Posts from Leonie in thread „Missbrauch in einem Hamburger Karma Kagyü-Zentrum“

    Auch körperliche Gewalt erzeugt Dominanz - das ist ja bei Tieren bekannt - da muss jährlich einer dem anderen der Rang streitig machen - und z.B.ist die Wahl eines Präsidenten auch ein Streit oder Wettbewerb um den Rang und damit um eine Dominanz. Da braucht man dann einen Haufen Geld und keine physische Gewalt.

    Napoleon kompensierte seine Defizite durch Erfolge auf dem Schlachtfeld. Als die dann ausblieben, war es mit seiner Dominanz dann auch bald dahin.


    Dominanz entsteht nicht, sie ist gegeben und muss gewollt werden. Z.B. beansprucht das "Ich" oder "Selbst" eine dominante Stellung. Wenn du dominieren, also bestimmen willst, dann musst du das machen. Und falls andere dir nicht folgen, so kannst du sie sanktionieren. Es kommt dann in Gruppen zur Selbst-Selektion und übrig bleiben diejenigen, die zur Struktur, die sich herausgebildet hat, passen. Du darfst allerdings keine arme Socke sein - sonst lachen dich die anderen aus.

    Die Borkumer "Tradition" ist ein Beispiel, wie die Mechanismen funktioniere. Es braucht eine Differenz - zwei Gruppen stehen sich gegenüber: Männer und Frauen; Gläubige und Ungläubige; Erwachte und Unerwachte; - dann muss es eine weitere Differenz geben zwischen Innen und Außen - die von der Insel und die vom Festland oder die, die dazu gehören und die ausgeschlossen sind.

    Und damit wird ein Raum geschaffen, in dem die dominante Gruppe sich ohne Sanktionen zu befürchten ausleben kann.

    Deshalb wird ja Transparenz, Compliance, die Einrichtung von Beauftragten nicht nur gefordert, sondern sie setzen sich auch langsam durch. Allerdings ist das ein mühsamer Prozess und geschieht mit Schneckentempo.

    Immerhin ein Punkt wo die Wirtschaft vorbildlich agiert - sie ist uns da weit voraus.

    Dort wo sie Betriebsräte zulassen muss und Gewerkschaften. Die Mitbestimmung wird inzwischen scheibchenweise abgeschafft.

    Diese ganzen Vorgänge, die überwiegend subtil ablaufen, hat die Justiz natürlich nicht auf dem Schirm.

    Sie könnte es natürlich zu einem Verdachtsfall erklären und diese Einrichtungen beobachten - :grinsen:

    Wir sind doch alle Menschen mit Augen und Hirn, wir sehen doch was in so einem Zentrum passiert und wie die Verantwortlichen mit Problemen umgehen.

    Richtig - das beginnt bereits bei dem Problem der Kritik - deshalb sind die Fälle Shimano und Zernikow auch erst bekannt geworden, nachdem Betroffene an die Öffentlichkeit gegangen sind und dort nach Hilfe gesucht haben.

    Es müsste doch inzwischen bekannt sein, dass Missbrauch von Menschen in Gemeinschaften - Familie, Sekten, Vereine, Religionsgemeinschaften - Betriebe, Unternehmen, Parteien - also überall dort, wo Menschen Macht an andere Menschen abgeben - um größere Macht oder einen Anteil zu gewinnen durch den Zusammenschluss, ein "normales" Phänomen ist - wir sind doch alle Menschen, ausgestattet mit den Geistesgiften Gier, Hass und Verblendung.

    Deshalb wird ja Transparenz, Compliance, die Einrichtung von Beauftragten nicht nur gefordert, sondern sie setzen sich auch langsam durch. Allerdings ist das ein mühsamer Prozess und geschieht mit Schneckentempo.


    Wenn jemand an die Öffentlichkeit geht, dann klagt er ja auch an und muss mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft rechnen. D.h. man kann erst mit einer inneren Distanz die kritischen Vorgänge in einer Gemeinschaft wahrnehmen. Man kann aber auch so vor den Kopf gestoßen werden, dass man nicht mehr anders kann, als seine Verletzungen auf-und anzuzeigen.


    Die Macht in Sekten und Religionsgemeinschaften wird dabei noch durch ein zusätzliches Element verstärkt, denn sie behauptet sich von einer höheren Autorität herzuleiten und das übt auf viele eine besondere Anziehung aus. Dass das auch geheimes Wissen sein kann, wie die esoterischen Gemeinschaften es vorgeben, knüpft an einem tiefen menschlichen Bedürfnis an, nämlich so zu sein, wie der Weise oder Wissende oder der Mächtige.


