Posts from Michael Haardt in thread „Die Gelassenheit und die Ignoranz des Buddhismus“

    Deine ganzen Fragen sind eigentlich die eine Frage danach, in welcher Situation Du Dich befindest, und warum, und Letzteres erklärt Ersteres.


    Es gibt sehr viele Prozesse, die eine fraktale Struktur haben. Wenn die Richtung kurzer Zeiteinheiten mit der langer Zeiteinheiten korreliert, wird es hektisch. Meistens tun sie das nicht, und mit etwas längerem Blick betrachtet ist es die meiste Zeit ruhig. Katastrophenpropheten liegen darum fast immer falsch, aber hin und wieder passieren auf lange Sicht gesehen unwahrscheinliche Dinge und das in schneller Folge. Das harmoniert mit der Normalverteilung, die in der Natur oft vorzufinden ist.


    Aus meiner Sicht sind wir kurz vor so einem Punkt, wo sich die Trends diverser Zeiteinheiten gerade treffen und es turbulent wird. In vielen Ländern wurde z.B. der demografische Wandel ignoriert, obwohl man wusste, was es bedeutet und was dann passiert. Der demografische Wandel fällt mit einer wachsenden Ungleichverteilung von Vermögen zusammen. Dann gibt es sehr vielfältige Gründe, die die Produktivität einer Wirtschaft hemmen: Stagniert diese dauerhaft, scheitert eine grundlegend auf Wachstum basierte Gesellschaft. Und vieles mehr.


    Die treibende Kraft von all dem ist die Ideologie der Kultur, deren Antworten vor langer Zeit richtig waren und den Erfolg begründeten, der die Welt änderte, so dass die Antworten nun falsch sind.


    Es gibt auf YouTube diverse Videos, die sich mit dem Nobelpreis für Wirtschaft 2024 befassen: Why nations fail. Man sollte meinen, jede politische Führung wäre nun glücklich, weil sie endlich die Antwort hat, wie man erfolgreich wird. Nein, es wird ignoriert. Weil Ideologie allgemeingültige Antworten liefert. Ideologie ist im Grunde ein Symptom kognitiver Verzerrungen.


    Das gab es in der Geschichte schon immer und aus jeder Unruhephase gingen dann neue Kulturen hervor. Jede dachte immer, die Beste und Letzte zu sein. Hat nie gestimmt.


    Du kannst verzweifeln, den Lauf der Geschichte nicht ändern zu können. Buddha sagt, "Ist halt so. Mach's nicht schlimmer. Verstehe Deine Situation." Man kann sich an der Vergangenheit nicht festhalten, also tust Du am Besten das, was für Dich am Besten ist, aber nicht auf Kosten Anderer.

    Monika Wenn man sich sicher sein kann, dass der Empfänger darüber schmunzeln wird, kann man das so sagen, weil es sehr klar ist. :) Ich glaube aber nicht, dass das hier der Fall ist.


    @Tim99 Es ist Deine Entscheidung, auf wen Du hier wie reagierst, aber ich glaube nicht, dass es Dir lieber wäre, das Forum zu verlassen. Gedanken, die in eine Richtung gehen, die nicht Deinem Wohl dient, sind ein Indiz für mentale Modelle, die die Wahrnehmung verzerren:


    Constructivism part 3
    How mental models can break
    michaelhaardt.substack.com


    Irgendwie ist die Diskussion seltsam abgedriftet. Wir waren zuletzt bei "Der Buddhismus ignoriert schon viele Dinge, wobei kommt darauf an, wie man sich mit ihm beschäftigt, es ist ja eine Religion und keine Politik, Soziologie etc.."


    Religion ist sehr viel: Sie bietet mentale Modelle für Unerklärliches und löst damit Verständnisprobleme der Welt. Sie beeinhaltet einen sozialen Gefühlsausdruck, tröstet, verbindet, braucht Kommunikation und ist damit definitiv sozial. In dieser Funktion konkurriert sie mit Politik, was in der Geschichte oft Konflikte ergab.


    Buddha hat nicht versprochen, dass er weiss, wie man die Welt in Ordnung bringt. Er hat keinen Weg geliefert, wie man andere Menschen dazu bringt, nicht mehr schlecht zu sein. Das ist keine Ignoranz. Natürlich kann man hingehen und sagen, schau her, dann kann man die Sache lassen. Er weiß es auch nicht. Noch dazu hat er auch keinen Rat, wie man stinkreich wird, bestes Essen kocht und kosmologische Rätsel löst. :) Wenn man danach das Leid der Welt beklagt, kommt man aber bereits zum Anfang des Buddhismus: Es gibt welches. Wenn man nicht daran verzweifeln will, wenn man die Welt nicht noch schlechter machen will, dann hat Buddha einen Rat, wie man das anfängt. Und schon ist man mitten drin.

    Ah, so meinst Du das! Verstand ich erst anders. ;)


    Die Sache ist tiefgehend unbefriedigend. Theoretisch und praktisch noch mehr, denn das Gegenteil lief auch nicht gut:


    "When exposing a crime is treated as committing a crime, you are being ruled by criminals! ” - Edward Snowden.


    "If wars can be started by lies, peace can be started by truth" - Julian Assange


    Die deutsche Regierung wollte beiden kein Asyl geben und half damit, ein Exempel zu statuieren, was denen passiert, die sich trauen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Das war leider zu erwarten.


    Der Buddhismus erklärt, dass es mein Problem ist, wenn ich das unbefriedigend finde. Faktisch stimmt das auch. Daran zu verzweifeln, sein Leben zu zerstören, oder das anderer Menschen, hilft keinem. Wenn man es schafft, nicht unter die Räder zu kommen, und dabei noch halbwegs den achtfachen Pfad im Auge behält, und es dennoch unbefriedigend ist, hat man wohl schon viel geschafft.

    @Tim99 Ich glaube, dass Du mich missverstanden hast. Bei diesen Fakten sind wir uns einig und bei den Zukunftsaussichten auch. Aber innerhalb dieser wenigstens nicht unmittelbar zu ändernden Umstände hätte es vielleicht einen besseren Weg für Dich gegeben. Gute Besserung!


    void Ich muss mich sehr wundern. Michael Koolhaas ist das Paradebeispiel eines gescheiterten Freiheitskämpfers, der schon nach kurzer Zeit moralisch nicht mehr von denen zu unterscheiden war, die ihm einst Unrecht antaten. Es gibt viele andere Beispiele und es endet eigentlich immer mit vielen Toten und viel Leid.


