Posts from Helgo in thread „Missbrauch in einem Hamburger Karma Kagyü-Zentrum“

    (...) dass er denkt, es muss wohl seinen Sinn haben (Karma), dass er so weit gekommen ist, die Ehre zu haben nach Deutschland geschickt zu werden, um ein Zentrum zu leiten. (...)

    Hallo Amdap - diese Schilderung ist noch einmal eine hilfreiche Illustration, vielen Dank! Es schlägt eine Verbindung zu dem Bericht, den wir hier kürzlich zum Thema Kindesmißbrauch in Theravada-Klöstern (Sri Lanka) lesen/schauen konnten; daß diese Kinder-/Jugendlichen- ordinierungspraxis in den Klostern beider Länder so ähnlich ist, hätte ich mir niemals vorgestellt ... Welch ein historisches Versagen in dieser Bewegung...

    Mir ist, als wenn ich demnächst öfters mal sehr tief in mich gehen muß um das Ganze innerlich zu ordnen - na, mal sehen.


    Nun, wie dem auch sei, das hilft alles nix für die Betroffene und man kann nur wünschen, daß sie da mit ihrem inneren Elend nicht alleine sei. Und noch besser, wenn diese innere Seite irgendwann eine ähnliche Aufmerksamkeit fände wie die äußere. :taube:


    Ich schalte jetzt wohl wieder mal mehr auf "rezeptiv" in diesem Thread - und noch mal Danke _()_ für deine ausführlichen "real life illustrationen"!

    ... Mist, ich habe zum ersten Mal - wegen nicht genauer Zitatkenntnis - den Versuch mit ChatGPT gemacht. Das ist das bescheuerte Ergebnis: :grinsen: :grinsen: :grinsen:

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    Ich finde dort:

    :shrug:

    Hallo Amdap -

    meine Frage ging einfach in die Richtung "Wenn noch dieser [Mißbrauchs-] Sache ein Vorspiegeln eines tantrischen Kontextes hinzugefügt gewesen sein sollte(...)" - und ich möchte aber nur aufgrund unser hiesigen Konversation nicht einfach in Tatsachenannahmen hineinrutschen. Meine Frage sollte natürlich das Faß nicht noch weiter aufreißen und ich kann mich hier gerne wieder zurücknehmen...

    Währenddessen bin ich überzeugt, dass es sich hier um verdrehtes Tantra und "Verrückte Weisheit" handelt, bei gleichzeitiger echter spiritueller Sehnsucht der Betroffenen [aber nicht ausreichendem Unterscheidungsvermögen aufgrund Verdunklung hormonellen Einflusses], was die Sache außerordentlich verkompliziert.

    Nur eine kleine Nachfrage: hier vor ca 4 Wochen schreibst du "bin ich überzeugt"; mittlerweile haben wir einen Diskurs , der sehr informations- und aufschlußreich für mich ist(!), und ich würde mich gern vergewissern, ob wir im aktuellen Fall noch bei "bin ich überzeugt" sind oder schon von "Wissen" ausgehen?


    Ich muß sagen, daß, wenn eine solche Ebene in diesem Fall hier eingespielt worden war - dann bekommt das für mich noch einmal eine andere Dimension, die weit über meinen anfänglichen Einwand: "wie kann ein Lehrer von Achtsamkeit/Bewußtheit des Aufkommens seiner eigenen Begehrlichkeiten/Bedürfnisse nicht bewußt gewesen sein und nicht sofort beim Gewahrwerden seiner Bedürfnisse eine klare Entscheidung für oder gegen seine Gelöbnisse getroffen haben (sondern erst nach Bekanntwerden und Kritik von außen) - und trotzdem als "Lehrer" angesehen werden". Wenn noch dieser Sache ein Vorspiegeln eines tantrischen Kontextes hinzugefügt gewesen sein sollte - fällt mir nur noch die Bemerkung des Buddha ein: "ein Mensch der absichtlich lügt, wird jeder anderen Missetat fähig sein". (quelle: PK, Stelle gerade nicht präsent[*] ).


    So eine Bewertung ist sehr grundlegend für mich; deshalb wäre es für mich wichtig, ob wir das nun auch noch wissen, oder nicht (oder uns dazu rechtlich hier nicht äußern dürfen)...

    :?

    :kaffee: :kaffee: :kaffee:

    [*] Diese kurze, knappe Stelle habe ich im Moment nicht präsent, aber beim Suchen danach bin ich gerade auf diese Sutra gestoßen die vielleicht trotzdem gut paßt - die setzt allerdings die Annahme von Wiedergeburten und ein Leben in Kreisläufen weit über dem materiellen Lebensgeschehen eines Menschenalters hinaus voraus... ;)


    Ich kenne die Auseinandersetzung nicht, weder June Campbell noch Kalu Rinpoche sind mir ein Begriff.