    Ein kritischer Blick auf den tibetischen Buddhismus - Tantra-Institut Jembatan

    Trimondi Online Magazin

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    Nun weiß man das alles schon sehr lange - und dennoch wird es immer in neuen Formen wiedergeboren.

    Tai


    Es lässt sich mit dem Thema des "Geistlichen Missbrauchs" vergleichen, was inzwischen auch diskutiert wird. Allerdings bezieht sich das auf religiöse Gemeinschaften, in denen man durch Gelübde oder ähnlichem eintritt und sich bindet.

    Das ist bei Verbindungen, wie Vereine oder Bildungseinrichtungen nicht praktikabel, da davon doch ausgegangen werden muss, dass man jederzeit die Verbindung lösen kann.


    Universität Münster > Fachbereich 2 > Projekt "Geistlicher Missbrauch in Geistlichen Gemeinschaften" Leitseite

    Zitat

    „Geistlicher Missbrauch kann Anbahnung zum sexuellen Missbrauch sein. Es ist aber auch ein eigenständiges, bisher nur in Ansätzen erforschtes Phänomen“, erläutert die Professorin für Praktische Theologie, Religionspädagogik und Genderforschung der Katholisch-Theologischen Fakultät. Bei diesem Phänomen handelt es sich nicht um sexualisierte Gewalt, sondern um eine Form psychischer Gewalt. „Geistlicher Missbrauch ist immer mit der Ausübung und dem Missbrauch von Macht verbunden sowie mit Manipulation und Willkür“, erläutert die Forscherin. Dabei verletze eine geistliche Autoritätsperson die persönliche Freiheit, die spirituelle Selbstbestimmung und die psychische, seelische und soziale Integrität ihres Gegenübers. Das missbräuchliche Handeln werde dabei geistlich beziehungsweise sakral aufgeladen und auf diese Weise legitimiert und als richtig behauptet.

    Dabei muss aber auch wieder auf die Handlung/die Tat gesehen werden - denn nur um die Tat geht es.


    Allerdings scheint die Sache im Falle des TCC Hamburg etwas anders gelagert zu sein - Hendrik schreibt und zitiert den Newsletter des Zentrums:

    Zitat

    Lama Dawa bestreitet die Vorwürfe. Es habe sich um eine monatelange, einvernehmliche Beziehung gehandelt.

    In einem weiteren Newsletter des TTC, etwa einen Monat später, lesen die Mitglieder des Zentrums: „Ihr habt mittlerweile sicher alle davon erfahren, dass Lama Dawa seine Mönchsgelübde zurückgegeben und die Roben abgelegt hat, da er vor einigen Jahren eine sexuelle Beziehung mit einem (gleichaltrigen) Sanghamitglied eingegangen war. (…) Die Betroffene hat schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben – spricht von ‚sexueller Nötigung‘ und davon ‚als Frau erniedrigt, gedemütigt und manipuliert‘ worden zu sein.“


    Man kann sich natürlich wünschen, dass Bildungseinrichtungen - religiöser Art - spiritueller Art - mit den Ausbildungseinrichtungen anderer Art gleichgesetzt werden sollten - allerdings sind das Einrichtungen in öffentlichem Interesse - wie Schulen, Berufsausbildung und bereits bei den Volkshochschulen kann das nicht greifen.


    Wenn man sich die Fälle von Christopher ansieht, dann waren das auch Missbrauchstaten im Rahmen von vergleichsweise engen Gemeinschaften - man kannte sich schon länger, lebte auch zusammen und das spricht dann viel stärker für eine auch materielle Abhängigkeit.

    Ist doch Wurscht! Man kann sich gerne für eine Justizreform einsetzen aber mein Punkt bleibt, dass, wenn es nach den Lamas ginge, wir doch gar kein StGB bräuchten, weil alle so friedlich und frei von Begierden rumlaufen würden :)

    Ich hab vergessen, dass du in Kanada Jura studiert hast -


    Da wäre doch die Katholische Kirche ein gutes Beispiel für die Tibeter:


    https://www.kas.de/documents/252038/16166715/Das+Verh%C3%A4ltnis+von+kirchlichem+und+weltlichem+Staatsrecht.pdf/ad1ef3a6-00ac-ffb6-843a-56d423d24078

    Was hat sie sich denn dabei gedacht?

    Dann machst du dich jetzt eben zum Anwalt - nachdem die Sache in den Sand gesetzt ist - vom "Opfer".


