Posts from void in thread „Die Gelassenheit und die Ignoranz des Buddhismus“

    Wie nennen sie es "woke" - es scheint woke geworden zu sein, nicht korrekt zu sein und trotzdem erfolgreich und anerkannt. In dieser ausgeprägten Form, wie heute kannte ich das nicht.

    " Woke" bedeutet ja von der Grundbedeutung "wachsam". Ursprünglich war es ein Aufruf dazu, wachsam gegenüber allen Arten von Diskriminierung z.B gegen Frauen oder gegen Minderheit zu sein und das dann auch anzusprechen und sich dafür zu engagieren. Also sowas wie Amesty International, Fridays for Future, Greenpeace, Omas gegen Rassismus.


    Weil viele Leute schlicht das eigen Wohl Wicht ger ist als hehre soziale Anliegen, bewerfen sie diese Leute mit Dreck. Sie

    zeichnen das Bild vom übereagierten, hysterischen und heuchlerischen Aktivisten. Auch wenn das für manche Leute stimmt, ist es doch total überzogen soziales Engagement insgesamt anzuprangern.


    Ich verstehe nicht ganz, warum du - der du dich da in einem Atemzug beschwerst, die Leute seinen zu oberflächlich und zu egoistisch - da in das selbe Horn stößt.

    Diese Veränderungen betreffen mich persönlich, weil ich sie in den letzten Jahren überwiegend negativ wahrgenommen habe. Natürlich gibt es viele gute Menschen, aber ob sie noch die Mehrheit stellen, bezweifle ich.

    Auch wenn einzelne Menschen sich natürlich ändern können, bleibt die menschliche Natur im Großen und Ganzen gleich. Es gibt immer ein paar Schurken und ein paar Heilige und die meisten liegen dazwischen.


    Sie sind so gestrickt, dass sie so lange alles gut läuft und die ihre Ziele "im Guten" erreichen können, nett und umgänglich sind. Aber für die meisten gibt es einen Kipppunkt, ab dem sie sich ausgenutzt oder bedroht fühlen und dann zunehmend dazu übergehen auch unlautere oder unmoralische Maßnahmen zu ergreifen. Das kennt man ja von Kriegen, wo dann Familienväter zu Schlächtern mutieren oder man um die Familie zu schützen zum Verräter, zum Dieb oder Hehler wird. Gibt es viele "Win-Win" Situationen dann ermutigt das zur Kooperation. Gibt es diese nicht, dann zerbrechen die Netze der Kooperation sehr leicht und man zeigt sich von der schlechtesten Seite wie z.B in Gorkis Nachtasyl.


    Es besteht Gefahr dass man, wenn Leute sich nett und rücksichtsvoll verhalten, diese "Sonnenseite" als ihr Wesen sieht, und dann zutiefst enttäuscht ist, wenn sie unter veränderten Umständen ihre dunkle Seite zeigen und Barbaren werden. Man gerät ja dann leicht in ein Verzweiflung ob des Verlusts dieser Normalität. Von daher ist es gut sich, die Vieldeutigkeit der Menschen - und auch sich selbst - zu vergegenwärtigen. Dann versetzt einen das nicht so in Angst, Verzweiflung und Trauer.


    In der amerikanischen Soldatensprache gibt es den Begriff SNAFU ( Situation Normal, All Fucked Up ) aber als Buddhist kann man das einfach Samsara nennen.

    Ich denke, als Buddha noch ein reicher Prinz war, lebte er genau in so einem System wie ich grad. Kein Wunder, dass er die Flucht angetreten hat. Weil das gab es schon vor 1.000ten von Jahren, das hat sich nichts verändert.

    Ja, man neigt neigt dazu, die Vergangenheit idyllischer zu sehen als sie es es. Indien glich damals einem Fleckenteppich kleiner Staaten - ein Fischteich in dem die großen Fische die kleinen fressen. Als Adelsschicht eines kleinen Fürstentums hatte man da sehr schlechte Karten, weil man ja wußte was passiert - ein Nachbar greift einen an und unterjocht einen oder vernichtet einen. Nicht nur Skakyamuni setzte sich da ab sondern auch seine Cousins Amanda und Devadatta, seine Mutter, sein Vater, sein Sohn. Und die verbleibenden Shakyas fielen dann ja einen Massaker zum Opfer. Viele denken ja, wenn Buddha nicht Mönch geworden wäre, hätte er friedlich und bequem als Prinz gelebt. Während er wohl wie die anderen Shakyas wegen einer dummen Geschichte wegen der gefälschten Kaste einer königlichen Gattin hingemezelt worden wäre.


