Posts from Anna Panna-Sati in thread „OT: Queeres ertragen“

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    Jeder versucht sein eigenes Grüppchen gegen die anderen abzugrenzen. Jeder und jede klammert sich an seine und ihre "Identitäten" und ist tief verletzt, wenn ein anderer diese Identität infrage stellt oder angreift. Jede Grüppchen- jede Identitätsfixierung grenzt andere Grüppchen und Identitäten aus. Und die größte Gewalt geht immer von der Gruppe aus, die die meiste Macht innehat. Es ist dabei beliebig, durch welche Gegebenheiten oder Wahngebilde eine Gruppe versucht, Identität zu etablieren: Nation, Rasse, Sexualität, Macht, Reichtum, Kultur, Ethik, Weisheit, Religion, etc., etc.. Immer wird es dazu führen, dass andere ausgegrenzt werden.

    Vielen Dank, Thorsten, für die eindrucksvolle Schilderung deiner Erfahrungen mit Ausgrenzung und die Analyse möglicher Ursachen und Folgen von Grüppchen-Bildungen/Identitätsfixierungen. _()_

    Ich vermute, dass sich viele, wenn nicht alle, Menschen schon einmal in irgendeiner Form ausgegrenzt gefühlt haben (nicht immer entspricht es ja den Tatsachen...).


    Eine tiefe innere Verunsicherung, weil man meint, "anders" zu sein, steht wohl vielfach am Anfang des Lebens als queerer Mensch, dadurch entsteht natürlich ein Leidensdruck.

    Menschen mit ähnlichen Sorgen, Nöten und Problemen schließen sich daher gerne zu (Selbsthilfe-) Gruppen zusammen, wobei die Motivation nicht in Abgrenzung und Ausgrenzung anderer besteht, sondern eben der Wunsch nach Hilfe, Austausch und gegenseitiger Unterstützung im Vordergrund steht.


    Ein Beispiel, das speziell Jugendliche betrifft, stellt die folgende kurze Reportage (ca. 4 Min.) vor:


    Queer sein auf dem Land
    Alle Videos zur hessenschau. Haben Sie eine Sendung verpasst? Dann sind Sie hier richtig. Folgen Sie uns hinter die Kulissen und lernen Sie unsere Redaktion…
    www.hessenschau.de


    Auch queere Menschen werden alt und stellen sich die Frage, wo sie im hohen Alter oder bei Pflegebedürftigkeit ein sicheres Refugium finden, in dem ihre Bedürfnisse verstanden und respektiert werden.

    Die folgende Podiumsdiskussion befasst sich mit diesem Thema:


    Queer im Alter (2024)
    Spricht man von der LGBTIQ-Community, geht es meist um junge Menschen. Aber es gibt auch viele Queere über 60 in Deutschland – nach Schätzungen des niedersäc...
    www.youtube.com



    Der Buddhismus geht das Problem und das Leiden, das dadurch erzeugt wird, bei der Wurzel an: der Identifikation. Buddha sagt: Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst. Und das gilt bezüglich aller Phänomene. Das ist soooo wohltuend! :taenzerin:

    Bis man daran gehen kann, Identifikation (wieder) loszulassen, müsste man erst einmal (s)eine gefunden haben, sonst könnten u.U. Psychosen ausgelöst werden (siehe Threads, die auf Gefahren/Risiken der Meditation hinweisen).

    Aus den Erfahrungen im Kontakt mit queeren Familienangehörigen weiß ich, dass es häufig an psychischer Stabilität/Gesundheit fehlt, dementsprechend müssten die Dharmalehrer möglichst noch eine psychotherapeutische Ausbildung besitzen, was wohl nur selten gegeben ist.



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Dies ganze Gerede von Toleranz macht die Lage von echten LSBTG zu einer Belastung, weil sich Menschen, die sich für normal halten, von etwas rede, das sie nicht verstehen können.

    Nur zum Verständnis: Das Problem ist "das Gerede von Toleranz", nicht die Toleranz an sich?


    Ansonsten kann man es also, als (vermeintlich) "Normaler", deiner Meinung nach, nur "verbocken"?

    Gelegentlich fällt mir das Verstehen der "Empfindlichkeiten" von den mir bekannten, queeren Menschen tatsächlich schwer, trotz vieler Gespräche - man scheint nur selten den richtigen Ton zu treffen, was manchmal zu leichten Verstimmungen führt (bei allen Beteiligten!).

