Posts from Igor07 in thread „Die Gelassenheit und die Ignoranz des Buddhismus“

    Irgendwo habe ich gelesen, wir kommen allein, wir gehen allein und sind allein, das stimmt wohl.

    Ach, meine Güte. Immer dasselbe – ich entschuldige mich.


    Aber da steht doch auch etwas anderes:


    Mit allem verbunden zu sein.


    Nicht alleine, sondern All–Es in Ein-em.


    Das Heißt:Samma Ditthi


    Enthalt-en.! Das verleiht innere Kraft, aber keine Resignation.+ Ge-lass-en-heit. Los-lass-en.

    LG.

    Wobei ich echt neugierig wäre, wie denn Buddha in meiner Situation gehandelt bzw. gedacht hätte.

    Der Buddha würde in jeder Situation so handeln, wie es angemessen ist. Aber es wäre für ihn keine "meine" Situation im Sinne von "die eigene", denn er hatte alle möglichen Identifikationen hinter sich gelassen, sei es mit dem Körper, Krankheit oder einer guten Arbeit. Er hatte Anatta realisiert, also "nicht-Ich", deswegen hätte er keine Probleme im eigentlichen Sinne gehabt. Das war für ihn nicht möglich. Es wurde hier richtig bemerkt, dass der Buddhismus im Grunde genommen mit Modellen zu tun hat, die jedoch alle relativ sind und nicht die absolute Wahrheit in letzter Instanz darstellen, sondern abhängig entstanden sind. Aber wir betrachten alle Probleme als "mein", als zu "mir" gehörend. Und das ist Dukkha, also Unwissenheit. Modern gesprochen könnte man von kognitiven Verzerrungen sprechen.

    "Der Buddhismus ignoriert schon viele Dinge, wobei kommt darauf an, wie man sich mit ihm beschäftigt, es ist ja eine Religion und keine Politik, Soziologie etc.."


    Hi, @Tim99 , das ist dein Zitat , Beitrag 716.


    Das stimmt aber nicht, meine eigene Meinung, siehe z. B. hier:



    Zitat

    „Die moderne Welt kann viele von uns länger am Leben erhalten und den Tod manchmal körperlich weniger schmerzhaft machen, doch sie hat keine Antwort auf die Haltlosigkeit, die uns individuell und kollektiv quält, denn nichts in der Welt kann das bodenlose Loch in unserem Inneren füllen. Wenn wir nicht verstehen, was uns antreibt, werden wir uns letztlich festklammern – nicht nur an physische Objekte, sondern auch an Symbole und Ideologien, was meist am problematischsten ist.“ (David R. Loy)



    Geld, Sex, Krieg, Karma

    Ich bitte dich um Verständnis, dass ich nicht jedes Mal ein neues Thema aufmachen kann und will und die Gesundheitsversorgung betrifft doch sehr Viele. Gewisse Themen gehören selbst, wenn sie die eigene Persönlichkeit betreffen in den öffentlichen Bereich und nicht in eine Chronik.

    Hallo, @Tim99 .

    Ich kann nur offen und ehrlich schreiben, also bitte nicht persönlich zu re-agieren. Danke.


    Mein Lieber, es scheint, dass es hier eigentlich! :? um Gelassenheit geht, ein sehr wichtiger Punkt im Anfängerbereich des buddhistischen Forums, oder? Doch bei dir ist immer jemand anderes schuld: sei es das schlechte Gesundheitswesen – also die Gier –, der Profit (so funktioniert der Kapitalismus), die schlechte Politik oder sogar der Taxifahrer, der nachts auf dich sauer reagiert.

    Der Buddhismus aber lädt eher zu einer Selbstreflexion ein, einem Blick nach innen. Was draußen in der Welt passiert, mag existieren, aber für den eigenen inneren Frieden spielt es keine entscheidende Rolle. Deine Gedanken, die immer im Kreis drehen und das Außen beklagen, bieten keine Lösung. Das Rad des Leidens dreht sich weiter.

