Posts from Anna Panna-Sati in thread „Missbrauch in einem Hamburger Karma Kagyü-Zentrum“

    Wie entsteht Dominanz ?

    Könnte es ein unbewusster Pakt sein ?

    Ich würde sagen, Dominanz beruht oft auf Autorität, die von den Anderen anerkannt wird.


    Zur Autorität kann man durch Ausstrahlung von Selbstsicherheit, Kompetenz/Erfahrung, Klugheit/Weisheit, Stärke/Kraft (auch geistiger) und sozialem Geschick (Netzwerke bilden) werden - Eigenschaften, die i.d.R. durch ein gut entwickeltes, stabiles Ego unterfüttert sind.


    Eine (allgemein/von einer Mehrheit) respektierte Autorität kann sich dominantes Auftreten erlauben, welches ihren möglichen Anspruch unterstreicht, Entscheidungen - auch für Andere - zu treffen, also (eine gewisse) Macht auszuüben.

    Rohe körperliche Gewalt kann es nicht sein, sonst wären Haudegen von Generälen einem körperlich kleinen und schwachen Mann wie Napoleon nicht bedingungslos ergeben gefolgt ?

    Intelligente Strategen bedienen sich manchmal der rohen (auch körperlichen) Gewalt kräftemäßig weit Überlegener, von welchen sie allerdings unterstützt werden, weil diese dafür in irgendeiner Weise Belohnungen erhalten und von der geistigen Überlegenheit ihres "Herrschers" überzeugt sind.

    Die Fähigkeit, Verbündete zu gewinnen und Bündnisse zu bilden, ebnet den Weg zur Macht/Dominanz.

    Erfreulich:


    Das "Klaasohm-Fest-Problem" ( mit der Gewalt gegenüber Frauen) scheint nun (zumindest fürs Erste) gelöst:


    Nach massiver Kritik: So lief das umstrittene "Klaasohm"-Fest auf Borkum in diesem Jahr
    Das umstrittene Nikolaus-Fest "Klaasohm" auf Borkum verlief nach Angaben der Polizei ohne Zwischenfälle. Die Stimmung war ausgelassen und friedlich. Zuvor…
    www.ndr.de


    Offenbar trug das Öffentlichmachen durch das Fernsehteam, zuzüglich eines darauffolgenden "Machtwortes" der Innenministerin von Niedersachsen, Behrens, hier gute Früchte.


    Interessant, dass danach - ausgerechnet - Frauen für den Erhalt des Klaasohm-Festes demonstrierten... :?:


    Heftige Kritik an Borkumer "Klaasohm": Innenministerium schaltet sich ein!
    Anlässlich der Kritik an "Klaasohm" auf Borkum sieht Niedersachsens Innenministerin Behrens in Brauchtum und Tradition keine Rechtfertigung für Gewalt an…
    www.ndr.de



    Frauen sind eben nicht nur (einfach) Frauen, sondern auch Töchter, Schwestern und Mütter - von Männern (die sie lieben...), was vielleicht die - manchmal vorkommende (und befremdliche!) - mangelnde Solidarität von Frauen mit weiblichen Missbrauchsopfern erklären könnte.


    Insofern gebe ich JoJu91 - teilweise - recht, wenn er sich fragt, wer nun eigentlich wirklich die Fäden (der Macht) in der Hand hält...

    Ausserdem müssen wir wohl unterscheiden "Schein und Wirklichkeit".


    Wer war der wahre Herrscher am Hofe von König Louis XV ?

    Der König oder Madame de Pompadour ?

    Nun ja, ich denke, es gibt zahlreiche unterschiedliche Machtbereiche, z.B. halten sich, vielfach auch heute noch, die "Herren der Schöpfung" -demütig und ergeben- :lol: aus dem Machtbereich der Haushaltsführung, heraus - den überlassen sie bereitwillig den Frauen.... ;) :grinsen:


    Geht es aber um Dominanz in der Politik, Wirtschaft und Religion - also die Bereiche, wo gesellschaftlich etwas bewegt wird - sieht es gleich ein wenig anders aus.