    Meine Meinung ist, dass die Geschichte zeigt, dass man Kulturen nicht ändern kann. Sie gehen einen ideologisch gewiesenen Weg, bis sie auf ein Hindernis stoßen und scheitern. Daraus geht dann eine neue Kultur hervor. Ich glaube, Buddha hat das erkannt und darum dazu geraten, die umgebende Kultur und ihren Staat zu respektieren und nicht zu bekämpfen. Er hat einmal einen Krieg nicht kritisiert und es wird spekuliert, ob das der Tribut für seine Sicherheit war. Hätte Kritik Leid verringert? Vermutlich das Gegenteil. Das ist aber nur meine Meinung.

    Ich könnte viel zu Fakten und Zusammenhängen sagen, die begründen, warum die Dinge so sind, wie sie sind, und bin mir dennoch sicher, aus dem Stegreif dennoch nicht zu einem geschlossenen Modell zu kommen, oder gar zu einer Lösung. Und es wäre fernab vom Thema und auch allgemein nicht hilfreich.


    Der intensive Wunsch nach einer fiktiven Zukunft, in der alles so läuft, wie Du es als gut erkannt hast, klingt nicht nach Buddhas Rat. Du hast am Anfang gefragt: "Ist es wirklich die Lösungsstrategie sich von all dem zurück zu ziehen und zu sagen, das kann ich alles nicht beeinflussen, das ist nicht mein Thema, das belastet mich nur?"


    Nein. Buddha riet nie dazu, sich nur zurück zu ziehen.


    Ich kann Deine Wut verstehen und sehe die Probleme im Gesundheitssystem natürlich auch. OK, was kann man tun?


    Die Vergangenheit ist geschehen, aber in der Gegenwart kann man sie immer noch verstehen. Bist Du der Ansicht, dass Deine Handlungen insgesamt Deinem Wohlergehen dienten? Ich fange mal hinten an: Wirst Du glücklicher oder gesünder, wenn Du über Deine Ärzte, ihre Gier und ihre Unfähigkeit schimpfst? Buddha riet nicht dazu, seitenweise schlecht über andere Menschen zu sprechen, weil es kein Leid verringert. Nicht mal Deins. In moderner Terminologie und mit mehr Worten klingt es etwas anders, aber es kommt auf's Gleiche raus:


    Constructivism part 3
    How mental models can break
    michaelhaardt.substack.com


    Buddhas Rat ist, die Dinge zu verstehen, und damit meint er auch die eigenen Handlungen. Das ist komplex und viel Arbeit. Es ist kein Rückzug, keine Passivität - kein bisschen. In modernen Worten würde man sagen, besseres Verständnis führt zu einem besseren mentalen Wohlbefinden und besseren Entscheidungen.


    "Psycho-Blabla. Das ist keine Einstellungssache. Mir ging's besser, wenn die verdammte Dreckswelt nicht voller gieriger Idioten wäre."


    Zweifellos. Buddha formulierte es etwas neutraler. "Es gibt Leid." Wenn man sich an der Aussage festhält, kommt man aber nicht zu seinen Ratschlägen.

    Wenn ich Buddha wörtlich nehme, dann scheint mir Spekulation über Motivation und Persönlichkeit anderer Menschen , deren Verhalten einem nicht gefällt, weit weg von rechter Rede.


    Die Kommentare von Ärzten unter diesem Artikel sprechen Bände, woher die Probleme kommen:


    Ärztemangel: Mehr als 60.000 Ärzte in Praxen arbeiten in Teilzeit
    Der Rückgang bei den Hausarztpraxen ist gestoppt. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Kassenärzte wieder. Doch nicht alle Mediziner arbeiten auch in…
    www.zeit.de


    Michael

    Aravind Versuche mal, TLT zu kaufen (20Y US Treasury Bond ETF, in USD notiert, vermutlich einer der weltweit größten ETFs für US Anleihen). Oder KBWD (ISIN US46138E6106, ein ETF auf den KBW Nasdaq Financial Sector Dividend Yield Index). Beides seriöse, international beliebte ETFs. Die wirst Du als Privater bei keinem europäischen Broker kaufen können, auch wenn Du sie in der Auswahl siehst (MiFID 2). Als geschäftlicher Investor bekommst Du sie. Du kannst einen TLT-ähnlichen ETF kaufen, aber in EUR notiert, in EUR gelagert und hat das Risikoprofil des europäischen Emittenten. Das ist nur oberflächlich das Gleiche! Im Detail ist es sehr verschieden.


    Wenn Aktien oder ETFs die Deckung von Verbindlichkeiten sind, kannst Du die nicht verkaufen. Du hast noch nicht verstanden, dass man eine künstliche Isolierung eines Teils eines Gesamtgeschäfts vornimmt, dessen negativer Teil nicht berücksichtigt wird. Genau darum werden ja hin und wieder neue, nicht untereinander verrechenbare, Einkommensarten definiert. Ich will nicht weiter darauf eingehen, das ist wirklich off topic hier.


    pano Den heiligen Gral gibt es nicht. Ich befasse mich sehr tiefgehend datenbasiert mit meiner Umwelt, weil ich es interessant finde, wie Dinge funktionieren. Ich sah die Inflation in den Daten ein Jahr vorher kommen und habe dafür wenig schmeichelhafte Reaktionen im Netz bekommen. Ich bin noch nicht weg, weil noch etwas Geld fehlt. Mein Ziel passt für mich und ist nichts für jeden. Wer nach Abwägung der Fakten seinen besten Ort hier sieht, hat alles richtig gemacht.


    Was hat das mit Buddha zu tun? Nicht Glauben, sondern Verstehen, auch wenn es Arbeit ist. Er hatte sicher zu Lebzeiten Kritiker, aber er hat sie nicht gehasst. Er hat nicht zu einer Revolution angestiftet, die letztlich viel Leid angerichtet hätte, und in der er schnell zu denen geworden wäre, die er bekämpft hätte. Er hat nicht den Kopf in den Sand gesteckt, weil es Leid gibt. Er hat geteilt, was er verstand. Mich beeindruckt am Meisten, wie weit sein reflektives Denken ging.

