Posts from Michael Haardt in thread „Die Gelassenheit und die Ignoranz des Buddhismus“

    Und ja klar, die Menschen werden zwar angeblich immer älter, aber auch immer kränker und die psychischen Belastungen ÜBERALL sind auch für nicht vorbelastete Menschen immens gestiegen und ein Teil ist auch hausgemacht, weil das alle Menschen nur noch Stress haben, auch in der Freizeit - das kann ja nicht sein.


    Aber ich kenne Niemanden, der in den letzten Jahren empathischer wurde oder nicht sein Aggressionspotential nach oben geschraubt hat, kurzum mir gefällt das nicht, aber der Trend wird weitergehen, kann man nur für sich versuchen das Beste draus zu machen.

    Möglicherweise hätte Buddha Dir gesagt, dass Du jammerst. Das heisst nicht, dass es nicht stimmen würde, aber Deine Beschäftigung damit hat keine Erkenntnis als Ziel, sondern die Beschäftigung ist das Ziel und sie macht Dich nicht froh.


    Man könnte nun lange diskutieren, ob Menschen sich ändern, und wenn man Empathie als Sinn versteht, dann könnte man ihre Wahrnehmung als Wesenszug sehen. Ungeachtet der Tatsache, dass viel unserer Identität nicht so aussieht, wie wir sie wahrnehmen, wenn wir sie wahrnehmen, beobachte ich, dass sie sich im Leben nicht sehr ändert.


    Werden Menschen aggressiver? Ja. Unzweifelhaft wandern eine Menge aggressive Menschen ein, wie man an der sinkenden öffentlichen Sicherheit sieht, aber es gibt auch sonst mehr Aggression im öffentlichen Raum, die regelmäßig eine verzerrte Wahrnehmung offenbart.


    Ich denke, man sollte die Veränderungen wahrnehmen, aber versuchen sie zu verstehen, um richtig zu reagieren. Ich hörte die Tage ein Zitat, das ich mir notierte:


    “Don't be in abusive relationships, not even with your country.”

    Nomad Capitalist on YouTube


    Das bedeutet nicht zwingend, dass Du auswandern musst, sondern dass Du Dich aus einer ungesunden Beziehung lösen solltest. Es ist schwer, weil man ein Stück Heimat damit verliert, aber im Grunde ist das bereits passiert und Deine Verbitterung richtet sich gegen diese Tatsache der Vergangenheit.


    Schließlich: Gibt es etwas Gutes trotz all der angesprochenen Veränderungen? Definitiv. Auch wenn ich mich hier wundere, dass manche Leute Buddha folgen wollen und dabei regelrecht zänkisch sind, habe ich hier schon viele Dinge gelesen, die mich weiterbrachten. Es gibt im Netz und in den sozialen Medien noch mehr wundervolle Communities und Menschen, die sich ohne Internet nie gefunden hätten. Mein persönlicher Tipp, und das ist sicher nichts für jeden, ist zu einem Segelflugplatz zu fahren und mitzufliegen. Egal wie grauenhaft das Meeting ist, muss ich immer noch an das Segelflugzeug denken. :)

    Tim99 Der Sammelbegriff ist heute wohl "Corporate Life" und um es kurz zu machen: Du hast die Arbeitswelt, vor allem in großen Unternehmen, korrekt erkannt und beschrieben. Die empfehlenswerteste Strategie ist, proaktiv stets die eigene Verteidigung im Blick zu behalten. Leistungen dokumentieren, was nur im Meeting gesagt wurde als Protokoll dokumentieren und generell nur zu sagen oder zu schreiben, was zitierfähig ist. Gute Arbeit verschafft eine Position der Stärke, die Angriffe erschwert. Damit kannst Du Lügen über Dich ignorieren und wenn es eskaliert, nachweisen, dass sie nicht stimmen. Du beschränkst Dich auf Deine Aufgaben und wenn etwas außerhalb Deiner Aufgaben schief läuft, halte Dich raus. So ein feindliches Umfeld ist anstrengend, aber irgendwie muss man sein Geld verdienen. Spitzenleistungen werden so extrem schwer, berufliches Vorankommen ebenfalls. Verstehe, dass Reviews subjektiv sind und damit unfair, egal wie komplex und scheinbar objektiv die Systeme sind. Lügen anderer werden Dich also dennoch benachteiligen.