    Allerdings holen die Frauen definitiv auf...gerade auf dem Gebiet der Spiritualität.


    (Und: Es existieren halt auch "Alpha-Weibchen" und "Omega-Männchen", sowie alles dazwischen... :shrug:)

    Vielleicht hat das auch mit einer Art von „Gruppenzwang“ zu tun, oder „Ich möchte kein Außenseiter im Dorf sein“

    Ganz bestimmt, niemand möchte gerne außerhalb stehen, man will "dazugehören" und die Insellage befeuert zusätzlich das Gefühl des "Aufeinander- angewiesen- Seins", was ja in der Reportage auch als mögliche Realität, bei Sturmfluten etc., angesprochen wurde.


    Der Gruppendruck scheint enorm zu sein und der alte Brauch eine "heilige Kuh".


    Darin würde ich eine Parallele zu den Vorkommnissen in dem Hamburger Karma Kagyü-Zentrum sehen - der "heilige" Lama wird von der Sangha/Gruppe "geschützt", man hält (weitgehend) zusammen...


    Eine „verschworene Gemeinschaft“ sozusagen.

    Ja, so sieht und fühlt man(n) das wohl, entsprechend wird von allen Insulanern Solidarität erwartet....(selbst von der Polizei... :eek: )


    Das patriarchat hat 2 Säulen und Verteidiger, Männer und Frauen, es leiden unterm Patriarchat auch Frauen wie Männer. Kann man ja auch beim Hamburger Zentrum beobachten wie eben auch Frauen den Lama in Schutz nehmen.

    Ja, das stimmt, es ist ein Trauerspiel.... :(

    Nun kann man natürlich sagen, als Mann läuft man aufgrund der körperlichen Kräfteverhältnisse zumindest nicht Gefahr, von einer Frau vergewaltigt zu werden, was natürlich einen Unterschied ausmacht

    Einen entscheidenden Unterschied!


    Aus einer Position der physischen, geistigen und psychischen Überlegenheit heraus, lässt sich mit den von dir geschilderten übergriffigen Belästigungen ganz anders umgehen, als wenn man in diesen (oder einzelnen) Bereichen unterlegen, ev. noch sozial untergeordnet, ist.


    Als junge, eher schüchterne, Frau erlebte ich an meinem (zum Glück nur temporären!) Arbeitsplatz Übergriffe wie Klatschen auf den Po (vom "Vorgesetzten"!), Küssen auf die Wange (ausgerechnet von einem Muslim!), diverse Berührungen - oft im Vorbeigehen - usw. ...


    Da dort eine "lockere" Atmosphäre herrschte, versuchte ich zunächst, das Ganze mit Humor zu nehmen, bis es mir zu viel wurde und ich in einen sachlich-ernsten Modus hinüberwechselte (von meinem Vater abgeschaut und erlernt!) und eindeutige Grenzen setzte.

    Das half wirklich, obwohl man(n) mich zuerst noch auslachte (aber seine Schamesröte im Gesicht zeigte mir, dass er über ein Unrechtsbewusstsein verfügte..)..

    ...Es gibt also viele verschiedene Gründe warum Ältere mit Jüngeren.


    Aber das ist ja hier auch nicht das Thema:


    Hier geht es um Machtmissbrauch und sexuellem Missbrauch zwischen Lehrer und Schüler.

    Danke für die Klarstellung - Rückbesinnung auf das eigentlich Wesentliche. _()_

    Meiner bescheidenen Meinung nach geht es hier nicht um eine Nostalgie-Sex-Community, sondern um die ernsthafte Frage des Missbrauchs unter dem Deckmantel der buddhistischen Tradition.

    Danke, auch dir, lieber Igor07 für das Lenken der Aufmerksamkeit auf den konkreten und naheliegenden Ursprung der Missstände. _()_


    Wenn ich viele Artikel von Hans G. Wagner lese, scheint es sich nicht um Missbrauch im Sinne des Dudens zu handeln, sondern um die Perversion und Vergewaltigung des ursprünglichen Buddhismus.

    Der Begriff „Missbrauch“ wäre irreführend, da niemand von „Missbrauch“ in Mafia-Strukturen spricht, wenn Auftragskiller ohne Gewissen morden, um mehr Geld zu verdienen.