    Du bist nicht auf dem aktuellen Stand, was ich verstehen kann, weil der ÖRR nicht über die erfolgte Ausweitung auf nicht in Deutschland geschaffenes Privatvermögen berichtet:


    Künftig auch Wegzugsbesteuerung für Anteile an Investmentvermögen
    Der Bundesrat stimmte dem Jahressteuergesetz 2024 wie erwartet am 22.11.2024 zu. Damit gab der Bundesrat auch seine Zustimmung zur Ausweitung der…
    www.ey.com


    "Es entsteht ein fiktiver Gewinn (Differenz zwischen Marktpreis und Anschaffungskosten), der zu versteuern ist. Problematisch kann dabei sein, dass keine ausreichenden liquiden Mittel vorhanden sind, da kein tatsächlicher Gewinn entstanden ist."


    Insbesondere findet keine Verrechnung mit bereits eingegangenen zukünftigen Verbindlichkeiten statt, weil diese zum jetzigen Zeitpunkt fiktiv sind!


    Schlecht, wenn Du so Deine Privatrente aufbaust. Das ist das Gegenteils des Modells der privat finanzierten Aktienrente nach dem Vorbild der USA, die kurz im Gespräch war. Eine Senkung der Grenzbeträge und Ausweitung auf andere private Vermögenswerte ist zu erwarten, wenn man einmal die Hürde überwunden hat, fiktive private Gewinne zu versteuern.


    In einem Teilbereich gibt es das bereits ähnlich: Wenn ein Arbeitnehmer Mitarbeiteraktien bekommt. Diese werden zum Zuteilungskurs versteuert, nicht zu dem Kurs, zu dem er sie bekommt und verkaufen kann. Die Differenz bei fallenden Kursen kann man als negativen Kapitalgewinn geltend machen, der aber nicht mit Einkommen verrechnet werden kann: Fiktive Gewinne werden versteuert, Verluste ignoriert.


    Es ist in dem Zusammenhang bemerkenswert, dass EU-Europäern seit einigen Jahren bereits der Zugang zum Handel mit weltweiten ETFs unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes verwehrt ist, womit ihre volle Geschäftstüchtigkeit eingeschränkt ist. Gleichzeitig sind die in Deutschland üblichen strukturierten Derivate (covered warrants) international illegal, weil sie Kunden einseitig benachteiligen. Dafür handelt der Rest der Welt mit Optionen, deren Markt sehr gut reglementiert ist.


    Es bringt nichts, darüber zu klagen und sich zu beschweren. Man muss die Dinge sehen, wie sie sind und seinen Frieden damit machen. Es gibt Leid, Punkt. Dazu gehören auch Neid, enttäuschter Nationalstolz und Ansprüche auf die Arbeitskraft und Lebensleistung, wenn man mitteilt, zu gehen. Selbstverständlich wird man im neuen Land auch Steuern bezahlen, um dessen steuerfinanziertes Gesundheitssystem zu nutzen. Wir haben das teuerste, aber nicht das beste, Gesundheitssystem Europas. Woanders ist es also günstiger.


    Ich sehe oft, dass Menschen sich gedanklich angesichts einer unbefriedigenden Lebenssituation im Kreis drehen und dabei an dem festhalten, was sie verloren haben. Das drückt die Hoffnung aus, es könnte zurück kommen, und die Angst, noch mehr zu verlieren, wenn sie sich bewegen.


    Es gibt keine Korrelation zwischen Verlusten und zukünftigen Risiken, und ich glaube, Buddha würde das ebenso sehen. Es gibt eine Korrelation zwischen Handlungen und zukünftigen Ereignissen. Man muss seine Ängste und Hoffnungen erkennen. Sie sind Teil dessen, was man als Identität sieht. Buddha sieht sie als Illusion, und obwohl ich die Wortwahl nicht mag, hat er Recht, denn man kann hinter sie sehen. Wir sind nicht die, die wir glauben zu sein. Diese Erkenntnis muss man immer wieder machen, aber es eröffnet neue Wege, glücklicher zu werden. Glück ist dabei unser Wort, aber wir haben sonst keins. In anderen Kulturen gibt es teilweise das Konzept vom "guten Leben", und sie meinen damit Harmonie und Gleichgewicht, ein Leben im Einklang mit der Welt, deren Schutz, und mit einem Sinn. Kein isoliert individuelles Glück.


    Dazu ein Sinnbild aus dem Kampfsport: Der Angreifer hält das Opfer an einer Hand fest und drückt ordentlich zu. Das schüchtert ein, fixiert und tut weh. Dennoch kann das Opfer sich, abgesehen von dieser Hand, frei bewegen. Es wäre natürlich viel besser gewesen, sich nicht in diese Situation zu bringen, aber wenn es denn so ist, dann ist die reale Situation, dass man Leid auf Schmerz reduzieren kann und abgesehen von der fixierten Hand frei ist, seine Situation zu verbessern. Die Hand bekommt man danach auch zurück.


    Habe ich gerade Buddhismus mit Kampfsport verglichen? Habe ich. :) Die Zwei gehen danach vergnügt als Freunde nach Hause.

    @Tim99 In 10 Jahren wirst Du Dir das Gesundheitssystem von heute zurückwünschen und Du befasst Dich genug mit den Fakten, um zu wissen, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Man kann klagen. Mache ich auch. Man muss nicht dankbar sein. Beschwerden sind allerdings sinnlos. Es ist ja nicht so, weil Dich jemand willkürlich schlecht behandelt.


    Und man muss es nicht hinnehmen. Ich weiß nicht, welches Jahr man in dieser Reihe ergänzen wird, aber lange kann es nicht mehr dauern: 1880, 1923, 1933, 1949–1961. Zu diesen Zeiten sind viele Deutsche ausgewandert, ohne je zurückzukehren. Die Antwort unserer Regierung ist die neue Wegzugsteuer, ein geistiger Nachfahre der Reichsfluchtsteuer, und an ihrem Menschenbild der Bürger als Untertanen hat sich seitdem nichts geändert.