    Solche Systeme wo das "Gesetz der Fische" gilt gibt es auch heute. Da wäre Skakyamuni vielleicht der machtlose Geschäftsführer einer kleinen Familienunternehmen auf die es größere Mächte angesehen haben und alles voller Intrigen ist. Nur das man da - außer man hat es mit der Mafia zu tun - nicht mehr mit seiner ganzen Familie gemetzelt wird.

    void Ich muss mich sehr wundern. Michael Koolhaas ist das Paradebeispiel eines gescheiterten Freiheitskämpfers, der schon nach kurzer Zeit moralisch nicht mehr von denen zu unterscheiden war, die ihm einst Unrecht antaten. Es gibt viele andere Beispiele und es endet eigentlich immer mit vielen Toten und viel Leid.

    Kurz vor seiner Hinrichtung erfährt Kolhaas, dass er seinen Prozess gewonnen hat, und ich kann mir vorstellen, dass das in der Folge dazu führt, das die Obrigkeit da auch bei anderen vorsichtiger ist. Er hat also insofern sein Ziel durchaus erreicht - aber eben um welchen Preis? Er ist selber zum Verbrecher geworden, verliert sein Leben und hat auch andere ins Unglück geführt.


    Weltverbesserung ist selten nur Verbesserung sondern hat Risiken und Nebenwirkungen. In der französischen Revolution wurden Freheit und Gleichheit errungen aber die Kehrseite war die Guillotine. Wirkungen haben Nebenwirkungen. Radikale Veränderungen bringen Gewalt mit sich. Che Guevara war an der Ermordung von Kindern beteiligt, Ghandis Erbe waren gigantische Vertreibungen.


    Umgekehrt kann der Verzicht auf Gewalt auch dazu führen, dass man für lange Zeit schreiendes Unrecht, Ausbeutung und Korruption hinnimmt.


    Samsara hinten und vorne. Von daher wäre es schlecht einen "strahlenden Freiheitskämpfer" anzuführen, bei dem die Nebenwirkungen nicht so klar offen liegen.

    Ich habe genug über dieses Thema geschrieben. Ich wünsche allen hier, dass sie keine medizinische Hilfe dringend benötigen, denn dann werden sie mich verstehen.

    Dieser Thread heißt ja "Die Gelassenheit und die Ignoranz des Buddhismus".


    Und da ist es doch recht einfach:

    1. Der Buddhismus versucht einem dabei zu helfen unabhängig von den äußeren Bedingungen glücklich zu sein. Was bedeutet, wie der biblische Hiob Schlimmes heiter anzunehmen.
    2. Um Mißtstände in der Welt zu beheben braucht es dagegen oft Leute die besonders unter ihnen leiden. Einen Michael Koolhaas der sein Leben opfert um Gerechtigkeit einzufordern - einen Spartakus der Freiheit erkämpft. Oder eben einen Herkules, der die Augiaställe des Gesundheitssystems ausmustert.
    3. Während die meisten Menschen dazwischen liegen. Unfähig oder unwillens die Welt zu verändern und unfähig oder unwillens sich selbst zu verändern leiden sie zwischen der Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

    Aber ich finde es wichtig, auch die weltliche Komponente manchmal einzustreuen, weil die schieben viele Menschen von sich weg, indem sie vor neuen Realitäten flüchten, die sie aber sehr wohl auch betreffen.

    Wir leben ja wirklich in einem Zeitalter in dem viele Sicherheiten wegfallen und man sich vielen Unwägbarkeiten gegenüber sieht. Natürlich ist ein Wegschauen - ein "Business as usual" da falsch aber Angst ist in solch einer Situation auch kein guter Ratgeber..


    Angst führt zum Rückzug, zur Sehnsucht nach vergangenen und starken Männern. Um es mit neuen Situationen aufzunehmen braucht es Nüchternheit, Unerschrockenheit und Phantasie. Statt wie eine Maus vor der Schlange erstarrt dazustehen oder zu Jammern, dass früher alles besser war, muß man fähig sein, das Alte loszulassen. So schafft man es s

    sich auf das Neue einzustellen und statt der Risiken Chancen zu sehen. Angst schränkt dagegen den Möglichkeitsraum ein und ist insofern Gift.


