Beiträge von eitelpfuetze im Thema „Sind die klassischen Texte insgesamt für jeden Buddhisten verbindlich?“

    Letztlich ging es mir in diesem Thread ja eher darum, diejenige Persönlichkeitsansicht aufzuzeigen, die anscheinend schon auch vor mehr als 2000 Jahren verdeutlich wurde. Ich finde das ziemlich erwacht, zu verstehen dass der Glaube an eine einmalige Geburt eben ein Glaube ist der auch Folgen hat. Und da erkläre ich vor meinem Verstehen, welches nicht an Texte und dem was andere erklären gebunden ist. Aber was man auch in buddh Quellen erklärt bekommen kann. Insofern finde ich die entsprechenden Erklärungen verbindlich.


    Und warum musst du das denen sagen? Was änderte es daran, dass man in diesen Texten eine Beschreibung über das Dasein erkennen kann die man selbst vernünftig und richtig findet?

    Sollen andere Menschen nun doch nach der Meinung eines Teiles der Religionswissenschaftler gehen die du meinst?

    Ich finde das offen gesprochen unmöglich und muss wohl einen Platz finden wo man nicht so aburteilen will.

    So ganz verstehe ich das noch nicht. Die wörtliche Auslegung der Bibel ist doch gerade ein zentraler Teil der Selbstdefinition der meisten evangelikalen christlichen Strömungen. Wenn nicht sogar von allen.


    Da müsste ich mich mit Evangelikalen unterhalten. Mag sein dann habe ich damit nicht Recht. Jedenfalls ist es wohl mit Buddhisten verständlicherweise eher nicht so.


    Ist Klarheit für dich das: die klassischen Texte werden von der buddh Community so gelesen wie von einem evangelikalen Christen die Bibel? Ich denke es gibt da eben solche und solche. Unvoreigeneommene Textgläubigkeit gibt es überall aber nicht alle lesen diese Texte so.


    Das brauche ich nicht anzuschauen. Es ändert ja auch nichts an meiner Feststellung. Ich finde das offen gesprochen unmöglich und muss wohl einen Platz finden wo man nicht so aburteilen will.

    Mit aussen meinte ich etwas was man als ausserhalb der skandhas 'liegend' denkt. Beispielsweise einen Urknall als erste und letzte Bedingung 'des Lebens'.


    Es gibt eine Lehrrede in der konkret so ein Ausserhalb der skandhas als widersprüchliches Denken erklärt wird.

    In welcher Lehrrede geschieht dies? So allgemeine Aussagen haben nicht viel Wert, wenn der Kontext ausgeblendet wird.


    Bitte gerne.


    Zitat

    3. Sabba Vagga

    S.35.23 Alles - 1. Sabba Sutta


    Das hab ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthi, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche". - "Erlauchter" antworteten jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:


    "Alles will ich euch zeigen, ihr Mönche, das höret wohl. Was ist also, ihr Mönche, alles?

    • Das Auge ist es und die Formen,
    • das Ohr und die Töne,
    • die Nase und die Düfte,
    • die Zunge und die Säfte,
    • der Körper und die Gegenstände,
    • der Geist und die Dinge:

    das heißt man, ihr Mönche, alles.

    Wer, ihr Mönche etwa behaupten wollte: 'Ich werde solch ein <Alles> zurückweisen und ein <Alles> von anderer Art aufweisen,' und er würde über den Gegenstand seiner Behauptung befragt werden, so könnte er keinen Bescheid geben, würde vielmehr in weiteren Widerstreit geraten. Und aus welchem Grunde? Weil so etwas, ihr Mönche, nicht zu finden ist".


    https://www.palikanon.com/samyutta/sam35_030.html




    Dazu möchte ich mich korrigieren, bzw erklären wie es zu dieser unbedachten Äusserung von mir kam, bzw in welchem Sinn ich diese Unbedachtheit verstanden haben möchte. Dazu möchte ich ein wenig ausführen.



