Für jemanden, der zum ersten Mal davon hört, dass das "Sein" zurückgewiesen wird, kommt schnell zum trügerischen Schluss ,dass es sich um eine nihilistische Lehre handelt. Und wenn dann das "Nicht-Sein" zurückgewiesen wird, geht es wieder zum "Sein" zurück. Ohne sich in diese Inhalte zu vertiefen, pendelt der Betrachtungspunkt wiederholt zwischen dem "Sein" und dem "Nicht-Sein" hin und her.
Ich empfand dieses Sutta als besonders, weil es das bedingte Entstehen als eine Zwischenstufe des Seins und Nicht-Seins darstellt und damit klarstellt, welche Position eben nicht verteten wird: Nämlich genau die, zwischen denen man hin und her pendelt. Dazwsichen stellt sich eine Art "Sweet-Spot" ein.
Auch wenn wir hier im Theravada-Unterforum sind: Nāgārjuna ist quasi Meister dieses Sweet-Spots:
QuoteDer dreizehnte Patriarch [Kabimara] wurde vom Drachenkönig eingeladen, um eine wunscherfüllende Perle zu empfangen. Der Meister [Nāgārjuna] fragte: “Diese Perle ist der wertvollste Schatz der Welt. Ist dies Gestalt von Sein oder Gestalt von Nichtsein?” Der Patriarch [Kabimora] sagte: “Du kennst nur Gestalt von Sein und Gestalt von Nichtsein. Aber du weißt nicht, dass diese Perle weder Gestalt von Sein noch Gestalt von Nichtsein ist. Auch weißt du nicht, dass diese Perle keine Perle ist.” Der Meister hörte dies und kam zu einer tiefen Erleuchtung.
Aus dem Denkoroku Fall 14.
Für mich waren die Werke (Chūron/MMK) eine Bestätigung, dass Nāgārjuna sich mit dem Pali-Kanon deckt und eine neue Perspektive auf den ganzen Kanon geben kann, ohne sich zu widersprechen.