    Viele Probleme entstehen auch erst daraus, dass Leute von der Angst gebannt denken, jedes Mittel einzusetzen und jede zivilisatorische Errungenschaft aufzugeben um so ein Gestern zurückzugewinnen. Angst macht blind und führt zum Aufstieg von Trump und Co.

    Aber es zeigt einfach, die Angst und die ist durchaus berechtigt.

    Lieber Tim Ich habe das Gefühl, es dreht sich da viel im Kreis:


    1. Der Buddhismus lehrt uns, nicht anzuhaften und dann keine Angst zu haben und nicht zu leiden.
    2. Dem widersprichst du und sagst es ist gut Angst zu haben, weil sie berechtigt ist und alles so schrecklich ist. Diese Angst bedeutet aber Leiden.
    3. Dann suchst du aber wieder Befreiung vom Leiden und landest beim Buddhismus.

    Und so rotiert das dann dauernd. Das ist jetzt mehr als Feststellung gemeint und nicht als Kritik. Es ist ja normal einen inneren Konflikt zu haben, der sich dann so äußert.

    Ich glaube Heinz Roiger (Schüler mit lehrübertragung von Ayya Khema) spricht gerne vom “jammergeist”.

    GIlt das auch für Leute, die über die Afd oder das Klima "jammern"?

    Ich denke, da darf man nicht vom Thema ausgehen sondern rein von den Geisteszuständen. Da ist denken ich der Unterschied zwischen "Jammern" ( was eher passiv ist) und "sich empören" ( aktiv) wichtig. Ich denke letzteres gibt es aus Wut/Frustration aber auch ohne.

    Ich glaube Heinz Roiger (Schüler mit lehrübertragung von Ayya Khema) spricht gerne vom “jammergeist”.

    Aber wie geht man damit um?


    Ich habe mal die Autobiographie von Don C. Talayesva gelesen, eines Sonnenhäuptlings der Puebloindianer. Diese leben ja in einer sehr trockenen Gegend wo es schwer ist über die Runden zu kommen. Er selber mußte drei seiner Kinder begraben, und die Wahrheit zu der er sich da selber immer ermahnen mußte war "geistig in den Osten zu schauen" - dankbar den Sonnenaufgang zu betrachten. Und eben nicht in den Westen zu schauen, wo alles untergeht, wo die Toten hingehen, wo alles zerfällt.


    Wenn man nach Westen sieht, dann sieht man nur Gründe zum klagen und dann ist es ja fast unmöglich aufzuhören..

    Quote

    (...) Im Jahr 2021 fielen 123,3 Millionen AU-Tage aufgrund von psychischen Belastungen an. Zum Vergleich: Im Jahr 2003 waren es 45,4 Millionen AU-Tage, also ein Anstieg von über 50 Prozent. (...)

    Ähm, wie kommt man von 45.4 Mill nach 123.3 Mill auf "Anstieg von über 50 %"? Für mich ist das beinahe verdreifacht (Anstieg "auf 271%" oder "um 171%"). Sehe ich rgendetwas nicht?

    171% ist definitiv über 50% Das sind ja wirklich riesige Zahlen. Hier steht dass das Ministerium die Zahlen erst auf eine Anfrage der Linken hin herausgab. Es hat also auch eine politische Dimension in der die Zahlen als politisches Versagen aufscheinen.

    Es kann doch nicht sein, dass viele Mitarbeiter nur noch in Angst arbeiten gehen, psychische Gewalt erfahren und krank gemacht werden, weil sie keinerlei Anspielstation haben.

    Psychische Belastung in der Arbeitswelt klingt ja nach etwas, was man messen kann. Die Anzahl der Krankschreibungstage auf Grund psychischer Belastung könnte da - auch wenn der Wert selber eine hohe Dunkelziffer hat - etwas über die Entwicklung aussagen.


    Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) aufgrund psychischer Erkrankungen ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. Im Jahr 2021 fielen 123,3 Millionen AU-Tage aufgrund von psychischen Belastungen an. Zum Vergleich: Im Jahr 2003 waren es 45,4 Millionen AU-Tage, also ein Anstieg von über 50 Prozent. Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) stellen psychische Erkrankungen somit die zweithäufigste Ursache für Fehlzeiten dar. Wer psychisch erkrankt, ist einem erhöhten Risiko ausgesetzt, darüber hinaus körperlich zu erkranken, sozial isoliert zu leben oder von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen zu sein. Die Betroffenen fallen dadurch meist langfristig aus. Einige Menschen müssen deshalb Erwerbsminderungsrente beziehen. Psychische Erkrankungen sind dafür die häufigste Ursache. Die Zahl hat sich laut BAuA von gut 52.000 Frühverrentungen in 2004 auf knapp 70.000 in 2021 deutlich erhöht.

    Das was du sagst ist also weder Einbildung noch ein individuelles Problem, sondern hier belegt das zuständige Ministerium, dass es ganz viele Leute gibt die da ausgebrannt werden und körperlich krank und sozial isoliert werden und dann so kaputt sind, dass sie frühvertentet werden. Das Ministerium sagt ganz was ähnliches wie du.

    Dass ich auch schweigen muss bzw. mundtot gemacht worden bin, was andere Themen angeht, wo es um Frieden geht und nicht um Krieg ist eine neue Erfahrung für mich.

    Oje, ich hoffe das passiert dir nicht hier im Forum. :( Natürlich wird einem in einem Forum von anderen - oft vehement - widersprochen. Was aber ja ganz was

    als jemand anzusprechen seine Meinung zu äußern. Da du ja ein Mensch mit wenig Energie bist, kann es ja sein, dass die andere einfach nur widersprechen und du dann die Kraft für die Diskussion fehlt und du dann deine eigene Resignation als Aufforderung zum Schweigen interpretiert. Prüfe das einfach mal und wenn dir wirklich jemand verbieten will dich zu äußern, melde ihn.

    Meine Frage an Dich, sofern du Zeit hast sie zu beantworten. Was mir schon auffiel ist, Einige hier sagen es gibt ein ICH andere wieder gar nicht, was stimmt denn nun bzw. wie gehe ich damit um?

    Aus etwas zusammengewürfelten kann eine Einheit werden,indem es als Einheit handelt. Beispiel dafür ist ein Vogelschwarm. Mehrere Vögel oder kleine Schwärme vereinen sich zu einem Ganzen um nach Süden zu fliegen.


    "Gibt" es dann diesen Schwarm? Das kann man unterschiedlich beantworten. Der eine sagt, dass zu den einzelnen Vögeln nichts "dazugekommen" ist - außer eben die gemeinsame Koordination. Für den anderen ist dieses gemeinsame Handeln entscheidet. Wenn etwas handelt, dann gibt es einen Handelnden. Fliegt der Schwarm richtig landet er am Ziel. Verfliegt er sich, landet er in der Sahara.


    Ein guter Kompromiß ist, wenn man sagt dass der Schwarm in gewisser, beschränkten Weise existiert. Nicht aus sich selbst heraus - es gibt keinen Schwarm jenseits der Vögel - sondern rein als Folge eben der Koordination.


    Ein Mensch ist natürlich kein Schwarm. Aber was wir jeweils als ich sehen und erleben hat eine große Bandbreite. Diese Bandbreite ist dadurch beschränkt, das es vieles gibt, bei dem es extrem nahe liegt, es seinem "ich" zuzuordnen. Der Körper, die Gedanken. Aber auch da gibt es schon Unterschiede. Jemand der statt eines Beins eine Prothese hat. Oder jemand der von Zwangsgedanken heimgesucht wird, die er nicht seinem "ich" zuordnen will.

    Unsere Kultur wird rasch verschwinden, es ist Endzeit - Punkt. Du wirst es viel rascher erleben als du es glaubst. Wobei ich damit nicht provozieren will, ich denke wirklich so, vor allem bei dem Wahnsinn der jeden Tag geschieht, nur eine Frage der Zeit, außerdem hätte Buddha das Wort Unwissenheit nicht besser definieren können als für die Vorgänge in der heutigen Welt.

    Was ist denn eine "Kultur"? In China gab es immer Reiche - Dynastien - und dazwischen Zeiten des Chaos. Aber die meisten Elemente der Kultur - chinesische Schrift, Reisanbau, Schriftzeichen, Ahnenkult - blieben erhalten. Durch Kriege, Seuchen und Hungersnöte hinweg.