    Meine Motivation, mich an diesem Thread zu beteiligen lag darin, dem Urteil 'esoterische Fantasie' über die Vorstellung 'Wiedergeburt' Argumente entgegenzustellen. Das erste von mir vorgetragene Argument bestand darin, dass es eingestandermassen bessere Begriffe und Formulierungen gibt, um den besser als unpersönlich zu betrachtenden kreiselartigen Vorgang von Geburt und Altern und Tod und Geburt und Altern und Tod und Geburt und Altern und Tod usw kenntlich zu machen. Dass es andererseits allerdings auch relativ egal ist, welche Begriffe hierzu gewählt werden, denn dass man es persönlich auffasst ( --> 'Ich werde erneute Geburt und erneutes Altern erfahren') ist ja der 'normalbewussten' Ausgangslage geschuldet, die man ja auch viel zu knapp und ebenso missverständlich einfach 'atta Glaube' oder Persönlichkeitsglaube nennen kann.


    (weswegen der Kontext auch zu beachten wäre, wenn man die Klärungsqualität (die didaktische , sinnstiftenwollende Qualität) des Begriffes Wiedergeburt bewerten möchte)


    Da ich hinter der argumentativ offenbar ernst gemeinten Frage 'was wird wiedergeboren?' einen solchen Glauben (eine solche Veranlagung des Geistes) vermutete - allerdings in der Form, dass man sich denkt, es gibt nur eine einmalige Geburt und einen einmaligen Tod (für was oder wen eigentlich ...), also das was man in manchen buddhistischen Quellen als Vernichtungsansicht (über eine eigene oder fremde Personen) beschrieben sehen kann vermutete, wollte ich die weiteren vielen Fragen ermöglichen, die man sich


    a) bedacht stellen könnte, um zu der erhellenden und mit dem Herzen erfahrbaren also auch fühlbar schönen Einsicht zu gelangen, dass diese Frage nicht zu beantworten ist, und dass es um eine solch eindeutiges Selbstbild ja auch nicht geht sondern darum was man anstrebt.


    b) oder die man sich so stellen kann, dass man sich zum Teil sogar in wahnhaften Vorstellungen darüber verlieren kann.


    Diese Fragen wären zum Beispiel: Wer/was ist es denn, der/das wieder einen Kaffee trinkt, oder einen Tee, oder wer ist es denn, der wieder seine Eltern besucht oder seine Kinder etc.



    Nun zu meiner Unbedachtheit. Der normale Fall ist der dass man Objekte und Subjekte denkt und von Subjekten und Objekten spricht. Das heisst: die Welt (und ihre Phänomene) und die beobachtende Person. Im Fall der Persönlichkeitsansicht, die darauf hinausläuft das man ein eigenes selbst, also sich selbst :) aus etwas einzig und allein aus etwas anderem hervorgegangen sieht, als dem Nichtwissen als letzte nennbare Ursache aller Erscheinungen, erklärt man heute häufig so, dass dieser Gedanke zutage kommt: vor meiner (einzigen und dieseitigen) Geburt, gab es Prozesse die nichts mit diesem meinem Wesen zu tun haben. Konkret wird verwiesen auf wissenschaftliche Erklärungen, auf Evolutionstheorie mit der man sich und anderen ein eigenes Selbst als Folge der eigenen persönlichen Geburt vorangegangenen evolutionäreren Prozesse (dabei im Persönlichkeistwahn verstrickt vollkommen übersehend, dass die Evolutionstheorie keine Theorie zur Erklärung der Entstehung von Seelen sein kann, und mehr etwas anderes erklärt) erklärt.


