Beiträge von Anna Panna-Sati im Thema „Sind die klassischen Texte insgesamt für jeden Buddhisten verbindlich?“

    Die akademische Buddhologie ist sich weitgehend darüber einig, dass die uns heute vorliegenden Texte NICHT wie eine Mitschrift original Buddhawort sein können. Zwischen gesprochenem Wort und Niederschrift sind 400 oder 500 Jahre vergangen. Es hat mehrere Übersetzungsszenarien gegeben, viel Interpretationsarbeit, bei der Mönche das vorliegende Matarial an die Bedürfnisse ihrer Zeit angepasst haben und die Texte redaktionnell bearbeiteten.


    Der Oriantalist Johannes Bronkhorst z.B. schreibt, die klasssichen Texte seien sicher nicht Buddhawort aber sie enthalten Buddhawort

    Ausgehend von diesen Fakten könnte man die klassischen Texte als "Grundorientierung" betrachten und sie jeweils kritisch-gewissenhaft, aber wohlwollend, auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen.

    Dabei mag es , wie von Thorsten Hallscheidt beschrieben und Hendrik eingeräumt, zeitweise zu Änderungen im Erkenntnisstand kommen, die ggf. eine neue Bewertung hervorbringen.

    Alles ist im Fluss....

    Wenn ihr aber, Kalamer, selber erkennt: Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden‘, dann o Kalamer, möget ihr sie aufgeben.“ Das gilt für mich auch und gerade für die klassischen Texte, die eben NICHT autoritatives Buddhawort sind, sondern Ausdruck des Glaubens und des Erkenntnisstands der Väter, dem ich mich anschließen kann oder auch nicht.

    Ob das Kalama Sutta wirklich "Buddhawort" ist? Auf jeden Fall klingt es sehr vernünftig...

    (Wer sind eigentlich die "Verständigen", die tadeln? Manchmal werden sie ja auch als "Weise" übersetzt - also ebenfalls wieder Autoritäten, deren Beurteilung man sich anschließen kann - oder nicht...)

    Die Vier Edlen Wahrheiten stellen eine spätere Systematisierung der Lehren dar und wurden von Buddha niemals in dieser Weise gelehrt. Ist das allen hier im Forum und in den Sanghen klar?

    Ich fürchte: nicht wirklich!

    Man vergisst in seiner Faszination und Begeisterung für die Lehre allzu leicht, dass es noch nicht mal 100 % ig sicher ist, dass es den historischen Buddha überhaupt gab...


    Für viele mag es eine Glaubensfrage sein und wer glaubt, hat meist gute Gründe dafür - er WILL glauben.

    Bevor praktiziert wird, sollte wohl zumindest etwas Glaube und Vertrauen vorhanden sein, dass die Lehre "wahr" ist, sonst fehlt es wahrscheinlich an Ernsthaftigkeit und Ausdauer.

    Es heißt in Diskussionen in 99,99% der Fälle "Buddha hat gesagt", dabei müsste es redlich heißen: "Man sagt, Buddha habe gesagt..." oder, "In den klassischen Texten heißt es, Buddha habe gesagt..." oder "Die Alten sagen, Buddha habe gesagt...". Ist das allen hier im Forum und in den Sanghen zum klar?


    Würde man letzeres praktizieren, manche Diskussion um Inhalte würde höflicher verlaufen, weil sich die Beteiligten darüber im klaren sind, dass wir über Gehörtes aus dritter, vierter usw. Hand sprechen, über eine Interpretation der Lehre und nicht über authentisches Buddhawort.

    Ach, schön wär's ja.... :? :)

    Wenn man höflich sein will, kann man es auch sein, egal, ob über Originalzitate oder Interpretationen diskutiert wird.

    Buddha hat gesagt bedeutet: Aus der Sicht eines erwachten Menschen stellt sich die Realität folgendermaßen dar.

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