Ich hatte als Kind ein ich-bin-anders Bewusstsein, das hat mich lange Zeit beschäftigt, in der Jugend, als junger Erwachsener bis ich auf die Psychologie und Buddhas Lehre gestoßen bin. Damit war ich nicht mehr anders. Mit Aussagen wie, das Leid liegt im Dasein oder wenn Du Buddha triffst, töte ihn war ich eins. So auch beim Loslassen des Egos als Schablone des Selbst, um einen Status zu bekleiden. Es geht nicht darum, was stelle ich dar, sondern wer bin ich? Die Persönlichkeit, die erwachen kann, dann ist, ich bin Buddhist, nicht mehr so wichtig.
Posts from ewald in thread „Was ist das Ich?“
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Genau, deshalb ist die Überzeugung, dass die Kernaussage des Buddhismus, die Illusion des 'Ich' sei zwar möglich aus individueller Betrachtung, aber für das Leben in der westlichen Welt wenig relevant. Theoretische Sprüche ohne Lebenshintergrund sind nicht nur dumm, sondern in gewisser Weise für den Geist schädlich. Jedes buddhistische Dogma ist ein Problem, wie Dogmen grundsätzlich Probleme machen. Hier in Deutschland kann der Buddhismus nur eine abgewandelte Form sein, denn wir befinden uns weder in Indien, noch in Tibet und in Japan auch nicht. Die Gesellschaft in Deutschland ist christlich geprägt und die Buddhisten eine Minderheit. Da können buddhistische Dogmen nicht weiterhelfen. Deshalb ist es in Deutschland wichtig, das 'Ich' überhaupt spüren zu können, bevor ich es als Illusion loslasse.
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Ich bin zuerst Mensch, Humanist und als solcher kann ich die Lehren Buddhas akzeptieren, aber nicht umgekehrt, man kann nicht Buddhist sein, ohne Mensch zu sein. Insofern ist Dein Glaube an die Kernaussage im Buddhismus angenommen, aber auf Mensch gilt sie nicht. Sollte ich also den Kontakt zu mir selber verleugnen müssen, das was ich 'Ich' nenne, würde ich mich vom Buddhismus entfernen und könnte als Mensch bei mir bleiben. Nun sehe ich das, was wir hier in der westlichen Welt als Buddhismus leben, nicht als Theorie an, sondern als ganz reale Praxis. Ich bin Zen Buddhist, weil mir die Strenge der Leerheit guttut und was mir von der japanischen Praxis nicht guttut, weil ich kein Japaner bin, lasse ich weg. Es geht mir nicht um den Kern der buddhistischen Lehre im Verhalten, sondern um meine Verantwortung gut für meinen Kern zu sorgen als Mensch, als Humanist.
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Ich stelle mir, sorry tausendmal, die andere Frage: " WER? Stirbt"?
Vermutlich ist eine ganz zentrale Erkenntnis: Niemand. Niemand stirbt. (Und es wurde auch niemand geboren.)
Das bedeutet natürlich nicht, dass nicht ein biologisches Leben endet. Und es soll auch nicht bedeuten, der Tod stelle keine Zäsur da.
Das ist mir zu fantastisch und stellt in der westlichen Welt einfach keine Realität dar. Für mich ist die Biologie in der Natur die Realität und der Mensch ist ein Teil davon, auch der Buddhist. Jeder Fluchtversuch oder Verdrängung davon weg ist ein Irrweg. Auch Buddha hat niemals das Menschsein geleugnet und die Probleme, die damit einhergehen, besonders was die Vergänglichkeit angeht. Nicht das 'Ich' ist die Illusion, sondern der Schein. Das Bild zur Selbstverherrlichung, dass der Einfach halber ich genannt wird. Die menschliche Persönlichkeit ist genauso real vorhanden wie Buddha als Mensch real vorhanden war. Da besteht kein Grund, daran zu zweifeln. Die Illusion ist das Bild, was ich von mir mache als etwas Großartiges. So gibt es Buddhisten, die glauben, sie wären allen anderen Menschen geistig überlegen, das ist ein Trugschluss.
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Ich weiß nicht, ob Stanisław Lem als Autor von Science Fiction, der wunderbare Geschichten geschrieben hat, Grundlage oder Argumentation von Diskussion ist. Wenn es um mein selbst geht, ist mir die Realität besonders wichtig, denn jeder Versuch abzulenken erzeugt seelische Schmerzen. Jede Illusion von 'Ich' kann Krebs erzeugen und das kann tödlich enden. Gut, sterben müssen wir alle mal, die Frage ist nur wann?