    In meinen Augen handelt es sich vielfach um doppelten Missbrauch, nämlich, zum einen, um Missbrauch von Menschen und zum anderen, um die missbräuchliche Benutzung des Buddhismus, als Heils- und Weisheitslehre, zur Befriedigung primitiver Bedürfnisse (Macht, Sexualität,..).

    Die Relativierung von Ethik und Moral im Lichte einer höheren tantrischen Erleuchtungsweisheit stellt diese Lehren nicht nur in Widerspruch zum Buddhismus des Buddha, der keinerlei moralischen Relativismus duldet, sondern lässt zudem ein inhumanes und feudalistisches Weltbild erkennen.

    So ist es. Nicht umsonst betonte der Dalai Lama vor schon vor vielen Jahren, dass "Ethik wichtiger als Religion" sei - er wusste (und weiß) um die Gefahren eines (rücksichtslosen) Strebens nach "Höherem", ob Erleuchtungsweisheit, Macht oder was auch immer...



    Inzwischen haben die bizarre Guru-Devotionalität, der Machtmissbrauch in tantrischen Gemeinschaften und eine zunehmende Zahl von Berichten über schwere psychische Schäden bei Anhängern, die allzu tief in die tantrischen Parallelwelten eindrangen, den Tantrismus im Westen an Attraktivität wieder einbüßen lassen.

    Das ist ausdrücklich zu begrüßen, wobei natürlich zu befürchten steht, dass durch die Berichterstattung wiederum Interesse (Neugier) geweckt werden könnte. Die Annahme, Negatives beträfe stets nur die Anderen, ist ja weit verbreitet...

    Ich muß sagen, daß, wenn eine solche Ebene in diesem Fall hier eingespielt worden war - dann bekommt das für mich noch einmal eine andere Dimension, die weit über meinen anfänglichen Einwand: "wie kann ein Lehrer von Achtsamkeit/Bewußtheit des Aufkommens seiner eigenen Begehrlichkeiten/Bedürfnisse nicht bewußt gewesen sein und nicht sofort beim Gewahrwerden seiner Bedürfnisse eine klare Entscheidung für oder gegen seine Gelöbnisse getroffen haben (sondern erst nach Bekanntwerden und Kritik von außen) - und trotzdem als "Lehrer" angesehen werden". Wenn noch dieser Sache ein Vorspiegeln eines tantrischen Kontextes hinzugefügt gewesen sein sollte - fällt mir nur noch die Bemerkung des Buddha ein: "ein Mensch der absichtlich lügt, wird jeder anderen Missetat fähig sein". (quelle: PK, Stelle gerade nicht präsent[*] ).

    Der Buddha belehrte in MN 61 seinen Sohn (!) Rahula folgendermaßen:



    Im weiteren Verlauf des Suttas führt der Buddha aus:



    Zusammen mit der Vorgabe, nicht zu lügen, wird hier eindeutig vom Buddha festgelegt, wie sich ein Mönch zu verhalten hat, d.h. es müsste z.B. bei der Rechtfertigung tantrischer Praktiken, genau hingeschaut werden, ob es sich WIRKLICH um eine

    "heilsame Handlung mit angenehmen Folgen, mit angenehmen Ergebnissen" handelt.


    Heutzutage können zur Beantwortung dieser Frage ja noch die Neurowissenschaft und die Psychologie herangezogen werden und deren ausgewertete Ergebnisse sollten dann auch Berücksichtigung finden, wenn es gilt, schädliche Praktiken zu unterbinden.


    Dass ein "fehlgeleiteter" Mönch, wie im hier vorliegenden Missbrauchs - Fall - nach des Buddhas Ansicht - nicht mehr als Dharmalehrer tätig sein dürfte, müsste eigentlich jedem klar sein...

    Manche Dinge sind dann auch nur eine Frage der Zeit bis sie sich wiederholen, oder ausgelöst werden..

