Posts from Helmut in thread „🧺 Suttenbesprechung: Kaccānagottasutta - Eine Sutta über die Rechte Ansicht“

    Ich wäre dafür, das Kaccayanagottasutta abzuschließen, bevor wir auf weitere Suttas eingehen, in denen rechte (richtige) Ansicht erklärt wird. Neben MN 9 ist auch MN 117 interessant.


    Im nächsten Abschnitt des Kaccayanagottasutta greift Buddha Sakyamuni noch einmal den Abschnitt auf indem es hieß:

    Quote

    Auf zweierlei Möglichkeit kommt, Kaccayana, diese Welt zumeist hinaus, auf Sein und auf Nichtsein.

    (Übersetzung W.Geiger)

    Er sagt:

    Quote

    'Alles ist', das, Kaccayana, ist das eine Ende. 'Alles ist nicht', das ist das andere Ende. Diese beiden Enden vermeidend, verkündet in der Mitte der Tathagata seine Lehre.

    (Übersetzung W.Geiger)

    Rechte Ansicht beseht also darin, die beiden Extreme von Beständigkeits- und Vernichtungsglauben zu überwinden und der Lehre vom mittleren Weg zu folgen.


    Im abschließenden Abschnitt erklärt Buddha Sakyamuni den mittleren Weg anhand der zwölf Glieder des abhängigen Entstehens und nicht anhand des achtfachen Pfades wie in der Lehrrede über die vier edlen Wahrheiten.

    Bhikkhu Bodhi übersetzt die Textstelle, die in W. Geigers Übersetzung den 6.Vers/Abschnitt bildet, folgendermaßen:

    Quote

    Diese Welt, Kaccana, ist zum größten Teil von Ergreifen, Anhaften und Festhalten gefesselt. Dieser aber [mit Rechter Ansicht] wird sich nicht durch Verstrickung und Anhaftung darin verstricken und daran anhaften, diesen geistigen Standpunkt, dieses Festhalten, diese Neigung. 'Mein Selbst' nimmt er nicht als Standpunkt ein. Er ist sich zweifelsfrei darüber im Klaren, dass das, was entsteht, nur das entstehen des Leidens ist, und das was vergeht, nur das vergehen des Leidens ist.* Sein Wissen darüber ist nicht abhängig von anderen. Insoweit, Kaccana, gibt es Rechte Ansicht.


    Bhikkhu Bodhi, In den Worten des Buddha, Beyerlein & Steinschulte, 2011, S.331


    *An dieser Stelle fügt Bhikkhu Bodhi eine Fußnote ein. Er übernimmt die Deutung des Saratthappakasini (Kommentar zum Samyutta-Nikaya) in der Leiden (dukkha) auf die fünf Anhaftungsgruppen bezogen wird.

    Sind die Lebewesen an diese Welt(1) (Samsara) durch Ergreifen, Anhaften und Festhalten gefesselt, dann fallen sie in eines der beiden Extreme von Sein und Nicht-Sein, die Buddha Sakyamuni im vorherigen Vers/Abschnitt erwähnt.


    Jemand mit rechter Ansicht fällt nicht in diese Extreme, weil diese Person die Ansicht eines aus sich heraus bestehenden Selbst oder Ich überwindet.


    Gleichzeitig hat er eine tiefe Einsicht in das Leiden, weil er erkennt, dass die fünf Anhaftungsgruppen Leiden sind; so wie es ja auch in SN 56.11 heißt: "... kurz: die fünf Anhaftungsgruppen sind Leiden." (Bhikkhu Bodhi, S.67)


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    (1) Mit Welt können [1.] die Lebewesen gemeint sein, aber [2.] auch die Welt, in der sie leben.

    Ich habe jetzt noch einmal Notizen eines Seminars mit Jay Garfield, das er 2010 in Hamburg gab, gefunden.


    Kaccayana fragt ja den Buddha, was ist rechte Einsicht. Und Buddha Sakyamuni beginnt ja seine Antwort mit der Aussage: "Auf zweierlei Möglichkeit kommt, Kaccayana, diese Welt zumeist hinaus, auf Sein und nicht-Sein." (Übersetzung H. Hecker)


    Sein und Nicht-Sein bezeichnen ja die beiden Extreme mit der gewöhnliche Menschen ihre Welt auffassen. Sein ist das Extrem zu glauben, die Phänomene existieren nur wenn sie ein Eigenwesen haben. Das Extrem des Nicht-Seins besteht darin zu glauben, dass die Phänomene nicht existieren wenn sie kein Eigenwesen haben. Diese beiden Extreme haben aber keine Grundlage in der Realität sind deshalb keine rechte Einsicht.


    Die rechte Einsicht negiert diese beiden Extreme ohne die Existenz der Phänomene zu negieren.