So, wie ich Hingabe verstanden habe, lehnt sie keine Menschen ab, die aufgrund ihrer Veranlagung, sexuell anders orientiert sind, als die Mehrheit der Bevölkerung oder gar schwer leiden, weil sie sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren können, dass ihnen von Geburt an, wegen bestimmter körperlicher Merkmale, "zugewiesen" wurde.
(Erstmal) "irritiert" zu sein von Andersartigkeit/Abweichungen von Vertrautem/Gewohnten ist eine "normale" Reaktion, die sich bei kleinen Kindern gut beobachten lässt... ("Mama, warum hat der Mann nur einen Arm?").
Jeder ordnet Wesen und Erscheinungen - auf der Basis seiner Vorprägungen und durch der durch Lernen gewonnenen Erkenntnisse - zunächst für sich ein, bewertet sie in irgendeiner Weise, z.B. interessant, neutral, irritierend, beängstigend, faszinierend,..
Erst nachfolgende, verurteilende Gedanken sind zu hinterfragen, weil sie zu Spaltungen, Ab- und Ausgrenzungen, folglich zu Unfrieden und Leiden führen können (wie es gerade hier im Forum wahrzunehmen war).
Was Rigpa wohl kritisch betrachtet, ist die sogenannte queere "Szene", dieses (scheinbare) "Sich-Selbst-Feiern" als etwas "Besonderes", bei gleichzeitigem Anspruch, als "völlig normal" zu gelten:
Ging mir auch mehr um die Ideologie dahinter.
Am Ende, so wohl die Befürchtung, wird das vordem "Normale" schlicht als eine unter vielen möglichen Varianten in einer "bunten" Gesellschaft betrachtet, was Unsicherheit auslösen kann.
Dieser wird entgegengewirkt mit Aussagen wie:
Die Merheit muss sich nicht ändern wegen einer Minderheit.
Dass sich die Mehrheit einer Minderheit "beugen" soll, ist ja in einer Demokratie i.d.R. nicht gegeben (inakzeptabel), allerdings gibt es Grundrechte, welche sowohl Minderheiten, wie die Mehrheit gewähren/einhalten sollte.
Dazu gehört, dass Bedürfnisse von Minderheiten auch gehört und ernstgenommen werden.
Also ich habe Mitgefühl aber möchte nicht, dass es Normalität wird und keiner mehr weiß, was er ist.
Da klingt ein bisschen Angst durch - die Wurzel vieler Abneigungen....
Wenn du ehrlich bist, gibt es sicherlich auch bei dir Menschen- Gruppen, die du nicht unbedingt so magst oder denen du auch nicht immer unvoreingenommen begegnest.
Ganz sicher. Nur ist es manchmal besser, die Gründe dafür mit sich selbst zu klären und nicht nach außen kundzutun, um niemanden zu verletzen.
Er/sie hat ja geschrieben, dass er/sie sich in einer Gesellschaft, in der besonders viel queere Menschen zusammenkommen, er/sie sich nicht wohlfühlen würde. Ja, warum auch nicht? Kommen viele queere Menschen zusammen, ist das queer-Sein auch immer wieder Thema.
Klar, unter vielen Queeren ist der Nicht-Queere plötzlich der "Unnormale", das kann verunsichern, ebenso die starke Fixierung der queeren Community auf "ihre" Themen - diese Dominanz scheint manchmal den Eindruck entstehen zu lassen, dass viele andere wichtige Facetten des Lebens davon überdeckt werden...
Wenn alle Menschen der gleichen Meinung wären, wäre das keine Harmonie, sondern Monotonie – nichts ist langweiliger.
Es könnte schon auch als harmonisch empfunden werden (nichts ist gemütlicher, als z.B. eine gefühlte Einigkeit der Meinung unter "Stammtischbrüdern"), nur birgt es die große Gefahr, dass man a) der objektiv falschen Meinung anhängen könnte und
b) sich dann irgendwann schlimmstenfalls niemand mehr traut, diesem Meinungs-"Bollwerk" eine abweichende Ansicht gegenüberzustellen....
Wenn Meinungen, Wertmaßstäbe und Lebensweisen verschieden sind, so sind gute Voraussetzungen gegeben, in einen Dialog zu treten. Zumindest, solange eine Gruppe nicht der Auffassung ist, ein Meinungsdiktat über die andere verhängen zu müssen.
Genau! Aber leider scheint sich Letzteres immer wieder zu ergeben/zu wiederholen...
Ich finde es gut, wenn man über seine Gefühle - auch wenn sie sozial unerwünscht sind - reden kann. Das ist eine große Chance.
Ja, in angemessener (gewaltfreier) Weise über seine Gefühle zu sprechen, kann zu gegenseitigem Verständnis führen, vorausgesetzt, die Haltung der beteiligten Gesprächspartner ist von Respekt und Toleranz getragen.
Voreingenommenheit/Vorurteile und Unsicherheiten bzgl. diverser "Reizthemen" lösen sich im Laufe der Zeit - u.a. durch Gewöhnung - oft ganz von selbst auf.
Menschen sind häufig so "gestrickt", dass sie Unbekanntem zunächst mit Misstrauen begegnen, deshalb hilft es, sich umfassend zu informieren, in Kontakt zu gehen, sich vertraut zu machen.
Am leichtesten fällt das Annehmen, wenn sich geliebte Familienmitglieder als queer "outen" (wie es in meiner Familie geschehen ist), da entfallen von vornherein "Berührungsängste".
Liebe Grüße, Anna