    Dazu ein Auszug aus Amdap s Antwort:

    Ich habe hier mal diesen vorletzten Satz hervorgehoben, als Auslöser für das, was mir dazu einfällt:

    Es ist sehr merkwürdig, dass ein charakteristisches Geschehen immer wieder in Wellen auftritt. Ähnlich wie bei der DAX-Kurve, längerfristig und übergeordnet betrachtet. Und ich bin überzeugt: hätte man Lama Dawa abgesetzt und würde ihn durch einen anderen Lama [aus Asien] ersetzen, würde nach geraumer Zeit die Kurve wieder ähnlich ausschlagen, so man diesen Verlauf des Geschehens graphisch darstellen würde/könnte.

    Interessante Beobachtung, die man, u.a. psychologisch, gut nachvollziehen kann, aber auch naturwissenschaftlich und, nicht zuletzt, buddhistisch: Solange die Wurzel nicht "ausgerodet" ist, kann sie immer wieder austreiben...

    Dieser Prozess kann nur unter-, bzw. durchbrochen werden, indem man beim nächsten Mal etwas ganz anders macht.

    Aber dazu ist die Gruppe zu schwach, zu fragil, wie schon Christopher sagt: dass der Umgang nach dem Skandal mehr über die strukturellen Probleme innerhalb der Gruppe aussagt als über das Geschehen selbst.

    Genau, es müsste - im Grundsatz - etwas geändert werden, aber das ist nicht wirklich gewollt, da es sich bei Missbrauchsfällen (zum Glück!) doch stets um Einzelfälle handelt, die Ausnahmen von der Regel...

    Sollte man deshalb alles umkrempeln, z.B. Lehrer entmachten (vom Sockel holen) oder sie mitsamt SchülerInnen psychiatrisch-psychologisch durchchecken, bevor man sie gemeinsam praktizieren lässt? (:


    Gewisse (natürliche) Gegebenheiten können leider - bei entsprechend Veranlagten - schlimme Konsequenzen nach sich ziehen...:

    Ich habe mal gelernt, dass es Täter*innen bei sexuellem Missbrauch häufig um die Ausübung von Macht über eine andere Person geht, weniger um die sexuelle Handlung an sich.

    Es kann um Machtdemonstration (wie bei Primaten oder Caniden/Hundeartigen, wo dominante Tiere ihren höheren Rang gelegentlich durch kurzes "Aufreiten" kundtun) gehen, wobei das Gefühl der Macht an sich, offenbar sexuell stimulierend wirkt, was bedeutet, dass sich das nicht immer sauber voneinander trennen lässt...


    Interessanterweise scheinen "Mächtige" auch auf potentielle Geschlechtspartner anziehend zu wirken...(siehe auch # 171 und # 182....), was zusätzlich eine starke Triebfeder sein könnte, nach Macht zu streben... :?


    Im therapeutischen und spirituellen Bereich ist es erforderlich (von allen Beteiligten, aber insbesondere von demjenigen in der Machtposition des Lehrenden/Therapeuten), dafür ein Gespür zu entwickeln und entgegenzugewirken.


    Ich weiß nicht inwieweit man das auf die Situation, in der besonders gefährdete erwachsene Personen sexuell missbraucht werden, übertragen kann.

    M.E. sind besonders gefährdete Erwachsene oft unreif, innerlich noch (halbe) Kinder, (manchmal traumatisiert), die instinktiv nach Halt, einer "starken Schulter", suchen.


    Die autoritäre Ausstrahlung eines ("weisen") spirituellen Lehrers wirkt auf diese Menschen stark anziehend, ev., je nach Typ, auch erotisierend und so werden (oft unbewusste) "Signale" ausgesendet, die bei einem entsprechend Veranlagten "Reaktionen" triggern...und das Verhängnis nimmt seinen Lauf, wenn niemand "den Anfängen wehrt" und es stoppt.

    Eine solchen Situation stellt auch besonders hohe moralische Anforderungen an die Person in der Machtposition.

    Genau. Die Intimität, die in einer solchen Lehrer-Schüler-Beziehung entsteht, darf eben vom Lehrer nicht ausgenutzt werden, sondern dieser müsste, wenn er merkt, dass der Schüler ihn "anhimmelt" (idealisiert, "vergöttert") auf Distanz gehen, klare Grenzen ziehen und ggf. den Schüler bitten, sich einem anderen Lehrer zuzuwenden.