    Und wie viele Menschen haben dir hier bereits geantwortet? Alle – wirklich alle – tragen ihr eigenes Päckchen. Der Buddhismus, wie ich ihn verstehe, löst keine gesellschaftlichen Krisen. Er beschäftigt sich mit existenziellen Fragen, mit den großen Wahrheiten: den „drei Himmelsboten“. (Alter, Krankheit, Tod) Das ist das Gesetz der Natur. Niemand kann dem entkommen. Wir alle werden alt, dann krank, und am Ende bleibt nur Staub und Asche.

    Man hat zwei Möglichkeiten: Entweder man akzeptiert das Leben, wie es ist, oder man macht sich das Leben selbst schwer. Es gibt im Leben nichts, das wirklich unser Eigentum ist. Alles müssen wir eines Tages zurücklassen. Wie es im Majjhima-Nikaya (MN 82) heißt:

    • „Jegliche Welt hat nichts von wirklich eigenem Besitz; man muss alles zurücklassen und weitergehen.“
    • „Jegliche Welt ist instabil, sie wird hinweggefegt.“
    • „Jegliche Welt ist ohne Schutz und ohne Beschützer.“

    Das ist der Kern des Buddhismus: Man kann lernen, mit der eigenen Vergänglichkeit umzugehen, anstatt die eigene Unfähigkeit, das Leben zu meistern, immer wieder auf äußere Umstände oder Instanzen zu schieben. Denn das zementiert nur das eigene Leid.

    Denke einmal darüber nach, wie viele Menschen gerade jetzt unter unvorstellbarem Schmerz leiden. Menschen, die an schweren Krankheiten sterben, Kinder, die im Mutterleib sterben, Menschen in Kriegsgebieten, die keine Zeit mehr für ein letztes Gebet haben. Du oder ich sind nicht das Zentrum der Welt. Es gibt keinen Herrscher, der alles kontrollieren oder unsere Wünsche erfüllen könnte.

    Ich rufe mir das immer wieder in Erinnerung und wünsche dir, dass auch du darin eine Quelle der Gelassenheit findest, um das Leiden zu mildern. Aber der Schmerz wird immer bleiben – so wie der erste und der zweite Pfeil .

    Zum Schluss noch Nietzsche: „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.“

    Alles Gute! _()_ :) :taube:

    Ich finde, das ist kein Konflikt.


    Zum einen las ich mal irgendwo, der Buddhismus würde helfen, die eigene Identität besser zu verstehen, und danach, sie loszulassen. Man gewinnt auf jedem Teil des Weges.

    Hi Michael, klar, man kann auch über das Umprogrammieren oder die Neuverdrahtung des Gehirns sprechen. Ich denke, es ist wichtig, sich selbst und die eigenen Probleme nicht so wichtig zu nehmen, denn ich bin nicht der Nabel der Welt; alles ist vergänglich, also besser kein Drama daraus machen. Überschneidungen gibt es sicherlich.



    Aber wenn man die eigene Identität als das konstruierte Modell versteht, was aus der Selbstbeobachtung entwickelt wurde, dann versteht man auch, wie schlecht dieses Modell ist und das macht es wenigstens schwer, daran festzuhalten.

    Das Modell dient doch dem Überleben des Homo sapiens, es ist also eher bedingt entstanden. Deswegen ist es sehr schwer, davon loszulassen – das ist eine Erklärung eines Evolutionsbiologen, der Meditation praktiziert hat, und dem würde ich definitiv zustimmen. Das Erwachen war nicht vorprogrammiert; es geht eher „unter dem Strich“, oder wie man sagt, gegen den Strom, gegen die eigenen normalen (was ist schon normal? Das wäre eine andere Frage – ich scherze, oder?) Triebe oder konditionierten Skripte, also durch Erziehung, Gene, Gesellschaft usw. (allgemein betrachtet). LG.

    Ich bin hier, weil ich Buddhist bin und nicht weil ich krank bin, viele Menschen sind krank, es geht hier auch um Akzeptanz, daher mag ich ungern über Krankheiten sprechen sondern über Lösungen oder Verbesserungen.

    Lieber @Tim99 ,

    entschuldige, dass ich mich hier einmische, aber meine Meinung schadet sicher nicht.

