Posts from Helmut in thread „Die Gelassenheit und die Ignoranz des Buddhismus“

    Quote

    Aus diesem Anlaß tat der Erhabene aus seiner Schau folgenden Ausspruch:

    Quote
    "Wer im Gemüt die ganze Welt durchwandert
    er findet nichts, was er mehr als sein Selbst liebt.
    Genauso lieben alle auch ihr Selbst.
    Verletz' drum keinen - du liebst auch dein Selbst!" [62]

    (siehe S.3.8)

    Das ist ein grandioser Ratschlag, den der Buddha mit seinem Ausspruch gibt. Ähnliches findet man im Westen erst wieder bei Kants Imperativ.

    Das Ich ist die Erfahrung "Ich bin". Die Frage was das Ich ist hängt demnach zusammen mit der Frage was eine Erfahrung ist. Sie besteht aus etwas das erfährt und etwas das erfahren wird. "Ich bin" ist etwas das erfahren wird, was ist dasjenige, das "Ich bin" erfährt? Wenn es das Ich ist, dann ist es zugleich das was erfährt und das was erfahren wird, es erfährt sich selber. Dann wäre es aber ein unabhängiges, eigenständiges Phänomen, was du verneinst. Wenn dasjenige das erfährt nicht das Ich ist, dann ist das Ich kein Erfahrender. Wie kann man sich dann, wie du sagst, deutlich machen dass das Ich ein Erfahrender ist?

    Wenn das Ich die Erfahrung "Ich bin" ist, dann sind das Ich und die Erfahrung "Ich bin" identisch und können nicht voneinander unterschieden werden.


    Dann kann man auch nicht mehr zwischen dem, das erfährt, und dem, was erfahren wird unterscheiden. Da man aber zwischen dem Erfahrenden und dem was erfahren wird unterscheiden kann, sind beide nicht identisch.


    Aus der Tatsache, dass das erfahrende Ich und die Erfahrung "Ich bin" nicht identisch ist, folgt ja nicht, dass das Ich nichts erfährt.


    Das Ich ist eine abhängige Benennung mit der wir uns auf uns selber als Person beziehen, indem wir zum Beispiel sagen: Ich tue dieses oder jenes. Diese abhängige Benennung ist aber ein Phänomen, das nicht kraft seiner eigenen Merkmale , sondern nur als Benennung durch das Denken oder die Sprache existiert.


    Wir können zwischen dem Erfahrenden, der Erfahrung und dem Objekt der Erfahrung unterscheiden. Diese drei bestehen in gegenseitiger Abhängigkeit.


    Ich bin ein Erfahrender, weil ich in Bezug auf ein bestimmtes Objekt eine Erfahrung mache. Meine Erfahrung gibt es nur, weil es mich als Erfahrenden gibt und ein Objekt, das ich erfahre. Mein Objekt der Erfahrung gibt es nur, weil es mit mir einen Erfahrenden und den Prozess meiner Wahrnehmung er Erfahrung gibt.

    Nun man kann sich auf verschiedene Weise erklären was das Ich ist, oder man kann sich das direkt anschauen - was bin ich? Da scheint es mir nur möglich herauszufinden was man nicht ist. Was dann noch bleibt wenn das völlig durchschaut ist, lässt sich wohl begrifflich nicht mehr erfassen.


    Zitat

    Der Tathāgata ist von der Begrifflichkeit der Gestaltungen befreit, Vaccha, er ist tiefgründig, unermeßlich, schwer zu ergründen wie der Ozean.

    M.72

    In den buddhistischen Traditionen sind ja auch verschiedene Auffassungen darüber entstanden was das Ich ist.


    Wichtig finde ich, dass mit der Selbstlosigkeit der Person weder die Person noch das Ich generell verneint wird; sondern nur ein beständiges, teileloses und unabhängiges Ich einerseits und ein eigenständig-substanzielle Ich andererseits.


    Weiterhin ist mir wichtig, dass das Ich kein Eigenwesen besitzt und deshalb nur ein abhängiges Phänomen ist. Ich denke, dass es möglich ist, ein Ich begrifflich zu erfassen, weil man sich deutlich machen kann, dass das Ich oder die Person ein Handelnder, Erkennender, Erfahrender, Erlebender usw. ist.


    Was ein Tathagata ist, ist sicherlich sehr schwer zu ergründen. Aber beim Ich sehe ich es nicht so.

    Also das Ich ist nicht die Skandhas und nicht außerhalb davon, aber es existiert abhängig von den Skandhas. Was ist das nun, das da abhängig von den Skandhas existiert? Eine Benennung ist ja auch eine Funktion der Skandhas, ein Begriff, etwas als ein Ich begreifen. Das dürfe nicht nur auf der Grundlage der Skandhas geschehen, das Begreifen selber ist ein Faktor des Daseins.