    Was hätte Buddha gesagt? Es gibt Leid. Verzweifle nicht dran. Mach es nicht noch schlimmer.


    Es gibt schon einen Grund, warum immer mehr Menschen auf work/life balance achten und nicht mehr so viel arbeiten wollen. Warum sie keine Führungspositionen wollen, die sie zu einem unethischen Verhalten zwingt. Warum sie Dienst nach Vorschrift machen. Warum ein aggressives und unethisches Verhalten der Weg ins Management ist.


    Finanzielle Unabhängigkeit widmet sich genau dem: Freiheit. Nicht Reichtum. Das deutsche Gesundheitssystem wird jedes Jahr schlechter und die Lebenshaltungskosten steigen wie blöd. In welchem Land kannst Du mit wie viel Geld glücklich frei leben? Viele Länder bieten ein Dauervisum für Ruheständler, weil sie ihren Umsatz lieben.


    Oder bist Du doch das Problem, weil Du Deine Klappe nicht halten kannst und Streit vom Zaun brichst, nur weil Du schlecht behandelt wirst, meinst Dich wehren zu müssen, die Welt besser zu machen usw.? Das weißt Du nur allein. Du wirst nicht frei und unabhängig, wenn Du das nicht hinter Dir lassen kannst.

    Du sagst es selbst, in den 80er Jahren. Das war ein in vielerlei Hinsicht ziemlich gutes Jahrzehnt, und wenn es Menschen gut geht, kümmern sie sich auch darum, die Welt besser zu machen.


    Heute haben wir eine politische Elite, die das Volk als Testkaninchen ihrer Ideologie betrachtet, die Verfassung immer wieder mit Füßen tritt, Bürger offen bedroht und aus Ideologie und Gier wirtschaftlichen Druck erzeugt, der die lange auf uns zukommenden Probleme noch verstärkt. Es geht den Menschen nicht gut und sie kümmern sich zuerst um ihre eigenen Probleme. Du demonstrierst auch nicht, sondern suchst einen Arzttermin und kriegst keinen.


    Was hätte Buddha dazu gesagt? Es gibt Leid. Verzweifle nicht daran. Mach es nicht noch schlimmer. Ich glaube nicht, dass er zu Demos aufgerufen hat, oder sonstwie andere Menschen ändern wollte. Sein Leben ist lange her und dennoch fragen wir uns heute noch, was er getan hätte und das liegt an ihm selbst. Sind andere Menschen davon beeindruckt, wie Du mit Dir selbst auskommst? Wenn nicht, warum sollten sie dem Weg zuhören, den Du vorschlägst?


    Michael

    Tai Danke, das ist die erste Erklärung, mit der ich wirklich etwas anfangen kann.


    Diese Idee gibt es nicht nur im Buddhismus. Es ist durchaus verbreitet, unsere Identität als das mentale Modell von uns selbst, gebaut durch Selbstwahrnehmung, zu definieren. Ich würde ein Modell nicht als Illusion bezeichnen, aber es ist nicht die Wahrheit oder Realität, sondern eben nur ein Modell.


    Wenn man sich auf den Gedanken einlassen kann, dann erklären sich ein Haufen Dinge über die Vorstellung der eigenen Person durch all die Phänomene, die allgemein mit der Konstruktion von mentalen Modellen zu beobachten sind.


    Das heisst für mich nicht, dass es unsere Identität nicht gäbe. Unser Neurotyp ist z.B. ein Teil der Identität und damit wird man geboren. Aber ein ganzer Haufen Dinge existiert tatsächlich nur in dem mentalen Modell.

    Es ist auch spannend, dass ich wie aus dem Nichts immer wieder Angriffen ausgesetzt bin, wo ich mir denke, wie komme ich da dazu.