    Insofern erkläre ich mir meine Unbedachtheit, indem ich der von mir gemeinten Lehrrede unterstellte, Buddha hätte hier ein Ausserhalb der Skandhas als widersprüchliches Denken deklariert. Meiner Auffassung nach läuft es ja bei denjenigen, die die Vorstellung über eine einmalige Geburt der eigenen Person hegen darauf hinaus, dass man ein anderes Alles denkt, als das was Buddha erklärte. In dieser Vorstellung über Alles denkt man sich ein davor von Prozessen die zu zur eigenen (!) Entstehung geführt haben, und dass ausserhalb des als eigen geglaubten Geistes, und insofern ausserhalb des eigenen Machtbereiches/Willensbereiches liegend. Ich versuche abschliessend eine Illustration zu dem Wurzelgedanken 'Vernichtungsansicht'. Da ist das was ich mit Ausserhalb meinte: der oder das freundliche Hervorbringer oder böse Täter (das ist Einstellungssache) die Welt oder Universum oder die Natur oder Evolution. Und daneben und insofern davon getrennt denkt man das beglückte Wesen oder das gefühlte Opfer der einmaligen Hervorbringung der eigenen Person.



    Wobei sich bei solchen Dualismen wie "innen" und "außen" zumindest mir die Frage aufdrängt: innen bzw. außen wovon? In Bezug auf was? Ein solches Konzept von "innen" und "außen" ist selbst ein Produkt des Bewusstseins, konkret ist es sakkaya ditthi.




    Nocheinmal genauer angesehen möchte ich den Daumen doch leider zurücknehmen. Denn auch wenn man sagt dass ein Konzept ein Produkt eines Bewusstseins ist, denkt man einen Dualismus. Da jeder Name (und Begriff) für sich wenigstens einen Dualismus schon impliziert, und dein Argument insofern wertlos ist, stellt sich dann mehr die Frage nach der Anwendung der Sprache. Ein Konzept 'innen' und 'aussen' (zB innerhalb der Grenzen des eigenen Körpers eigene Bewusstseinsvorgänge, ausserhalb davon die anderen Menschen, die Welt etc) muss ich nicht so klassifizieren wie du. Die mentale Anlage für den im tiefsten Sinn doch unüberbrückbar erscheinenden Grundgedanken Ich und nicht Ich in dem Sinn dass man rationalerweise unter nicht Ich eher die Welt, die anderen Menschen, die Umwelt verstehten möchte als das das Bewusstsein durch welches die Welt erscheint ist ja der normale Fall. Insofern kann man Sprache und Vorstellungen und 'das dualistische' bedacht aufgreifen und versuchen wollen was zu erklären. Und in dem Sinn möchte ich sogar zugespitzt dual (...) sagen, dass das Nichtwissen nicht in den Begriffen liegt und Formulierungen (selbst ..) liegt, obwohl es sich implizit natürlich zeigt, denn es steht ein Geist dahinter, der entscheidet (selbst ...) sie zu denken und zu präsentieren.

    Das Bewusstsein ein Produkt äußerer Bedingungen

    Die indriya (Sinnesfakultäten) des rupaskandha sind gewiss keine "äußere" Bedingung, wenn man schon zwischen "äußeren" und "inneren" Bedingungen unterscheiden will. Erst (und einzig) die Affizierung der indriya durch Kontakt (sparśa) wäre eine äußere Bedingung, die mit der inneren Bedingung des namarupa wechselwirkt.


    Wobei sich bei solchen Dualismen wie "innen" und "außen" zumindest mir die Frage aufdrängt: innen bzw. außen wovon? In Bezug auf was? Ein solches Konzept von "innen" und "außen" ist selbst ein Produkt des Bewusstseins, konkret ist es sakkaya ditthi.


    👍



    Mit aussen meinte ich etwas was man als ausserhalb der skandhas 'liegend' denkt. Beispielsweise einen Urknall als erste und letzte Bedingung 'des Lebens'.


    Es gibt eine Lehrrede in der konkret so ein Ausserhalb der skandhas als widersprüchliches Denken erklärt wird.

    Wenn sogar ein Fall, der sich als nur der einzige als "un-umstritten " ( und als bewiesen) erweisen kann, wie kann die Wissenschaft das erkären?


