Posts from Helmut in thread „Säkularer Buddhismus im Vergleich“

    Warum Stephen Batchelor Karma im säkulären Buddhismus rausstreicht, habe ich nie verstanden. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man sich selbst überlegen muss, was man aus dem Buddhismus übernimmt und was nicht. Ich überlege mir das jedenfalls wie sonst alles auch selbst.

    Auch das ist ein Missverständnis: Batchelor streicht lediglich traditionelle Vorstellungen über Karma (und Wiedergeburt), nicht aber grundsätzlich Karma.

    Das kennen wir ja nun inzwischen: bloß nicht konkret werden. Aber du gehst wohl davon aus, das alle die hier lesen schreiben die Schriften Batchelors kennen. Das ist aber sicherlich nicht der Fall.


    Karma ist die Kurzfassung des Gesetzes von Handlung und ihren Wirkungen. Der Zusammenhang von Handlung und Wirkung wird ja auch von westlichen Psychologen anerkannt.


    Welche traditionellen Vorstellungen von Karma ( Wiedergeburt heben wir uns mal für die zukünftige Argumentationen auf) streicht Batchelor denn? Die Formulierung, er streicht konventionelle Vorstellungen, impliziert ja, das die Vorstellungen über Karma, die er für traditionell hält, falsch sein müssen. Aber nur weil man etwas für traditionell hält ist es nicht automatisch falsch. Ob die Vorstellungen von Karma, die Batchelor streicht, falsch sind, ist eine inhaltliche Frage und keine Frage der Tradition.

    Man kann unter anderem linguistisch zeigen, dass das nicht sein kann. Viele Textteile sind in einem Pali verfasst, das es zu Lebzeiten Buddhas noch gar nicht gab. Ein Beispiel sind lange Komposita. Wo sie auftauchen, handelt es sich eindeutig um Texte, die Jahrhunderte später verfasst wurden.

    Die Frage ist ja, was beweist dies?


    Fakt ist:

    • der Buddha hat nichts aufgeschrieben. Das bedeutet, O-Ton Buddha kennen wir nicht.
    • der Dharma wurde in in Indien über lange Zeit nur mündlich tradiert
    • als der Dharma verschriftlicht wurde, hatte sich das Pali als Sprache weiter entwickelt.

    Aus dem letzten Punkt ergibt sich, dass das Pali in dem die Lehrreden verschriftlich wurden, nicht mehr zu 100% dem gesprochenen Pali zur Zeit des Buddha entsprach. Daraus können wir aber nicht schließen, dass die verschriftlichten Lehrreden nicht mit dem übereinstimmt, was Buddha gelehrt hat, weil wir den O-Ton Buddha (Punkt 1) nicht zur Verfügung haben.


    Ob die Verschriftlicher der Lehrreden sich alles bzw. vieles nur ausgedacht und in die verschriftlichten Texte eingefügt haben, lässt sich linguistisch nicht klären, denn das wäre eine inhaltliche Frage. Anhand der Texte lässt sich das nicht beweisen, weil sie widerspruchsfrei sind.

    War Siddharta Gautama eigentlich ein säkularer Buddhist ?


    :?

    Wie kann er ein Buddhist gewesen sein? Er war nach meiner Ansicht ein Realist.

    Buddha Sakyamuni war kein Realist, denn er hat nicht gelehrt, dass es eine Realität gibt, die unabhängig vom wahrnehmendem Bewusstsein existiert.


    Er war ein Dharmalehrer, der uns den Weg zur Befreiung aus Samsara aufgezeigt hat. Und er war ein Konstruktivist, weil er das abhängige Bestehen aller Phänomene aufgezeigt hat.

    Vielleicht ist es ja mal hilfreich zu überlegen, wieso in paticcasamuppada nichts von einem "Täter" steht - und auch der Begriff "Tat" dort nicht vorkommt. Wo wäre die dann aber anzusiedeln?

    Die Tat ist zum einen das zweite Glied. Diese ist gewissermaßen das Zentrum um das sich die anderen Glieder gruppieren. Da es aber keine Tat ohne einen Täter gibt, ist damit auch indirekt der Täter, der Handelnde erwähnt. Genauso sind z.B. auch die Glieder Verlangen und Ergreifen Handlungen, Taten eines Handelnden.


    Die zwölf Glieder existieren überhaupt nicht unabhängig und losgelöst von einem Handelnden / einer Handelnden. Er muss also immer mitbedacht werden auch wenn er nicht explizit genannt wird.