    Gerade von einem spirituellen Lehrer müsste man erwarten dürfen, dass er seine Triebe und Geistesgifte kennt und "im Griff" hat, aber die Realität zeigt leider, dass dies nicht immer der Fall ist...


    Da hilft es m.E. nur, wenn sich jedes Mitglied der Sangha, aufmerksam, achtsam und mitfühlend seiner (Mit-) Verantwortung bewusst ist und ggf. hilfreich handelt.

    Mein persönlicher Eindruck ist, dass viele Frauen Männer maßlos überschätzen, vor allem Männer in "gehobenen gesellschaftlichen Positionen".

    Und umgekehrt.... ;) (aber die - gegenseitige - Idealisierung ist halt sehr reizvoll ...)


    Ein Lama mag ein Meister der Meditation sein, der alle Jhanas kennt, aber er bleibt sexuell und emotional ein Mann.

    In spirituellen Kreisen wird aber die Illusion (?) genährt/gepflegt, dass die "Triebe" durch die Praxis, wenn nicht total überwunden/beseitigt, so aber doch "unter Kontrolle gehalten" werden - also kein Problem mehr darstellen.

    (Scheint ja - in den allermeisten Fällen - auch zuzutreffen.)


    Mir ging es in fast allen Lebensbereichen so, dass ich mich in der Realität ganz anders verhalten habe, als ich mir vorher in Gedanken ausgemalt habe, und seien es die "erhabensten" Gedanken gewesen.

    Danke für deine erfrischende Ehrlichkeit, JoJu91 . _()_  :)

    Dies dürfte - allgemein - ein Grundproblem des "Homo sapiens sapiens", des "weisen, weisen Menschen" ;) , darstellen...


    Aber es gibt ja Abhilfe: Achtsamkeit/Bewusstheit, die natürlich ständig praktiziert/ geübt werden sollte, damit sie ihre heilsamen Auswirkungen entfalten kann.


    ----------------------


    Das Thema "Missbrauch" basiert letztlich oft auf der Schwierigkeit des Täters, (seine) Emotionen und affektive Impulse vollständig zu verstehen/zu durchschauen und/oder dementsprechend - mit dem Verstand/der Vernunft - zu beherrschen.

    Man könnte also den "Täter" meistens gleichzeitig als Opfer (häufig unbewusster An-Triebe und nachfolgender Enthemmungen) und Täter betrachten (sogar, wenn die Tat bewusst geplant wurde und sogenannte "niedrige Beweggründe" dahinterstecken).


    Auch deshalb ist Mitgefühl für Täter und Opfer geboten, beide benötigen therapeutische Hilfe und Unterstützung.




    Liebe Grüße _()_ :heart: :)

    Aber ich glaube ja, dass die tibetischen LehrerInnen Mitgefühl mit uns haben. Dafür, dass wir so ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben. Dass wir uns nur so entspannen können, wenn alles abgesichert ist, in diesem Fall, dass es immer und überall in jedem Zentrum Beauftragte gibt, falls man missbraucht wird oder das Vertrauen missbraucht wird. Sie werden sich an die neuen Regeln und neuen Abmachungen halten, sich nach diesen richten.

    Liebe Hingabe, es kommt mir so vor, als würde sich dein Mitgefühl, recht einseitig, nur auf die in den Einrichtungen tätigen LehrerInnen beziehen und ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht, was du an den - ja begründeten - "Sicherheitsmaßnahmen" so kritisch siehst.... :?


    Es ist doch etwas völlig anderes, irgendwelche Auflagen wegen der Fenster o.ä. zu machen, als Menschen vor Missbrauch zu schützen.

    Zumal die Maßnahmen ja auch den potentiellen Tätern zugute käme, weil sie u.U. von einer Tat abgeschreckt/abgehalten würden, die in der Folge ja schlechte karmische Auswirkungen für sie hätte...

