Posts from pano in thread „OT: Queeres ertragen“

    Damit ist es Bestandteil der äußeren und inneren Identität, zu der der Buddhismus sehr viel zu sagen hat, z.B. dass sie sich kontinuierlich ändert und dass man sich nicht daran klammern soll - jedenfalls nach meinem bisher bescheidenen Wissen über Buddhismus. Das ist ein weiser Ratschlag, weil wir in individuell konstruierten mentalen Modellen denken, und die versagen gelegentlich erheblich die Realität zu beschreiben. Auf einer Divergenz zur Realität zu bestehen wird in Leid enden.

    Was ich mich bei solchen Sätzen immer frage, wer eigentlich mehr klammert: die, die die starren Geschlechtszuschreibungen aufbrechen wollen, oder die, die sich daran (oder an die Zuordnung ans biologische Geschlecht) klammern, bzw. deren gesellschaftliche Interpretation. Einen absoluten Realitätsanspruch zu formulieren, ist bei beiden nicht gerechtfertigt, weil das Wort "Geschlecht" ein gesellschaftlich konstruiertes ist. Selbst wenn man sich an die "biologische" Zuordnung klammert, wäre es folgerichtig, das gesellschaftliche Leben mit einem Bezug zum Geschlecht runterzubrechen auf Dinge, die im logischen Zusammenhang zu den Kriterien stehen, nach denen das biologische Geschlecht definiert wird.

    Es sind mehrere Modelle, das eine schreibt den einzelnen eine geschlechtsidentität vor, das andere gibt individuelle Freiheit. Das ist ein Gebot des Humanismus gender diversität nicht zu unterdrücken.


    Im Alltag gibt es kaum Situationen wo eine Regelung auf dem biologischen Geschlecht definiert werden muss. Dass sich die konservativen gerade so an Sport und öffentlichen Toiletten abarbeiten zeigt wie wenig eigentliche Probleme eine Individualisierung der geschlechtsidentitäten aufwirft für die Gesellschaft (abgesehen davon dass man umdenken muss)


    Michael Haardt danke dass du diesen Punkt nochmal aufbringst.

    Würde Buddha heute lehren, vielleicht hätte er eine Geschichte von Mara zum besten gegeben, wie er Homophobes einzuflüstern versucht. Und die Geschichte würde von einer Person handeln, die Mara erkennt und überwindet.

    Würde es um Statussymbole, gesellschaftliche Stellung, Reichtum, Armut, Erfolg, Jugend, Alter, Krankheit, Tod also um die "üblichen" Leidenschaften und Ängste gehen, wären wir uns vielleicht einig, dass wir es mit Vorstellungen, Verblendungen, dass wir es mit Dukkha zu tun haben. Warum – erst gemeinte Frage – sollte es bei der sexuellen Identität anders sein?


    Vielleicht würde Buddha auch lehren, der Frage und Anhaftung von und an sexueller Identität (wie jeder Form von Identifikation) nicht so viel Bedeutung zuzumessen, bzw. aktiv gegen diese Form von Ich-Macher vorzugehen: Ich bin dies und das, ich bin dies nicht und das nicht. Oder ist die sexuelle Identität eine Kategorie, die sich mit der buddhistischen Lehre nicht fassen lässt, die außerhalb von Samsara existiert?

    Natürlich alles nur Spekulation, aber homophobie würde er wohl nicht unterstützen. Ich glaube er wäre froh dass LGBTQ-identifizierende Personen sich von der Anhaftung an eine auf sie nicht zutreffende cis-hetero-Identität gelöst haben. So wie ein Arhat kein Householder mehr sein kann weil die Identifikation fehlt (sorry, vergessen mit welchem Wort Householder auf Deutsch üblicherweise wiedergegeben wird) wird auf dem Weg der Befreiung wohl auch die sexuelle Identität eine immer unwichtigere Rolle spielen. Ich glaube er hätte aber auch nichts gegen ein homosexuelles, verheiratetes Paar das Kinder großzieht und sich um ein ethisches Leben bemüht, die Silas einhält.


    Es gab da mal diesen Buchtitel (hab verkniffen mir das Buch zu bestellen) "Der Buddha sprach nicht nur zu Mönchen und Nonnen", und ich denke dass fasst gut zusammen, dass der Buddha auch heute eine Botschaft verkünden würde die es jedem ermöglicht einen gewissen Weg auf dem Weg der Befreiung zurückzulegen, aber nicht von jedem die unmittelbare Selbst-Aufgabe erfordert.

