War Siddharta Gautama eigentlich ein säkularer Buddhist ?
Posts from JoJu91 in thread „Säkularer Buddhismus im Vergleich“
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Dann wäre er aber schlecht beraten (MN 75):
"Das größte Gut ist die Gesundheit,
Nibbāna ist das größte Glück,
Der beste Pfad ist der Achtfache,
Der sicher zum Todlosen führt."So mancher "Arme" träumt aber in den tiefsten Winkeln seiner Seele davon, dass Nibbana das größte Glück ist, weil er dann endlich ein "Reicher" ist ?
"Ich sehe mich selbst in hellem Licht, an einem weißen Strand, in klarem Wasser, in Super-Close-up, in Super-Slow-Motion, wie mir nichts entgeht, wie ich alles wahrnehme, mich nirgendwo stoße, wie ich keine überflüssige Bewegung mache, kein überflüssiges Wort sage.
"
Nibbana als achtsame, bedürfnislose, schenkende, großartige, polyamore Playboy-/Playgirlwelt.
Das reine Land des Buddha Amitabha ?
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Um die "Vorstellung von Wiedergeburt"(VVW) einzuordnen
Die Vorstellung von Wiedergeburt beinhaltet die Vorstellung von Vergangenheit und Zukunft ?
Welche Motivationen stecken hinter einer Vorstellung von Vergangenheit und Zukunft ?
Finden Satori, Stromeintritt, Verwirklichung, ... in der Zukunft statt ?
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Im zweiten Fall geht es um die Abgeschiedenheit von Sinnesvergnügen und unheilsamen Geisteszuständen und wie jeder, der schon mal längere Retreats erlebt hat, wird das als sehr wohltuend erfahren, wenn man es schafft auch den Körper damit zu durchdringen und auf diese Weise den ganzen Schmerz in Knien und Rücken aufzulösen.
Damit beschreibst Du den für mich entscheidenden Punkt.
Der über dem Alltagsbewusstsein stehende Bewusstseinszustand jenseits von Vergnügen und Schmerz, gegenständlichem Denken und Emotionen.
Das "Hishiryo-Bewusstsein", in dem Körper und Geist abgefallen sind.
Es ist die Grundlage für Vipassana (Prajna) im engeren Sinn, denn es ist hochintelligent und "beantwortet" zur rechten Zeit die notwendigen Fragen, und führt bald zum ersten Satori.
So schnell wie möglich Zugang zu diesem Bewusstsein zu gelangen, war für mich absolute Prio Nummer eins. Ich wusste, relativ bald wird mein Körper nicht mehr in der Lage sein, die anstrengenden Sesshins mitzumachen. Wenn ich im gewöhnlichen Alltag, ohne erst in den vollen Lotus-Sitz wechseln zu müssen, in diesen Zustand wechseln kann, dann beginnt der achtfache Pfad erst wirklich.
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Aber würde für eine nicht-hedonistische Lebensart nicht ein sechsfacher Pfad genügen? Wozu braucht der säkulare Buddhist einen achtfachen Pfad?
Paradoxerweise ist eine hedonistische Lebensweise oft der Trigger zum Erwachen, oder zumindest der Auslöser, den Buddhaweg in aller Konsequenz zu gehen.
Der Hedonist (oder auch der von "den Armen" verachtete "Reiche") wird irgendwann an den Punkt geraten, an dem er an der Auswegslosigkeit seines Hedonismus verzweifelt, denn jedes Extrem kippt an seinem Kipp-Punkt ins Gegenteil.
Der "Arme" träumt insgeheim immer davon, einst ein weltlich Reicher oder ein Hedonist zu werden, vielleicht praktiziert er deswegen sogar den achtfachen Pfad.
Oder noch schlimmer, er träumt als künftiger Heiliger Groß-Inquisitor den Traum der Rache, in dem er der Welt endlich heimzahlt, was sie ihm angetan hat.
Der achtfache Pfad wird so richtig wertvoll erst nach dem Erwachen, nach dem Stromeintritt.
