Wie aus verschiedenen Beiträgen zur Ich-Illusion hier ersichtlich ist, ist das ein recht schwieriges Thema - und da kommt dann einer so flott daher und haut ein Versprechen von Erwachen mal so eben raus.
Scheint bei ihm eine kognitive Sache zu sein. Das ist es aber nicht. Ich muss es erfahren - und diese Erfahrung ist eine Verlust-Erfahrung. Nämlich Verlust von Gier, Hass und Verblendung. Das ist dann Befreiung.
Der Thread-Eröffner verspricht aber einen Gewinn - das spricht alles gegen den Thread-Eröffner, der damit belegt, dass er selbst zutiefst verblendet ist und sich sein Erwachen einbildet.
Sicher. Die "Viel/Wenig"-Dialektik in der Begründung weist in dieselbe problematische Richtung. Noch mehr stoße ich mich aber an dieser Behauptung:
Wie auch sonst im Leben, gibt es keinen "konkreten" Weg. Das einzig Wichtige ist jedoch, dass du entschlossen bist, dieses Ziel zu erreichen. Bist du jedoch entschlossen, wirst du schon bald diese grenzenlose Lebensfreude, die dir jetzt noch unbekannt ist, erfahren.
Die Illusionshaftigkeit eines Ichs ergibt sich (nach Buddhistischer Lehre) ja eben daraus, dass es auf ein Konzept, also auf eine Art des Verstehens zurückgeht, die mit dem Erwachen in Soheit unvereinbar ist. Und es ist ja geradezu das Herz jeder buddhistischen Lehre, dass sie einen eindeutigen Weg mit (je nach Schule) sehr konkreten Methoden weist. Koan oder Shikantaza führen genau in das gegenstandslose Gewahrsein, aus dem die Erleuchtung über die Illusionshaftichkeit eines Ichs hervorgehen. Im Einen Geist, also der Überwindung des dualitären Geistes können Gier, Hass und Verblendung schon qua Definition keine Angriffsfläche finden.
Stattdessen scheint der Thead-Eröffner zu glauben, die (gedankliche) Erkenntnis, dass das Ich eine Illusion sei, würde einen schon irgendwie weiterbringen. Eine solche Erkenntnis mag mal von guten Lehrer*innen als Fingerzeig in eine bestimmte Richtung hingeworfen worden sein. Solange man aber an einer solchen Erkenntnis festhält, kann das Erwachen in Soheit nicht stattfinden - mag man auch noch so wild entschlossen sein.
Alles in allem bietet dieser von Omega eröffnete Thread viele Ansatzpunkte, tiefer in das Thema einzusteigen. Persönlich finde ich es schade, dass der Thread-Eröffner derzeit nicht teilnehmen kann oder nicht mehr will. Eine Ermahnung, hier nicht belehrend aufzutreten, bräuchte es nach meiner bescheidenen Meinung nicht unbedingt. Entweder ist ein Statement durch und durch authentisch und überzeugend - dann lasse ich mich gerne belehren. Oder es finden sich darin noch Missverständnisse und Widersprüche - darüber könne wir dann ja reden. Beides belebt das Forum und macht es interessant, hier mitzumachen.