    Ich denke die Frage der Identität ist ganz einfach. Die heterosexuell-normative Gesellschaft hat die anderen Geschlechtsidentitäten über Jahrhunderte radikal abgewertet (Sünde, Verbrechen, Perversion, ...). Der einzige Weg raus aus dieser Unterdrückung war das eintreten (durchaus kämpferisch) für die eigene Identität, der negativen Zuschreibung wurde ein positives Selbstbekenntnis zur nicht-heteronormativen Identität entgegengesetzt. Im Jahre 2024 sind wir mittlerweile an einem Punkt, dass es immer mehr Menschen in Deutschland möglich ist offen homosexuell zu leben (ich glaube offen transsexuell ist weiter schwierig, und je nach Region oder Ländlichkeit oder auch Einstellung der Familie kann es weiterhin unmöglich sein sich zur eigenen Homosexualität zu bekennen, man denke nur an die Fußballspieler).


    Solange es genug Menschen gibt die sexuelle Identität als Anlass zur Abwertung nehmen, solange wird die LGBTQ Community aktiv ein positives Gegenmodell pushen müssen.


    Wenn in der Breite akzeptiert ist, dass LGBTQ normal und genauso ok ist wie cis-heterosexualität, dann mag das Thema sexueller Identität gesellschaftlich mehr in den Hintergrund rücken können. Bis dahin wird noch einige Zeit vergehen.


    Wie ich diese Zeilen schreibe fällt mir auf, dass ich sicherlich seit Jahren auf der Straße kein küssendes schwules Paar gesehen habe. Es gibt mir schon zu denken.

    Ich hab jetzt 2-3 längere Texte eingetippt und doch nie so recht des Pudels Kern getroffen.


    Wer LGTBQ-Personen ablehnt, aufgrund ihrer LGBTQ-Identität hat homophobie bzw. transphobie internalisiert, die in unserer Gesellschaft leider noch weit verbreitet ist (trotz aller Fortschritte). In gewisser Weise ist diese Internalisierung erstmal unverschuldet, denn teils haben wir auf dem Schulhof schon gelernt dass "schwul" ein Schimpfwort sei, und alles was nicht der Norm entspricht abgewertet werden solle. Trotzdem akzeptiere ich nicht, dass man sich auf diesem "Status quo" ausruhen will. Es ist auch nicht in Ordnung Akzeptanz der eigenen Trans- bzw. Homophobie einzufordern.


    Das einem Vorurteile mitgegeben wurden auf den Lebensweg, dafür ist man nicht verantwortlich. Dass man nicht daran arbeitet Vorurteile abzulegen, dafür ist man selbst verantwortlich.


    Als Buddhisten mögen wir Metta üben.


    Im Pali Kanon finden wir oft umschreibungen für unseren vorverurteilenden Geist. Meist tritt Mara auf. Würde Buddha heute lehren, vielleicht hätte er eine Geschichte von Mara zum besten gegeben, wie er Homophobes einzuflüstern versucht. Und die Geschichte würde von einer Person handeln, die Mara erkennt und überwindet.

    Ideologien sollte man keinem aufdrängen

    Ideologie ist leider kein besonders wertfreier Begriff. Eigentlich kommt es ja von Idee und Logos. Bei Ideologie denken wir direkt an Ideen die wir nicht mögen.


    Ich finde nicht dass wir wichtige Ideen für uns behalten sollten. Sei es Liberte egalite fraternité, oder die vier edlen Wahrheiten und der achtsame Pfad.


    Ebensowenig glaube ich , dass wir uns hinter dem Berg halten müssen mit einer Einsicht dass wir LGBTQ Personen in irgend einer Form aufgrund ihrer sexuellen Präferenz anders behandeln müssen in alltäglichen Situationen. Männer die Sex mit Männern haben, die haben auch dukkha, warum sollten sie nicht neben uns auf dem Kissen sitzen.


    Heterosexualität ist so omnipräsent in unsere Gesellschaft, dass allein das Bekenntnis andere zu sein oft als Provokation aufgefasst wird. Und das ist nicht richtig und wenn wir auf ewig heterosexuell als „normal“ definieren und alles andere als nicht normal, dann wegen wir auch keine Befreiung finden.

    Es gibt da natürlich schon einen Schein unterschied, denn Personen die nicht cis-heterosexuell sind (also nicht unter LGBTQ fallen) sind ja nicht behindert, sie werden diskriminiert.


    Ich schreibe Schein unterschied weil viele behinderte ja auch sagen dass nicht sie behindert sind, sie haben Einschränkungen und sie werden durch die Gesellschaft und durch mangelnde Barriere Freiheit behindert.