Posts from Anna Panna-Sati in thread „Unterschiede“

    Buddha ging es um die Ursachen des Leidens und um deren Überwindung.

    Ja, aber dazu muss "Leiden" zunächst einmal definiert und erkannt werden, was schon die erste Hürde darstellt, denn wir "Weltlinge" betrachten viele - in Wahrheit u.a. durch das Daseinsmerkmal "Vergänglichkeit" schlussendlich leidhafte - Dinge, wie Sinnesgenüsse, Beziehungen, Besitztümer, usw., als freudvoll und Glück (verheißend)...


    Genaugenommen beinhalten die 4 Edlen Wahrheiten alle 3 Daseinsmerkmale:


    1. Vergänglichkeit/Anicca (Unbeständigkeit/Wechsel) ist im Begriff "Dukkha" (1. Edle Wahrheit) ja inhärent, denn es werden 3 Hauptformen von Dukkha unterschieden, darunter

    - körperliche und geistige Leiden ("dukkha-dukkha")

    - das Leiden der Geistesformationen/Daseinsgebilde ("sankhara-dukkha")

    - das in der Unbeständigkeit/Vergänglichkeit bestehende Leiden ("viparinama dukkha")


    2. Dukkha (1. Edle Wahrheit)


    3. Nicht-Ich/Anatta (2. Edle Wahrheit: Ursache des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung - Letztere bezeichnet ja das Unwissen über die wahre Natur der Dinge, nämlich ihre Unpersönlichkeit, Substanzlosigkeit, Bedingtheit und wechselseitige Abhängigkeit....)


    Vergänglichkeit an sich ist also für das Problem und die Lösung nicht sehr relevant. Vergänglichkeit ist nur insofern relevant , als es durch das Festhalten am Selbst zum Problem wird. Dadurch, dass wir nicht mit dem Strom der Vergänglichkeit schwimmen, sondern dagegen ankämpfen.

    Wir kämpfen einen (aussichtslosen) Kampf gegen Unbeständigkeit/Vergänglichkeit und haben (Anpassungs-)Schwierigkeiten mit zu schnellem Wandel, anstatt dieses Daseinsmerkmal zu akzeptieren und "mitzuschwimmen".


    Meines Erachtens ist die Vergänglichkeit, also vor allem die Tatsache des Vergehens/Sterbens, das, worunter die Menschen mit am meisten leiden, sozusagen das "Haupt-Dukkha".



    Andererseits funktioniert das Leben nur durch steten Wandel/Wechsel und man ist ja auch froh, wenn Unangenehmes/Unerwünschtes sich ändert...



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Hallo Hingabe ,

    Warum kommen in den vier Edlen W. nicht gleich die drei Daseinsmerkmale vor ?

    Das habe ich mich auch schon gefragt, liebe Hingabe (schöner Name übrigens... :heart:), zumal ja im Palikanon berichtet wird, dass es Menschen gab, die allein durch das vollständige Durchdringen der Vergänglichkeit/Unbeständigkeit, Befreiung erlangen konnten.

    (MN 74)

    Quote

    11. "Angenehmes Gefühl, Aggivessana, ist vergänglich, gestaltet, bedingt entstanden, der Vernichtung unterworfen, dem Verschwinden, Verblassen und Aufhören unterworfen. Schmerzhaftes Gefühl ist auch vergänglich, gestaltet, bedingt entstanden, der Vernichtung unterworfen, dem Verschwinden, Verblassen und Aufhören unterworfen. Weder-schmerzhaftes-noch-angenehmes Gefühl ist auch vergänglich, gestaltet, bedingt entstanden, der Vernichtung unterworfen, dem Verschwinden, Verblassen und Aufhören unterworfen."