    Das muss jeder für sich klären oder auch nicht. Jedenfalls ist das Annehmen von Erklärungen anderer ohne sie prüfen zu können, das was Buddha (gemäss buddhistischer Textquellen) das Gehen nach Hörensagen nennt. Normalerweise heisst es in den Fällen von siddhis, Kreislauf von Geburt, Altern und Tod bis hin zu den Erklärungen über Daseinsbereiche in denen die skandhas deutlich verschieden von denen sind, die wir Menschen teilen (...) : ich weiß es nicht - ich denke aber es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so/ich glaube das kann nicht sein. Man stellt diese eigene Einschätzung aber desöfteren so hin als wäre es bewiesen und beweisbar dass diese Erklärungen falsch sind, als wäre es ein objektiver und ein für immer geltender Tatbestand dass Bewusstsein ein Produkt äusserer Bedingungen ist, und dass äussere Bedingungen den Bewusstseinslauf auch einmal beenden werden. Dabei kann man das eben nur vermuten. Buddha erklärte solches zur festen Ansicht gewordenes Vermuten (so dass es sich wie Wissen anfühlt) als Vernichtungsansicht.


    Wenn man offen hinsieht könnte man es ja auch erkennen: dass es eine Form der Egozentrie ist, an eine eigene Entstehung und Vernichtung zu glauben.

    Was hat es für einen Sinn, einer Person einen dieser selben (?...) Person sinnstiftenden und heilsamen Glauben auszureden?

    Zunächst einmal geht es (mir) nicht darum, irgend jemand seinen Glauben auszureden, wie ich hier jetzt bereits zum dritten Mal erkläre; das hielte ich für sinnlos. Es geht vielmehr darum, dass den Leute offensichtlich ein Glaube eingeredet werden soll, wenn man hartnäckig behauptet, Buddha habe "Wiedergeburt" gelehrt. Ein Begriff, dessen Pali-Entsprechung *punajāti freilich nirgendwo in den Sutten des Palikanon belegt ist.


    Ich finde das gut, dass du anerkennst dass es Vorstellungen und auch elaborierte Ansichten über die Welt und das Leben gibt, an die die Menschen glauben und dass es nicht darum gehen kann einen Glauben auszureden. Allerdings besteht das soziale Leben auch daraus, dass man sich bis zu einem Punkt der inneren Bereitschaft naturgemäß auch in Konfrontation zu anderen Vorstellungen befindet. Das heisst man glaubt oder denkt oft anders als andere Menschen und hat öfter das Bedürfnis, Vorstellungen anderer korrigieren zu wollen.


    Das Bedürfnis anderen richtiggehend etwas einreden zu wollen sehe ich auch kritisch. Da denke ich zB an das Wort Sekte und die hierdurch ermöglichten Vorstellungen, die da bedingt durch Teilhabe und dem Glauben an das Vorstellungsnetz unserer Kultur aufkommen können.


    Was dein Beharren angeht, darauf hinzuweisen, dass das deutsche Wort Wiedergeburt, welches man vor dem Hintergrund der Kenntnis der eigentlichen Natur des Bewusstseins ja genauer erklären könnte, so dass man es nicht falsch versteht - das verstehe ich nicht. Ja. Buddha lehrte den vorhandenen Quellen gemäß nicht, dass eine Seele von Leben zu Leben wandert, er lehrte den sich wiederholenden Vorgang von Geburt, Altern und Tod.

    Ich will nicht diskutieren. Was gäbe es für dich denn zu diskutieren?

    Zum Beispiel ob es irgendeine Bedeutung für Dich hätte, würdest Du anerkennen, dass die sog. Vier Edlen Wahrheiten in dieser Form vom historischen Buddha gar nicht gelehrt wurde.