    Das wäre zu viel verlangt von den LehrerInnen sich nach jeder Beschwerde zu richten und es jedem recht zu machen. Das würde das gemeinsame Praktizieren unmöglich machen, weil man jeden Tag neuen Regeln einführen muss, und andere wieder verwerfen, wenn man jede Beschwerde ernst nimmt und dagegen etwas machen würde.

    Es geht ja nicht darum, es jedem recht zu machen, sondern grundsätzlich erst einmal um die Einhaltung der Sila, speziell der dritten ("Kein sexueller Missbrauch"....).


    Übrigens müssen Theravada-Mönche 227 Regeln, Theravada-Nonnen gar 311 Regeln einhalten.

    Wenn du Zeit und Lust hast, könntest du im Palikanon (Vinaya Pitaka - "Korb der Ordensregeln") mal nachlesen, wie Buddha Shakyamuni mit den Problemen innerhalb des Ordens umging - da wurden, u.a. wegen Beschwerden von außerhalb, ständig neue Regeln eingeführt....

    Quote

    „Deshalb[102], ihr Mönche, werde ich nun für die Mönche Vorschrif­ten[103] erlassen, die auf zehn Argumenten basieren: Vorzüglichkeit des Ordens, Annehmlichkeit des Ordens, Zügelung übeldenkender Menschen, angenehmes Verweilen integrer Mönche, Beherrschung von Einflüssen in der jetzigen Exis­tenz, Abwehr von Einflüssen auf künftige Existenzen, Erfreuen der [an der Lehre noch] Unerfreuten, Zunahme der [bereits an der Lehre] Erfreuten, Standfestigkeit der guten [wahren] Lehre und Unterstützung der Disziplin. So verkünde ich nun, ihr Mönche, diese Vorschrift:

    Wer auch immer als Mönch Geschlechtsverkehr ausübt, der ist ein Ausge­schlossener, ein Ausgestoßener[104].“

    So hat nun der Erhabene für die Mönche [diese] Vorschrift erlassen.


    https://www.palikanon.com/vinaya/3-bhu-v/bhu0024-083.htm

    Eines scheint festzustehen: Der Buddha hatte offensichtlich kein Problem damit, Mönche wegen bestimmter Regelverstöße aus dem Orden zu werfen, jener Lama, um den es in diesem Thread geht, wäre also - zu Buddhas Zeiten - definitiv nicht mehr in der Sangha....



    Liebe Grüße _()_ :heart:

    Es müsste doch inzwischen bekannt sein, dass Missbrauch von Menschen in Gemeinschaften - Familie, Sekten, Vereine, Religionsgemeinschaften - Betriebe, Unternehmen, Parteien - also überall dort, wo Menschen Macht an andere Menschen abgeben - um größere Macht oder einen Anteil zu gewinnen durch den Zusammenschluss, ein "normales" Phänomen ist - wir sind doch alle Menschen, ausgestattet mit den Geistesgiften Gier, Hass und Verblendung.

    Leider bedeutet dieses Wissen ja nicht automatisch, es dann auch in der Praxis anzuwenden/umzusetzen, also entgegenzuwirken... - ein grundsätzliches Problem (Theorie und Praxis) des "vernunftbegabten", "weisen" Menschen, der eben auch häufig unbewusst agiert und immer wieder mal das "Tierhafte", die "animalischen Triebe", in sich spürt (und ihnen zuweilen nachgibt) ...

    Die Macht in Sekten und Religionsgemeinschaften wird dabei noch durch ein zusätzliches Element verstärkt, denn sie behauptet sich von einer höheren Autorität herzuleiten und das übt auf viele eine besondere Anziehung aus.

    Ja, definitiv, und viele Frauen sind - quasi von Natur aus - fasziniert von "Alpha-Männchen", (die besondere Aura von spirituellen Leitern/Lehrern oder religiösen Führern verstärkt noch die Anziehung) dabei gilt: nur, wenn es bewusst ist/wird, kann gegengesteuert werden.