    Rein buddhistisch gesehen besteht die einzige mögliche Lösung darin, dass der Mensch anerkennt, dass es nichts absolut! gibt, das ihm gehört( kein "Ich" und "Mein"dazu) – auch nicht seine Krankheit, sein Sterben oder der Tod des Körpers. Diese betreffen ihn innerlich nicht mehr. Keine "Identifikation" mehr. Anatta als die Realisation ( eher Metapher)

    Für mich persönlich ist es manchmal verwirrend, wie sehr verschiedene Autoren versuchen, den Buddhismus mit der Psychotherapie zu verbinden. ( zu vermählen) Im Buddhismus geht es um die totale Dekonstruktion des „als ob“ des eigenen Selbst, so wie es David R. Loy schildert. Bei der Psychotherapie hingegen besteht die Aufgabe darin, das eigene „Selbst“ zu stärken, also rein praktisch überlebensfähiger zu machen. Das sind, wie ich es verstehe, die verschiedene Schuhe.

    Es erinnert mich an ein Sutra aus dem Pali-Kanon: Ein Mönch wurde von einer giftigen Schlange gebissen. Daraufhin sagte er seinen Begleitern, sie sollten den Körper wegschaffen, denn er sei immer schon wie tot gewesen. Sie wunderten sich, da der Mönch noch lebendig war und noch keine Anzeichen der Vergiftung oder des nahenden Todes zeigte. Aber das ist der springende Punkt ( er ist nicht mehr sein Körper, das zeichnet genau :!: den Arahat aus) – ansonsten verstehen wir nicht, was die endgültige Befreiung im Buddhismus bedeutet (ich meine den ursprünglichen, also Theravada, um es abzugrenzen).

    LG.

    Möglicherweise hätte Buddha Dir gesagt, dass Du jammerst. Das heisst nicht, dass es nicht stimmen würde, aber Deine Beschäftigung damit hat keine Erkenntnis als Ziel, sondern die Beschäftigung ist das Ziel und sie macht Dich nicht froh.


    Man könnte nun lange diskutieren, ob Menschen sich ändern, und wenn man Empathie als Sinn versteht, dann könnte man ihre Wahrnehmung als Wesenszug sehen. Ungeachtet der Tatsache, dass viel unserer Identität nicht so aussieht, wie wir sie wahrnehmen, wenn wir sie wahrnehmen, beobachte ich, dass sie sich im Leben nicht sehr ändert.

    Hm, Michael, sehr interessante Gedanken. Es hat mich an ein Sutra im Pali-Kanon erinnert, in dem ein Mensch von einer giftigen Schlange gebissen wird. Er sagt zu seinen Gefährten, sie sollen den toten Körper, also dieses Werkzeug, weglegen. Das wundert sie sehr. Sie sagen ihm dann, dass er ja noch lebt.

    Und das ist der Kern des frühen Buddhismus. Wenn der Mensch sich innerlich mit dem eigenen Körper, der Arbeit, der Krankheit und dem Tod identifiziert, erschafft er selbst das Leiden. Es geht nicht darum, etwas zu ändern – meistens ist es sogar nicht möglich –, sondern darum, endlich zu erkennen, dass alles, was im Leben passiert, den immerwährenden Prozess des Wandels darstellt. Ich kann nichts dafür und noch mehr: Es gibt keine feste Instanz wie „Ich“ und „mein“. Wenn man das nicht verinnerlicht hat, wird es immer eine Schuldige geben, und ich werde mich als Opfer betrachten. Der springende Punkt besteht genau darin, dass ich mich selbst als Opfer definiere, bestimme und festlege. Der Buddhismus ist nicht mehr als ein Modell, durch das man die Welt aus einer anderen Perspektive sieht, und nur hier, nicht irgendwo anders, kann man Gelassenheit und inneren Frieden finden. Nicht da draußen.

    LG. Danke für den Beitrag!

    Igor07

    In dem Fall sind es nicht meine Themen - andere haben nicht korrekt gehandelt.


    Ich hätte nur eine Option gehabt zu gehen, alles andere habe ich versucht.

