Posts from Leonie in thread „kann man die Entstehung von Bewusstsein erklären ?“

    Zitat

    Wilhelm Busch

    „Das Zahnweh, subjektiv genommen, ist ohne Zweifel unwillkommen. Doch hat’s die gute Eigenschaft, dass sich dabei die Lebenskraft, die man nach außen oft verschwendet, auf einen Punkt nach innen wendet, und hier energisch konzentriert. Kaum wird der erste Stich verspürt, kaum fühlt man das bekannte Bohren, das Rucken, Zucken und Rumoren - und aus ist’s mit der Weltgeschichte, Vergessen sind die Kursberichte, die Steuern und das Einmaleins. Kurz, jede Form gewohnten Seins, die sonst real erscheint und wichtig, wird plötzlich wesenlos und nichtig. Ja, selbst die alte Liebe rostet - man weiß nicht, was die Butter kostet - denn einzig in der engen Höhle des

    Backenzahnes weilt die Seele. Und unter Toben und Gesaus reift der

    Entschluss: Er muss heraus!!“


    BGM Viriya - Sanna und atta - Lug und Trug

    Ich hab' nichts gegen christliches Gedankengut unter Physikern - da glaubt jeder an das, was er will - solange es die wissenschaftliche Arbeit nicht beeinflusst, interessiert das auch wenige.

    Für Bibelfreunde und dergleichen sind dann solche Ansichten richtig guter Stoff:


    http://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/Was-ist-Materie-drei-Zitate-WLeisenberg.pdf


    Das sind aber keine wissenschaftlichen Aussagen, sondern Spekulationen, denen jedoch, aufgrund der Autoritäten, die diese Aussagen machen, eine Wertung zugesprochen wird, die man scherzhaft als eminenzbasiert bezeichnet.

    Spekulationen können als Vorstufen zur Hypothesenbildung gesehen werden und können dann zu wissenschaftlicher Forschung führen. In den überwiegenden Fällen bleibt es jedoch bei Gedankenspielerei.


    Hier ging es um die Frage ob man die Entstehung von Bewusstsein erklären kann. Um das kurz zu machen: die Quantenmechanik erklärt das nicht. Roger Penrose und Stuart Hameroff, haben da ein paar Ideen, doch bisher ließ sich nichts nachweisen. Es bleibt also weiterhin ein Rätsel, was das Bewusstsein ist, wie und wo es entsteht.


    Von der Quantenphysik zur Quantenreligion | NZZ
    Seit einiger Zeit erstreckt sich der Erklärungsanspruch der Quantentheorie über die naturwissenschaftlichen Grenzen hinaus: Sie nimmt den menschlichen Geist…
    www.nzz.ch


    David Chalmers ist nach wie vor, einer der besten Forscher auf dem Gebiet von Bewusstsein.


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    Dir scheint es wohl egal zu sein, dass ich dich gebeten habe, keine Veränderungen an den Zitaten vorzunehmen - jetzt also mit Hervorhebungen.


    Der Unterschied von funktionell und mechanisch ist dir nicht geläufig. Paticcasamuppada zeigt die Entstehung und das Vergehen von dukkha - und den darauf bezogenen Funktionszusammenhang - das ist nichts Mechanisches.

    Das muss einer wollen - Abstehen von Unheilsamen z.B. - das Heilsame entfalten - das läuft nicht mechanisch - .

    Zitat

    Selbst wenn sich das" Ich" als bloße Illusion entpuppt, die lediglich als "Vorstellung "entsteht, bedeutet das nicht, dass man das menschliche Leben und seine einzigartigen Erfahrungen auf das Niveau der ständig entstehenden und vergehenden, bedingt auftretenden Dharmas reduzieren sollte.

    Genau weil das Ich NICHT als bloße Vorstellung und Illusion erkannt wird, wird das Leben, menschlich oder biologisch - bekämpft und vernichtet, denn einzigartig ist da nur das ICH in diesem Denken. Die einzigartigen Erfahrungen sind immer schon vergangen und werden dann erinnert, weil sie so ungemein beeindruckend waren - das macht einen so besonders und man möchte das auch noch von höherer Instanz bestätigt haben.


    Zitat

    Denn dadurch würde der Mensch auf die Kette der bedingten Entstehung "degradiert", und die lebendige, einzigartige Person ginge verloren. Das war mein Gedanke.

    Dann läuft man Gefahr, dass der lebendige Mensch selbst – mitsamt all seiner Vorstellungen, die seine Persönlichkeit und Individualität ausmachen – auf der Strecke bleibt.

    Wenn du das als Degradierung siehst, dass du lediglich ein vergängliches Dasein hast, das sich an seine Einzigartigkeit, Persönlichkeit, Individualität, seinen Vorstellungen anklammert, dann weißt du wirklich nicht, was den Buddhismus ausmacht.

    Dabei ist der Aspekt der Silas entscheidend, denn ohne diese zu üben, gibt es keinen Ausweg aus dem funktionellen Prozess - wenn du dich mal vergisst, dann erkennst du, dass du ohne dich bestens klar kommst - das Ich ist in den allermeisten Fällen nur ein Querulant, der verzweifelt nach dem Grund für sein Dasein sucht und dabei auf ganz schlaue Ideen kommt, wie das Bewusstsein, das der Grund für alles sei, nach den Geschichten von Physikern, die sich inzwischen dem Schwurbeln hingeben und die Leute, die keine Ahnung von Physik haben, einen gehörigen Bären aufbinden - .