    Mein Bruder schreibt mir eine Nachricht, dass ich ihn in Ruhe lassen soll bzw. dorthin verschwinden soll, wo es besser ist. Nachsatz: Bitte nicht antworten. Heißt, der beleidigt mich und ich darf nicht mal Stellung dazu beziehen?

    Was hätte Buddha dazu gesagt, wenn es ihm passiert wäre?


    Wie kommst Du dazu? Wenn Du es wirklich nicht weisst, könntest Du natürlich fragen, aber die Sache klingt nach einer Vorgeschichte, die Dir schon bekannt ist. Ist die Frage tatsächlich wichtig, wie es dazu kommt?


    Eine Beleidigung ist ein Angriff auf die Ehre eines anderen durch die Kundgabe eigener Missachtung oder Nichtachtung, und ich finde die Definition des StGB passend. Wurdest Du tatsächlich beleidigt? Ich denke, nein. Er wünscht keinen Kontakt zu Dir und hätte darum gerne, dass Du möglichst weit weg wärst. Das ist natürlich nicht angenehm, aber was hindert Dich daran, diesem Wunsch zu folgen? Lebst Du dann auf irgendeine Weise schlechter? Jeder Mensch hat den Drang zu sozialisieren und es ist nicht einfach, diesen Drang zu erkennen und ihn nicht zur Motivation des Handelns werden zu lassen. Stellung beziehen, sich wehren, das sind Aktionen, um der Einschränkung Deines Lebens zu begegnen. Aber keinen Kontakt zu ihm zu haben, einer Quelle des Leids zu entgehen, schränkt Dich nicht ein.


    Vielleicht hätte Buddha Dir vorgeschlagen, den Grund für Deine negative Emotion zu verstehen, um Dich selbst besser zu verstehen. Vermutlich hätte er Dir den Grund beschreiben können, aber Du müsstest dann dennoch darüber nachdenken, ob es wirklich so ist.

    Die Welt wird die Welt bleiben, nur die Menschen werden nicht mehr da sein. Ob das rasch sein wird oder noch sehr lange gut geht weiß ich nicht.

    Wir sind uns in einer Menge einig, aber darin nicht. Ich bin sehr sicher, dass die Menschen noch recht lange da sein werden.


    Wie fröhlich sie sind, ist eine andere Sache, wobei man auch fragen kann, wie fröhlich wie früher waren. Aber Endzeitgedanken finde ich rational nicht begründbar. Das siehst Du vielleicht aus Deinem Blickpunkt negativer, als es für die Allgemeinheit aussieht.


    Das bedeutet nicht, dass alles in Ordnung ist, oder dass die Dinge sich nicht negativ entwickeln würden. Aber schlechte Zukunftsaussichten und die Endzeit der Menschheit, das sind zwei grundverschiedene Dinge.

    Mich wundert und ärgert das manchmal, aber dann halte ich mir vor Augen dass sich Kulturen eben entwickeln, einen Höhepunkt erreichen und dann verfallen. Das war immer schon so und kann gar nicht anders sein - was entstanden ist, vergeht wieder.

    Ich bezweifle, dass das so sein muss. Soweit ich es sehe, gingen Kulturen an dem ein, was sie einst groß machte, weil sie ihre Welt veränderten, aber nicht sich selbst anpassten. Solche unverrückbaren Glaubenssätze sind für mich eine Ideologie.


    Buddha betonte, wie wichtig das persönliche Verständnis aller Ratschläge ist. Das ist ein Riesenunterschied zu einem Regelwerk. Weiter sind zukünftige Auswirkungen Teil einer Handlung und müssen daher mit bedacht werden.


    Nur, weil das keine Kultur macht, bedeutet das nicht, dass es nicht ginge.