    Das ist aber" dein" Problem, lieber @Tim99.
    Wenn man andere als Sündenbock wahrnimmt (und objektiv betrachtet könnte das durchaus stimmen), kann man nicht die tief verborgene Projektion bei sich selbst erkennen.
    Ich wollte den Faden nicht weiter belasten, aber ich würde dir raten, einen sehr guten Psychologen oder Analytiker aufzusuchen.
    Immer sind die anderen schuld, tut mir leid, tausendmal. Deswegen haben wir im Land den enormen Zuwachs der rechten Parteien, weil – schau bitte selbst. Ich markiere: ---


    Zitat

    In dem Fall sind es nicht meine Themen - andere haben nicht korrekt gehandelt.




    So, ich verdufte mich, sorry nochmals. LG. :taube: :taube: :taube:

    Das ist buddhistisch korrekt, blöd nur, dass ich es mit keinen Buddhisten zu tun habe, die das auch so sehen.


    Ich sehe mich an deine Werte bzw. die meiner Lehre durchaus gebunden.

    Na ja, lieber @Tim99, wie ich es verinnerlicht habe, braucht man eigentlich keinen Buddhisten, denn alle Probleme entstehen in unserem verblendeten Geist durch Kilesa.

    Und ich persönlich fühle mich an keine Lehre gebunden, wenn ich selbst imstande bin, all diese inneren Automatismen("Ge-Trieben-Heit") sowie Geistesgifte zu durchschauen.

    Es gibt keinen anderen Weg und keine Lösung, das ist nur meine bescheidene Meinung.

    Alles Gute dir herzlich. _()_

    Was hätte Buddha dazu gesagt? Es gibt Leid. Verzweifle nicht daran. Mach es nicht noch schlimmer.

    Ach ja, Michael, das erinnerte mich sofort an die zwei Pfeile. Der erste Pfeil ist der Schmerz des Lebens, wie es ist. Man kann nichts daran ändern – was entsteht, vergeht wieder, egal ob für den Buddha oder meine Katze. Aber der zweite Pfeil ist unsere Reaktion, also unsere eigene persönliche Einstellung – und das ist das Leiden. Ich bedanke mich für den Beitrag. _()_

    Das ist verwirrend für mich. Vielleicht hilft die Klärung dieses essentiellen Satzes, zitiere im Singular: "Das Ich ist eine abhängige Benennung mit der ich mich auf mich selber als Person beziehe, wenn ich z.B. sage Ich tue dies oder jenes." Eine abhängige Benennung bezieht sich auf sich selber als eine Person?

    Das ist echt verwirrend, diese sehr ausgeklügelte intellektuelle Akrobatik. mukti, siehe hier, nur ein sehr kleines Zitat:


    Zitat

    Die

    Pråsa‡gikas beschreiben die subtilste

    Art des Abhängigen Entstehens,

    indem sie sagen, daß alle Phänomene

    nur kraft der Benennung

    durch Gedanken oder Worte existieren.

    Uns erscheinen die Phänomene

    jedoch in einer ganz anderen Weise,

    als es der Wirklichkeit entspricht.

    Ob es unser eigenes Ich ist,

    ob es andere Phänomene sind, sie

    erscheinen uns so, als würden sie

    von sich aus, von ihrer eigenen Seite

    her existieren und nicht kraft der Benennung,

    wie es die Pråsa‡gikas beschreiben.

    Unsere eigene Person, unser

    Ich scheint aus sich selbst zu existieren,

    unabhängig von der gedanklichen oder

    sprachlichen Benennung „Ich“. Die äußeren

    Phänomene erscheinen uns allesamt

    in gleicher Weise, als würden sie

    von ihrer Seite her existieren. Wir nehmen

    sie nicht wie Traumbilder wahr,

    die zwar erscheinen, aber nicht in dieser

    Weise existieren, sondern wir nehmen

    sie wahr, als würden sie ganz von

    ihrer Seite her bestehen.

    Was ein Tathagata ist, ist sicherlich sehr schwer zu ergründen. Aber beim Ich sehe ich es nicht so.

    Zitat

    So-Gegangene< (oder -Gekommene), der in die Wahrheit oder vollkommene Erleuchtung Eingegangene, ist ein Titel der Buddhas.
    Tathatā: Soheit, das wahre Wesen der Wirklichkeit.