    (Ich hätte es halt gerne einfach und unkompliziert, gerade innerhalb der Familie... :hug: )

    Wagt das ein LSBTG mit einem normalen Menschen, kann es von dem Normalen schon mal eins auf die Fresse geben, wie kann der es wagen, von etwas zu reden, dass er nicht versteht, eben weil er nicht normal ist.

    :eek: Keiner versteht wohl den Anderen zu 100 %....

    Diese Dualität "normal - queer" ist schon ein Problem, weil es trennend wirkt und sich daran diverse Konflikte entzünden können.


    Ich denke da sehr simpel:

    Wir sind doch alle zuallererst mal Menschen, oder?

    (Da stellt sich schon automatisch ein Verbundenheitsgefühl bei mir ein.)


    Wer, wen, warum sexuell begehrt (oder auch nicht), ob da was "hüpft" oder "baumelt" ,


    nur weil einem nichts baumelt

    :lol: war und ist mir persönlich, seit ich erwachsen bin, sowas von egal (als Kind wollte ich immer ein Junge sein, weil ich den Eindruck hatte, dass die allgemein bevorzugt wurden, coolere Spielsachen geschenkt bekamen - Puppenbett vs. elektrische Eisenbahn - und im Stehen pinkeln konnten :like: :D ...).


    Insofern kann ich bei Thorstens Aussage mitgehen:

    Mir ist z.B. generell der starke Fokus auf sexuelle Identität fremd, egal bei wem.

    Allerdings lern(t)e ich allmählich, dass es angebracht ist, Dinge, die Anderen wichtig oder gar "heilig" sind zu respektieren (auch, wenn man nicht alles nachvollziehen kann), weil andernfalls leicht Menschen verletzt oder gekränkt werden können, was einem harmonischen Miteinander entgegensteht.

    Nicht zuletzt durch die Metta-Praxis, entwickelt sich ja auch der Wunsch, dass alle glücklich und zufrieden sein mögen...


    Würde aber eine Partei versuchen, die Fußballfans zu verbieten, würde ich für das Recht, Fußballfan sein zu dürfen, auf die Straße, vor Gericht und auch ins Gefängnis gehen, wenn es sein muss.

    :like: :) Erinnert mich ein wenig an diesen Spruch:


    Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen.

    Voltaire

    - https://gutezitate.com/zitat/281697


    Ich muss nicht jeden mögen, muss auch nicht mit jedem Wunsch oder Lebensentwurf einer anderen Person einverstanden sein. Ich muss aushalten, wenn jemand Buddhisten, Männer, Künstler oder Boomer völlig bekloppt findet und damit nichts zu tun haben will. Ich muss und kann das aushalten.

    Abgesehen davon, dass hier ein bisschen viel "gemusst" wird (als würde man sich diese Anschauung selbst "einimpfen", wie eine Affirmation), finde ich diese Einstellung durchaus angemessen, "gesund" und vernünftig - wenn sie nur jeder teilen könnte....

    :?

    Schön, dass du so stark bist, es (gut?) auszuhalten, wenn du mit Ablehnung deiner Person konfrontiert wirst. Liegt sicher auch an deiner buddhist. Praxis, welche Anhaftung an div. Identitäten vermindert?


    Das Gegenteil ist leider viel häufiger zu finden - viele fühlen sich sehr schnell verletzt und/oder gekränkt - nicht jeder verfügt eben über ausreichend Selbstwertgefühl und Resilienz, gerade queere, insbesondere Trans-Personen, sind psychisch oft sehr labil, tragen große seelische Wunden (nicht zuletzt aufgrund von Erfahrungen mit Abwertungen und Ausgrenzungen) mit sich herum.



    Das Thema empfinde ich wirklich als schwierig, weil man so viel (unabsichtlich) falsch machen kann.



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    So, wie ich Hingabe verstanden habe, lehnt sie keine Menschen ab, die aufgrund ihrer Veranlagung, sexuell anders orientiert sind, als die Mehrheit der Bevölkerung oder gar schwer leiden, weil sie sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren können, dass ihnen von Geburt an, wegen bestimmter körperlicher Merkmale, "zugewiesen" wurde.


    (Erstmal) "irritiert" zu sein von Andersartigkeit/Abweichungen von Vertrautem/Gewohnten ist eine "normale" Reaktion, die sich bei kleinen Kindern gut beobachten lässt... ("Mama, warum hat der Mann nur einen Arm?").

    Jeder ordnet Wesen und Erscheinungen - auf der Basis seiner Vorprägungen und durch der durch Lernen gewonnenen Erkenntnisse - zunächst für sich ein, bewertet sie in irgendeiner Weise, z.B. interessant, neutral, irritierend, beängstigend, faszinierend,..


