Tim99
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Wenn man sich entwickeln will, dann geht Gleichgültigkeit im Umgang mit Wesen nicht finde ich.
Ich hatte da gerade mal wieder eine längere Diskussion zum Fleischkonsum. Mir geht es ja im Grunde wie dir, aber ich sehe das situationsgebunden. Also wenn ich ein Tier leiden sehe und eingreifen kann, tue ich das (und helfe). Aber ich bin gegen theoretische Überlegungen oder Dogmen. Wenn ich die Menschen in Gaza leiden sehe, frage ich mich nach der Verhältnismäßigkeit. Bei Brad Warner hörte ich, dass er keine Lösung wisse. Ich schrieb da einer Dame, sie könne doch das tun, was der weiter oben zitierte Thich Nhat Hanh tat, nur umgekehrt: Statt "Liebe zu senden" (ja, so redete seine Sangha tatsächlich), könne sie doch den Verantwortlichen den Tod wünschen. Damit haben wir das Problem umrissen.
Buddhisten verstehen im Allgemeinen ihren Weg als Kampf gegen ihre geistigen Befleckungen, dann kommt häufig, wie bei TNH, Liebesgeschwafel heraus, das die Welt aber nicht grundlegend ändert. Meines Erachtens kann man in bestimmten Zen-Schulen lernen, realistischer zu denken und auch die Notwendigkeit sehen, dass man manche Subjekte aus dem Verkehr ziehen muss, um weiteres Unheil zu vermeiden, für das sie verantwortlich sind. Übrigens hat TNH das selbst in jungen Jahren getan, da war er einer militanten Gruppe angeschlossen, und die bzw. Sinnesgenossen hatten ja einiges erreicht (den Sturz der eingesetzten US-Sympathisanten, den Sieg der Vietcong). Umso seltsamer, dass er später Verhaltensweisen predigte, die viel weniger geeignet sind, den Ungerechten oder "Gegnern" Einhalt zu gebieten.
Und das muss man immer wieder tun. Dementsprechend sind auch solche Wünsche, Gebete und Rituale in Ordnung, so lange man nicht daran haftet und keinen Hass damit verbindet, eher eine nüchtern-rationale Abwägung (damit man selbst dabei keinen Schaden nimmt). Dann ist die Frage, ob Gedanken etwas verändern können. Ich denke (...) schon. Und es gibt Petitionen usf., die man unterstützen kann. Manchmal kann man als Bürger auch selbst klagen. Hätte ich das Geld von Gates oder Musk, würde ich einen Söldnertrupp unterhalten, und keiner dieser Banausen wäre mehr sicher (ich natürlich ebenso wenig).
Nach der Empathie kommt also sofort die Frage: Was tun? Und Buddhisten haben da in der Regel ein für mich doch zu eingeengtes Handlungsspektrum aufgebaut.