    Es spielt keine Rolle, wer in der Vergangenheit welche Entscheidungen traf. Die einzige Frage ist, wer man selbst heute ist, wie viel Geld man hat, was man kann und braucht, und an welchem Ort man damit die nächsten Jahre glücklich wird. Der Ort kann auch hier sein. Ein öffentliches Gesundheitssystem mit langen Wartezeiten und gruseligen Mehrbettzimmern bekommst Du in etlichen Ländern erheblich günstiger und kannst dann privat mit dem Geld aufstocken, was Du hier gesetzlich zahlst. Gehst Du gesetzlich versichert in Rente, kommst Du da nur noch raus, wenn Du die EU verlässt und es gibt danach keinen Weg mehr zurück. Es ist Deine Entscheidung, ob das nach einer Chance oder einer Drohung klingt.


    Vertraust Du Dir selbst, für Dich zu sorgen, oder vertraust Du lieber unserer Regierung? Du musst Dich entscheiden und mit der Entscheidung danach leben, ohne Dich umzudrehen. Du solltest nicht da sein, wo es für andere toll ist, sondern da, wo es für Dich toll ist.

    Die Feststellung bzgl. Europa teile ich, wobei ich mir nicht sicher bin, ob die USA wirklich besser wegkommen, und das hat nichts mit Trump zu tun. Für mich ist England ein Vorläufer, wo man sich ansehen kann, was uns erwartet. Die Produktivität stagniert dort im Grunde seit 2008. Bei uns eher seit 2016. Es war die erste Industrienation, in vielem ein Vorreiter, und so sehe ich auch, was dort aktuell passiert.


    Die Folgerung Angst ist allerdings nicht so zwangsläufig. Kontrovers diskutiert, hat er aber dennoch oft interessante Ideen:


    "Don't be in abusive relationships, not even with your country."

    Nomad Capitalist on YouTube


    Wer wirtschaftlich und gesellschaftlich halbwegs klar sieht und nicht unter Armut leidet, der sieht für sich auch einen konstruktiven Weg. Man kann sich fragen, warum das in Deutschland in so hoher Frequenz so ist, aber ich werfe mal ein paar Zahlen in den Raum, wo kluge Leute das Weite suchten: 1880, 1923, 1933, 1949–1961. Die Meisten interessierten sich nicht, was passierte, und blieben da. Aufrufe sind fehl am Platz, Panikmache auch. Jeder entscheidet für sich. Speziell Deutschland zeigt historisch ein wenig freiheitliches Modell, denn mit der Reichsfluchtsteuer behielt die Regierung die Kampfkraft der Bürger, mit der Mauer ihre Arbeitskraft und nun mit der privaten Wegzugsteuer ihre Kaufkraft. UK ist bei Letzterem auch Vorreiter, indem bei vielen Ländern das Rentenniveau von Auswanderern eingefroren wird. Man sollte keine Geschäfte mit Regierungen machen, weil sie betrügen.


    Gute Orte gibt es immer. Historisch sind so lange Zeiten fortdauernder Stabilität, wie sie hinter uns liegen, eher eine Anomalie. Es gibt eine Menge Länder, die finanziell unabhängige Menschen gerne einladen, um ihren Umsatz zu importieren.

    @Tim99 Du sagst, nicht mehr an Gerechtigkeit zu glauben, aber es klingt nicht so, als ob Du zufrieden wärst, diesen Aspekt des Lebens nun so zu sehen, wie er ist. Genau das wäre aber sinnvoll, denn Buddha glaubt ebenfalls nicht an Gerechtigkeit und verspricht auch Keine, und ich denke, da liegt er vollkommen richtig. Damit entfällt auch, sich zu fragen, was denn gerecht wäre.


    Warum sagen Menschen, sich zu melden, und tun es dann nicht? In unserer Kultur ist das ein soziales Ritual, so wie die Frage "Wie geht es Dir?", auf die eine positive Antwort erwartet wird, und die die Verpflichtung darstellt, ebenfalls zu fragen. Das ist hier nicht so extrem wie in Amerika, aber es bedeutet kein ernsthaftes Interesse. "Wir sehen uns" ist ein Abschiedsgruß, kein Versprechen. Ich bin recht sicher, dass Du das schon wusstest, und eigentlich ausdrücken wolltest, dass es Dir nicht passt, dass Menschen sich so verhalten.


    Im Vier-Seiten-Modell der Kommunikation drückst Du auf der Beziehungsebene aus, das Verhalten Deines Kommunikationspartners nicht zu akzeptieren. Deine Selbstaussage ist, dass Du Dich ebenfalls nicht akzeptierst. Wer sollte sich auf dieses Minenfeld begeben wollen?


    Du klagst über die kulturelle Veränderung und die Sprache, und meinst eigentlich den Verlust von Heimat. Du klagst über die politische Veränderung der Welt und meinst den Einfluss auf Deine Lebensqualität. Sehr viele Worte, um auszudrücken, dass Du in vieler Hinsicht unglücklich bist. Diese Kombination erzeugt einen Appell, dem nicht jeder folgen mag, denn wer anderer Meinung ist, erkennt damit zugleich Dein Unglück nicht an und begibt sich in einen Konflikt mit Dir. Ich sag's ja, ein Minenfeld.


    Was hätte Buddha dazu gesagt? Vermutlich detaillierte Ausführungen zur rechten Rede. Mein Vorschlag ist an dieser Stelle, sich mit dem Vier-Seiten-Modell zu befassen, um die Kommunikation zu verstehen. Buddha hat empfohlen, selbst zu prüfen und zu verstehen, und das ist ein Hilfsmittel dazu.

    Kulturen verändern sich schon, seit es sie gibt, und solange gibt es schon Menschen, die das freut, und solche, die es lieber wie zuvor hätten. Das sagt noch nichts darüber, ob die Veränderung nun gut oder schlecht ist - und für wen.


    Du kannst hier sicher Englisch schreiben, aber Du wirst dann merken, ob alle es können oder ob Dir weniger Teilnehmer antworten. Vermutlich wolltest Du aber andeuten, dass Dir auffällt, wie die deutsche Sprache in Deutschland immer mehr verschwindet. Das tut sie. Damit wird es in Zeiten immer stärkerer Migration dazu führen, dass sich mehr Menschen verstehen. Für Dich bedeutet es allerdings, ebenso wie die sich verändernde Kultur, einen Verlust an Heimat. Es geht gar nicht um die Sprache, oder um die Kultur.


