Posts from Helmut in thread „Was ist das Ich?“

    Die Benennung ist auch kein individueller Prozess, sondern ein gesellschaftlicher Prozess. Man kann nicht einfach die Dinge mal und mal so benennen.


    Die Benennung Person ist so etwas wie ein Oberbegriff, der die ursächlich entstandenen und zusammengesetzten Khandhas sowie ihre Funktionen zusammenfasst.

    Die Person ist absolut real und keine begriffliche Zuschreibung.

    So absolut real ist die Person ja nun nicht. Du kannst noch nicht einmal mit dem Finger auf sie zeigen und sie auch nicht mit den Sinneswahrnehmungen erfassen.

    Ich wurde geboren, weil meine Eltern sich getroffen haben. Aber das allein reichte nicht – sie mussten in derselben Stadt leben, was bestimmte Bedingungen erforderte.

    Die Empfängnis entsteht durch eine Vielzahl von Ursachen und Bedingungen. Aber durch die Empfängnis entsteht keine Person, sondern die Khandhas. Wenn das Kind dann neun Monate später aus dem Mutterleib austritt, dann sehen wir keine Person, sondern nur das Körper-Khandha. Dieses ist weder zur Zeit der Empfängnis noch zum Zeitpunkt des Austritts aus dem Mutterleib die Person.


    Die Person ist mehr das was die Cittamatrins in ihrer Lehre von den drei Merkmalen Beifügungen nennen und diese existieren nur für das Denken.

    Nach der bisherigen Debatte dürfte doch klar geworden sein, dass die Person weder die Khandhas ist noch unabhängig von den Khandhas existiert und trotzdem gibt es sie.


    Mir scheint, die Lösung des Problems besteht darin, die Person als eine Benennung, Zuschreibung, die auf der Grundlage der Khandhas vorgenommen wird, zu verstehen. Zwischen der Benennung, Zuschreibung einerseits und der Benennungsgrundlage andererseits besteht ein Zusammenhang, sie existieren in gegenseitiger Abhängigkeit.

    Und was nimmt die Benennung oder Zuschreibung vor?

    Die Benennung nimmt das geistige Bewusstsein vor, denn eine Benennung ist ein mentales Phänomen und keines der Sinnesorgane.


    Die Benennung ist auch kein individueller Prozess, sondern ein gesellschaftlicher Prozess. Man kann nicht einfach die Dinge mal und mal so benennen.


    Die Benennung Person ist so etwas wie ein Oberbegriff, der die ursächlich entstandenen und zusammengesetzten Khandhas sowie ihre Funktionen zusammenfasst.

    Natürlich gibt es eine Person, ein Ich, Lebewesen. Das wird im Dharma doch gar nicht in Frage gestellt. Die entscheidende Frage ist doch, wie existiert die Person, der Mensch?


    Nach der bisherigen Debatte dürfte doch klar geworden sein, dass die Person weder die Khandhas ist noch unabhängig von den Khandhas existiert und trotzdem gibt es sie.


    Mir scheint, die Lösung des Problems besteht darin, die Person als eine Benennung, Zuschreibung, die auf der Grundlage der Khandhas vorgenommen wird, zu verstehen. Zwischen der Benennung, Zuschreibung einerseits und der Benennungsgrundlage andererseits besteht ein Zusammenhang, sie existieren in gegenseitiger Abhängigkeit.


    Deshalb wird die Person von den Veränderungen der Khandhas beeinflusst und indem sich die Person verändert, verändern sich auch die Khandhas.

    Die positive Antwort ist, es gibt ein in Abhängigkeit von den Skandhas benanntes Ich. Auf der Grundlage der Skandhas sprechen wir von einem Ich, aber die Skandhas als Benennungsgrundlage für das Ich und das in Abhängigkeit von den Skandhas benannte Ich sind nicht identisch, sie unterscheiden sich, sie sind aber abhängig miteinander verbunden

    Aber wenn das Ich nicht mit den Skandhas, die seine Benennungsgrundlage sind, identisch ist, was ist es denn dann?

    Das Ich ist eine bloße abhängige Benennung, die keinen Wesenskern besitzt auf den man zeigen könnte und dann sagen könnte, das ist das Ich. Dieses abhängige Ich gibt es aber nur in Abhängigkeit von seiner Benennungsgrundlage und nicht abgetrennt von ihr.


    Wenn das Ich und die Skandhas identisch wären, ergeben sich einige Probleme.


    Wenn Ich und Skandhas identisch wären, müsste man, wenn man den Körper einer Person erblickt auch ihr Ich sehen können. Dies ist aber nicht der Fall, weil das Ich kein Objekt der visuellen Wahrnehmung ist. Es wird nur vom geistigen Bewusstsein erfasst.


    Wenn Ich und die Skandhas identisch sind, mit welchem Skandha ist das Ich denn identisch? Das Ich ist Eins, die Skandhas sind aber Fünf. Ist das Ich identisch mit den fünf verschiedenen Skandhas, dann müsste es fünf Ichs geben oder die fünf Skandhas fallen zu einem Skandha zusammen, weil es nur ein Ich gibt. Beide Fälle treffen aber nicht zu.

    Eine andere Perspektive:


    Auf die Frage, was das Ich ist, hat Buddha Sakyamuni zwei Antworten gegeben:

    • eine negative und
    • eine positive.

    Die negative Antwort besteht darin, dass es kein eigenständig-substanzielles Ich gibt. Diese Auffassung gab es bei nicht-buddhistischen Philosophien / Schulen. Diese Ansicht hat Buddha Sakyamuni negiert, weil die Phänomene kein Eigenwesen haben, da sie abhängig bestehen.


    Indem er diese Ansicht negiert, negiert er aber nicht das Ich generell. Er lehrt also nicht, dass es überhaupt kein Ich gibt. Deshalb konnte er aber auch eine positive Antwort geben.


    Die positive Antwort ist, es gibt ein in Abhängigkeit von den Skandhas benanntes Ich. Auf der Grundlage der Skandhas sprechen wir von einem Ich, aber die Skandhas als Benennungsgrundlage für das Ich und das in Abhängigkeit von den Skandhas benannte Ich sind nicht identisch, sie unterscheiden sich, sie sind aber abhängig miteinander verbunden.


    Weil das Ich abhängig benannt ist, da es kein Eigenwesen besitzt, kann es wahrnehmen, handeln, erleben usw.


    Weil das Ich ein abhängiges Phänomen ist, kann es selbst etwas bewirken, aber auch von Faktoren, die das Ich nicht sind, beeinflusst werden. Unser abhängig benanntes Ich kann sich also entwickeln, weil es nicht eigenständig-substanziell existiert, weil es nicht aus sich selbst heraus existiert.

    Das ich ist ein Konstrukt meines Hirns. Es entsteht dadurch dass im Hirn nur Wahrnehmungen über die Sinnesorgane ankommen. Es ist also letztlich die Konsequenz eines großen Informationsfilters, einem biologischen Zensor.

    Angenommen, dass das Ich eine Konsequenz eines biologischen Zensors im Hirn ist, warum finden denn dann die Neurobiologen seit Jahrzehnten diesen biologischen Zensor nicht?


    Dass im Gehirn nur die Sinneswahrnehmungen ankommen und verarbeitet werden, stimmt ja auch nicht. Schließlich gibt es das geistige Bewusstsein, das wahrnimmt ohne sich auf physische Sinnesorgane zu stützen.