Diese vier Wahrheiten sind insgesamt schlecht formuliert. Wir hatten hier schon Diskussionen, in denen immer wieder klar wurde, dass die genannten Leidensarten per se gar nicht aufgehoben werden können, auch nicht vom Buddha. In der klassischen Formulierung werden Erwartungen geweckt, die nicht eingehalten werden können. Der Buddha wurde geboren, alterte, wurde krank und starb. Wie wir dann feststellen, geht es also um die Beseitigung des "Leidens am Leiden", also der geistigen Identifizierung mit dieser Vergänglichkeit bzw. mit einem Ich, das sich im Widerstand zu diesen Erfahrungen sieht. Dazu kommt, dass wir primär am Altern und der Krankheit nur selbst leiden, an Geburt und Tod nicht (aber ggf. an der Geburt und dem Tod anderer), diese Reihung passt also auch nicht. Besser hätte es also z.B. geheißen:
Da sind Dinge, AN denen wir leiden, wie Schmerzen, Liebeskummer, Altern und Krankheit. (Erkenntnis A)
So könnte man dann auch die Gründe umformulieren: Da ist ein Anklammern an ein fiktives Ich, dass für das Leiden an diesen Umständen verantwortlich ist. (Erkenntnis B)
Hier ist schon die Frage, ob es überhaupt nötig ist, bestimmte Charaktereigenschaften wie Wut oder Begierde als Ursache zu nennen, denn auch andere machen ja Sinn (wie Eitelkeit).
Jedenfalls kann man, wenn man einen speziellen Weg vorschreibt, leicht in ein fixes Konstrukt von Vorgaben geraten, die so auch wieder keinen Sinn machen (man braucht sich nur die Bio von Shakyamuni anzusehen, um zu verstehen, dass es diesen Weg nicht braucht, um zu erwachen bzw. vom Ich zu lassen).
Dann folgte allgemeiner: Es gibt WegE, diese Ich-Fixierung zu überwinden. (Erkenntnis C)
Ein Weiser hätte daraufhin gut daran getan zu sagen: Hier ist mein Vorschlag, hier ist mein Weg (aber es dürfte noch andere brauchbare geben).