    Endzeit ist doch voll billig.

    Dankbar anzuerkennen in welchen außergewöhnlichen Zeiten wir groß geworden sind, hilft diese schrittweise und unvermeidliche Rückkehr zur Normalität ( was kann schon immer weiter exponentiell wachsen ) gelassener zu nehmen.

    Die Verallgemeinerung im Westen geht es allen gut kann ich irgendwie nicht teilen,,man darf nicht von sich auf alle schließen.

    Da habe ich mich vielleicht unklar ausgedrückt.


    Ich habe gesagt, dass die letzten Jahrzehnte im Westen außergewöhnliche Zeiten waren in dem die Möglichkeiten durchschnittlich stiegen ( was damit kompatibel ist, dass es einzelnen dreckig geht) Im Vergleich zu vorherigen Jahrhunderte sank die Kindersterblichkeit, es gab Elektrizität und technischen Fortschritt, die Produktion stieg, viele Menschen konnten sich Autos leisten, reisen u.s.w. Es geht um einen Trend - also etwas Statistisches :



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    Mit diesem rein statistischen Trend ist es vollkommen vereinbar, dass es natürlich Verlierer und Leid gab. Oft ist ja der Gewinn des einen der Verlust des anderen. Für viele Menschen auf der Welt war unsere "paradiesische Moderne" mit Ausbeutung und Kolonialismus verbunden. Für viele wilde Tiere mit der Zerstörung ihres Lebensraum und für viele Nutztiere mit intensivierter Sklaverei. Samsara hat nie eine Pause gemacht.

    Für mich sind es dramatische Veränderungen und ja, die Positivdenker werden natürlich zig Gegenargumente finden, aber dann bitte auch auf die aktuellen Entwicklungen eingehen, die vielleicht gar nicht sehr positiv sind.

    Samsara ist ein Zustand der Frustration - unsere Wünsche erfüllen sich nicht.


    Das sieht man gut in der Natur: Eine Blaumeispaar hat im Laufe seines Lebens bis zu 40 Nestlinge. Und davin sterben alle bis auf durchschnittlich zwei. Der Rest fällt Krankheiten, Räubern, Unfällen zum Opfern. Zu Scheitern ist für die kleine Blaumeise die Norm und selbst nur erwachsen zu werden ein Glücksfall. Man stößt an eine Grenze. Ein Lebensraum hat nur eine bestimmte Tragfähigkeit, und all die anderen fallen über die Kante.


    Es gibt ganz selten Situationen wo das nicht so ist. Ein paar Blaumeisen könnte es auf eine Insel verschlagen, wo es vorher keine gab. Ein Paradies wo es keine Feinde gibt und Nahrung in Hülle und Fülle. Auf dieser Paradiesinsel könnten sich die Vögel dann exponentiell vermehren - für kurze Zeit erfüllen sich die Wünsche ohne auf Widerstand zu treffen. Aber eben nur so lange bis man auch dort an die Grenze stößt und einen "Samsara wieder hat" und die Wünsche frustriert werden.


    Wir sind in der Situation dass wir jetzt fast drei Generationen von Menschen hatten, wo sich die Grenze. immer weiter verschob. Durch Öl, durch Technik und Globalisierung. Wir sind in einer ungewöhnlichen Paradiesinsel aufgewachsen.


    Aber alles hat ein Ende und So wird sich die exponentielle Wachstumskurve der "große Beschleunigung" neigen. Was bedeutet ,dass uns die die samsarische Normalität langsam aber sicher näher kommt - Krieg, Seuchen, Unsicherheit kehren zurück. Das wünscht man natürlich niemanden, aber wenn man schaut war es für die meisten Zeiten nicht ungewöhnlich.


    Weil wir aber den paradiesischen Glücksfall als Normalität und als ererbten Recht sehen, sind wir frustriert und verfallen in tiefe Angst, wenn die positive Umstände wegbrechen. Wenig hat uns darauf vorbereitet. Für uns lag die verheißungsvolle Zukunft immer vorne und es ist schmerzlich sie auf einmal im Rückspiegel zu sehen. Von daher sind viele von Gefühlen der Verzweiflung, des Verlust, der Enttäuschung und der Wut erfüllt. Aber auch wenn diese Gefühle sehr nachvollziehbar sind, sind sie nicht wirklich zielführend.