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Es ist nicht die Benennung, der Name für die Existenz relevant, alle Sachen auf der Erde sind auch ohne menschliche Wahrnehmung und schriftliche Benennung da. Die Natur braucht weder eine Benennung noch eine Bezeichnung für ihre Entfaltung. Erst die Kultur ist auf Schrift und Begriff angewiesen. Aber das Universum braucht die menschliche Kultur nicht. Somit ist eine Benennung nur für das menschliche Bewusstsein von Bedeutung, ansonsten nicht. Es ist auch eine nonverbale Kommunikation möglich, völlig ohne Begriffe. Der Ausdruck von Gefühlen ist bei allen Menschen auf der Erde gleich und wird verstanden. Halte die Benennung über das Wort für überschätzt.
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Es gibt natürlich gesellschaftliche Einflüsse auf das 'Ich', aber die halte ich nicht auf die eigene Persönlichkeit bezogen, für so dominant. Die determinierten Strukturen sind da, aber die freie Gestaltung des 'Ich' hat meiner Ansicht nach mehr Bedeutung. Ich kann in meiner Welt um mich herum Begriffe festlegen und kreieren, die aus meinem schöpferischen Denkprozess kommen. Natürlich sind sie anderen gegenüber erklärungsbedürftig, aber das mache ich gerne, will ich meine eigene Idee mitteilen. Das hat Buddha mit seinen Überlegungen auch gemacht, er hat sich anderen gegenüber erklärt und sie konnten es nachvollziehen oder auch nicht. Wer mit dem 'Ich' schöpferisch kreiert, tut etwas Einmaliges, es trifft damit eventuell den Nerv der Anderen und wird bejubelt oder er muss sich erklären und regt zum Nachdenken an. Aber ein automatisch gestaltetes 'Ich' als Mensch in der Gesellschaft solle es nicht geben, bei der KI ist das der Fall.
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Sagen wir so, das 'Ich' ist die persönliche Perspektive, die Welt und sich selbst zu betrachten.
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Wo genau kannst du denn meiner Argumentation nicht folgen?
Inhaltlich verstehen kann ich deine Ausführungen sehr gut, ich befürchte nur so argumentiert verdummen sie mehr als dass sie dem Geist Licht ermöglichen. Auch Dr Jekyll and Mr Hyde ist kein psychologisches Argument, es ist eine Fantasie in der Literatur. Deshalb bin ich der Ansicht, wenn es ums 'Ich' geht im Buddhaland-Forum und Buddha häufig zitiert wird, vor allem um das Loslassen des 'Ich', dann macht es Sinn, genau wie Buddha, bei den Naturwissenschaften zu bleiben. Die Sonne mit einem Ball vergleichen geht vielleicht bei dem geistigen Niveau eines Kleinkindes. Wir hier sind erwachsene Menschen und da ist die Ich-Betrachtung etwas genauer und spezifizierter. Sowohl bei Buddha als auch in der Psychologie ist viel darüber zu finden, es geht um das Wesen Mensch und da hat sich, was das 'Ich' angeht, seit Buddha nur wenig verändert. Ich brauche wohl kaum erwähnen, dass Buddha den Vergleich zwischen Auto und 'Ich' nie verwendet hat, auch die Naturwissenschaft war ihm nicht bewusst aber er wusste, was das 'Ich' loslassen bedeutet. In seiner Lage nachvollziehbar, für uns heute in der westlichen Welt kaum. Kurz gesagt, das menschliche 'Ich' mit profanen Dingen vergleichen halte ich, was die menschliche Würde angeht, für unangemessen.
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Das 'Ich' mit einem Auto zu vergleichen ist ja ein ziemlich verdummende Ansicht, der Mensch, das Lebewesen ist nun mal keine Maschine und das macht das Wesen aus. Das menschliche 'Ich' gibt es nur im Leben. Jetzt würde die Definition von Leben folgen, aber das kann jeder selbst bei Buddha nachlesen.
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Wieviel Male noch - da wird man ja ramdösig ...
Ich habs aufgegeben und rede nur noch so, dass mich hier die verstehen, die mich kennen,
Ich schreibe nur noch so, dass mich die verstehen, die mich kennen, wortlos, da brauche ich nichts mehr zu schreiben.
Ich schreibe so, dass ich mich selbst verstehe, immer wieder aufs Neue.
Wer bin ich? Ist eine Frage, die mich das Leben lang begleitet, immer wieder neu, denn das 'Ich' ändert sich mit der Zeit. Für mich ist es keine Illusion, es ist existenziell.
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Die Illusion des Ich ist eine Position, um von der Egomanie wegzukommen, aber es gibt verschiedene Kulturen und somit verschiedene Positionen. Hier in Deutschland würde man wahrscheinlich bei einem konsequenten Loslassen des Ich, in die Psychiatrie eingewiesen werden, wegen Realitätsverlust, einer Psychose. Es herrscht der Materialismus und das Ich steht als Individuum im Mittelpunkt. Sich seiner Gefühle bewusst zu sein, ist schon mal besser als völlige Betäubung und gar nichts spüren. Da tut, ich fühle, schon mal gut.
