Posts from flaneur in thread „Säkularer Buddhismus im Vergleich“

    Ich hoffe es läuft nicht auf so etwas hinaus

    Diese Gefahr mag bestehen, aber man findet eben auch


    Kalama Sutta (AN 3.65):


    "Do not go upon what has been acquired by repeated hearing; nor upon tradition; nor upon rumor; nor upon what is in a scripture; nor upon surmise; nor upon an axiom; nor upon specious reasoning; nor upon a bias towards a notion that has been pondered over; nor upon another's seeming ability; nor upon the consideration, 'The monk is our teacher.'


    When you yourselves know: 'These things are good; these things are not blameable; these things are praised by the wise; undertaken and observed, these things lead to benefit and happiness,' enter on and abide in them."


    Vimamsaka Sutta (MN 47):


    "Monks, a monk who is an inquirer, not knowing how to gauge another's mind, should make an investigation of the Tathagata."


    (NORBU)


    Diese Aufforderung zu Prüfung und Verifikation unterscheidet den Buddhismus gerade von vielen anderen Weltanschauungen und Religionen. Insofern ist der säkulare Buddhismus m. E. sehr wohl eine Option.

    Aber es gibt ja auch Lehrreden, in denen dies als praktische Erfahrung und nicht als metaphysische Spekulation dargestellt wird.

    Fair enough. Bei den mir bekannten Lehrreden, die in diese Richtung gehen, kommt der säkulare Buddhismus m. E. nicht um eine nicht-wörtliche Lesart herum (z. B. unter Verweis auf den kulturellen oder geistesgeschichtlichen Kontext). Alternativ könnte er die Lehrrede in der wörtlichen Lesart verwerfen mit dem Hinweis auf den aktuellen Stand der Wissenschaft und der Notwendigkeit, den Buddhismus entsprechend fortzuentwickeln.

    Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber ich sehe das Problem gar nicht.

    Ein nichtsäkularer Buddhist könnte einen ganzen Stapel an Lehrreden heranziehen, um seine Meinung zu stützen, der Buddha habe die Sichtweise vertreten, dass es eine Frucht guter oder böser Taten gebe. Aber wie ein säkularer Buddhist das bewerkstelligen könnte, das ist mir nicht klar

    Die Lehrreden sind ja zunächst einmal die Lehrreden. Diese stehen auch säkularen Buddhisten zum Studium des Buddhismus zur Verfügung. Wie sie dann im einzelnen historisch einzuordnen und zu interpretieren sind, darüber mögen die - hoffentlich jeweils fundierten - Meinungen auseinandergehen.


    Dass es eine Frucht guter und schlechter Taten gibt, streiten m. E. auch säkulare Buddhisten nicht ab. Dass es einfache Kausalitäten zwischen Handlung und Handlungsfolge gibt und dass diese sogar über den Tod hinausgehen, damit könnte sich ein säkularer Buddhist schwer tun.

    Es scheint hier immer wieder einen Bruch zwischen Anatta-Lehre und dem Eindruck, „jemand“ würde wiedergeboren, zu geben. Dieser Eindruck entsteht manchmal allein schon durch Buddhas Ansprache des Umfelds („ihr Mönche“, „ein Bhikkhu“,,…). Dabei könnte man in Betracht ziehen, dass dies eventuell nur ein rhetorisches Stilmittel war, dass in der Sache aber eher von einer nicht-persönliche Form der Wiedergeburt gesprochen wird. Auch Konzepte wie „Einmalwiederkehrer“ könnten sehr stark der Motivation zur rechten Praxis gedient haben, gerade vor einem kulturellen Hintergrund, in dem der Glaube an die persönliche Wiedergeburt tief verwurzelt war.


    Wenn man hier von einer sehr wörtlichen Interpretation einer persönlichen Wiedergeburt Abstand nimmt, muss dies allerdings nicht zwangsläufig eine Abkehr von jedweder Idee der Wiedergeburt bedeuten. Bildlich: Aus einem verdunstenden Tropfen kann durchaus erneut Wasser werden, aber sicher nichtmehr derselbe Tropfen.