    Dankbar anzuerkennen in welchen außergewöhnlichen Zeiten wir groß geworden sind, hilft diese schrittweise und unvermeidliche Rückkehr zur Normalität ( was kann schon immer weiter exponentiell wachsen ) gelassener zu nehmen.

    Ich weiß nicht genau, was Einsamkeit ist. Natürlich sind erstmal viele Leute einsam, weil sie alleine sind. Aber es gibt ja sowohl Leute die sehr alleine sind ( der spirituelle Einsiedler) und Leute die inmitten sozialer Bindungen oder auch in Menschenmassen einsam sind.


    Ich habe mal nachgeschaut und bin auf das "Kompetenznetz Einsamkeit" gestoßen. Da heißt es:


    Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl, bei dem die eigenen sozialen Beziehungen nicht den persönlichen Wünschen und Bedürfnissen entsprechen.

    Wenn man sich nach dem Partner sehnt und dieser tot ist, dann ist das ein Wunsch der ja leider nicht zu erfüllen ist. Aber ansonsten kann man ja anfangen seine Bedürfnisse anzusehen und zu schauen, wo es Menschen gibt mit denen man auf eine gemeinsame Wellenlänge kommt.


    Das Kompetenznetzwerk hat ja sogar eine Karte für Angebote.

    Nun, einen wesentlichen Impuls erfuhr die "bundesdeutsche" [Wessi-]Gesellschaft ja vor allem durch die '68er' - eine halbe Generation früher. Davon blieb dann Dutschkes Perspektive des 'langen Marsches durch die Institutionen' übrig - und natürlich ein gewisser 'trickle down' - Effekt auf manche Heranwachsende ('Boomer'). Auf dem 'langen Marsch' wurden die wilden Revoluzzer zu Parteibonzen, alt und vernünftig - Prototyp Gerd Schröder. Oder zu Grünen - den treuesten politischen Stoßtruppen unserer glorreichen Führungsmacht in Europa und besten Freunden jener Wirtschaftssparte, die Geld mit der Herstellung von Mordwerkzeugen macht.

    In der 68iger Bewegung war ja ein Amalgam aus sehr unterschiedlichen Ideen. Von Bürgerechtsbewegung, Kommunismus und Antikolonialismus hin zu Hippie-Ideen, Selbstverwirklichung unD Popkultur.


    Aber dann zeigte sich, dass der Kapitalismus sehr anpassungsfähig war, und viel "Befreierisches" in sich aufnehmen konnte. Gerade da wo es um die Befreiung des leistungswilligen, gut ausgebildeten Individuum von Bevormundung ging, konnte ja vieles ( Feminismus, Konsumkultur, Antirassismus Jugendkulturen) sogar als Wachstumsmarkt gesehen und die entsprechenden individuellen Bedürfnisse befriedigt werden können. Die "Realos" triumphierte, während systemsprengende "Fundi" Ziele

    Pazifismus, Gerechtigkeit, Ökologie) nach und geopfert wurden.


    Ich verstehe den Zusammenhang zwischen Boomern und Nazi Opas mit dem Thema hier nicht.

    void kannst Du mir bitte auf die Sprünge helfen? Danke!!!

    Es reiht sich in die anderen Beispiel von Doppelgesichtigkeit. So wie Thomas Jefferson für seine Anhänger ein Befürworter von Freheit und für seine Sklaven ein Oppressor war, kann auch ein Großvater gütig zu seinen Enkeln sein und gleichzeitig unmenschlich gegenüber gefühlten Feinden.

    Ich tue mir zum Zwecke des morgendlichen Studiums von Massenhysterien und multinationalem Trickbetrug eine Tageszeitung an (dazu einen Cappucino, ein Glas Orangensaft und zwei Laugencroissants - aber das tut hier nichts zur Sache). Okay, keine schöne Art, den Tag zu beginnen, aber meinen Blutdruck treibt das nicht hoch (das ist der wichtigste Teil der Übung), sondern es wappnet mich mit einer Haltung leiser Ironie und nachsichtigen Wohlwollens für die (idR erfreulich harmlosen) Begegnungen mit diversen Exemplaren dieser Spezies, deren kulturelle Errungenschaften in meiner Morgenzeitung umfassend dargestellt werden, in freier Wildbahn. Ich weiss, das klingt möglicherweise etwas herablassend. Aber so, wie Brecht meinte, als er erwachsen wurde, gefielen ihm die Leute seiner Klasse nicht - so gefallen mir die Leute meiner Spezies nicht. Und da hilft nicht einmal mehr Kommunist werden ....