    Das ist einfach das Wesen der Realität, also So-Sein. Ich weiß einfach nicht, wie man es begrifflich erklären kann, wenn überhaupt. Im Mahayana gibt es doch keinen Buddha, eher das Prinzip, was ihn noch vom ursprünglichen Buddhismus unterscheidet. Das überlasse ich den anderen. Sie zitieren, als ob es Buddha wäre, aber mit dem Buddha aus dem Pali-Kanon hat das nichts zu tun. In dieser Hinsicht sind sich die Buddhologen praktisch einig. Auch sollte man immer berücksichtigen, dass Śūnyatā im Hīnayāna und Leerheit im Mahāyāna zwei verschiedene Schuhe sind. Damit verdufte ich mich wieder. :taube:
    P.S. Ein sehr tolles Buch mit klaren Kommentaren zu den Sutras: "Weisheit der Leere" von Michael von Brück, mit einer Einführung von Dalai Lama. Empfehlenswert! :like:

    Mit dem unmittelbaren Wahrnehmen der Leerheit endet für mich der achtfache Pfad nicht, denn ich verbleibe nicht in der Leerheit (der Welt der zwei schwarzen Gesichter), sondern kehre in die Welt der weissen Vase, in Samsara, zurück.

    Das Wort "Unmittelbar" führt in der ganzen Debatte, meiner Meinung nach, echt in die Irre, sorry. Es gibt bestimmt Individuen, die die Welt der Phänomene anders wahrnehmen, das würde aber niemals bedeuten, dass sie erwacht sind. Was das bedeutet, wäre eine andere Frage. Wie es mukti ausdrückte, mit dem "Lichtschalter" (was bei mir das Lachen ausgelöst hatte, nicht verletzend gemeint, danke für die Erheiterung), es hat hier nichts zu suchen.

    Meine eigene Meinung: Wenn der Praktizierende die Realität unmittelbar entsprechend erkennt, dann, also als Folge, kann er an den Dingen nicht klammern, nicht festhalten, denn es gibt nichts, was ihm gehört. Das ist aber kein Samadhi, das ist die Einsicht, also der klare Blick. Sila wären in diesem Zusammenhang das Ergebnis des klaren "ungertrübten" Sehens der Dinge, was ich persönlich als abträglich finde, denn Homo Sapiens, sozusagen, muss von den Dingen verführt (ver-narr-t, ver-blend-et) werden, um einfach zu überleben. Das Erwachen und wie es noch heißt, gehört bestimmt nicht dazu.

    Zur Veranschaulichung zwei sehr kurze Zitate, von Paul Debes und von Agganyani: (fett ist von mir):


    Zitat

    Normalerweise hält der Mensch seine gefühlsbesetzten

    Eintragungen in den Geist, diese subjektiven Blendungsbilder

    für wahr. Er hält unmittelbar für seiend, was er, wie er es

    nennt, „selbst erlebt“ hat.


    Zitat

    Es folgt die höchst-mögliche Art der Erkenntnis von anicca, indem wir nur noch ständiges

    Vergehen, Verfallen, Auflösen sehen. Alles zerrinnt nur zwischen den Fingern. Egal, wo wir

    hinschauen, alles verschwindet sofort, platzt wie Seifenblasen. Sogar unser beobachtender

    Geist löst sich nur ständig auf. Das zeiht uns in gewisser Weise den Boden unter den Füßen

    weg. Den Auflösungsmoment der Phänomene so deutlich zu erkennen


    Im zweiten Zitat steht das Wort "Sehen", also man sieht es genau so, nicht anders.

    Man kann einen solchen Zustand in der Vipassana-Meditation erlangen, durch LSD, Lachgas, wie es bei William James war, durch Fasten, usw.

    Wenn man die normalen Dinge im Alltag so sieht, also buchstäblich sieht (wie es im Duden steht), könnte es nicht nur sehr unangenehm wirken, sondern das normale Leben in der Gesellschaft massiv beeinträchtigen. Der Zustand wurde mehr als genug in der wissenschaftlichen Literatur von sehr langen Praktizierenden beschrieben, daher wäre es OT, wenn ich es vertiefen würde.