    Das Zentrum kann dich noch wegen Rufschädigung belangen. Das macht dir aber wahrscheinlich nichts aus.

    Nö. Die Beweislage reicht noch nicht mal aus, um eine Anklage zu erheben

    Diese Obsession mit dem StGB wundert mich nach wie vor. Als ob das Fehlen einer Strafanzeige wegen eines schweren Sexualverbrechens eine Art Gütesiegel für buddhistische Lehrer wäre.

    Du bist doch Jurist - nicht das Fehlen der Strafanzeige, sondern das Fehlen der gesetzlichen Grundlage liegt doch hier vor. Sie und ihr Anwalt hätten ja versuchen können, die Anzeige durchzusetzen und Beschwerde gegen die Entscheidung der Staatsanwaltschaft einreichen können.

    Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft hat aber offensichtlich dazu geführt, dass keine Anklage erhoben wurde. Dafür kann es drei Gründe geben, z.B. dass es keinen hinreichenden Tatverdacht für eine Anklage gab. Oder keine Beweise. Oder der Beschuldigte ist unschuldig - nach dem Gesetz.


    Nach meinem Eindruck hatten die beiden eine längere Beziehung, eine sexuelle Beziehung und das ist kein Verbrechen - es ist noch nicht einmal ein Verstoß gegen die Silas, wenn die Frau nicht verheiratet ist.

    Die Kraft des Begehrens
    In den Reden des Buddha finden wir nichts über den Umgang mit der sexuellen Kraft, außer dass es für den Mann nichts Anziehenderes gibt als den Körper der Frau…
    www.ursachewirkung.com


    Die Frau kann also höchstens als abhängig angesehen werden - wovon war sie abhängig? Von der Zuneigung eines Alpha-Wesens - der Lama ist ja in einer solchen Position - .

    Wenn hier von Opfer die Rede ist, dann ist "Anna" und auch sonst jeder Opfer seiner Gier, Hass und Verblendung - wie soll man da heraus kommen?

    Zunächst mal hilft die Schuldfrage nicht weiter - es hat jeder bei sich selbst zu erkennen, für welche Taten er/sie sich entscheidet.


    Natürlich sollte ich von einem Leiter eines buddhistischen Zentrums erwarten, dass er sich mit seinen Geistesgiften gut auskennt und auch sich beherrscht, wenn es da schwierige Situationen gibt. Shunryu Suzuki hat da mal auf eine Schülerin, die ihm ihre Gefühle gestanden hat, gesagt, sie brauche nichts zu befürchten, er habe Disziplin für zwei.


    Also halten wir den Lama in Hamburg für eine Dumpfbacke und das Zentrum tut sich da keinen Gefallen, wenn sie den aus Mitleid weiter versorgt. Zurück nach Bhutan will er ja nicht.

    Und Du brauchst keine Scheu vor Lama Dawa zu haben, der ist auch nur ein Mensch und der ist wirklich froh, wenn er mal eine Abwechslung hat und jemand Interessiertes ihn aufsucht. Gerade jetzt in Corona-Zeiten ist es für einen Lama ebenso schwierig wie für uns alle. Also versuche es doch einmal mit ihm, so unter vier Augen, das wird bestimmt nett werden. Er bietet das ja auch an, dass man ihn besuchen kann, und er freut sich drauf.

    Es habe sich bei der Einstellung um eine "Progonseentscheidung" gehandelt.

    Das ist was ganz alltägliches, denn JEDER Gerichtsprozess im Strafrecht basiert zunächst auf einer einseitigen Prognoseentscheidung der Staatsanwaltschaft bei rein vorläufiger Bewertung des Falls.

    Lediglich die vorliegenden Beweise reichen nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft vermutlich nicht aus, um eine Verurteilung zu erreichen. Also macht sich die Staatsanwaltschaft nicht die Mühe, das Verfahren weiter zu verfolgen und eine Gerichtsverhandlung zu beantragen.

    Nö. Die Beweislage reicht noch nicht mal aus, um eine Anklage zu erheben. Das ist der Entscheid der Staatsanwaltschaft - der Anwalt hätte aber den Fall dennoch vor Gericht bringen können. Es kann aber auch am Antrag gelegen haben, dass der so ungeschickt formuliert war, dass das Verfahren abgelehnt wurde.

    Die Staatsanwaltschaft fragt ja den Beschuldigten und der wird die Beziehung eingeräumt haben. Und er wird auch auf die Einvernehmlichkeit hingewiesen haben. Davon müsste der Anwalt von "Anna" auch eine Kopie haben.