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Beispielsweise im Bewusstsein zu sterben, seinen Angehörigen Schulden zu hinterlassen, dürfte allerdings den Sterbevorgang - durch Unruhe im Geist - negativ beeinflussen, so dass die Wirkung der schlechten Taten, in so einem Fall, bis zuletzt, auch für den Täter, noch saure Früchte tragen kann ...
Der Film "Didi und die Rache der Enterbten" zeigt den gegenteiligen Fall.
Ein steinreicher Mann hinterlässt seinen charakterlich fragwürdigen Erben ein Millionenvermögen, was dazu führt, dass sie sich gegenseitig um die Ecke bringen.
Nur der unbedarfte Didi überlebt, er symbolisiert in dem Film den Erwachten im zehnten Ochsenbild des Zen.
Das gleiche Thema finden wir auch im Edgar-Wallace-Thriller "das indische Halstuch" mit einem grossartig spielenden Hans Clarin, der am Ende seine Mutterprobleme (Elisabeth Flickenschildt) auf karmisch fragwürdige Weise löst.
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Aber gibt es denn dann gar nichts, was man toll finden kann, ohne danach deswegen an Folgen leiden zu müssen?
Von der Grossen Schamanin Ruby Tuesday stammt dieses selten tiefsinnige und schöne Gedicht, für das Keith Richard die Melodie komponiert hat:
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Don't question why she needs to be so free
She'll tell you it's the only way to be
She just can't be chained,
to a life where nothing's gained,
and nothing's lost
at such a cost ...
There's no time to lose, I heard her say
Catch your dreams before they slip away
Dying all the time
lose your dreams and you will lose your mind
Ain't life unkind ?"
Seit sie in den Strom eingetreten ist, will Ruby Tuesday kein Leben mehr, in dem es nichts zu gewinnen und zu verlieren (!) gibt. Ist das nicht nicht seltsam ?
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Aber gibt es denn dann gar nichts, was man toll finden kann, ohne danach deswegen an Folgen leiden zu müssen?
Natürlich gibt es das.
Viele Münchner sind seit ihrer Geburt ("einmal Löwe, immer Löwe") Fans des TSV 1860.
In ihrer Grossen Zeit wurden sie Deutscher Meister (1966 unter "Zuckerbrot und Peitsche" Max Merkel), seither müssen sie viel leiden, vor allem, wenn sie sich mit dem grossen Bruder FC Bayern vergleichen.
Aber das Gefühl, ein "Münchner Löwe" zu sein, wiegt alle Niederlagen und allen Frust auf.
Der Münchner Löwe ist der Archetyp des Spruchs
"Das grösste Glück des Menschen sind seine unerfüllten (!) Träume"
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"It is your mind that creates your world ..."
Wenn ich mir meine Tagebucheintragungen der letzten fünfzehn Jahre betrachte, könnte ich die Essenz in einer DINA4-Seite zusammenfassen. Ein immer wiederkehrendes Muster in abwechselnden äusseren und inneren Verkleidungen, das nenne ich Wiedergeburt auf der Ebene des Alltagsbewusstseins, es ist nichts was ich vorsätzlich oder absichtlich in Gang gesetzt hätte. Das Muster hat unheilsame Elemente, die mich in die "niederen Daseinsbereiche" bringen und heilsame Elemente, die mich in die "göttlichen Daseinsbereiche" führen. Das Muster wirklich erkennen bedeutet den ersten Schritt zur Heilung. Ich könnte das immer wiederkehrende Muster auch meinen Charakter nennen, und der Charakter ist mein Schicksal (Karma ?) ...
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Aber es gibt ja auch Lehrreden, in denen dies als praktische Erfahrung und nicht als metaphysische Spekulation dargestellt wird.
Diese praktische Erfahrung ("dass es einfache Kausalitäten ... ) können wir doch selbst unmittelbar nachvollziehen ? Als säkularer Buddhist sehe ich Lehrreden vor allem auch als Experimentieranleitung.