Früher ging man davon aus dass Tiere dieser "Sorge um sich" enthoben ist weil ihnen angeblich ein "Instinkt" sagt, was zu tun ist. Der Begriff wurde bis Mitte der Achtziger Jahre verwendet und auch an Schulen gelehrt. Aber inzwischen weiß man, dass das nicht stimmt.
Die "instinktiven Reaktionen" sind angeborene Verhaltensweisen, die z.B. in Gefahrensituationen automatisch (spontan und reflexartig) erfolgen, da sie das Überleben sichern sollen.
(Jedes Lebewesen braucht zuallererst einen vor Fressfeinden, Witterungseinflüssen und anderen schädlichen Einwirkungen geschützten Rückzugsort, erst dann folgt die Nahrungssuche.)
Darüber hinaus gibt es "Intuition", die aus gespeichertem, erlernten, Erfahrungswissen resultiert - das sogenannte "Bauchgefühl", welches Unlustvermeidung und Lustmaximierung anstrebt.
Man kann einen Einsiedlerkrebs immer stärker Stromstößen aussetzten und schauen, ab wann ihm Flucht wichter ist als sein "Besitz" - sein schützendes Schneckenhaus das mühsam zu erwerben war. Und da sieht man dann wie er hin und hergerissen ist, zwischen seinen Bedürfnis nach unmittelbarer Schmerzfreiheit und seinem langfristigen Bedürfnis nach Schutz. Und irgendwann der Schmerz so groß wird, dass er auf das Haus pfeift.
(Fies, diese Experimente, aber es ist ja "Leiden für den wissenschaftlichen Fortschritt" ...)
Das instinktive (angeborene) Schutzbedürfnis liegt, in diesem (künstlich konstruierten) Fall, mit dem intuitiven Bedürfnis nach akuter Schmerzfreiheit im Widerstreit, was offensichtlich einen gewissen - zusätzlichen - "Leidensdruck" erzeugt:
Gegen den inneren Antrieb (Instinkt) das Gehäuse zu verlassen, kann den schnellen Tod durch Beutegreifer bedeuten, dementsprechend muss der Schmerz schon maximal unangenehm (potentieller Tod durch Stress?) sein, um das Risiko einzugehen...
Von daher führt noch nicht einmal ein vergleichsweise "primitives" Tier ein "sorgenfreies" Leben (zumindest, wenn es einem forschenden Biologen in die Hände fällt... ).
Ist aber die Gefahr, der Schmerzreiz, vorüber, gehen Tiere im Allgemeinen schnell wieder zur "Tagesordnung" über, leben im Hier und Jetzt, im Gegensatz zum denkenden Menschen, der sich u.U. noch länger mit Nachgrübeln (z.B. über Vorsorge, um künftige Wiederholungen der unangenehmen Situation zu vermeiden) abmüht...
Desto größer die Gefahr, desto stärker die spontane Handlung - ohne jegliches darüber Nachdenken, ob oder ob nicht.
Zum Beispiel, ein ertrinkendes Kind aus dem See retten. Wer darüber nachdenkt, ob er dann nass wird, hat dazu dann nicht mehr die Kraft.
Wenn das Kind direkt neben einem ins Wasser fällt, springt man wohl tatsächlich automatisch/"instinktiv" hinterher, spielt sich das Geschehen weiter entfernt ab, denkt man eher kurz nach, wie (und ob überhaupt) man die Rettung bewerkstelligen wird, während man bereits um Hilfe ruft.
(Zumindest wäre das "vernünftig", allerdings, wenn es um geliebte Menschen, z.B. das eigene Kind, geht, überwiegen häufig die Emotionen und führen zu Kurzschlussreaktionen)
Der sogenannte "Eigenschutz" macht jedoch Sinn - zu oft schon kamen Ertrinkende zusammen mit ihren "Rettern" um...
Nur der Denkapparat macht es schwierig.
Einerseits schon...., aber der "Denkapparat" wurde sicher nicht umsonst von der Evolution "erfunden",
er hilft, komplexere Probleme zu lösen, aus Fehlern zu lernen und Schwierigkeiten vorzubeugen.
Wir benötigen letztlich Herz und Verstand, um gut, "menschlich", leben zu können...
Liebe Grüße, Anna
P.S. Noch ein interessanter Link:
Zitat daraus:
"Das Tier weiß um seinen Körper und seine Empfindungen, aber
es weiß nicht, dass es das weiß."