    Man kann sich diese Beziehung anhand der Person und ihres Namens verdeutlichen. Jede individuelle Person ist durch ihre Skandhas - Körper, Empfindung, Unterscheidung, gestaltende Faktoren und Bewusstsein - charakterisiert. In Abhängigkeit von ihren Skandhas geben wir einer Person ihren Namen. Die Person ist nicht ihr Name und umgekehrt. Der Name einer Person existiert aber auch nicht unabhängig von der Person, die seinen Namen hat. Ihren Namen hat die Person so lange wie sie lebt (Lassen wir die Möglichkeit des Namenswechsels mal außen vor).


    Von gleicher Art ist auch die Beziehung Ich - Skandhas. So wie wir einer Person einen Namen hinzufügen, so fügen wir den Skandhas die Bezeichnung Ich hinzu.


    Das Ich ist auch keine Funktion der Skandhas, denn aus den Skandhas erfolgt nicht zwingend die Bezeichnung eines Ichs; genauso wie sich der Name einer Person nicht aus den Skandhas der Person ergibt. Der Person wird von außen ein Name hinzugefügt, genauso ist das Ich eine Hinzufügung, die wir von außen vornehmen. Diese Benennung, Bezeichnung ist nicht ein Teil der Skandhas, existiert aber nur in Abhängigkeit von den Skandhas.


    Das Ich ist eine geistige Kategorie, die nur für das Denken und die Sprache existiert. Es hat keine substanzielle Existenzweise, die man unter Analyse auffinden könnte.

    Das Ich ist wohl immer eine Identifikation -

    Wenn das erfahren wird im handelnden Leben, dann beendet es das Anhaften und Festhalten eines Ich bin. Niemals das ergreifen! Wie sollte sonst ein Buddha lehren?

    Ein Buddha ergreift nichts mit Verblendung, Gier oder Hass denke ich.

    Ein Buddha lehrt, weil er die Geistesgifte von Verblendung, Gier und Hass vollständig aufgegeben hat, um uns aufzuzeigen wie auch wir diese Geistesgifte aufgeben können. Ein Ergreifen gibt es in seinem Geisteskontinuum nicht mehr, weil sein Geist frei von jeglicher Täuschung ist.

    Meinst du das Ich ist nicht identisch mit irgendeinem Teil der Skandhas? Was ist es dann?

    Da stellt sich ja die Frage, wie existiert das Ich? Ist es materieller Natur oder immaterieller Natur?


    Das Ich ist nicht materiell, weil es keine Form und keine Farbe hat. Deshalb kann es nicht mit dem Körper identisch sein.


    Es kann also nur immaterieller Natur sein. Da wir aber vier geistige Skandhas haben, mit welchem soll es dann identisch sein? Ist es mit allen vier geistigen Skandhas identisch, dann hätten wir vier Ichs. Wenn es nur mit einem geistigen Skandha identisch ist, mit welchem dann und warum gerade mit diesem einen?


    Das Ich ist aber auch nicht völlig getrennt von den Skandhas, denn wir sprechen ja in Abhängigkeit von den Skandhas von einem Ich, einer Person. Die Person, das Ich ist eine Benennung, die nur für das Denken und die Sprache existiert. Die Benennung nehmen wir als denkende, handelnde, erlebende Personen auf der Grundlage der Skandhas vor. Deshalb existiert das Ich für uns. Die Benennung Ich ist abhängig von den Skandhas. Unabhängig von den Skandhas und unserer Benennung gibt es kein Ich.

    Der Buddha sagt für alles Körperliche und Geistige gilt der Wirklichkeit gemäß "das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst". Das Ich existiert nicht aus sich selbst heraus ...

    Damit verneint der Buddha, unsere gewöhnliche, alltägliche, unreflektierte Auffassung von unserem Ich an die wir stark gewöhnt sind.


    Mit dieser Verneinung sagt Buddha aber nicht, dass es kein Ich gibt. Es gibt kein Ich, dass aus sich selbst heraus existiert, aufgrund eines innewohnenden Wesenskerns. Es gibt aber ein Ich. Buddha Sakyamuni hat dieses Wort ja auf sich selbst angewandt. Dieses Ich existiert aber nur als abhängige Benennung; in Abhängigkeit von den fünf Skandhas sprechen wir von einem Ich, fassen wir ein Ich auf.

    Wenn ich nicht Körper/Geist bin, dann ist es nur ein Glaube das zu sein, ein Gefühl, eine Vorstellung, eine Gestaltung. Erwachen bedeutet, darüber vollkommen bewusst zu sein. Würdest du dem zustimmen?

    Die Ansicht, das Ich ist identisch mit den Skandhas, ist eine verkehrte Ansicht, also eine Ansicht, die nicht mit der Realität übereinstimmt. Sie ist sogar ein Aspekt der Unwissenheit, der Wurzel des Samsaras. Das Erwachen, die Befreiung aus Samsara, bedeutet, dass die Unwissenheit und damit die Ansicht, das Ich sei identisch mit den Skandhas, überwunden ist.


