Wenn die Triebe versiegt sind, ist der "Erwachte" dann ein Wandermönch, der unter freiem Himmel lebt, im Lendenschurz umherwandert und seine tägliche Schale Reis erbettelt ?
Die Energie, die in z.B. im blinden Ausleben der sexuellen Triebe gebunden war, ist jetzt frei, wofür ?
Nun ja, der Buddha und alle Arahat-s waren sehr kreativ und erfinderisch und hatten keine Probleme damit, ohne viele der Dinge auszukommen, die wir in unserer Zeit für notwendig halten.
Doch nochmal: In diesem Faden geht es um den Missbrauch und darum, warum er möglich ist.
Der tibetische Buddhismus bezieht sich auf einen Buddha, der Tantra lehrt. Das ist aus der Sicht des Theravāda absolut widersprüchlich und unmöglich. Tantra kam erst später hinzu – dafür brauche ich nicht einmal eine KI nachzufragen, um das zu erkennen.
Der Buddha sagte: 'Überprüft alles mit Verstand und Logik.' Ein Tantra-Guru hingegen sagt: 'Glaube an mich ohne Zweifel. Nur ich allein kann dir den Weg zur Erleuchtung zeigen, also folge mir bedingungslos.'
Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Also, die Ethik ist nicht mehr vorhanden, alles ist erlaubt – im Sinne von: 'Wer nicht an mich glaubt, wird niemals erleuchtet, sondern eher verdammt.' Das ist das Muster. Und am besten läuft das über Sex.
Ich bin hier raus. Das ist nichts für mich, leider.
Adieu
Das kleine Zitat zum Abschluss:
QuoteVon erwähntem Milarepa aus dem 11. Jahrhundert über Chögyam Trungpa im 20. Jahrhundert und bis zum zeitgenössischen Sogyal Rinpoche etablierte sich so ein neues Ideal: der unberechenbare Meister, gesegnet mit „übernatürlichen Kräften“ höchster Erleuchtung und befähigt, tief ins Herz eines jeden seiner devoten Schüler zu sehen. Unkonventionelle Methoden wie Beleidigungen, Anzüglichkeiten oder sogar Schläge gelten als „geschickte Mittel“. Der Meister setzt sie in diesem Verständnis vollkommen selbstlos ein, um die Adepten im „Kampf gegen ihr Ego“ zu unterstützen. Die Verrücktheit des Meisters enthebt ihn zudem jeder Kritik.
Als wundertätiger Thaumaturg und gleichzeitig Schnapstrinker sowie polyamouröser Erotiker ist es seine tantrische Kompetenz, die ihn weit außerhalb der moralischen Normen der in ihrer Dualität befangenen Weltlinge stellt. „Hütet euch, der Weisheit des Vajrayana menschliche Moral in die Quere kommen zu lassen“, verkündet Khyentse Dzongsar Jamyang, einer der glühendsten Verfechter dieser Praxis in der Gegenwart. Bernhard Pörksen bezeichnete in „Buddhismus aktuell“ die Tradition des „crazy wisdom“ kürzlich sehr zutreffend als „eine weihevoll formulierte Form von bullshit.“ Und er hat wohl recht mit seiner Vermutung, dass diejenigen, die sie am lautstärksten vertreten, am allerwenigsten daran glauben. Der „verrückte Heilige“ fungiert vor allem als doktrinäres Machtinstrument, um die innere Stabilität der religiösen Gruppen zu sichern, die diesem Leitbild folgen.
Kollateralschäden ohne Ende
War im frühen Buddhismus die Heiligkeit das Ergebnis eines ethischen und moralischen Lebenswandels, so kommt es im tibetischen Buddhismus beim Erleuchteten zu einer Entkopplung von Moralität und Heiligkeit. Der „vollverwirklichte Meister“ steht jenseits der Normen der Alltagswelt. Den Guru als einen gewöhnlichen Menschen zu betrachten oder gar zu behandeln, wird als schlimmes Fehlverhalten aufgefasst. „Was auch immer er tut, der Schüler hat es als eine Belehrung zu verstehen“, so Stephan Butterfield, ein früherer Schüler des tibetischen Rinpoche Trungpas.