    12. "Indem ein wohlunterrichteter edler Schüler so sieht, wird er ernüchtert gegenüber angenehmem Gefühl, ernüchtert gegenüber schmerzhaftem Gefühl, ernüchtert gegenüber weder-schmerzhaftem-noch-angenehmem Gefühl. Wenn er ernüchtert wird, wird er begierdelos. Durch Begierdelosigkeit ist sein Geist befreit. Wenn er befreit ist, kommt das Wissen: 'Er ist befreit.' Er versteht: 'Geburt ist zu Ende gebracht, das heilige Leben ist gelebt, es ist getan, was getan werden mußte, darüber hinaus gibt es nichts mehr.'"


    https://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m074z.html


    Vielleicht wollte man die Merkfähigkeit der Praktizierenden nicht überfordern? :?

    (Das ist -zugegebenermaßen- reine Spekulation...)


    So bleibt es besser im Gedächtnis haften:


    3 Daseinsmerkmale:...

    4 Edle Wahrheiten:...

    5 Khandha:....

    7 Erleuchtungsfaktoren:...

    8 - facher Pfad:... usw.

    Wenn er gesagt hätte die Gedanken und die Gefühle sind in ständiger Veränderung, würde ich das verstehen. Aber nicht das alles ist ständiger Veränderung ist.

    Das mit dem ständig in Veränderung sein, erinnert mich an einen Fluß der fließt

    Selbst Gedanken, Gefühle usw. sind auch gegenwärtig, d.h. temporär vorhanden/anhaltend, bevor sie wieder verschwinden: (MN 123)

    Quote

    22. "Nachdem das so ist, Ānanda, behalte auch dies als eine wunderbare und erstaunliche Eigenschaft des Tathāgata im Gedächtnis: Ānanda, da sind dem Tathāgata Gefühle bekannt, wie sie erscheinen, wie sie gegenwärtig sind [6], wie sie verschwinden; Wahrnehmungen sind ihm bekannt, wie sie erscheinen, wie sie gegenwärtig sind, wie sie verschwinden; Gedanken sind ihm bekannt, wie sie erscheinen, wie sie gegenwärtig sind, wie sie verschwinden. Ānanda, behalte auch dies als eine wunderbare und erstaunliche Eigenschaft des Tathāgata im Gedächtnis."


    [6] Diese schlichte Äußerung hat weitreichende Konsequenzen. Der Buddha bestätigt, daß es ein Gegenwärtigsein gibt, also, daß nicht alles immer und zu jeder Zeit in Veränderung begriffen ist. Letzteres wird durch die Geistmoment-Theorie des Kommentarwerks Visuddhimagga vertreten. Das Problem bei dieser Theorie ist, daß es das Bemühen, Vergänglichkeit als Natur von allem Entstandenen zu verstehen, in die falsche Richtung lenkt, und außerdem dem Ungewissheitsaspekt der Vergänglichkeit widerspricht.


    https://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m123z.html

    Dennoch ist alles, am Fließen, "im Fluss", das Meiste für uns nicht (oder nur mit großem Abstand) mit unseren Sinnen wahrnehmbar (wie z.B. der sehr langsam fortschreitende Alterungsprozess eines Hauses oder die Erosion eines Felsens).


    Der Schriftsteller Wilhelm Busch drückte einen Aspekt von Vergänglichkeit so aus:


    Einszweidrei, im Sauseschritt

    Läuft die Zeit; wir laufen mit. -


    Zum (eigentlichen) Thread-Thema:


    Das folgende YT-Video erklärt die "Vier Edlen Wahrheiten", in knapp 11 Minuten, gut verständlich (aus Zen-Sicht):


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    Für mich sind alle 4 Edlen Wahrheiten nachvollziehbar und wichtig, aber besonders beschäftigen mich die zweite und die vierte, weil sie die Ursachen des Leides (das mir bereits vorher, wenn auch nicht in Gänze, bewusst war) konkret benennen (diese mir einleuchten) und die heilende "Therapie", den Edlen Achtfachen Pfad, aufzeigen.


    Die drei Glieder des Edlen Achtfachen Pfades - Sila/Ethik, Samadhi/Sammlung und Panna/Weisheit decken das Spektrum des menschlichen Lebens vollständig ab und ermöglichen einen Wandel des Bewusstseins hin zur Befreiung...


    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)