Und hier nun unsere Stellungnahme zur Stellungnahme der DBU:
Die Stellungnahme dieser drei Vorstandsmitglieder der DBU kommt mir in der Tat auch ein bisschen seltsam vor. Es ist ja durchaus positiv zu bewerten, dass die DBU den Interessenskonflikt erkannt hat (wenn auch überraschend spät, denn der lag ja wohl von Anfang an auf der Hand) und dass es dann zu einem Rückzug der Vertrauensperson gekommen ist. Leute bringen sich dort ehrenamtlich ein und da kann und darf es auch mal zu Fehlern kommen. Entscheidend ist, wie man danach damit umgeht.
Das Zugeständnis, als DBU aus dem Fall gelernt zu haben, weist hier erstmal in eine gute Richtung: Die "Aufgaben und die Verantwortung der Vertrauenspersonen nochmals klarer" zu definieren und "eine Klärungsstelle einzurichten, die die Aufgabe haben wird, missbräuchliches Verhalten in buddhistischen Gemeinschaften zu untersuchen durch Gespräche mit allen Beteiligten und sich dann gemeinsam auf einen Weg der Heilung und Wiederherstellung von Sicherheit in dieser Gemeinschaft zu einigen" - sicher sinnvolle Maßnahmen.
Was für mich allerdings überhaupt nicht dazu passt, ist das (wie es auf mich wirkt) reflexhafte und unsachliche Einschlagen auf den Verfasser des Artikels. Gerade wenn sie doch selber Fehler gesehen und für die Zukunft präventive Maßnahmen in die Wege geleitet haben, müsste ihre Reaktion doch eher etwas sein im Sinne von "ja stimmt, danke für die Hinweise, wir haben auch schon daraus gelernt und folgende Maßnahmen in Gang gesetzt ...". Das wäre seriös und würde die Aufarbeitung konstruktiv weiter abrunden.
Stattdessen werfen sie Hendrik mangelhafte Recherche vor, obwohl in dem Artikel der kritische Punkt (Interessenkonflikt der Vertrauensperson, die als 2. Vorsitzende der Karma Kagyü Gemeinschaft Deutschland auch dem TTC vorsteht) doch klar herausgearbeitet wurde - ein Punkt wohlgemerkt, den sie dann selber vorbringen. Hier fehlt mir von Seiten der drei Vorstandsmitglieder der DBU auch eine sachliche Begründung dahingehend, an welchen Stelle die Recherche hier denn unzureichend sei.
In der Frage des eigentlichen Missbrauchsvorwurfs gehen sie in ihrer Stellungnahme dann - zumindest soweit ich es verstehe - noch ein Stück weiter als Hendrik in seinem Artikel. Während Hendrik in dem Artikel nur die Vorwürfe widergibt sowie Vorgänge und Kontext erläutert, schreiben sie klar:
QuoteWir sehen das Leid, das der betroffenen Frau durch das unethische Verhalten eines buddhistischen Lehrenden angetan wurde und verstehen ihren Zorn und ihre Unzufriedenheit angesichts der Entwicklung der Situation sehr gut. Ihr gilt unser ganzes Mitgefühl.
Gerade vor dem Hintergrund dieser Einschätzung wäre es doch naheliegend, die journalistische Arbeit der U/W in diesem Fall anerkenned zu würdigen. Als quasi DIE buddhistische Dachorganisation im deutschsprachigen Raum steht es der DBU nach meinem Verständnis durchaus zu, Schutz und Aufklärung in Missbrauchsfragen (für die sie sich ja selbst zurecht erklärter Maßen einsetzt) zu loben und unterstützend hervorzuheben.
Vielleicht ist hier in dem Versuch, (in einer für die DBU allgemein recht schwierigen Situation) Schaden vom Verband abzuhalten, eine Art reflexhafte Überreaktion entstanden. Ich habe allerdings den Eindruck, dass gerade durch diese unprofessionelle Reaktion ein viel schlechterer Eindruck und damit auch ein viel größerer Schaden entsteht (siehe etwa die doch sehr klare Reaktion Tenzin Peljors auf die Stellungnahme der BDU), als wenn man einfach zugegeben hätte: Ja. stimmt, sehen wir so ähnlich . Aber es ist ja für die DBU nicht zu spät, das alles noch einmal zu überdenken und ihre Haltung zu ändern.