    Der Buddhismus ist bestimmt nicht für jeden geeignet, denn die Art der Wahrnehmung bestimmt unser RL. Sogar das Abtippen wäre nicht möglich ohne die Illusion eines festen "Ich", das ist für mich offensichtlich. Alles Gute damit. _()_ :taube: :)

    Hallo Mukti, ich verstehe das so, dass wir eine Vorstellung von etwas haben, aber es nicht unbedingt der Wahrheit entspricht.

    Genau das ist diese berüchtigte "Leerheit", Monika. Wir haben immer mit den Modellen zu tun, wir schubladisieren die Welt, wir wollen alles verpacken, sodass wir die "Leerheit" (egal, wie man diesen Begriff definiert) und auch das Leben selbst verpassen.

    Das Leben per se ist ein Geheimnis, das man nur erleben und erfahren kann, aber keine Matheaufgabe, die man lösen sollte. Oder? ;) Nicht von mir.

    _()_ :rose: :taube:

    Das ist wahr, aber nur weil wir darüber reden erwachen wir noch nicht.

    Nein, das ist mir klar, mukti. Reden darüber bringt nichts, aber man braucht das richtige Verständnis.

    Wenn du früher geschrieben hast, man braucht den achtgliedrigen Pfad bis zum Ende zu gehen, dann erschaffst du den Konstrukt der Zeit, der, sozusagen, nicht zu finden ist, obwohl die Phänomene entstehen und vergehen, Kausal-Nexus-Gesetz.

    Aber Ajahn Sumedho wie auch Buddhadasa Bhikkhu reden nicht viel, wenn überhaupt, über das Leben nach dem Tod. Ich entschuldige mich, wenn es persönlich klingt. Ajahn Sumedho betont sogar, dass Befreiung im Hier und Jetzt möglich sei, aber nicht woanders, also nicht an einem anderen Ort wie dem Paradies oder Himmel.

    Und um es klarzustellen, in der Mitte von Samsara existiert Nirvana. Das wäre der Geist, frei von den Täuschungen, also nicht vom Schein der Dinge geblendet, was zur Folge hat, dass man verblendet ist.

    Alle Glieder des Pfades sind nicht linear, sie passieren bedingt und zugleich. Wenn aber der Mensch echt die Leerheit unmittelbar wahrnimmt, dann kann ihm kein Mara etwas anhaben. Deswegen war die echte Realisation des Anatta für den Buddha entscheidend. Wie es Buddhadasa Bhikkhu beschreibt, konnte niemand es verstehen, daher war der Buddha gezwungen, den ganzen Pfad zu erstellen. Besser kann ich es nicht ausdrücken: Ohne Anatta gäbe es keinen Buddhismus. So meine bescheidene Meinung. Die ist nicht verboten.

    Liebe Grüße. _()_ :taube: :)

    Es ist auch eine Bezeichnung, aber ist es nicht noch mehr als das?

    mukti, ohne diese Bezeichnung wären wir nicht imstande, hier zu kommunizieren. Ich denke, es kommt darauf an, wie man den Begriff "Erwachen" definieren sollte.
    Einen kleinen Scherz (oder nicht?) würde ich mir nicht verkneifen, so sagt dazu Fred von Allmen:


    Zitat

    Erwachen in einem buddhistischen Sinn bedeutet, mehr und mehr zu verstehen, wie unser Geist funktioniert. Das ist kein Flash, sondern ein kontinuierliches Erkennen und ein Verstehenlernen, wie wir uns das eigene Leiden selber erschaffen. Das geschieht innerhalb von dicht verwobenen Gewohnheiten, und die lassen sich nicht abstellen, bloss weil wir sie erkennen.


    Der Buddha nach dem Erwachen war bestimmt nicht der Buddha vor dem Tod. Er hatte mehr dazugelernt, so meine bescheidene Meinung.