    Der Bedarf an medizinischen Dienstleistungen steigt aus verschiedenen Gründen. Einer davon ist schlicht das steigende Durchschnittsalter und auch das hat viele Gründe. Wer viele Jahrzehnte zurück denkt, sieht auf eine Gesellschaft, die sich der Verjüngung durch Krieg und humanitäre Katastrophen nicht bewusst ist und ihre Situation für selbstverständlich und zukunftssicher hält.


    Gleichzeitig sinkt das Angebot, u.a. auch wegen der Demographie. Das Angebot wird aber auch begrenzt, indem man limitiert, wieviel den Ärzten bezahlt wird, und das führt dann dazu, keine neuen Patienten mehr anzunehmen. In vielen Praxen liefern die gesetzlich Versicherten nur noch einen Kostendeckungsbeitrag, aber ohne die privat Versicherten müsste die Praxis schließen.


    Es gibt natürlich noch viel, viel mehr Fakten, aber letztlich gibt es eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Wer glaubt, hier aus der eigenen Weisheit heraus einfache Lösungen für die Welt zu haben, hat definitiv ein unzureichendes Datenbild.


    Aus meiner Sicht lehrt der Buddhismus keine Ignoranz, sondern Eigenverantwortung. Es wird kein göttliches Wesen um Hilfe gebeten, sondern jeder ist für sich selbst verantwortlich. Dazu gehört, die eigene Lage und die Umwelt zu erkennen. Aber man muss auch darauf reagieren. Das kann die Entscheidung sein, die Situation zu akzeptieren. Oder sich dem zu entziehen, was man nicht ändern kann. Beides ist in Ordnung und schafft Gelassenheit.


    Michael

    Hier zwei Tests, die ich für gut beantwortbar halte, falls jemand der Sache selbst nachgehen möchte:


    Aspie Quiz


    Autism Spectrum Quotient
    The Autism Spectrum Quotient (AQ) is a self-administered questionnaire used to measure the degree to which adults show autistic traits.
    embrace-autism.com


    Sie geben einen Hinweis, ob man mit der Vermutung auf dem Holzweg ist oder nicht. Wer es selbst vermutet, dem empfehle ich Videos auf Youtube, z.B. "Autism From The Inside" und "Mom on the Spectrum". Sie erklären sehr viel und gut und darum geht es den meisten Menschen. Deutsche Ressourcen habe ich leider keine. Ich halte Deutschland in der Beziehung für sehr rückständig.


    Ich halte es für sehr hilfreich, die Strukturen des eigenen Denkens zu verstehen. Der Buddhismus widmet sich dem genau wie die Psychologie sehr intensiv.

    Oder an der Veränderung mitarbeiten, die man sich wünscht.

    Ich fände es gut, wenn es viele tun. Wobei ich einer Freundin auch gut zugeredet habe einen Job in Norwegen anzunehmen, der Sexismus in stereotyp männlichen Berufen ist andernorts deutlich geringer und ständige Geringschätzung auszuhalten ist eine schwierige Aufgabe.

    Ich rate nicht, vor lösbaren Problemen zu fliehen. Als Gas so extrem teuer wurde, habe ich gerechnet und einen 20 qm Solarluftkollektor gebaut. Viel Arbeit, alle haben gelacht, aber es funktioniert - wenn man es vorher rechnet.


    Im Kleinen funktioniert das. Den Zeitgeist änderst Du nicht. Auf englisch sagt man "go where you are treated best" und es stimmt. Ich höre aus Norwegen einige gute Dinge, kulturell und gesellschaftlich. Wie ich schon sagte, es ist keineswegs so, dass die ganze Welt untergeht.


    Tim99

    Es gibt keine absolute Sicherheit. Es gibt keine absolute Stabilität. Es gibt Leid. Man muss sich selbst um das eigene Wohl kümmern. Wieder Psychologie und Buddhismus zusammen.


