Wellness-Buddhismus ist nicht schlecht oder böse. Es gibt nur ein paar Dinge, durch die der Begriff Buddhismus nicht zu dem Lebens- und Unternehmensmodell Wellness passt.
Wenn ich die vier Siegel vergegenwärtige, die eine Lehre als buddhistische auszeichnen, sehe ich, dass Wellness in eine Richtung weist, der Buddhismus aber in eine andere.
Alle Phänomene sind leidvoll
Wellness hat zum Ziel, möglichst viele unangenehme Phänomene durch angenehme zu ersetzen, indem man durch eine ganzheitliche Strategie, das seelische, körperliche und soziale Glück steigert. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden. Aus buddhistischer Perspektive fallen diese Bemühungen allerdings in die erste edle Wahrheit, in der neben Alter, Krankheit und Tod auch das Leid des Wandels beschrieben wird.
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Was aber ist das Leiden im Vereintsein mit Unliebem? Was da für einen unerwünschte, unerfreuliche, unangenehme (Objekte sind, wie) Formen, Töne, Gerüche, Geschmäcke, Berührungen, Gedanken oder (Wesen,) die einem Schaden wünschen, Unheil, Unannehmlichkeit und Unsicherheit wünschen,—die Begegnung mit solchen, die Zusammenkunft, das Zusammentreffen, die Verbindung mit ihnen: das ist das Leiden im Vereintsein mit Unliebem.
Was aber ist das Leiden im Getrenntsein von Liebem? Was da für einen erwünschte, erfreuliche, angenehme (Objekte sind, wie) Formen, Töne, Gerüche, Geschmäcke, Berührungen und Gedanken oder (Wesen,) die einem Gutes wünschen, Glück, Wohlbefinden und Sicherheit wünschen, — der Begegnung mit solchen ermangeln, mit ihnen nicht zusammenkommen und zusammentreffen, mit ihnen nicht verbunden sein: das ist das Leiden im Getrenntsein von Liebem.
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Alle Phänomene sind unbeständig
Der Wellness-Urlaub hat neben dem psychischen Wohlbefinden vor allem das körperliche Wohlbefinden zum Ziel. Besonders das Altern und der Alterungsprozess sind hier im Fokus. Es wird suggeriert, dass, wenn man nur das richtige Wellness-Programm verfolgt und die richtigen kosmetischen Mittel benutzt, man die Konsequenzen von Altern und Tod für eine gewisse Zeit aufhalten, mindestens aber verlangsamen kann. Aus buddhistischer Perspektive ist aber gerade das Ignorieren oder Aufhalten-Wollen von Altern, Tod, Unbeständigkeit und Vergänglichkeit, eine der Ursachen für das Leiden.
Alle Phänomene sind ohne Selbst
Indem dem Körper und der äußeren Erscheinung des Körpers so große Aufmerksamkeit gewidmet wird, findet eine sehr starke Identifikation mit dem Körper und den psychischen Erscheinungen statt, die auf diesem Selbstbild basieren. Daher ist der Satz: Ich kümmere mich jetzt mal nur um mich, zentral für die Motivation, ein Wellness-Angebot zu nutzen. Der Buddhismus geht hier den gegenteiligen Weg:
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"Was aber vergänglich, ist das weh' oder wohl?"
"Weh', o Herr!"
"Was aber vergänglich, wehe, wandelbar ist, kann man etwa davon behaupten: 'Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst'?"
"Gewiß nicht, o Herr!"
"Was meint ihr wohl, Mönche: ist das Gefühl, die Wahrnehmung, die Unterscheidung, das Bewußtsein unvergänglich oder vergänglich?"
"Vergänglich, o Herr!"
"Was aber vergänglich, ist das weh' oder wohl?"
"Weh', o Herr!"
"Was aber vergänglich, wehe, wandelbar ist, kann man etwa davon behaupten: 'Das gehört mir, das bin ich, das ist mein Selbst'?"
"Gewiß nicht, o Herr!"
"Darum also, ihr Mönche: was es auch für eine Form sei, vergangene, zukünftige, gegenwärtige, eigene oder fremde, grobe oder feine, gemeine oder edle, ferne oder nahe: alle Form ist, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit also anzusehn: 'Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.'
Was es auch für ein Gefühl, was es auch für eine Wahrnehmung, was es auch für eine Unterscheidung, was es auch für ein Bewußtsein sei, vergangenes, zukünftiges, gegenwärtiges, eigenes oder fremdes, grobes oder feines, gemeines oder edles, fernes oder nahes: alles Gefühl, alle Wahrnehmung, alle Unterscheidung, alles Bewußtsein ist, der Wahrheit gemäß, mit vollkommener Weisheit also anzusehn: 'Das gehört mir nicht, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.'
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Nirwana ist Frieden
Ein Wellness-Urlaub tut sicher sehr gut. Eine schöne Umgebung, freundliche Menschen, gutes Essen, Entspannung und körperliche Bewegung verbessern das Lebensgefühl ohne Frage – für eine bestimmte Zeit. Dann schlägt das Pendel wieder in die andere Richtung. Zu Hause angekommen, wartet wieder das alte Leben, die alten Anforderungen, die alten Probleme. Echter Frieden ist so aus buddhistischer Perspektive nicht zu finden. Echter Friede besteht aus der Reduktion und dem Ende von Gier, Hass und Unwissenheit. Durch einen Wellness-Urlaub wird aber die Anhaftung an sinnlich, psychisch und körperlich angenehme Zustände zementiert, was sehr deutlich daran wird, wie unangenehm nach solchen Episoden es ist, ins alte Leben zurückzukehren.
Wellness löst das ontologische Problem nicht, das der Buddha mit den vier edlen Wahrheiten beschrieben hat, im Gegenteil, es verstärkt die Anhaftung an Schönes, Angenehmes und die Sehnsucht nach Beständigkeit und Glück, ewiger Jugend und Spaß. Daher schließen sich die Begriffe Buddhismus und Wellness im Grunde aus. Auch ist Wellness kein geschicktes Mittel, weil diese Praxis – wie oben beschrieben – dem buddhistischen Weg im Grunde zuwiderläuft und gegen viel Geld viele Illusionen verkauft.