Beiträge von Katrin. im Thema „Welches Buch lest ihr gerade?“

    Gotthard Günther - Das Bewusstsein der Maschinen - Eine Metaphysik der Kybernetik


    Zitat

    "Damit ist aber folgendes gesagt: die Konstruktion objektiver Modelle von Bewusstseinsfunktionen, die ihrerseits Information liefern (wie das die kybernetischen Meschanismen tatsächlich tun), setzt echtes subjektives, sich selbst transparentes und dem Modell gegenüber introszendentes Bewusstsein voraus. Dieses letzterwähnte Bewusstseins aber ist Selbstbewusstsein! Es ist also ein solches, das Jenseits aller Möglichkeit der Mechanisierung und Projektion in die Außenwelt liegt und in dieser seiner unangreifbaren Position durch keinerlei kybernetische Mittel in seiner Totalität und Introszendenz je berührt oder gar eingefangen werden kann.


    Wir haben deshalb nach kybernetischer Auffassung mit drei protometaphysischen Komponenten unserer phänomenalen Wirklichkeit zu rechnen. Erstens dem gegenständlich transzendenten Objekt. Zweitens der Informationskomponente. Und drittens dem subjektiv introszendenten Selbstbewusstsein! Weiter oben haben wir unter Zitierung Norbert Wienders bereits darauf hingewiesen, dass es grundsätzlich unmöglich ist, den kybernetischen Informationsbegriff auf rein materiell-energetische Kategorien zu reduzieren. Wir wiederholen noch einmal mit Wiener: Information ist Information und nicht Materie oder Energie. Jetzt aber müssen wir hinzufügen: es ist ebenso unmöglich, Information und den sie tragenden Kommunikationsprozess mit ichhafter Innerlichkeit, also Subjektivität zu identifizieren. Wir können also den eben zitierten Ausspruch des Verfassers der Cybernetics umkehren und sagen: Information ist Information und nicht Geist oder Subjektivität.


    Mit dieser Trinität nicht ineinander überführbarer Begriffskomplexe werden aber letzte Grundvoraussetzungen unseres bisherigen Weltbildes erschüttert. Unsere ganze geistige Tradition, ja die gesamte objektive Struktur unserer abendländischen Kultur ruht auf einigen Kernmotiven der auf die Griechen zurückdatierenden Identitätsmetaphysik und der ihr korrespondierenden klassischen Logik, die unser Denken auch heute noch fast ausschließlich beherrscht."


    Das Buch ist von 1957. Es scheint mir buddhistischer Metaphysik zu ähneln, und ist insofern interessant zu lesen, als dass es sich einer komplett anderen Sprache bedient, wodurch sich noch einmal ein anderer Blick auf buddhistische Lehre erschließen könnte.


    Kybernetik ist zudem im digitalem Zeitalter zur Realität geworden, wen wundert's, dass Buddhismus jetzt im Westen so boomt? :)

    Danke, Donner, guter Text. Sehr interessant auch für mich, weil ich gerade gestern dachte, ob ich vielleicht eine Psychose hätte.

    Aber dies ist der Buchlese-Thread. Da will ich nicht weiter darauf eingehen.

    Sind irgendwie grad wilde Tage, ich dachte es liegt vielleicht am Wetter...

    Schön geschrieben Noreply :D


    Ja, seinen Willen durchsetzen ist eher Teil von Magie und von daher auch Tantra.


    Bei sowas gilt ja der Energieerhaltungssatz:


    Je mehr Energie man aufwendet, um etwas zu erreichen, desto eher tritt die gewollte Wirkung ein. Dementsprechend funktioniert Selbsthypnose am besten wenn sie TIEF ins Hirn verwurzelt wird und da sind die modernen Techniken manchmal eher konventionell bzw. weniger wirksam als die älteren.


    Die Idee des Buddhimus ist dann die eines flexiblen Willens, der sich auf die Gegenwart richtet. D.h. man will das, was gerade jetzt geschieht, bzw. übt sich darin, das zu wollen, was jetzt gerade geschieht. Das führt dann dazu, dass man irgendwann kein Begehren mehr hat (im idealen Falle).

    "Du kannst schaffen was Du willst" Jan Becker

    Ein Buch das den Begriff Selbsthypnose so genau und im Kontext mit dem Dhamma erklärt und auch zeigt wie ich es besser, bisher nicht gelesen und geübt habe. Hat mir sehr viel Klarer gemacht was im Tibetischen Buddhismus geschieht. Oder sogar die Bedeutung von Mantra klar macht in der Wirkung und warum es wirkt und wie.

    Könnte man sich in dem Zusammenhang auch vorstellen, dass ein bestimmtes "Erleuchtungserlebnis" auf das lange hingearbeitet wird, etwas ist, das aufgrund von Autosuggestion eintritt?

    Ich hab mir letzte Woche "Mahâyâna-Buddhismus" von Hans Wolfgang Schumann ausgeliehen.


    Buchrückentext:


    "Hans Wolfgang Schumanns Gesamtdarstellung des Mahayana-Buddhismus - die erste eines deutschen Indologen - legt die ältesten Texte in Sanskrit zugrunde und beschreibt mit zahlreichen Abbildungen und Graphiken nachvollziehbar die Leerheits- und Nur-Geist Philosophie ebenso wie das Mandala der Transzendenten Buddhas und den Erlösungsweg des Bodhisattva. Neben den Basislehren der großen Mahayana-Sutras werden auch die Lehrinterpretationen der buddhistischen Denker Nagarjuna und Vasubandhu behandelt. Vier kleinere Sanskritwerke in kommentierter deutscher Übersetzung vermitteln einen Eindruck vom Denkduktus und Stil altindischer Texte. Das Buch zeigt zugleich, wie indische Gedanken sich im ostasiatischen Zen- und Amida-Buddhismus fortsetzen."

    Niútóu Fǎróng - Xin Ming

    Sehr schöner Text vom Begründer der Ochsenkopfschule des Zen

    das-gedicht-xin-mc3adng-von-nic3batc3b3u-farc3b3ng.pdf

    Ja wirklich schöner Text, danke dafür.



    Ich bin ein bekennendes Ryôkan-Fangirl:


    Wo es Schönheit gibt, da gibt es auch Hässlichkeit;
    wo es Richtig gibt, da gibt es auch Falsch.
    Weisheit und Unwissenheit bedingen einander,
    Illusion und Erleuchtung kann man nicht trennen.
    Dies ist eine alte Wahrheit;
    glaube nicht, sie sei erst jetzt entdeckt worden.
    „Ich will dies, Ich will jenes“
    Das ist nichts als Dummheit.
    Ich will dir ein Geheimnis verraten:
    „Alle Dinge sind vergänglich“