    Hallo Pano, schon ein paar Wochen inaktuell, aber vielleicht als Einblick (anstatt/bevor das von Amdap empfohlene Buch zu kaufen): in 2000 war in einem usenet Forum ein Beitrag darüber, zitiert aus Tricycle, wenn ich richtig erinnere. Mir war das ("sowas" ;) ) damals noch ziemlich neu und ich habe ein paar verstreute Infos darüber gesammelt. Interview mit June Campbell über ihr Buch in Tricycle (oder Lion's Roar?), auf deutsch in einer damalige Buddhismus Aktuell, Auszüge aus einem Interview mit Kalu Rinpoche - zusammengeschoben in einer word, bzw. PDF-Datei, 15 Seiten - ich denke gut lesbar. Ich weiß jetzt nicht ob ich hier sowas hochladen könnte/sollte/dürfte, ansonsten kann ich das gerne auf meine Homepage packen zum 'runterladen, falls Interesse besteht.

    Einige reden vom "armen Lama, der aus seinem Kultur gerissen wurde" usw.

    Hmm. Da gehöre ich allerdings dazu. Zum erstenmal ist mir das nahegekommen, als ich das Buch von Chögüam Trungpa ("Spirituellen Materialismus durchschneiden") gelesen habe. Bei aller Brillanz, die ich dort empfunden habe, kam mich ein starkes Gefühl von "Heimatlosigkeit" und infolgedessen Mitleid an. Ich habe mit tibetischem Buddhismus nichts am Hut, aber diesen Verlust von Heimat, von eingewachsener Kultur - das ist eine Grundemotion, die ich den exilierten Tibetern gegenüber empfinde.

    Und da muss ich mich schon fragen: was wollen wir Westler denn überhaupt von solchen asiatischen Klosterbubis noch lernen?

    Ja, das stimmt, die Frage würde sich mir wohl auch stellen. (Obwohl ich persönlich diesen verächtlichen Ausdruck "asiatischen Klosterbubis" nicht anwenden würde.) Ich habe hier im Ort eine kleine Zeit lang eine tibetisch orientierte Gruppe besucht und mich an einer Demo am Rathaus für Tibet beteiligt (und die Sprecherin, die hier einen kleinen tibetischen Buchladen führte, gerne unterstützt), weiß allerdings nicht (mehr?) die formale Orientierung dieser Gruppe, sie machten gerade einen "Lamrin"-Lehrgang oder so... Noch früher, eine - ich glaube Kagüyu/Nydahl - WG, junge Kerle, die einen gern mal zum Umtrunk auf'n Bier einluden, hatte mich vollständig von jeder spirituellen Neugier in dieser Richtung befreit... Und erst später Sogyal ;) über den u.a. Mary Finnegan(*) geschrieben hat und die weltliche Seite seines Weges zum Leader aufgebrochen: was blieb/bleibt da noch "zu lernen"??


    Aber, wie oben schon gesagt, ein Grundgefühl, eine Resonanz, des Mitleids ist geblieben - vielleicht (fällt mir gerade erstmals ein :idea: ), weil wir in unserer Familie (Eltern, Großeltern) auch eine Flüchtlingsvergangenheit aufweisen (WKII: Danzig, Allenstein, Oppeln, ...) und einem das sozusagen epigenetisch eingeprägt ... u.s.w. ... :?



    (*) "Behind the Thangkas" (kann ich hochladen wenn gewünscht)

    Quote

    (...) Dass Lama Dawa den Bruch seiner Gelübte sofort eingeräumt habe, nachdem er auf die Vorwürfe angesprochen wurde, bedeutet im Klartext: Seine Verfehlung musste erst von Dritten ans Licht gebracht werden, bevor er Konsequenzen zog. Einer internen Quelle zufolge, habe Lama Dawa seine Gelübde auch nicht „sofort zurückgegeben“. Vielmehr sei hierfür massiver Druck der Zentrumsleitung notwendig gewesen. (...)

    Ich würde hier noch einen Schritt weitergehen: es ist von einem Mönch/Lama selbstverständlich zu erwarten, daß er seine Gelübde zurückgibt, sobald er weiß daß er sie nicht weiter einhalten will. Also: *bevor* er eine (sexuelle) Beziehung überhaupt beginnt - und nicht irgendwann nachher (forciert oder freiwillig).


    Dies mag für einen einfachen Mönch vielleicht im Rahmen des einfachen, reuebedürftigen Fehltrittes manchmal eine zu hohe Anforderung sein, - aber für einen Lama, also eine lehrende Person, ist solch eine Verfehlung ein Zeichen, daß diese Person aus Prinzip ungeeignet für diese Rolle ist und von Anfang an war - jedenfalls ist das mein Standpunkt für eine Lehrperson (meinesfalls in der Erwachsenenbildung (Uni)) .


    Ich denke, solch ein Standpunkt sollte grundsätzlich bei der Bewertung solcher Vorfälle gelten, und mich hat oft gewundert wenn ich in Berichten über solche Vorfälle und deren Bewältigung(sversuche) gelesen habe, daß nicht die Erwartung, daß der Lehrende/Lama die Entrobung *vor* jeder Beziehung selbstverständlich aus eigener Erwägung von gut & böse & heilsam & unheilsam & seiner vinaya-Gelübde vornimmt, Vordergrund bzw. Grundlage des Umgangs mit dem Lama/Lehrenden und dem Geschehen ist.