    Je nachdem, wie alt man ist, kann man sich auf Rente und Gesundheitssystem hier noch verlassen oder eben nicht mehr. Ich empfehle, sich die Demographie und die Kosten im Gesundheitssystem anzusehen. Wo wird man in 10 Jahren zu welchem Preis nach welcher Wartezeit behandelt und wie viele Ärzte gibt es dann noch? Haben die Engländer gedacht, dass ihr Gesundheitssystem so schnell so katastrophal werden könnte? Wie geht es Menschen in anderen Ländern, wenn sie krank werden? Warum ist die Lebenserwartung hier deutlich niedriger als in vielen anderen Ländern, wenn wir doch glauben, das beste Gesundheitssystem zu haben?


    Aber ich stimme zu, auswandern ändert nur die Umwelt, in der man lebt. Sich selbst nimmt man mit. Es ist nur eine Lösung, wenn die Umwelt kulturell oder wirtschaftlich ein Problem ist, aber nicht, wenn man mit sich Probleme hat.


    Was das soziale Umfeld angeht, so gibt es sehr viele kleine Communities, wo sich besondere Menschen finden. Nach dem, was Du so sagst, scheinst Du kein Mensch für einen Karnevalsverein zu sein. :) Amateurastronomie? Fotografie? Ein Segelflugverein? Alles ziemlich jenseits vom Mainstream und davon gibt es noch viel mehr, wo Du Menschen findest, mit denen Du im Alltag nie zusammenkämst. Falls Du das Gefühl hast, generell mental in dieser Welt fremd zu sein und im Grunde gerne allein bist, könnte sich ein Test auf Neurodivergenz lohnen, auch wenn rein statistisch zu über 98% nichts Hilfreiches dabei rauskommt - Du wärst nicht der erste ältere Mensch, der auf einmal sein ganzes Leben versteht.


    Du hast initial gefragt, ob Buddhisten zu wenig tun. "Do no harm", das ist kein Aufruf, etwas Gutes zu tun, oder? Nein, ist es nicht, und darum steht es am Anfang. Der Aufruf zu Gutem kommt erst danach, und diese Priorität ist richtig so. Alexander Gerst, und ich wünschte, ich würde die Quelle wiederfinden, hat mal gesagt, man wird zuallererst ein guter Astronaut, indem man kein schlechter Astronaut ist. Im übertragenen Sinn, indem man kein Leid erzeugt, weil jeder kleine Fehler in der Umgebung sehr schnell böse enden kann. Wer versucht, ein Super-Astronaut zu sein, wird leicht eine Gefahr für seine Kollegen. In Märchen gehen gut gemeinte Wünsche oft daneben. Darum die Reihenfolge. Es gibt viele Beispiele, warum sie gut ist.


    Du sagtest: "Rechte Politik ist eines, rechte Regierungen etwas Anderes, wir hatten das alles schon einmal, aber wenn sich die meisten Menschen in sich zurück ziehen anstatt aufzustehen, wird das wohl nichts."


    Das ist ein sehr schmaler Grat, wo "aufstehen" zu "Leid erzeugen" wird. Die meisten Menschen waren damals nicht rechts und sind es heute auch nicht. Sie sind es leid, dass ihr Leben immer schlechter wird. Recht viele erkannten damals, dass sie im "Friedenskampf" töten und sterben können, oder für die Regierung das Gleiche tun, oder auswandern, aber keinesfalls den Zeitgeist ändern. Sie haben niemand geschadet und ihr Leben besser gemacht.

    Es ist erschreckend, was in unserer Gesellschaft passiert, dass die Kultur ihre eigenen Kinder frisst. Darüber kann man sehr ausführlich bei Sigmund Freud in "Das Unbehagen in der Kultur" nachlesen.

    Es ist nicht erschreckend, sondern das ist der normale Lauf der Dinge.


    Falls das zu negativ klingt: Vor ein paar Jahrzehnten hatte Vietnam 95% Armut nach OECD. Ich meine das wären jüngst nur noch 5%. Die Welt ist nicht grundschlecht und geht unter. Es gibt viele Länder mit guter Demographie. Panama wollte früher 5000 USD für eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis sehen. Inzwischen sind es 500 k, glaube ich. Das Land ist halt sehr beliebt und ich gebe ihm eine sehr gute Prognose.