    Ich verstehe wirklich nicht was du meinst. Es macht keinen Sinn für mich, denn um zu entscheiden, was der historische Buddha gelehrt hatte und was nicht, müsste man ja wissen, was er gelehrt hat.


    Es hätte 'die Bedeutung', dass ich mich an so eine Vorstellung klammere - fällt mir halbwegs sinnvoll ein.


    Ich will nicht diskutieren. Was gäbe es für dich denn zu diskutieren?


    Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen meiner Frage und deiner Antwort.


    Darf man fragen, auf welcher Grundlage? Das heisst: hast du dich selber mit den verschiedenen Übertragungen intensiv beschäftigt, kannst du bestimmte Forschungsergebnisse deswegen sehr gut nachvollziehen und beurteilen?

    Das ist eine interessante Reaktion, lieber Bernhard_Shaolin . Ich referiere den Stand religionswissenschaftlicher Forschung


    Einen Teil davon zumindest. Aber was sagst du, wenn du nicht nach Hörensagen gehst, was ist dein eigenes Urteil über beispielsweise die mittleren Lehrreden denen 'die religionswissenschaftliche Forschung' in Teilen ja durchaus (wenn man solche Facetten 'der religionswissenschaftlichen Forschung' annehmen möchte) zugesteht, dass sie die Reden einer (einzigen) Person sind?


    Oder ist es deine Absicht lediglich die Gedanken anderer zu präsentieren? Und dann ... was ist der Sinn, Gedanken anderer wiederzugeben?

    So lange man sich davor drückt, deutlich zu sagen, was denn eigentlich angeblich "wiedergeboren" wird, ist der Begriff Wiedergeburt schlicht eine Mogelpackung. Und nur "kein atta" ist da als Antwort ein wenig dünn ...


    Dann wäre wie jede andere Formulierung über einen Menschen, der etwas wieder tut eine Mogelpackung.


    In der Tat aber war die Lage der von Buddha belehrten Menschen ja die, dass sie feste Ansichten über eine eigene Person hegten. Und insofern wurde diesem natürlichen Verständnis gemäss, welches Buddha allerdings Nichtwissen nannte, von ihm auch Erklärungen und Ansichten ausgegeben, die diese natürliche/normalerweise vorhandene Auffassung 'Ja es gibt mein eigenes Selbst' (was durch äussere Umstände hervorgebracht wurde (oder was schon immer existiere und immer existieren wird) aufgreifen. Zu der einen heilsamen Ansicht gehört beispielsweise, dass es diese Welt gibt, wie auch die jenseitige. Die andere dem Buddhaerklären zugeschriebene heilsame Ansicht ist die, dass es die Frucht guter Taten sowie die Folgen Leid stiftender Taten gibt. Mit der jenseitigen Welt ist gemäss den Erklärungen über die verschiedenen Ebenen des Daseins und den Erklärungen über den anfanglosen Prozess von Geburt, Altern und Tod eben das gemeint, was mancher Geist einfach Wiedergeburt nennen will, und dazu auch nichts weiter vorbringen kann, weil ihm die Einsichtstiefe (umfassenderes Wissen) fehlt. All dies wurde ja gesprochen, weil atta Glaube bzw Nichtwissen die natürliche Lage der Personen ist, die nur unzureichend die eigentliche Natur des Bewusstseins erkennen/nicht verstehen. Insofern kann man jeden didaktischen Versuch eine Mogelpackung nennen, wenn es wirklich darum geht ... worum geht es aber in diesem spezifischen Kommunikations- oder so verstandenem Aufklärversuches von dir?


    Geht es mit dem Aufstellen dieses Urteils (Mogelpackung) sowie dem Urteil 'esoterische Fantasien' darum, andere Menschen vor einer unheilsamen Vorstellung zu schützen? Ich glaube nicht. Ich glaube, es geht mehr um eine Selbstversicherung und um einen Versuch und den Vorgang, eine Ansicht zu vertreten und sie anderen vermitteln zu wollen, bzw darum anderen 'esoterische Fantasien' auszureden. Den Sinn dahinter aber verstehe ich nicht. Was hat es für einen Sinn, einer Person einen dieser selben (?...) Person sinnstiftenden und heilsamen Glauben auszureden?