    Er sollte doch normal weiter funktionieren, also sprechen und kommunizieren. Als der Massen-Suizid passierte (nur als Beispiel) wegen der Leichenbetrachtungen, geriet er sogar in Bedrängnis und musste die Methode abändern. Leider war ich nicht dabei, um das Ganze zu überprüfen. _()_ :taube: :)

    Wenn ich nicht Körper/Geist bin, dann ist es nur ein Glaube das zu sein, ein Gefühl, eine Vorstellung, eine Gestaltung

    Lieber mukti, wenn ich darf. Im Grunde genommen geht es hier um die bloße konventionelle Benennung, also die Bezeichnung. Ich zitiere sehr kurz eine sehr klare Stelle aus Milindapanha:


    Zitat

    Ganz richtig, o König, hast du erkannt, was ein Wagen ist. Gerade so aber auch, o König, entsteht in Abhängigkeit von Kopfhaaren, Körperhaaren, Zähnen, Nägeln usw. die Benennung, die Bezeichnung, der Begriff, die landläufige Ausdrucksweise, das bloße Wort <Nāgasena>. Im höchsten Sinne aber ist da eine Persönlichkeit nicht vorzufinden.

    Auch die Nonne Vajirā, o König, hat in Gegenwart des Erhabenen gesagt: <Gerade wie man infolge des Zusammentreffens einzelner Bestandteile das Wort "Wagen" gebraucht, ebenso auch gebraucht man, wenn die fünf Daseinsgruppen (khandha) da sind, die konventionelle Bezeichnung "Wesen">."

    Quote
    (Dieser Text findet sich im S.5.10, dort spricht allerdings die Nonne Vajirā zu Māra, nicht zum Buddha)


    Fett markiert ist von mir. Alles Gute! :taube: _()_ :)


    Unpersönlichkeit

    Mich nervt diese ICH-Formulierung selbst, meine Texte lese "ich" vorher und sehe, das fast jeder Satz mit dem Wort anfängt.

    Lieber @Tim99 , ich bin , leider, kein mukti , aber was ich denke:


    Ich wollte mich auf E. Conze hinweisen, der genau diese Frage gestellt hatte. Er hatte einige Tage – ich erinnere mich nicht genau – versucht, ohne das Wort "Ich" auszukommen. Man kann jetzt raten, was daraus entstanden ist. Er schreibt, er konnte nicht normal in der Gesellschaft funktionieren. Er zeigte eher Anzeichen von Depersonalisation und war gezwungen, das Experiment abzubrechen. Der normale Mensch braucht eine sehr feste "Ich"-Struktur. Auch wenn das den neurowissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht, wäre das OT, deswegen werde ich es nicht weiter vertiefen.

    Mir wurde einmal von einem sehr erfahrenen Buddhisten mit Jahrzehnten der Praxis gesagt – war das ein Scherz oder nicht? (Ironie) – dass man zuerst ein sehr fest verankertes Ich haben sollte, um es am Ende zu verlieren. Yoga sagt etwas Ähnliches: Bevor man auf den Kopf steht, sollte man einen Kopf haben, ansonsten kann man sowohl den Kopf als auch das Ich verlieren. Was bleibt dann übrig, als das Spiel des „beständig sich verzehrenden Prozesses des Entstehens und Vergehens geistiger und körperlicher Daseinsphänomene, aber keine Ich-Wesenheit in oder hinter diesen Daseinserscheinungen, der ist außerstande, die vier Edlen Wahrheiten (siehe sacca) im richtigen Lichte zu erfassen“ (Anatta, Nyanatiloka, Buddhistisches Wörterbuch)? Und das ist das Wesen der Realität. Lieber Tim, frage dich dann: Willst du das wirklich erlangen? Das war wieder ein Scherz, oder? Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg. Und verdufte mich.. Ohne "Ich," oder? :) . :taube: :taube: :taube: Die Gelassenheit pur ;) .

    Gegen die Vergänglichkeit können wir nichts machen, aber das beste Mittel gegen die Angst ist meines Erachtens tiefe Einsicht in die drei Daseinsmerkmale Dukkha, Anicca und Anatta. Im Unbeständigen ist kein beständiges Glück zu finden, aber durch das Beenden der Verblendung lässt sich innerer Frieden finden.

    Na ja, wie immer der Volltreffer, mukti, :like:

    Es fällt mir dazu ein:

    Zitat

    36. (1) "'(Das Leben in) jeglicher Welt ist instabil, es wird hinweggefegt': dies ist die erste Zusammenfassung des Dhamma, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, gelehrt worden ist. Als ich dies wußte, sah und hörte, zog ich vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit."