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Bei der Anthroposophie gibt es eine Übung, bei der man sich hinsetzt und denkt, wie man sich beobachtet, während man gerade einen Tisch denkt. Es ist eine schwere Übung und es ist viel Training notwendig um das zu schaffen. Es ist ein Beispiel dafür, dass das Gehirn in der Lage ist, sich beim Denken zuzuschauen. So gibt es also innere Wahrnehmungen, die unabhängig sind von den äußeren Sinnen, es ist die Innenwahrnehmung. Diese bildet das Ich-Bewusstsein und das Ich-Unbewusste. Die Äußerlichkeiten dienen nur zur Ablenkung und zur Illusion.
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Es ist die Ablenkung, die Bespaßung von außen, die davon abhält, das Mitgefühl und die Geborgenheit mit sich selbst zu entwickeln. Vor lauter wichtig sein im Außen kommt es zu diesem Kontakt mit sich selbst nicht. Jedoch das positive Gefühl mit sich ist die Voraussetzung, um von der Ich-Anhaftung sein lassen zu können und aufzugehen im Miteinander. Nicht ich brauche noch ist die Erfüllung, sondern es ist alles da, das Pochen auf das 'ich' ist nicht notwendig. Um da hinzukommen ist ein Entwicklungsprozess notwendig, nur dieser Weg wird vom Anfang her nie beschritten, solange ich das Gefühl habe, erst wenn ich das und das habe, dann geht es los. Erst wenn meine 'Ich-Bedürfnisse' erfüllt werden, dann bin ich bereit freimütig zu leben. Es ist umgekehrt, wenn ich diese Ich-Bedürfnisse loslasse, dann ist das Empfinden des erfüllten Lebens möglich.
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Nein, um Gottes willen, dieses 'Ich' ist nicht das Leben lang dasselbe, es wandelt sich. Ich bin alt und auch mein inneres Gefühl ist reif, ich glaube nicht von mir, ich bin ein junger Mann, das wäre eine Illusion. Das 'Ich' ist vergänglich wie alles Leben auf der Erde, dessen sollte man sich bewusst sein. Ob man Gier, Hass und Verblendung abbaut ist eine Charakterfrage, das hat mit dem Buddhismus nicht viel zu tun, es legt sich nur diesen Mantel um. Jeder Mensch kann von der Gier loslassen, wenn ihm dessen Zerstörung bewusst wird. Ich bin mir sicher, es gibt viele gierige Buddhisten und wenn sie nur gierig danach sind, noch bessere Menschen zu werden.
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Mein 'Ich' stellt sich hauptsächlich, von der Materie des Körpers abgesehen, durch die Psyche, die Seele dar. Ich finde nicht so wichtig wie es die einzelnen buddhistischen Schulen es sehen, davon gibt es viele, sondern was meine Haltung zum Thema ist, meine Empfindung. Wenn ich mich einer Schule angeschlossen habe, gilt deren Philosophie in Konsequenz. Ansonsten, wenn ich meinem 'Ich' nachspüre, empfinde ich liebevolle Gefühle zu einem Menschen, dessen Leid im Dasein besteht, nämlich zu mir. Jeder Versuch von außen, dem zu widersprechen, scheitert. Es ist nicht nur meine innere Überzeugung, es ist mein von mir gespürtes inneres sein, das lässt sich von außen nicht infrage stellen. Erst mein Tod hebt diesen Zustand des 'Ich' auf und ich lasse los.
An das Loslassen des 'Ich' zu Lebzeiten mit dem Resultat der Erleuchtung glaube ich nicht.
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Ist das wirklich so?
Kann der Praktizierende beispielsweise sein - ev. durch Kindheitstraumata bedingtes - schüchternes Wesen auf dem buddhist. Weg transformieren, in eine gleichmütige, souverän im Umgang mit Anderen agierende, Person/Persönlichkeit?
Ja, das ist möglich, das ist sogar der Sinn des buddhistischen Weges, das Kindheitstrauma und andere Blockaden der westlichen Welt zu überwinden. Wozu soll es sonst einen buddhistischen Weg geben, wenn die Veränderungen im Leben nicht möglich sind? Wie weit jemand den Prozess der Veränderung bei sich zulässt, wie sehr Buddhas Lehre angenommen und umgesetzt wird, liegt bei jedem selbst. Aber grundsätzlich hat die buddhistische Lehre das Zeug dazu, Traumatisierungen zu überwinden, denn in meiner Erfahrung ist der buddhistische Weg und die westliche Psychologie und Psychotherapie sehr ähnlich. Buddha war der erste Psychotherapeut.