    An der Stelle muss ich sagen, dass es mir ebenso geht. Nicht wegen der Kultur, oder der Sprache, sondern es geht um den Verlust vertrauter Verlässlichkeit, um die ständige Bedrohung durch die Regierung, die sich anmaßt, meine Arbeitskraft und meine Ressourcen als ihr Eigentum anzusehen. Das jüngste Beispiel ist die private Wegzugsteuer, die für privat vorsorgende Rentner extrem schmerzvoll sein kann.


    Warum bin ich noch da? Weil ich mir den Wegzug noch nicht leisten kann, und die Bedrohung noch keine sofortige Handlung erfordert, sondern mir noch erlaubt, es so zu planen, wie es mir lieb ist. Ich werde das Land, genauer die Vergangenheit in diesem Land, vermissen. Das tue ich jetzt schon.


    Aus der Ferne ist unser Planet ein blassblauer Punkt. Es gibt dort viele gute Plätze und einer reicht mir völlig. Die Suche nach einem guten Platz ist ein altes Thema der Menschheit. Aber eins ist klar: Man wandert komplett aus, mit all seinen mentalen Modellen und deren Einfluss auf die Wahrnehmung. Woanders bist Du der Fremde. Du nimmst Deine Vorstellung der Heimat, wie Du sie gerne hättest, mit. Buddha würde vielleicht sagen, dass Du Dein Leid selbst erzeugst, indem Du an dieser Vorstellung festhältst.


    Ich suche einen Ort, der mich nicht konstant persönlich oder wirtschaftlich bedroht und dessen Regierung in einem Umfeld agiert, was ihr auch ohne Kompetenz halbwegs stabile Verhältnisse erlaubt. Etwas besseres Wetter wäre auch schön. Die Auswahl ist groß.

    Ich bin nicht sicher, ob das Modell dem Überleben dient. Lassen wir mal jegliche Spiritualität und damit auch Karma außer Acht, könnte es sein, dass Bewusstsein zwangsläufig entsteht, sowie die Welt nach Beobachtungen modelliert wird, weil der Beobachter auch sich selbst beobachtet und damit modelliert, um die Beziehungen zwischen sich und der Welt zu beschreiben.


    Auf der Meta-Ebene lernen wir, welche Art von Beobachtungen gute und welche schlechte Modelle liefert. Wissenschaft braucht Experimente, reine Beschreibung und Logik reichen nicht. Unsere Selbstbeobachtung lebt ohne Experimente. Das Modell ist also nicht toll. Folgerung: Wir sind nicht der, der wir denken zu sein.


    Die Weltmodelle im Mittelalter und früher waren komplex und sehr falsch, aber irgendwie musste man die Fakten halt zusammen bringen und ohne Wissenschaft kam keine Einsicht in die eher einfachen Bauprinzipien. Vermutlich ist unser Identitätsmodell also auch zu komplex.


    In der Wissenschaft passen manchmal Sachen nicht zusammen. Dann kommt irgendwo ein "kriegen wir noch raus"-Korrekturterm rein. In unserer Betrachtung der Welt ist das Religion:


    How and why did religion evolve?
    Humanity’s most puzzling behaviour has deep roots in our evolutionary past
    www.bbc.com


    Dazu passt die Beobachtung des Wasserfall-Tanzes als Vorstufe von Religion.


    Konstruktivismus ist wenigstens eine Art, die Sache zu strukturieren und ich denke das ist nicht so weit weg vom Buddhismus. Psychologie geht spezifischer auf eine Menge Probleme ein, und erklärt Mechanismen des Denkens.


    Wenn man über mentale Modelle spricht, kommt man nicht ohne Inversion aus und muss zugeben: Die Sache könnte auch genau umgedreht sein. Die Realität könnte nicht real und nur eine durch Bewusstsein konstruierte Abstraktion sein, was im Grunde dann eine in weltlicher Terminologie rein spirituelle Realität wäre:


    The Evolutionary Argument Against Reality | Quanta Magazine
    The cognitive scientist Donald Hoffman believes that evolution and quantum mechanics conspire to make objective reality an illusion.
    www.quantamagazine.org


    In keiner der beiden Alternativen sehen wir unsere Identität so, wie sie ist. Psychologie und Buddhismus lassen beides zu.


    Dienen solche Gedanken dem Überleben? Da halte ich es mit einem berühmten Physiker:


    Physics is like sex: sure, it may give some practical results, but that's not why we do it. Richard P. Feynman

    Ich finde, das ist kein Konflikt.


    Zum einen las ich mal irgendwo, der Buddhismus würde helfen, die eigene Identität besser zu verstehen, und danach, sie loszulassen. Man gewinnt auf jedem Teil des Weges.


    Zum anderen hat Therapie stets das Ziel, sich besser zu verstehen, und liegt damit voll auf der Linie des Buddhismus. Aber wenn man die eigene Identität als das konstruierte Modell versteht, was aus der Selbstbeobachtung entwickelt wurde, dann versteht man auch, wie schlecht dieses Modell ist und das macht es wenigstens schwer, daran festzuhalten.

    Und ja klar, die Menschen werden zwar angeblich immer älter, aber auch immer kränker und die psychischen Belastungen ÜBERALL sind auch für nicht vorbelastete Menschen immens gestiegen und ein Teil ist auch hausgemacht, weil das alle Menschen nur noch Stress haben, auch in der Freizeit - das kann ja nicht sein.


    Aber ich kenne Niemanden, der in den letzten Jahren empathischer wurde oder nicht sein Aggressionspotential nach oben geschraubt hat, kurzum mir gefällt das nicht, aber der Trend wird weitergehen, kann man nur für sich versuchen das Beste draus zu machen.

    Möglicherweise hätte Buddha Dir gesagt, dass Du jammerst. Das heisst nicht, dass es nicht stimmen würde, aber Deine Beschäftigung damit hat keine Erkenntnis als Ziel, sondern die Beschäftigung ist das Ziel und sie macht Dich nicht froh.


    Man könnte nun lange diskutieren, ob Menschen sich ändern, und wenn man Empathie als Sinn versteht, dann könnte man ihre Wahrnehmung als Wesenszug sehen. Ungeachtet der Tatsache, dass viel unserer Identität nicht so aussieht, wie wir sie wahrnehmen, wenn wir sie wahrnehmen, beobachte ich, dass sie sich im Leben nicht sehr ändert.