    Der Umgang mit dem Begriff Wiedergeburt oder besser vielleicht der Umgang mit einem anderen Begriff, in welchem der Sinn, (das Leiden dabei!) besser zum Ausdruck kommt: WiederundwiederundwiederGeburtundwiederundwiederundwiederAlternundwiederundwiederundwiederSterben (...) kann sehr verschieden ausfallen. In der Tat gibt es wohl Menschen, die diese Vorstellung so aufnehmen, dass damit selbstverletzende Vorstellungen möglich sind. Es gibt auch Menschen, die in ihrem Geist eindimensionale gedachte Karmaideen verfolgen, und Theorien darüber aufstellen, dass Menschen die aktuell grosses Leid in Form äusserer Umstände zu erdulden haben 'in ihrem früherem Leben Schlechtes getan hätten' (anstatt sich um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern). In diesen beiden Fällen verstünde ich es, dass man als ein 'Dharmakenner' (und damit meine ich nicht bloss einen Kenner der Begrifflichkeiten, ich meine mehr einen Menschen der die Natur des Bewusstseins versteht) ein entsprechendes Gespräch führen möchte, damit diese Person leichter diese Leid stiftenden Denkhandlungen aufgibt. Für die Fälle, in denen besonnenere Menschen mit dem Gedanken 'Wiedergeburt' leben, und ihn ja nicht zu Unrecht wenigstens mit buddhistischen Texten in Verbindung bringen, verstehe ich den Wunsch, und die hiermit entstandene Handlung 'Wiedergeburt' als eine Mogelpackung ausgeben zu wollen, eher in einem Zusammenhang zu dem erklärten eigenen Anspruch auf das Wort 'Buddhadharma'.


    Eine didaktische 'Mogelpackung' --> die Provokation des Gedankens Wiedergeburt <-- könnte mir, basierend auf der Tatsache, dass die Vorstellungen über eine eigene Lebenswelt, eine eigene Lage in der Welt, eigene Verbindungen zur Welt ja gewissermassen allesamt Mogelpackungen sind, nur folgerichtig erscheinen.



    Was wird wiedergeboren? - Ein abschliessender Kommentar. Die besonders herausgestellte Frage nach einem solchen etwas, was wiedergeboren werden soll, unbesehen aller weiteren anderen Vorstellungs- und Formulierungsfälle in denen ebenso davon gesprochen wird, dass etwas oder jemand wieder etwas tut entspringt dem was man leichtfertig einfach 'atta Glaube' nennen kann. Nicht zuletzt wegen dieser Gegebenheit der Versuch einer Antwort auf diese Frage allerdings von mir vorgestellt von einem Wissenwollenden gestellt und nicht von jemanden der um Begriffe streiten möchte (ist es dann aber noch die selbe Frage? Und die richtige Antwort auf sie?)



    -->



    Nichts wird wiedergeboren. Nie/in keinem Fall ist wieder dasselbe. Höchstens ähnlich - fast dasselbe. Da ist keine identische Person, die wieder das Auto am Wochenende wäscht (zB). Niemand, den man am nächsten Tag wiedersehen wird und sich jetzt schon darauf freut weil es genau diese eine (selbe) Person ist, mit der man so viele schöne Erfahrungen geteilt hat. Es ist aber solange leidvolles und geisttraumatisierendes Geborenwerden und Altern und Sterben, solange der Daseinsdurst nicht vollkommen überwunden wurde, oder das Nichtwissen oder zugänglicher ausgedrückt: das passiert solange die Gier und der Hass bis in ihre subtilsten Formen nicht aufgelöst sind.


