Ich lese gerade 'Tokugawa Religion' von Robert N. Bellah.
Von den berühmten Sozilogen Max Weber gibt es ja den Klassiker "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus". Die Grundthese ist die, dass die protestantische und insbesondere calvinistische Haltung viel zu eienem kapitalistischen Wirtschaftsethos beigetragen hat.
Besonders wichtig ist ihm die Frage nach der Bedingung der Entstehung einer Wirtschaftsgesinnung: des Ethos einer Wirtschaftsform, durch bestimmte religiöse Glaubensinhalte. Dieser Frage geht er am Beispiel der Zusammenhänge des modernen Wirtschaftsethos mit der rationalen Ethik des asketischen Protestantismus (Bd. 1, S. 21) nach. Er behauptet, dass der Charakter des Kapitalbesitzes und Unternehmertums vorwiegend protestantisch sei, und konstatiert, dass Protestanten eine eher technische, Katholiken eher eine humanistische Schulbildung hätten, sowie eine auffallend „geringere Beteiligung der Katholiken am modernen Erwerbsleben in Deutschland“ (Bd. 1, S. 32). Er will keine umfassende Kulturanalyse vorlegen, sondern die Entwicklung des „Menschentums“ darstellen, welches durch das Zusammentreffen bestimmter religiöser und ökonomischer Bedingungen geschaffen wurde.
In Tokugawa Religion' (von 1957) betrachtet Bellah die aufstrebende Industrienation Japan und fragt sich, ob es dort etwas analoges gibt. Wie konnte die Religion der Tokugawa Zeit zu Einstellungen führte, die den Japanern der Meiji Zeit erlaubten, sich so rasant zu reformieren und zu industrialiseren. Welche Arbeitsethik herrschte im alten Japan vor und wie lies sie sich für den industriellen Fortschritt mobilieren?