    Gerade die Generation der Boomer war ja Teil einer Kultur der ganz großen Hoffnung - eines ganz großen Traums von einer besseren Zukunft. Mehrere Träume eigentlich. Des Traums vom Wirtschaftswunder, des Traums der Demokratie, des Traums der Gerechtigkeit, des Traums der Freiheit, der Traum des Wachstums, der individuellen Entfaltung. Und das all diese hehren Träume so Schiffbruch erleiden, wäre ja noch zu verschmerzen. Da hätten "die Guten" einfach eine Niederlage eingesteckt und müssten es nochmal, besser probieren -mehr und stärker kämpfen.


    Aber ich denke es ist ja viel schlimmer: All das was da nach dem zweiten Weltkrieg aufgebaut wurde - der Zuwachs an Wohlstand, an Freiheit, an Emanzipation erschien zwar als Verbesserung. Es waren aber die positiven Früchte einer Entfesselung der Produktionskräfte, die aber eben auch gewaltige negative Nebenfolgen hatte, die sich jetzt. Die ganze schöne Konsumwelt war ja nur möglich, weil man da die gespeicherte fossile Energie von Jahrmillionen verbrauchte, die Natur erschöpfte und so die Lebensgrundlage für kommende Generationen vernichtete. Sogar auf dem Lebensstandard der 80 ziger Jahre hätten noch viele Generationen nach uns schön leben können. Aber jetzt ist die Situation glaube ich so, dass ungefähr 3 Generationen die Ressourcen von hundert zukünftigen Generationen verpulvert haben. Wir sind also irgendwie die Schurken der Weltgeschichte, aber trotzdem irgendwie "nett" und harmlos. So nette Schurken.


    Ich bringe das nicht ganz zusammen. So als versucht man sich Flip den Grashüpfer aus Biene Maya als Teil einer Heuschreckenlage vorstellen:


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    Aber vielleicht ist das ja der Normalfall, das Menschen eine nette Plage sind. Cicero war ja auch gleichzeitig ein gebildeter Humanist und Teil eine kolonialen Gebildes. Und Sklavenhalter war er ja auch. So wie ja auch Thomas Jefferson. Nette Sklavenhalter, humanistische Imperialisten. Gütige Naziopas. Da reihen sich ja die apokalyptischen Boomer gut ein.


    Es ist schwierig all diese Bilder übereinander zu bringen. Und durch eine Art Trauerarbeit viel von den falschen Selbstbildern loszuwerden so dass man dann zwar desillusioniert ist aber nicht verbittert. Und sich Offenheit und Freundlichkeit bewahrt.

    Was ich betonen will, ich sehe es genau, wie ich es geschrieben habe. Ich will nicht gegen etwas halten, es ist nur mein Gefühl gewesen und ich wollte es einmal mit jemanden teilen.


    Ich schrieb schon öfter, es geht nicht um Recht haben. Normal bin ich sehr offen zu lernen, hier ist meine Meinung sehr gefestigt.

    Von Buddha gibt es ja den Satz:


    Zitat

    So wie der große Ozean nur einen Geschmack hat,den Geschmack von Salz,so hat auch meine Lehre nur den einen Geschmack,den Geschmack von Freiheit.


    Das Gegenteil von Freheit ist ja Unfreiheit. Man steckt in einer unguten Situation mit unguten Menschen fest und erlebt Niederlage auf Niederlage, Frustration um Frustration.


    Von daher sehe ich es als wichtig an, dass man wenn man so eingemauert ist, zu schauen, ob nicht der ein oder andere Stein weniger gefestigt ist. Ob man nicht die ein oder andere Unfreiheit als Illusion entlarven kann. Als eigenen Wahrnehmungsfilter - wie bei der Nostalgie - oder z.B als Zerrbild - wie bei den Medien. Das war so mein Ansatz.