    Allerdings können auch diese Formulierungen nicht ihrer sprachlichen Hülle entfliehen, nicht dem Denken in selbstidentischen Subjekten und Objekte vorbeugen. Im Gegenteil ist ja die naturgemässe Implikation jedes Namens und jeder Objektvorstellung die man sich vorstellt die: es ist dasselbe gemeint.


    Ein weiterer aber aber womöglich ebenso zu knapper Kommentar zu der Krux der Namen und ihrer natürlichen 'Atta Implikation': an sich ist das nicht das Problem. Auf das Problem richtiger aufmerksam machend ist der Hinweis, dass man die Vorstellungshandlungen ja inbesondere in einem Zusammenhang mit Objekten ausübt, die besonders gut zu der eigenen charakterlichen Veranlagung passen, zu Objekten denen man sich auf die begehrende oder hassende Weise bewusst aber zT und das ist das Problem! unbewusst hingezogen fühlt. Das ist die Schwierigkeit, das macht es so schwer, sich von gewissen Objektvorstellungen und bestimmten Denken zu lösen und damit einhergehend bestimmte emotionale und triebgebundene Verwicklungen aufzulösen. Je mehr solche Verwicklungen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, den umfassenden Blick über wirklich alle Namen zu erhalten. Und für den glücklichen Fall, dass das doch mehrere Male erfolgt ist, ist damit noch nicht gesagt, dass man dann in der Lage ist, anderen hierüber hilfreich Auskunft erteilen zu können.


    So ist es. Denn es ist ein Unterschied wie man Vorstellungen und Ansichten anfasst. Durch eine Wort allein (zB auch Wiedergeburt) kann anatta Erkenntnis oder attaglaube nicht identifiziert werden. Wennauch sich dieses Wort freilich an diejenigen wendet, die die Illusion der Vorstellungen noch nicht stärker erahnen oder durchdrungen haben.


    Genauso ist es mit der erklärten 'esoterische Fantasie'. So etwas für sich allein gibt es nicht. Allerdings gibt es Menschen, die sich Fantasien hingeben und das auch auf eine selbstverletzende Weise und darum ginge es ja, möchte man aufklären oder hilfreich differenzieren.


    Aus meiner Sicht ist die Aussagenlage klar und konsistent genug, dass unheilsame Begegnung mit der Erklärung über die Abfolge von Geburt, Altern und Tod nicht zu Schäden führt. Eher im Gegenteil kann diese Vorstellung anspornen ob nun aufgrund düsterer Vorahnungen die nächste Geburt betreffend oder aufgrund eines positiven Anreizes.


    Was ich hier ganz erstaunlich finde ist, dass sich weder Sudhana noch Hendrik auf ein eigenes Erkennen stützen wollen. Man geht nach Hörensagen und stellt diese vor.

    Ansonsten im Anklang an eine andere aktuelle Diskussion ein persönlicher Rat (so er mir erlaubt ist): für ein tieferes Verständnis des buddhistischen karma-Begriffs halte ich es für sinnvoll, die ganze Befrachtung mit hinduistischen und jainistischen (ātman-lastigen) Ideen und erst recht diversen esoterischen Wiedergeburtsfantasien über Bord zu werfen


    Welche 'Fantasien' meinst du denn damit konkret?

    Nur die bud. Community liest die Texte noch wie ein evangelikaler Christ seine Bibel: Als wörtliches Zeugnis des Religionsgründers.

    Autsch! :eek: Nee, mal im Ernst - die Sutten des Palikanon halten im Westen wohl nur noch wenige beinharte Theravadin allen Ernstes für authentisches buddhavacana - 'Wort Buddhas'.


    Wie schade, denn das Buddhawort ist meiner Beobachtung nach in den wesentlichen Erklärungen erhalten. Es lohnte sich, davon auszugehen und mit vertrauen anzunehmen.


    Aber letztlich muss man sich ein eigenes Urteil bilden. Bloss nach Hörensagen gehen ist nicht das wozu Buddha aufforderte.