    Das finde ich krass von dir, einfach mich zu zitieren und dann das Zitat zu verfälschen. Das geht gar nicht.


    Es geht hier darum, dass Erleben nach dem paticcasamuppada ein funktioneller Prozess ist, der auch die Bedingungen von Bewusstsein im Daseinskreislauf zeigt. Von Qualia ist da nirgends die Rede - aber das was da als individuell bezeichnet wird, ist eben eine Vorstellung. Und so glaubt man, man könne sich vorstellen, was man erlebt sei wirklich, dabei ist es durch die Geistesgifte getrübt. Das einzige, was da Nagel noch deutlich macht, ist dass das Bewusstsein an das einzelne Individuum gebunden ist - also Körper-Geist.

    Weil der Fledermaus-Körper nicht ein Menschen-Körper ist, ist auch das Bewusstsein und damit das Erleben ein anderes und das Bewusstsein, wie der Körper an das Subjekt gebunden. Die fünf skandhas machen dieses Subjekt aus, das nicht erkennen kann, dass es diese Daseinsgruppen ergreift und sie als sein Selbst ansieht.

    Ne, Leonie, eben gerade nicht. WIR ERLEBEN das PERSÖNLICH, aber es ist wie Radiowellen ein sich ständig veränderndes und erweiterndes Feld.

    Unser Gehirn ist der Empfänger, es kommt lediglich darauf an, welches Programm eingeschaltet ist bzw. wie wir programmiert sind, nicht anders als ein Computer.

    Persönlich wird es nur dann erlebt, wenn du es als DEIN Erlebnis, DEINE Erfahrung identifizierst. Ansonsten ist es einfach Erleben, als Teil eines unpersönlichen funktionellen Prozesses.


    Ohne Sinnesgrundlagen empfängt ein Körper - und das Gehirn ist was Körperliches - nichts. Egal welches Programm da gerade läuft. :)

    Auch ein Computer ist ohne Betriebssystem nur eine Kiste Blech. Und ohne Energie läuft dann sowieso nichts.

    Und hier noch zwei weitere Fassungen des Interviews von Marc Zollinger, diesmal in dessen Hauszeitschrift "Spuren" - Zollinger gehört zur Advaita-Szene.


    Eine Bombe!
    Beim letzten Mal habe ich versprochen, etwas ausführlicher über Federico Faggin zu schreiben. Ich habe mit dem Erfinder des Mikroprozessors ein langes…
    spuren.ch


    Erkenne dich selbst!
    Vielleicht erinnern Sie sich: In einem Blog vor ein paar Wochen habe ich von einem Gespräch mit dem italienischen Physiker Federico Faggin erzählt, das für…
    spuren.ch

    In MN 44 heißt es:


    Quote

    "Ehrwürdige, auf welche Weise entsteht die Persönlichkeitsansicht nicht?"

    "Freund Visākha, ein wohlunterrichteter edler Schüler, der die Edlen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, der aufrechte Menschen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist,

    • betrachtet Form nicht als Selbst, oder Selbst als Form besitzend, oder Form als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Form enthalten.
    • Er betrachtet Gefühl nicht als Selbst, oder Selbst als Gefühl besitzend, oder Gefühl als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Gefühl enthalten.
    • Er betrachtet Wahrnehmung nicht als Selbst, oder Selbst als Wahrnehmung besitzend, oder Wahrnehmung als im Selbst enthalten, oder Selbst als in der Wahrnehmung enthalten.
    • Er betrachtet Gestaltungen nicht als Selbst, oder Selbst als Gestaltungen besitzend, oder die Gestaltungen als im Selbst enthalten, oder Selbst als in den Gestaltungen enthalten.
    • Er betrachtet Bewußtsein nicht als Selbst, oder Selbst als Bewußtsein besitzend, oder Bewußtsein als im Selbst enthalten, oder Selbst als im Bewußtsein enthalten.

    Auf diese Weise entsteht die Persönlichkeitsansicht nicht."

    Wir haben es also hier bei der Erfahrung um die Entstehung und Erhaltung von Persönlichkeitsansicht zu tun.

    Das Selbstgefühl, Selbstbewusstsein, die Selbsterfahrung hat die Eigenschaft, dass sie als ein Allein-sein empfunden wird. Sie kann auch nicht als Erfahrung und Empfindung geteilt werden bzw. weitergegeben werden. Sie kann mit-geteilt werden, durch Kommunikation, also Gespräch oder auch durch Mit-Gefühl, weil alle fühlenden Wesen darin sich gleichen.

    Nun ist dem Buddhismus aufgegangen, dass das Selbst nur eine Vorstellung ist, das eine Identifikation erzeugt und damit dukkha - z.B. das Gefühl des Getrenntseins. Der Buddhist fragt daher nach den Bedingungen von Gefühl, Bewusstsein, Erfahrung und nicht ob es noch andere gibt, die das auch kennen.

    Wer sich und sein Selbst allerdings sehr wichtig nimmt, wie das bei Federico Faggin auch der Fall ist, der sitzt in der Falle, die er sich selbst gestellt hat - er haftet daran und kann die Ursache nicht erkennen.