    Ich beobachte sehr achtsam seit langer Zeit wie sich so die Gesellschaft, also "meine" Gesellschaft in der ich mich bewege bzw. die ich beobachte, also auch die Medien, die sozialen Medien, die Printmedien, das TV oder in der Arbeit usw.


    Meine Empfindung ist eine starke Polarisierung in der Kommunikation, die Aggressionen werden immer stärker und sogar diejenigen, die eigentlich dem Volk ein Vorbild im Sinne von einer gesitteten Kommunikation sein sollten, die haben eine Sprache, die ist unterirdisch.

    Es gibt ein Buch "Triggerpunkte: Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft. (Steffen Mau, Thomas Lux, Linus Westheuser) in dem das thematisiert wird.


    Von einer »Spaltung der Gesellschaft« ist immer häufiger die Rede. Auch in der Alltagswahrnehmung vieler Menschen stehen sich zunehmend unversöhnliche Lager gegenüber. So plausibel sie klingen mögen, werfen entsprechende Diagnosen doch Fragen auf: Wie weit liegen die Meinungen in der Bevölkerung wirklich auseinander? Und ist die Gesellschaft heute wirklich zerstrittener als zur Zeit der Studentenproteste oder in den frühen Neunzigern? Nicht zuletzt weil man eine Spaltung auch herbeireden kann, tut mehr Klarheit not. Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser kartieren aufwendig die Einstellungen in vier Arenen der Ungleichheit: Armut und Reichtum; Migration; Diversität und Gender; Klimaschutz. Bei vielen großen Fragen, so der überraschende Befund, herrscht einigermaßen Konsens. Werden jedoch bestimmte Triggerpunkte berührt, verschärft sich schlagartig die Debatte: Gleichstellung ja, aber bitte keine »Gendersprache«! "Oft wird behauptet, die Gesellschaft sei gespalten wie nie. Aber stimmt das? Drei Soziologen gehen dieser Frage nach, indem sie das deutsche Stimmungsbild zu Themen wie Klimaschutz oder Diversität analysieren. Das überraschende Ergebnis: Bei den meisten Fragen herrscht Konsens - solange es nicht um Lastenräder oder Gendersterne geht“

    Weil sich das was in den Medien kommt, meistens um die "strittigen Themen" und die strittigen Personen dreht, gerät das was unstrittig oder sogar versöhnlich ist so stark aus den Blickfeld, dass es unsichtbar wird. Es ist ein Zerrspiegel in den wir blicken. Leider habe ich das Buch noch nicht gelesen, aber ich habe es vor.

    Es gab seitdem wir auf der Welt sind noch nie so viele Brennpunkte wie heute.

    In Goethes Osterspaziergang heißt es:


    Zitat

    Nichts Besseres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, wenn hinten, weit, in der Türkei die Völker aufeinander schlagen. Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus und sieht den Fluss hinab die bunten Schiffe gleiten. Dann kehrt man abends froh nach Haus und segnet Fried und Friedenszeiten.


    Solange die Kriege in der Distanz "hinter der Türkei stattfinden" den Vietnamkrieg mit seinen 3 Millionen Toten, für Kriege in Iran und Irak, den Krieg im Kongo( 1998-2003) , im Yemen, in Darfur, in Syrien, kann man weil es nicht der eigene Krieg ist, dies für sich als Friedenszeit verbuchen. Es stört die Bequemlichkeit nicht - die Konflikte gleiten vorbei wie die Schiffe - von denen man manche bucht beachtet oder schnell vergisst.


    Aber wenn es ein paar Meter vor der Türkei ist - wenn der Krieg Europa bedroht, -dann wird das ein ernstzunehmender, ein richtiger Krieg. Man kann man sich einbilden, dass es so etwas Schlimmes zur eigenen Lebenszeit nie gab.


    Wenn man wie Goethes Oszerspaziergänger das nichteuropäische subtrahiert, dann sieht man vielleicht nur mehr ein bedrohlicher blauer Balken nach einer langen Friedenszeit.

    Was soll denn das für eine Dharmapraxis sein, die im Angesicht des normalen Alltags zerbricht? Klingt für mich eher nach Wohlfühlbuddhismus um des Egogemüts willen

    Unterschiedliche Menschen sind unterschiedlich belastet und unterschiedlich belastbar. Das was für den einen eine Herausforderung ist an der er wächst, ist für den anderen etwas worunter er leidet und zerbricht.