    Werden Menschen aggressiver? Ja. Unzweifelhaft wandern eine Menge aggressive Menschen ein, wie man an der sinkenden öffentlichen Sicherheit sieht, aber es gibt auch sonst mehr Aggression im öffentlichen Raum, die regelmäßig eine verzerrte Wahrnehmung offenbart.


    Ich denke, man sollte die Veränderungen wahrnehmen, aber versuchen sie zu verstehen, um richtig zu reagieren. Ich hörte die Tage ein Zitat, das ich mir notierte:


    “Don't be in abusive relationships, not even with your country.”

    Nomad Capitalist on YouTube


    Das bedeutet nicht zwingend, dass Du auswandern musst, sondern dass Du Dich aus einer ungesunden Beziehung lösen solltest. Es ist schwer, weil man ein Stück Heimat damit verliert, aber im Grunde ist das bereits passiert und Deine Verbitterung richtet sich gegen diese Tatsache der Vergangenheit.


    Schließlich: Gibt es etwas Gutes trotz all der angesprochenen Veränderungen? Definitiv. Auch wenn ich mich hier wundere, dass manche Leute Buddha folgen wollen und dabei regelrecht zänkisch sind, habe ich hier schon viele Dinge gelesen, die mich weiterbrachten. Es gibt im Netz und in den sozialen Medien noch mehr wundervolle Communities und Menschen, die sich ohne Internet nie gefunden hätten. Mein persönlicher Tipp, und das ist sicher nichts für jeden, ist zu einem Segelflugplatz zu fahren und mitzufliegen. Egal wie grauenhaft das Meeting ist, muss ich immer noch an das Segelflugzeug denken. :)

    @Tim99 Der Sammelbegriff ist heute wohl "Corporate Life" und um es kurz zu machen: Du hast die Arbeitswelt, vor allem in großen Unternehmen, korrekt erkannt und beschrieben. Die empfehlenswerteste Strategie ist, proaktiv stets die eigene Verteidigung im Blick zu behalten. Leistungen dokumentieren, was nur im Meeting gesagt wurde als Protokoll dokumentieren und generell nur zu sagen oder zu schreiben, was zitierfähig ist. Gute Arbeit verschafft eine Position der Stärke, die Angriffe erschwert. Damit kannst Du Lügen über Dich ignorieren und wenn es eskaliert, nachweisen, dass sie nicht stimmen. Du beschränkst Dich auf Deine Aufgaben und wenn etwas außerhalb Deiner Aufgaben schief läuft, halte Dich raus. So ein feindliches Umfeld ist anstrengend, aber irgendwie muss man sein Geld verdienen. Spitzenleistungen werden so extrem schwer, berufliches Vorankommen ebenfalls. Verstehe, dass Reviews subjektiv sind und damit unfair, egal wie komplex und scheinbar objektiv die Systeme sind. Lügen anderer werden Dich also dennoch benachteiligen.


    Was hätte Buddha gesagt? Es gibt Leid. Verzweifle nicht dran. Mach es nicht noch schlimmer.


    Es gibt schon einen Grund, warum immer mehr Menschen auf work/life balance achten und nicht mehr so viel arbeiten wollen. Warum sie keine Führungspositionen wollen, die sie zu einem unethischen Verhalten zwingt. Warum sie Dienst nach Vorschrift machen. Warum ein aggressives und unethisches Verhalten der Weg ins Management ist.


    Finanzielle Unabhängigkeit widmet sich genau dem: Freiheit. Nicht Reichtum. Das deutsche Gesundheitssystem wird jedes Jahr schlechter und die Lebenshaltungskosten steigen wie blöd. In welchem Land kannst Du mit wie viel Geld glücklich frei leben? Viele Länder bieten ein Dauervisum für Ruheständler, weil sie ihren Umsatz lieben.


    Oder bist Du doch das Problem, weil Du Deine Klappe nicht halten kannst und Streit vom Zaun brichst, nur weil Du schlecht behandelt wirst, meinst Dich wehren zu müssen, die Welt besser zu machen usw.? Das weißt Du nur allein. Du wirst nicht frei und unabhängig, wenn Du das nicht hinter Dir lassen kannst.

    Du sagst es selbst, in den 80er Jahren. Das war ein in vielerlei Hinsicht ziemlich gutes Jahrzehnt, und wenn es Menschen gut geht, kümmern sie sich auch darum, die Welt besser zu machen.


    Heute haben wir eine politische Elite, die das Volk als Testkaninchen ihrer Ideologie betrachtet, die Verfassung immer wieder mit Füßen tritt, Bürger offen bedroht und aus Ideologie und Gier wirtschaftlichen Druck erzeugt, der die lange auf uns zukommenden Probleme noch verstärkt. Es geht den Menschen nicht gut und sie kümmern sich zuerst um ihre eigenen Probleme. Du demonstrierst auch nicht, sondern suchst einen Arzttermin und kriegst keinen.


    Was hätte Buddha dazu gesagt? Es gibt Leid. Verzweifle nicht daran. Mach es nicht noch schlimmer. Ich glaube nicht, dass er zu Demos aufgerufen hat, oder sonstwie andere Menschen ändern wollte. Sein Leben ist lange her und dennoch fragen wir uns heute noch, was er getan hätte und das liegt an ihm selbst. Sind andere Menschen davon beeindruckt, wie Du mit Dir selbst auskommst? Wenn nicht, warum sollten sie dem Weg zuhören, den Du vorschlägst?


    Michael

    Tai Danke, das ist die erste Erklärung, mit der ich wirklich etwas anfangen kann.


    Diese Idee gibt es nicht nur im Buddhismus. Es ist durchaus verbreitet, unsere Identität als das mentale Modell von uns selbst, gebaut durch Selbstwahrnehmung, zu definieren. Ich würde ein Modell nicht als Illusion bezeichnen, aber es ist nicht die Wahrheit oder Realität, sondern eben nur ein Modell.


    Wenn man sich auf den Gedanken einlassen kann, dann erklären sich ein Haufen Dinge über die Vorstellung der eigenen Person durch all die Phänomene, die allgemein mit der Konstruktion von mentalen Modellen zu beobachten sind.


    Das heisst für mich nicht, dass es unsere Identität nicht gäbe. Unser Neurotyp ist z.B. ein Teil der Identität und damit wird man geboren. Aber ein ganzer Haufen Dinge existiert tatsächlich nur in dem mentalen Modell.