    Um dies zu erreichen, reicht eine bewusste begriffliche Einsicht aber nicht aus.

    Der Buddha sagt für alles Körperliche und Geistige gilt der Wirklichkeit gemäß "das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst". Das Ich existiert nicht aus sich selbst heraus ...

    Damit verneint der Buddha, unsere gewöhnliche, alltägliche, unreflektierte Auffassung von unserem Ich an die wir stark gewöhnt sind.


    Mit dieser Verneinung sagt Buddha aber nicht, dass es kein Ich gibt. Es gibt kein Ich, dass aus sich selbst heraus existiert, aufgrund eines innewohnenden Wesenskerns. Es gibt aber ein Ich. Buddha Sakyamuni hat dieses Wort ja auf sich selbst angewandt. Dieses Ich existiert aber nur als abhängige Benennung; in Abhängigkeit von den fünf Skandhas sprechen wir von einem Ich, fassen wir ein Ich auf.

    Es gab seitdem wir auf der Welt sind noch nie so viele Brennpunkte wie heute

    Wie dem auch sei, der Wunsch nach Frieden auf der ganzen Welt, ist ja ein idealistischer. Umgesetzt werden könnte er durch politische Maßregeln mitsamt ihrer konsequenten Umsetzung. Dann aber stellt sich die Frage, inwiefern nämlich bestünde Freiheit oder Diktatur?

    So lange man immer nur auf die äußeren Umstände und Bedingungen schaut, wird man nicht all zu weit kommen. Friede beginnt in einem selbst. So lange der Geist der Menschen von Anhaftung, Ärger, Wut, Stolz, Begierde usw. bestimmt ist, wird es kaum friedliches Zusammenleben geben.

    Buddha sagt, man solle solche Leute meiden:

    133. Welchen Menschen soll man ganz unbeachtet lassen, im Umgang und Verkehr meiden und nicht zum Gefährten machen?

    Da ist ein Mensch jähzornig und äußerst erregbar. Wenn man ihm auch nur das Geringste sagt, so wird er ärgerlich, gerät in Zorn und Wut, wird eigensinnig, legt Verstimmung, Groll und Mißtrauen an den Tag. Gleichwie ein schlimmes Geschwür, mit einem Stück Holz oder einer Scherbe angestoßen, heftig Eiter absondert,—oder wie ein Ebenholzfeuer, mit einem Stück Holz oder einer Scherbe aufgestört, heftig zischt und knistert,—oder wie eine Dunggrube, mit einem Stück Holz oder einer Scherbe aufgestört, heftig stinkt: ebenso ist da ein Mensch jähzornig und äußerst erregbar. Wenn man ihm auch nur das Geringste sagt, so wird er ärgerlich, gerät in Zorn und Wut, wird eigensinnig, legt Verstimmung, Groll und Mißtrauen an den Tag. Einen solchen Menschen soll man ganz unbeachtet lassen, im Umgang und Verkehr meiden und nicht zum Gefährten machen. Und warum? Beschimpfen möchte er einen, schmähen möchte er einen, Schaden möchte er einem antun: darum soll man einen solchen Menschen ganz unbeachtet lassen, im Umgang und Verkehr meiden und nicht zum Gefährten machen.

    Die Frage ist ja, warum empfiehlt Buddha Sakyamuni, diese Menschen nicht zu den eigenen Gefährten zu machen. Das wird in diesem Textausschnitt nicht direkt beantwortet.


    Man sollte sie nicht zu den eigenen Gefährten machen, weil sie durch ihr Verhalten einen an der eigenen Dharmapraxis hindern.


    Natürlich sollte man solche Personen nicht pauschal verurteilen, denn sie zeigen diese Verhaltensweisen weil sie unter der Macht von Karma und Klesas stehen. Von diesem Aspekt her sind sie sogar Objekte des Mitgefühls.


    Auch wenn in dieser Textstelle die negativen Verhaltensweisen besonders hervorgehoben werden: jeder Mensch hat auch positive Eigenschaften, selbst wenn die negativen Eigenschaften zunächst erst einmal besonders auffallen.

    Da hat der Buddha wieder geschwafelt wohl. Da es ja genug Geschichten über des Buddhas Wutanfälle gibt, sollte man also auch ihn meiden. Find ich schwierig die Message, ganz nach Pipi Langstrumpf: So mal ich mir die Welt, wie sie mir gefällt. Klar kann man Leute meiden wie man will, aber mit offener Weite hat das dann auch nix mehr zu tun.

    Wer so über den Buddha spricht, sammelt negative karmische Prägungen im eigenen Bewusstseinskontinuum an, und ist somit ein Objekt des Mitgefühls.