    Was bleibt ist der emotionale Missbrauch - und dafür gibt es keinen Paragrafen.

    §§174-184 StGB gibt da nichts her.

    Hendrik


    Ich finde deine Erzählung schon recht fantasievoll - und mir scheint, meine "Erzählung" hat die Fantasie mit dir durchgehen lassen. Aber ich denke, das ist nur ein Beispiel, wie so etwas laufen könnte.


    Wenn es also so war - dann sagt das ziemlich viel über den dümmlichen Quark aus, der da in dem Zentrum läuft. Lama reißt sich die Robe vom Leib, was für ein Drama, der Lama - und die Frau, wird nun als willenloses Wesen stilisiert, die blind den Anweisungen folgen soll - sehr unglaubwürdig. Die Frau hat sich ja was davon versprochen - und das ist dann nicht erfolgt. Daher griff sie später zum Mittel der öffentlichen Klage.

    Aber - vielleicht haben die beiden ja ein paar Drogen genommen - wer weiß.

    Ich kenne mich in den tibetischen Praktiken nicht so genau aus, bin aber heilfroh, dass mich diese Richtung nie interessiert hat.


    Täter und Opfer sind nicht eindeutig abgegrenzt und es kommt da auch immer wieder zu dynamischen Prozesses, wo das Opfer zum Täter wird und umgekehrt.


    Aus den Fällen der letzten Jahre sollte man den Schluss folgern, vertrauliche Begegnungen in geschlossenen Räumen zu meiden - oder hellwach zu sein - .


    Es ist nun leider so, dass da immer Aussage gegen Aussage steht und man handfeste, justiziable Beweise haben muss, sonst wird das leider nichts.

    Es läuft letztlich auf die Frage nach der Macht hinaus. Was hat denn der Lama für eine Macht? Wie sieht die Macht von Frau Findeisen aus? Und die Macht der Vorsitzenden? Und dann "Anna" - die glaubt mit der Macht des Opfers könne da was erreicht werden, eine Gegenmacht vielleicht?


    Anders gefragt, was haben die alle denn "gemacht", dass nun dieses Ergebnis herausgekommen ist?


    Der Lama ist 1973 geboren, also 51 Jahre alt und kam 2009 mit 36 Jahren zum TCC Hamburg, das er seither leitet. 2021 will er seine Gelübde und die Robe zurück geben, weil er eine sexuelle Beziehung mit einer gleichaltrigen und langjährigen Schülerin ("Anna") hatte. Die Beziehung dürfte also schon eine Weile gewesen sein. Beide sind Ende 40 und da kann von zwei erwachsenen Personen auf Augenhöhe ausgegangen werden, außer der eine oder die andere stilisieren sich bewusst zum Opfer.

    Im normalen Leben - ohne das spirituelle Gedöns - kommt so was häufig vor - nach einer Weile kriselt es und die Beziehung bekommt Risse und geht in die Brüche.

    Nun ist das aber keine "normale" Beziehung. Anna hat also gegen den Lama Anzeige wegen emotionalem und sexuellem Mißbrauch erstattet - und damit dies an die Öffentlichkeit gebraucht.

    Das ist für das Alter der Beteiligten und der Länge der Beziehung doch etwas schwierig zu begründen. Da die Beweislast hier bei der Klägerin liegt und es ja kaum Zeugen geben dürfte, läuft die Klage ins Leere.

    Anna macht noch einen Aushang mit dem Vorwurf des sexuellen Mißbrauchs und bekommt Hausverbot.


    „Der Lama muss weg“: Verlauf eines Missbrauchs-Falls im buddhistischen Milieu
    In Religionsgemeinschaften ist der Umgang mit Machtmissbrauch ein heißes Eisen und ungelöstes Problem. Michael Utsch berichtet über einen aktuellen Fall aus…
    www.ezw-berlin.de


    Eigentlich gibt das nur wieder, wie gut sich der Lama ins westliche, männliche Leben eingefunden hat - so gut, dass er nur seine Gelübde ablegen wollte, aber nicht in sein altes Kloster zurück kehren wollte (oder konnte).

    Und dann gibt es auch wieder, dass man als Frau ziemlich taff sein sollte, bevor man sich auf so eine Beziehung einlässt. Wenn das aber der Fall ist, dann lässt man sich auf so eine Sache nicht ein.

    Die spirituelle Nummer sollte man sich da abschminken. Sie versucht nur eine ganz banale Sache, nämlich die Gier, zu überhöhen.