    Es ist auch spannend, dass ich wie aus dem Nichts immer wieder Angriffen ausgesetzt bin, wo ich mir denke, wie komme ich da dazu.


    Mein Bruder schreibt mir eine Nachricht, dass ich ihn in Ruhe lassen soll bzw. dorthin verschwinden soll, wo es besser ist. Nachsatz: Bitte nicht antworten. Heißt, der beleidigt mich und ich darf nicht mal Stellung dazu beziehen?

    Was hätte Buddha dazu gesagt, wenn es ihm passiert wäre?


    Wie kommst Du dazu? Wenn Du es wirklich nicht weisst, könntest Du natürlich fragen, aber die Sache klingt nach einer Vorgeschichte, die Dir schon bekannt ist. Ist die Frage tatsächlich wichtig, wie es dazu kommt?


    Eine Beleidigung ist ein Angriff auf die Ehre eines anderen durch die Kundgabe eigener Missachtung oder Nichtachtung, und ich finde die Definition des StGB passend. Wurdest Du tatsächlich beleidigt? Ich denke, nein. Er wünscht keinen Kontakt zu Dir und hätte darum gerne, dass Du möglichst weit weg wärst. Das ist natürlich nicht angenehm, aber was hindert Dich daran, diesem Wunsch zu folgen? Lebst Du dann auf irgendeine Weise schlechter? Jeder Mensch hat den Drang zu sozialisieren und es ist nicht einfach, diesen Drang zu erkennen und ihn nicht zur Motivation des Handelns werden zu lassen. Stellung beziehen, sich wehren, das sind Aktionen, um der Einschränkung Deines Lebens zu begegnen. Aber keinen Kontakt zu ihm zu haben, einer Quelle des Leids zu entgehen, schränkt Dich nicht ein.


    Vielleicht hätte Buddha Dir vorgeschlagen, den Grund für Deine negative Emotion zu verstehen, um Dich selbst besser zu verstehen. Vermutlich hätte er Dir den Grund beschreiben können, aber Du müsstest dann dennoch darüber nachdenken, ob es wirklich so ist.

    Die Welt wird die Welt bleiben, nur die Menschen werden nicht mehr da sein. Ob das rasch sein wird oder noch sehr lange gut geht weiß ich nicht.

    Wir sind uns in einer Menge einig, aber darin nicht. Ich bin sehr sicher, dass die Menschen noch recht lange da sein werden.


    Wie fröhlich sie sind, ist eine andere Sache, wobei man auch fragen kann, wie fröhlich wie früher waren. Aber Endzeitgedanken finde ich rational nicht begründbar. Das siehst Du vielleicht aus Deinem Blickpunkt negativer, als es für die Allgemeinheit aussieht.


    Das bedeutet nicht, dass alles in Ordnung ist, oder dass die Dinge sich nicht negativ entwickeln würden. Aber schlechte Zukunftsaussichten und die Endzeit der Menschheit, das sind zwei grundverschiedene Dinge.

    Mich wundert und ärgert das manchmal, aber dann halte ich mir vor Augen dass sich Kulturen eben entwickeln, einen Höhepunkt erreichen und dann verfallen. Das war immer schon so und kann gar nicht anders sein - was entstanden ist, vergeht wieder.

    Ich bezweifle, dass das so sein muss. Soweit ich es sehe, gingen Kulturen an dem ein, was sie einst groß machte, weil sie ihre Welt veränderten, aber nicht sich selbst anpassten. Solche unverrückbaren Glaubenssätze sind für mich eine Ideologie.


    Buddha betonte, wie wichtig das persönliche Verständnis aller Ratschläge ist. Das ist ein Riesenunterschied zu einem Regelwerk. Weiter sind zukünftige Auswirkungen Teil einer Handlung und müssen daher mit bedacht werden.


    Nur, weil das keine Kultur macht, bedeutet das nicht, dass es nicht ginge.

    Der Bedarf an medizinischen Dienstleistungen steigt aus verschiedenen Gründen. Einer davon ist schlicht das steigende Durchschnittsalter und auch das hat viele Gründe. Wer viele Jahrzehnte zurück denkt, sieht auf eine Gesellschaft, die sich der Verjüngung durch Krieg und humanitäre Katastrophen nicht bewusst ist und ihre Situation für selbstverständlich und zukunftssicher hält.


    Gleichzeitig sinkt das Angebot, u.a. auch wegen der Demographie. Das Angebot wird aber auch begrenzt, indem man limitiert, wieviel den Ärzten bezahlt wird, und das führt dann dazu, keine neuen Patienten mehr anzunehmen. In vielen Praxen liefern die gesetzlich Versicherten nur noch einen Kostendeckungsbeitrag, aber ohne die privat Versicherten müsste die Praxis schließen.


    Es gibt natürlich noch viel, viel mehr Fakten, aber letztlich gibt es eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Wer glaubt, hier aus der eigenen Weisheit heraus einfache Lösungen für die Welt zu haben, hat definitiv ein unzureichendes Datenbild.


    Aus meiner Sicht lehrt der Buddhismus keine Ignoranz, sondern Eigenverantwortung. Es wird kein göttliches Wesen um Hilfe gebeten, sondern jeder ist für sich selbst verantwortlich. Dazu gehört, die eigene Lage und die Umwelt zu erkennen. Aber man muss auch darauf reagieren. Das kann die Entscheidung sein, die Situation zu akzeptieren. Oder sich dem zu entziehen, was man nicht ändern kann. Beides ist in Ordnung und schafft Gelassenheit.


    Michael

    Hier zwei Tests, die ich für gut beantwortbar halte, falls jemand der Sache selbst nachgehen möchte:


    Aspie Quiz


    Autism Spectrum Quotient
    The Autism Spectrum Quotient (AQ) is a self-administered questionnaire used to measure the degree to which adults show autistic traits.
    embrace-autism.com


    Sie geben einen Hinweis, ob man mit der Vermutung auf dem Holzweg ist oder nicht. Wer es selbst vermutet, dem empfehle ich Videos auf Youtube, z.B. "Autism From The Inside" und "Mom on the Spectrum". Sie erklären sehr viel und gut und darum geht es den meisten Menschen. Deutsche Ressourcen habe ich leider keine. Ich halte Deutschland in der Beziehung für sehr rückständig.


    Ich halte es für sehr hilfreich, die Strukturen des eigenen Denkens zu verstehen. Der Buddhismus widmet sich dem genau wie die Psychologie sehr intensiv.