    (2) "'(Das Leben in) jeglicher Welt ist ohne Schutz und ohne Beschützer': dies ist die zweite Zusammenfassung des Dhamma, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, gelehrt worden ist. Als ich dies wußte, sah und hörte, zog ich vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit."

    (3) "'(Das Leben in) jeglicher Welt hat nichts von wirklich eigenem Besitz; man muß alles zurücklassen und weitergehen': dies ist die dritte Zusammenfassung des Dhamma, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, gelehrt worden ist. Als ich dies wußte, sah und hörte, zog ich vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit."

    (4) "'(Das Leben in) jeglicher Welt ist unvollständig, unersättlich, von Begehren versklavt': dies ist die vierte Zusammenfassung des Dhamma, die vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, gelehrt worden ist.


    MN 82

    Unsere Kultur wird rasch verschwinden, es ist Endzeit - Punkt.

    Kultur ist die Schöpfung des Geistes: Musik, Literatur, bildende Kunst. Selbst wenn die ganze Welt zugrunde geht, bleibt sie bestehen. Wie M. Bulgakow in "Der Meister und Margarita" sagte: "Manuskripte brennen nicht." Auch die Religionen als Ausdruck des menschlichen Strebens nach dem Logos werden niemals verschwinden. Daran habe ich keinen Zweifel. Punkt. _()_

    Ohne Gier, Hass und Verblendung gäbe es zwar wesentlich weniger Leiden, aber dagegen kann man nur bei sich selber und im kleinen Umkreis etwas machen.

    Respekt! :like:  
    Es hat mich an Shantideva erinnert:


    Zitat

    Wenn es eine Möglichkeit gibt, Probleme zu umgehen, warum sollte man sich darüber Sorgen machen; wenn es keinen Weg gibt, welchen Zweck hat es dann, sich Sorgen zu machen?


    Meine eigene Praxis besteht darin, mir bewusst zu machen, dass dieser Tag, diese Stunde, sogar jeder Moment der letzte sein kann. Würde ich dann Nachrichten konsumieren und mir zu viele Gedanken über das ganze Übel in der Welt machen? Was würde ich tun? Empfehlenswert, oder? :) LG. :taube:

    Sorry, liebe Leute, aber ich kann nicht mehr. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Tim von der enorm belastenden Arbeit erzählt, die ihm seine ganze Kraft raubt. Er sagte auch, dass er diese Arbeit nicht aufgeben kann. In solchen Situationen, die total die innere Stärke aufzehren und auslaugen, ist es absolut verständlich, wenn man das "Zerrbild" kriegt, um einfach zu überleben, mehr nicht.


    Wenn ich mich richtig erinnere, wird im Buddhismus die absolute Abgeschiedenheit als sehr wichtig betrachtet. Das wird in vielen Sutras des Pali-Kanons, zum Beispiel im M 125, betont. Aber für Tim scheint das keine Option zu sein. Er hat einmal betont, dass dieses Forum hier die einzige Plattform ist, auf der er überhaupt frei reden kann.


    Es ist erschreckend, was in unserer Gesellschaft passiert, dass die Kultur ihre eigenen Kinder frisst. Darüber kann man sehr ausführlich bei Sigmund Freud in "Das Unbehagen in der Kultur" nachlesen.


    Wenn das nicht passt, kann man es gerne löschen. Kein Problem.

    Meine Empfindung ist eine starke Polarisierung in der Kommunikation, die Aggressionen werden immer stärker und sogar diejenigen, die eigentlich dem Volk ein Vorbild im Sinne von einer gesitteten Kommunikation sein sollten, die haben eine Sprache, die ist unterirdisch.

    Hi @Tim99,

    leider muss ich dir vollkommen zustimmen. Sowohl mein Sohn als auch meine Frau bestätigen das. Das Klima in den Unternehmen wird immer rauer und rüder, was allmählich die gesamte Gesellschaft vergiftet. Besonders in der virtuellen Welt spürt man das, denn die Anonymität fördert Hemmungslosigkeit und bringt unsere menschlichen Abgründe ans Licht.

    Ich denke nicht, dass es so besser würde. Daher drücke ich dich fest und wünsche dir viel Kraft und Mut.

    Liebe Grüße.