    Es geht aber nicht nur um Macht, sondern um Intimität, geheime ( teils unbewusste oder uneingestandene) Wünsche und Sehnsüchte, wie die Psychoanalytikerin Dunja Voos in einem YT-Video von Zen-Meister Muho ausführt:

    Kommt es, wie offenbar im hier vorliegenden Fall, sogar zu einer längerfristigen Beziehung, die u.U. wieder einseitig beendet wird, bleiben bei der "abservierten" Person nur tiefe Demütigungs- und Schamgefühle, das Gefühl "benutzt"/missbraucht worden zu sein.

    Wenn jemand an die Öffentlichkeit geht, dann klagt er ja auch an und muss mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft rechnen.

    Ja, ich frage mich immer, was eigentlich in der Sangha vor sich geht, wenn ihre (oder einzelne) Mitglieder bemerken, dass eine Schülerin und der Lehrer sich - anscheinend - näherkommen, als normal und üblich...?


    Hält man sich komplett heraus, bzw. redet nur hinter vorgehaltener Hand darüber?


    Entwickelt sich da womöglich (bei einigen) Eifersucht und/oder Neid/Missgunst?

    Welche sich dann anschließend in empathielosem Verhalten, ohne Mitgefühl für das spätere "Opfer", zeigen?

    Und (vorwiegend) einseitiger Schuldzuweisung mit anschließendem "Rausschmiss" aus der Gemeinschaft?


    Warum schreitet die Sangha nicht früher ein, man sollte sich doch auch gegenseitig in der Praxis (unter-)stützen, oder?


    Jedenfalls gibt es am Ende solcher Vorkommnisse immer nur Verlierer...

    Während Michael Utsch von der EZW es schildert, wie folgt:

    Liebe Anna was bedeutet EZW ?

    Hallo, liebe Hingabe, :)


    EZW ist die Abkürzung für "Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen", auf deren Website das hier besprochene Thema in einem Artikel veröffentlicht wurde.


    Leonie hatte - dankenswerterweise - den Link dazu in ihrem Beitrag # 117 geteilt.


    Liebe Grüße _()_ :heart:

    Was stimmt denn nun? :shrug:


    Hier entsteht der Eindruck, dass "Anna" NACH dem Hausverbot und einer Unterlassungserklärung, den Zettel mit der (sexuellen!) Missbrauchsbeschuldigung an der Tür des Zentrums angebracht hätte:

    Quote

    Mitte des Jahres 2024 eskaliert die Situation: Reinhard Türk, der 1. Vorsitzende der Karma Kagyü Gemeinschaft Deutschland, erteilt Anna ein Hausverbot, das auch „für Angebote des TTC, die Online, z.B. per ZOOM, übertragen werden“ gilt. Anna erhält zudem eine Unterlassungserklärung. Sie dürfe sich über das Geschehene nicht mehr öffentlich äußern. Anna bringt ein Zettel, auf dem zu lesen ist „Lama Dawa vom TTC-Hamburg hat mich sexuell missbraucht“, an der Tür des Zentrums an.

    Während Michael Utsch von der EZW es schildert, wie folgt:


    Quote

    Im Sommer 2024 eskalierte die Situation, weil die Betroffene einen Zettel an die Tür des Zentrums anbrachte: „Lama Dawa vom TTC-Hamburg hat mich sexuell missbraucht“. Der 1. Vorsitzende der Karma Kagyü Gemeinschaft erteilt der Betroffenen daraufhin Hausverbot und verpflichtete sie zur Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung, sich über das Geschehene nicht mehr öffentlich zu äußern, heißt es in dem Artikel.


    Ich finde, dass es einen gewissen Unterschied macht, ob das Hausverbot VOR oder NACH der Aktion mit dem Aushang erfolgte, weil im letzteren Fall die Reaktion des 1. Vorsitzenden eher nachvollziehbar wäre...


    So oder so hat "Annas Fall", immerhin von journalistischer Seite und in diesem Forum, Aufmerksamkeit /"Anerkennung" erhalten, es läge nun nahe, dass sie ggf. therapeutische Hilfe in Anspruch nimmt (falls dies noch nicht geschehen sein sollte), weil ja offensichtlich auf eine juristische Klärung keine Aussicht besteht.

    Dabei wäre es m.E. eine versöhnliche Geste des Mitgefühls, wenn das TTC Hamburg die Kosten dafür übernehmen würde...