    Oder an der Veränderung mitarbeiten, die man sich wünscht.

    Ich fände es gut, wenn es viele tun. Wobei ich einer Freundin auch gut zugeredet habe einen Job in Norwegen anzunehmen, der Sexismus in stereotyp männlichen Berufen ist andernorts deutlich geringer und ständige Geringschätzung auszuhalten ist eine schwierige Aufgabe.

    Ich rate nicht, vor lösbaren Problemen zu fliehen. Als Gas so extrem teuer wurde, habe ich gerechnet und einen 20 qm Solarluftkollektor gebaut. Viel Arbeit, alle haben gelacht, aber es funktioniert - wenn man es vorher rechnet.


    Im Kleinen funktioniert das. Den Zeitgeist änderst Du nicht. Auf englisch sagt man "go where you are treated best" und es stimmt. Ich höre aus Norwegen einige gute Dinge, kulturell und gesellschaftlich. Wie ich schon sagte, es ist keineswegs so, dass die ganze Welt untergeht.


    @Tim99

    Es gibt keine absolute Sicherheit. Es gibt keine absolute Stabilität. Es gibt Leid. Man muss sich selbst um das eigene Wohl kümmern. Wieder Psychologie und Buddhismus zusammen.


    Je nachdem, wie alt man ist, kann man sich auf Rente und Gesundheitssystem hier noch verlassen oder eben nicht mehr. Ich empfehle, sich die Demographie und die Kosten im Gesundheitssystem anzusehen. Wo wird man in 10 Jahren zu welchem Preis nach welcher Wartezeit behandelt und wie viele Ärzte gibt es dann noch? Haben die Engländer gedacht, dass ihr Gesundheitssystem so schnell so katastrophal werden könnte? Wie geht es Menschen in anderen Ländern, wenn sie krank werden? Warum ist die Lebenserwartung hier deutlich niedriger als in vielen anderen Ländern, wenn wir doch glauben, das beste Gesundheitssystem zu haben?


    Aber ich stimme zu, auswandern ändert nur die Umwelt, in der man lebt. Sich selbst nimmt man mit. Es ist nur eine Lösung, wenn die Umwelt kulturell oder wirtschaftlich ein Problem ist, aber nicht, wenn man mit sich Probleme hat.


    Was das soziale Umfeld angeht, so gibt es sehr viele kleine Communities, wo sich besondere Menschen finden. Nach dem, was Du so sagst, scheinst Du kein Mensch für einen Karnevalsverein zu sein. :) Amateurastronomie? Fotografie? Ein Segelflugverein? Alles ziemlich jenseits vom Mainstream und davon gibt es noch viel mehr, wo Du Menschen findest, mit denen Du im Alltag nie zusammenkämst. Falls Du das Gefühl hast, generell mental in dieser Welt fremd zu sein und im Grunde gerne allein bist, könnte sich ein Test auf Neurodivergenz lohnen, auch wenn rein statistisch zu über 98% nichts Hilfreiches dabei rauskommt - Du wärst nicht der erste ältere Mensch, der auf einmal sein ganzes Leben versteht.


    Du hast initial gefragt, ob Buddhisten zu wenig tun. "Do no harm", das ist kein Aufruf, etwas Gutes zu tun, oder? Nein, ist es nicht, und darum steht es am Anfang. Der Aufruf zu Gutem kommt erst danach, und diese Priorität ist richtig so. Alexander Gerst, und ich wünschte, ich würde die Quelle wiederfinden, hat mal gesagt, man wird zuallererst ein guter Astronaut, indem man kein schlechter Astronaut ist. Im übertragenen Sinn, indem man kein Leid erzeugt, weil jeder kleine Fehler in der Umgebung sehr schnell böse enden kann. Wer versucht, ein Super-Astronaut zu sein, wird leicht eine Gefahr für seine Kollegen. In Märchen gehen gut gemeinte Wünsche oft daneben. Darum die Reihenfolge. Es gibt viele Beispiele, warum sie gut ist.


    Du sagtest: "Rechte Politik ist eines, rechte Regierungen etwas Anderes, wir hatten das alles schon einmal, aber wenn sich die meisten Menschen in sich zurück ziehen anstatt aufzustehen, wird das wohl nichts."


    Das ist ein sehr schmaler Grat, wo "aufstehen" zu "Leid erzeugen" wird. Die meisten Menschen waren damals nicht rechts und sind es heute auch nicht. Sie sind es leid, dass ihr Leben immer schlechter wird. Recht viele erkannten damals, dass sie im "Friedenskampf" töten und sterben können, oder für die Regierung das Gleiche tun, oder auswandern, aber keinesfalls den Zeitgeist ändern. Sie haben niemand geschadet und ihr Leben besser gemacht.

    Es ist erschreckend, was in unserer Gesellschaft passiert, dass die Kultur ihre eigenen Kinder frisst. Darüber kann man sehr ausführlich bei Sigmund Freud in "Das Unbehagen in der Kultur" nachlesen.

    Es ist nicht erschreckend, sondern das ist der normale Lauf der Dinge.


    Falls das zu negativ klingt: Vor ein paar Jahrzehnten hatte Vietnam 95% Armut nach OECD. Ich meine das wären jüngst nur noch 5%. Die Welt ist nicht grundschlecht und geht unter. Es gibt viele Länder mit guter Demographie. Panama wollte früher 5000 USD für eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis sehen. Inzwischen sind es 500 k, glaube ich. Das Land ist halt sehr beliebt und ich gebe ihm eine sehr gute Prognose.


    Bislang sind wir als Deutsche noch frei. Wir dürfen unsere Sachen packen und gehen. Es wird politisch schon länger diskutiert, das einzuschränken, weil es viele tun, aber noch gibt's kein Gesetz und noch kein konkretes Vorhaben für eins.


    Die größte Grenze ist bisher unser Kopf. Es gibt viele Gründe, warum Menschen in ihrer Situation bleiben, aber denkt man wirklich tief darüber nach, sind es unsere Gedanken. Darum das Bild mit dem blassen blauen Punkt. Das ist unser Zuhause. Es ist sehr groß und wir sind frei - wenn wir die Grenzen im Kopf loswerden. Buddhismus und Psychologie geben die gleichen Antworten, wie wir das schaffen können.