Ich habe den Eindruck, immer dasselbe zu sein, finde mich aber immer nur in einer Regung des Geistes oder des Körpers. Das was immer gleich bleibt ist das was diese Bewegungen wahrnimmt, das verändert sich nicht, es ist immer das gleiche Hinschauen.
Wenn sich - scheinbar - etwas als "unveränderlich" darstellt, werde ich schnell skeptisch, denn - nach der Buddha-Lehre - unterliegt bekanntlich alles, außer Nibbana, der Vergänglichkeit/Anicca...
Ein "Hinschauen" - ohne Bewerten - wäre Achtsamkeit, aber wer lenkt/steuert dann die Achtsamkeit (sie kann ja nicht, einfach so, quasi bedingungslos, vorhanden sein) ?
Ist es überhaupt zu realisieren, dass ich (das Gefühl "jemand" zu sein) "mein" "Ich" vollständig untersuchen kann?
Das Auge kann sich selbst ja auch nicht sehen (höchstens im Spiegel), aber es ist ihm möglich, die Augen anderer Wesen zu erblicken und zu "beäugen".
Offenbar sind wir, gerade in Bezug auf das "Ich", stets ein Stück weit auf Andere (u.a. als Spiegel) angewiesen, um uns selbst (besser) zu verstehen...
Nur ein gesundes starkes Ego kann Befreiung erlangen.
So sehr mir das einerseits einleuchtet, stellen sich mir andererseits einige Fragen:
1. Genau dieses "starke, gesunde" Ego, bzw. die Person, welche auch entsprechend stabiles Selbstbewusstsein und ein gutes Selbstwertgefühl in sich trägt,
hat vielleicht nur ein geringes Bedürfnis nach Befreiung, da wenig(er) Leid entsteht oder bewusst wird (u.a. durch hohe Resilienz, die ermöglicht, Schicksalsschläge und die Daseinsmerkmale zu akzeptieren, bzw. zu bewältigen).
2, Gerade "Ich-Schwache" leiden und bedürften der Befreiung mehr, als "Ich-Starke"...
3. Kann es stimmen, dass der Buddhadharma dann letztlich nur für die psychisch (weitgehend) Gesunden wirklich hilfreich ist ??
(= diejenigen, mit "wenig Staub auf den Augen"...?)
Dann hätte ewald wohl recht, wenn er (in dem Thread "Spiritueller Fortschritt und Umgang mit Mitmenschen") schreibt:
Würde sagen, jemand, der schon länger den buddhistischen Weg mit allen Lehren und Übungen gegangen ist, kann nicht befangen, hölzern und vielleicht auch unbeholfen im Umgang mit seinen Mitmenschen sein. Genau dieser seelische Umgang mit sich und den Mitmenschen ist es, was der Buddhismus so gut durch Buddha als Vorbild, aufzeigt. Wer trotzdem unbeholfen bleibt, hat für sich den falschen Weg gewählt.
Ist das wirklich so?
Kann der Praktizierende beispielsweise sein - ev. durch Kindheitstraumata bedingtes - schüchternes Wesen auf dem buddhist. Weg transformieren, in eine gleichmütige, souverän im Umgang mit Anderen agierende, Person/Persönlichkeit?
(Z.B. jemand, der lebenslang daran gewöhnt war, sich konformistisch/überangepasst, Anderen unterzuordnen?)
Ich würde es natürlich jedem Betroffenen wünschen, aber vermutlich wären das zu hochgeschraubte Erwartungen.
Bevor aber der Buddha-Weg als "falsch" verworfen wird, wäre zu prüfen, ob nicht, mit Hilfe einer Psychotherapie, das Ich und das Selbstwertgefühl soweit gestärkt werden können, dass es möglich wird, den Weg zu beschreiten...
Liebe Grüße, Anna