Das sind eine Menge Fragestellungen.
Erstmal die absolute Realität: Wissenschaft kennt Keine, theoretisch wenigstens. Praktisch wird das bereits oft verleugnet, was ich zitierte, und das hat deutliche Einschränkungen für die Betroffenen zur Folge.
Dann wird teilweise verleugnet, dass es eine geschlechtliche Identität als sozial konstruiertes Modell gibt. Die Vielfalt der Modelle verschiedener Kulturen zeigt, dass der Wunsch nach deren Beschreibung besteht, aber jeder Versuch eines Modells diskreter Begriffe trifft es nur unzureichend. Meiner Meinung nach ist das so, weil es wie die Biologie ein Spektrum ist.
Ist es wichtig? Es ist offen, ob wir in Sprache denken oder Gedanken mit Sprache beschreiben, aber es ist wohl unstrittig, dass gute Terminologie als Repräsentation guter Gedankenmodelle hilfreich ist. Daher kommt der Wunsch nach Bezeichnungen, und das ist gleichzeitig das Problem mit unzutreffenden Bezeichnungen. Ich denke hier wird sich kulturell und sprachlich noch Einiges tun.
Meiner Meinung nach wäre es buddhistisch, zu erkennen dass das mentale Modell der Biologie seit einer Weile etwas genauer wurde und im Angesicht von wissenschaftlichen Tatsachen nicht am alten Modell festzuhalten. Und das mentale Modell der Geschlechtsidentität wurde auch besser, hat aber offenbar noch deutlich Luft nach oben. Daraus ergibt sich, dass man sich an keins klammern sollte.
In unserer Kultur wirft es etwas über den Haufen. Das Theater mit den Toiletten ist ehrlich gesagt in manchen Ländern schon gelöst, z.B. in den Niederlanden, wo es oft Unisex-Toiletten gibt, und die Welt ging davon nicht unter. Die deutsche Sprache kennt keine geschlechtsunspezifische Form und unser grammatikalisches Geschlecht ist verwirrend. Irgendwas wird passieren müssen, aber ich weiß nicht, was. Englisch kennt dafür seit langer Zeit das singuläre "they" und abgesehen von wenigen Ausnahmen gibt es kein grammatikalisches Geschlecht. Da wird also alles so bleiben, wie es ist. Die Definition der sexuellen Orientierung verlangt ein wenig mehr Nachdenken als vorher, was vorher primär für Urlauber in Kulturen mit nicht-binärem Geschlechtsmodell galt. Das war's. Mehr verlangt es von niemand.
Insgesamt nichts Weltbewegendes, finde ich. Aber wir sind im Buddhaland, also was kann man aus dieser Sicht dazu sagen? Achtsamkeit, d.h. nicht verleugnen oder unterdrücken. Es ist wichtig seine Identität zu kennen und zu verstehen, um zu verstehen wie man sich unglücklich macht. Gleichzeitig soll man sich nicht daran klammern, weil sie sich mit der Zeit ändert und das geistige Modell nie die Wahrheit ist. Vor allem soll man weder Hass säen noch Menschen in Gruppen spalten. Letzteres finde ich ausgesprochen interessant, denn es wendet sich direkt gegen "divide and conquer". Es gibt also eine Menge klarer Ratschläge, alle begründet.