    Bislang sind wir als Deutsche noch frei. Wir dürfen unsere Sachen packen und gehen. Es wird politisch schon länger diskutiert, das einzuschränken, weil es viele tun, aber noch gibt's kein Gesetz und noch kein konkretes Vorhaben für eins.


    Die größte Grenze ist bisher unser Kopf. Es gibt viele Gründe, warum Menschen in ihrer Situation bleiben, aber denkt man wirklich tief darüber nach, sind es unsere Gedanken. Darum das Bild mit dem blassen blauen Punkt. Das ist unser Zuhause. Es ist sehr groß und wir sind frei - wenn wir die Grenzen im Kopf loswerden. Buddhismus und Psychologie geben die gleichen Antworten, wie wir das schaffen können.

    Es gibt einen Vertrauensverlust in alle wichtigen Institutionen unserer Gesellschaft und Vertrauen ist die Basis jeder Kultur. Das stetige Wachstum ist gehemmt, was bedeutet, dass man nur noch gewinnen kann, wenn man jemand anders etwas wegnimmt. Entsprechend feindlich wird unsere Gesellschaft.


    Es gibt in der Vergangenheit viele Beispiele exzessiver Staatsverschuldung, politischer Elitenbildung und wie eine Wirtschafts- und Finanzkrise die Gesellschaft beeinflusst und wie sie auf die Politik wirkt. Gesellschaft und Politik spiegeln sich gegenseitig, weil sie beide aus der gleichen Kultur kommen. Kulturen entstehen normalerweise, wenn eine Ideologie universelle Antworten liefert, die im Moment gerade richtig sind. Sie enden, wenn die Welt sich so verändert hat, dass die Antworten nicht mehr passen. Dennoch glauben alle, dass ihnen das nicht passieren wird. Es hilft, sich einmal anzusehen, wie viele Währungen schon von Politikern gegen die Wand gefahren wurden.


    Buddhismus ist keine Ideologie. Es wird betont, wie wichtig es ist, die Situation zu verstehen und nicht blind Regeln zu folgen. Das ist einfach und schwer zugleich. Der beste Rat: Do no harm. Wir leben besser, wenn wir uns kein Leid antun, indem wir uns sinnlos aufreiben, und wenn wir anderen kein Leid antun, indem wir für das vermeintlich Gute kämpfen. Man kann den Zeitgeist nicht ändern, sagt die Vergangenheit.


    Also, was ist die Situation? Dank Internet kann man sich viele statistische Daten von Deutschland und anderen Ländern anschauen. Ich tue das schon lange, um die Umwelt zu verstehen, und für mich ist der Punkt der Umkehr für einige Länder lange überschritten. Es spielt keine Rolle, wer das schuld ist. Die Kultur frisst ihre Kinder. Es passiert nicht auf der ganzen Welt zugleich, aber wenn man mitten drin lebt, könnte man das glauben.


    Was kann man tun? Dahin gehen, wo man gut behandelt wird. Das ist je nach persönlicher Situation ein anderer Ort. Man muss finanzielle Kompetenz aufbauen und sein Vermögen so strukturieren, dass man frei ist, das zu tun, anstatt sich zum Sklaven seines Besitzes zu machen, aber hier ist der falsche Ort, um das zu detaillieren. Seit Anbeginn der Menschheit legen Menschen große Strecken zurück, um einen besseren Platz zum Leben zu finden. Es ist seltsam, wie oft ich das in letzter Zeit zitiere, aber dieses Bild hilft:


    Vor langer Zeit hat eine Raumsonde aus großer Entfernung ein bewegendes Bild der Erde gemacht: Ein blass blauer Punkt in der kosmischen Dunkelheit. Das ist unser Zuhause. Wir nennen es nicht so, aber wir sollten. Das ist der Ort der Geschichte aller Menschen. 29% Kontinente in allen Farben, der Rest blauer Ozean, und eine dünne, blau leuchtende Atmosphäre. Dort gibt es viele gute Orte. Man muss sich nur einen suchen.