Posts from JoJu91 in thread „Was ist das Ich?“

    Deshalb ist es in Deutschland wichtig, das 'Ich' überhaupt spüren zu können, bevor ich es als Illusion loslasse.

    Seltsamerweise verspüren die meisten Menschen mit dem Erwachen des Ich-Bewusstseins recht bald nicht mehr die Freude am Dasein, sondern die Last der Welt, als wäre das Bewusstsein eine schreckliche Krankheit, und als läge die Lösung in der Rückkehr zum triebhaft Unbewussten.


    Zumindest war es bei mir am Ende der Kindheit so.


    Mit dem Erkennen des Ich als Illusion wird das Ich immer seltener ein Problem.

    Im Gegenteil, dann sind auch Wünsche nicht mehr zwangsläufig negativ.

    Sie werden zum Motor des Lebens.

    Und Probleme werden immer öfter zu Herausforderungen. zu issues oder challenges.


    Da fällt mir ein Spruch eines Vertriebsleiters anlässlich eines Kundenpräsentations-Trainings ein:

    "Klasse Vortrag hast Du da gehalten, JoJu91.

    Aber merk Dir eines:

    Rede niemals vor unseren Kunden von Problemen.

    Niemals, unter keinen Umständen.

    Kunden wollen nichts von Problemen hören.

    Wir haben keine Probleme, nur issues.

    Und der Kunde kann sicher sein, dass wir alle seine issues lösen !"


    :taenzer:

    Das Ich ist ein Perspektive, die Welt zu betrachten.

    Das noch nicht erwachte Ich erlebt die Welt als Samsara, das ewige Hamsterrad aus Frustration und Zerstreuung, Euphorie und Panik.

    Das erwachte, in den Strom eingetretene Ich hat Zugang zu einer anderen Perspektive, in der es aufgeht und verschwindet.

    Es hat, wie der Brandner Kaspar in Kobells Volksschauspiel, ins Paradies geschaut.

    Die grosse Aufgabe ist es dann, die beiden Perspektiven zu "integrieren".


    :angel:

    Ist das Gehirn die Fabrik, die "meine" Gedanken und Emotionen erzeugt ?

    Der biologische WLAN-Adapter, der die Gedanken aus dem Universum empfängt und sie zu "meinen" Gedanken macht ?

    Das Werkzeug, mit dem der Geist den Körper steuert ?

    ... ?


    :?

    Bei dem oben zitierten Wagen-Argument heißt es ja der Wagen sei weder identisch mit seinen Teilen, noch existiere er unabhängig von seinen Teilen. Er besitze seine Teile auch nicht. Er sei auch nicht in seinen Teilen, noch seine Teile in ihm. Er ist auch weder die Sammlung seiner Teile, noch deren Konfiguration.

    Interessant wird das Wagen-Argument für den Punkt.


    Euklid definiert den Punkt als das, was keine Teile hat.


    Somit kann der Punkt nicht identisch sein mit seinen Teilen.

    Hat er dann überhaupt Identität, ein "Selbst" ?

    Ist er dann unvergänglich ?


    Auch kann der der Punkt nicht existieren abhängig von irgendwelchen Teilen.

    Ist er dann substanzlos ?


    Euklids Punkt als materielles Symbol des Ich ?


    :?

    Ich stolpere bei dem Zitat von Schopenhauer über die Aussage, dass das Subjekt allem zugrunde liegt

    "Das, was alles erkennt, und von keinem erkannt wird, ist sonach der Träger der Welt, die ... Bedingung alles Erscheinenden ..."


    Es ist die Bedingung alles Erscheinenden im nächtlichen unbewussten Traum, und im samsarischen scheinbewussten Tagtraum. Es ist der Träger der Traum-Welt.

    So interpretiere ich Schopenhauers Aussage.

    Ob Schopenhauer im buddhistischen Sinne meditiert hat und "erleuchtet" war, ist mir nicht bekannt, besonders glücklich schien er nicht gewesen zu sein.

    Aber ich glaube, er hat zumindest die "geniale Zone" des menschlichen Bewusstseins immer wieder erreicht, so wie auch viele grosse Künstler.


    :?

    "

    Dasjenige, was alles erkennt und von keinem erkannt wird, ist das Ich.


    Es ist sonach der Träger der Welt, die ... Bedingung alles Erscheinenden ...


    Als dieses Ich findet Jeder sich selbst, jedoch nur sofern er erkennt, nicht sofern er Objekt der Erkenntnis ist. Objekt ist aber schon sein Leib, denn er liegt, wie alle Objekte der Anschauung, in den Formen alles Erkennens, in Zeit und Raum, durch welche die Vielheit ist.


    Das Ich aber, das Erkennende, nie Erkannte, liegt auch nicht in diesen Formen, von denen selbst es vielmehr immer schon vorausgesetzt wird: ihm kommt also weder Vielheit, noch deren Gegensatz, Einheit, zu.


    Wir erkennen es nimmer (*) , sondern es eben ist es, das erkennt, wo nur erkannt wird.

    "


    (*) Hier irrte Schopenhauer, als er diesen genialen Text niederschrieb.

    Satori oder Stromeintritt oder Verwirklichung oder ... ist Erkennen des mit Verstand und Vernunft nicht zu Erkennenden.

    Jeder mir näher bekannte Mensch (einschliesslich meiner selbst) hat mehrere Unter-Ichs, die je nach aktueller Situation aktiviert und deaktiviert werden.


    Schönes Beispiel die von R.L.Stevenson beschriebene Person:

    Dr. Jekyll ist das Bodhicitta-Unter-Ich, dass bei Genuss von Alkohol deaktiviert wird und dem "Mr. Hyde"-Unter-Ich Platz macht.