig

    Der Wellness-Urlaub hat neben dem psychischen Wohlbefinden vor allem das körperliche Wohlbefinden zum Ziel. Besonders das Altern und der Alterungsprozess sind hier im Fokus. Es wird suggeriert, dass, wenn man nur das richtige Wellness-Programm verfolgt und die richtigen kosmetischen Mittel benutzt, man die Konsequenzen von Altern und Tod für eine gewisse Zeit aufhalten, mindestens aber verlangsamen kann. Aus buddhistischer Perspektive ist aber gerade das Ignorieren oder Aufhalten-Wollen von Altern, Tod, Unbeständigkeit und Vergänglichkeit, eine der Ursachen für das Leiden.


    Alle Phänomene sind ohne Selbst

    Indem dem Körper und der äußeren Erscheinung des Körpers so große Aufmerksamkeit gewidmet wird, findet eine sehr starke Identifikation mit dem Körper und den psychischen Erscheinungen statt, die auf diesem Selbstbild basieren. Daher ist der Satz: Ich kümmere mich jetzt mal nur um mich, zentral für die Motivation, ein Wellness-Angebot zu nutzen. Der Buddhismus geht hier den gegenteiligen Weg:



    Nirwana ist Frieden
    Ein Wellness-Urlaub tut sicher sehr gut. Eine schöne Umgebung, freundliche Menschen, gutes Essen, Entspannung und körperliche Bewegung verbessern das Lebensgefühl ohne Frage – für eine bestimmte Zeit. Dann schlägt das Pendel wieder in die andere Richtung. Zu Hause angekommen, wartet wieder das alte Leben, die alten Anforderungen, die alten Probleme. Echter Frieden ist so aus buddhistischer Perspektive nicht zu finden. Echter Friede besteht aus der Reduktion und dem Ende von Gier, Hass und Unwissenheit. Durch einen Wellness-Urlaub wird aber die Anhaftung an sinnlich, psychisch und körperlich angenehme Zustände zementiert, was sehr deutlich daran wird, wie unangenehm nach solchen Episoden es ist, ins alte Leben zurückzukehren.


    Wellness löst das ontologische Problem nicht, das der Buddha mit den vier edlen Wahrheiten beschrieben hat, im Gegenteil, es verstärkt die Anhaftung an Schönes, Angenehmes und die Sehnsucht nach Beständigkeit und Glück, ewiger Jugend und Spaß. Daher schließen sich die Begriffe Buddhismus und Wellness im Grunde aus. Auch ist Wellness kein geschicktes Mittel, weil diese Praxis – wie oben beschrieben – dem buddhistischen Weg im Grunde zuwiderläuft und gegen viel Geld viele Illusionen verkauft.