    Erst nachfolgende, verurteilende Gedanken sind zu hinterfragen, weil sie zu Spaltungen, Ab- und Ausgrenzungen, folglich zu Unfrieden und Leiden führen können (wie es gerade hier im Forum wahrzunehmen war).


    Was Rigpa wohl kritisch betrachtet, ist die sogenannte queere "Szene", dieses (scheinbare) "Sich-Selbst-Feiern" als etwas "Besonderes", bei gleichzeitigem Anspruch, als "völlig normal" zu gelten:

    Ging mir auch mehr um die Ideologie dahinter.

    Am Ende, so wohl die Befürchtung, wird das vordem "Normale" schlicht als eine unter vielen möglichen Varianten in einer "bunten" Gesellschaft betrachtet, was Unsicherheit auslösen kann.

    Dieser wird entgegengewirkt mit Aussagen wie:

    Die Merheit muss sich nicht ändern wegen einer Minderheit.

    Dass sich die Mehrheit einer Minderheit "beugen" soll, ist ja in einer Demokratie i.d.R. nicht gegeben (inakzeptabel), allerdings gibt es Grundrechte, welche sowohl Minderheiten, wie die Mehrheit gewähren/einhalten sollte.

    Dazu gehört, dass Bedürfnisse von Minderheiten auch gehört und ernstgenommen werden.

    Also ich habe Mitgefühl aber möchte nicht, dass es Normalität wird und keiner mehr weiß, was er ist.

    Da klingt ein bisschen Angst durch - die Wurzel vieler Abneigungen....

    Wenn du ehrlich bist, gibt es sicherlich auch bei dir Menschen- Gruppen, die du nicht unbedingt so magst oder denen du auch nicht immer unvoreingenommen begegnest.

    Ganz sicher. Nur ist es manchmal besser, die Gründe dafür mit sich selbst zu klären und nicht nach außen kundzutun, um niemanden zu verletzen.

    Er/sie hat ja geschrieben, dass er/sie sich in einer Gesellschaft, in der besonders viel queere Menschen zusammenkommen, er/sie sich nicht wohlfühlen würde. Ja, warum auch nicht? Kommen viele queere Menschen zusammen, ist das queer-Sein auch immer wieder Thema.

    Klar, unter vielen Queeren ist der Nicht-Queere plötzlich der "Unnormale", das kann verunsichern, ebenso die starke Fixierung der queeren Community auf "ihre" Themen - diese Dominanz scheint manchmal den Eindruck entstehen zu lassen, dass viele andere wichtige Facetten des Lebens davon überdeckt werden...

    Wenn alle Menschen der gleichen Meinung wären, wäre das keine Harmonie, sondern Monotonie – nichts ist langweiliger.

    Es könnte schon auch als harmonisch empfunden werden (nichts ist gemütlicher, als z.B. eine gefühlte Einigkeit der Meinung unter "Stammtischbrüdern"), nur birgt es die große Gefahr, dass man a) der objektiv falschen Meinung anhängen könnte und

    b) sich dann irgendwann schlimmstenfalls niemand mehr traut, diesem Meinungs-"Bollwerk" eine abweichende Ansicht gegenüberzustellen....

    Wenn Meinungen, Wertmaßstäbe und Lebensweisen verschieden sind, so sind gute Voraussetzungen gegeben, in einen Dialog zu treten. Zumindest, solange eine Gruppe nicht der Auffassung ist, ein Meinungsdiktat über die andere verhängen zu müssen.

    Genau! Aber leider scheint sich Letzteres immer wieder zu ergeben/zu wiederholen...

    Ich finde es gut, wenn man über seine Gefühle - auch wenn sie sozial unerwünscht sind - reden kann. Das ist eine große Chance.

    Ja, in angemessener (gewaltfreier) Weise über seine Gefühle zu sprechen, kann zu gegenseitigem Verständnis führen, vorausgesetzt, die Haltung der beteiligten Gesprächspartner ist von Respekt und Toleranz getragen.




    Voreingenommenheit/Vorurteile und Unsicherheiten bzgl. diverser "Reizthemen" lösen sich im Laufe der Zeit - u.a. durch Gewöhnung - oft ganz von selbst auf.

    Menschen sind häufig so "gestrickt", dass sie Unbekanntem zunächst mit Misstrauen begegnen, deshalb hilft es, sich umfassend zu informieren, in Kontakt zu gehen, sich vertraut zu machen.


    Am leichtesten fällt das Annehmen, wenn sich geliebte Familienmitglieder als queer "outen" (wie es in meiner Familie geschehen ist), da entfallen von vornherein "Berührungsängste". ;)



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)