Posts from Geronimo in thread „Govinda: Über Liebe und Anhaften“

    "Gefühl, das fühlt auch, wer da weise ist,
    Wohl oder Wehe auch der Vielerfahr'ne,
    und doch hat dieser Kluge vor den anderen
    in dem, was heilsam, ganz Besond'res.
    Gesetzeskenner, Vielerfahrner,
    der diese Welt sah und das andre Ufer,
    bedrängen Wunschesdinge nicht das Herz,
    bei Unerwünschtem ist er ohne Widerstand.
    Die bald verzückt sind, bald verstimmt,
    die sind zerstört, gehn unter, sind nicht mehr;
    doch wer den Pfad weiß, rein und kummerfrei,
    erkennet recht das Übersteigen allen Seins"


    S.36.6 - Durch einen Pfeil


    http://www.palikanon.com/samyutta/sam36.html


    Schau doch mal auf dieser Seite was ich dazu geschrieben habe. Das hat mit Schriftgelehrtheit nichts zu tun.

    Quote from Onda
    Quote from Geronimo

    Da hat Govinda aber mal das Thema komplett verfehlt, muss ich leider sagen.


    Eine wahre Lehrer-Schwemme hier im Buddhaland. Überall hochqualifizierte und eifrige Magister, die mit gezücktem Zensurenheft herumlaufen (und einen Govinda mal eben so zwischen zwei Tassen Jasmin-Tee in die Tasche stecken). Wenn sie nicht damit beschäftigt sind, Ratschläge zu erteilen, dann vergeben sie Zensuren.


    LG
    ONda


    Und was nützt dieser Kommentar jetzt?


    Mit nur ein bisschen ehrlicher, unvoreingenommener Eigeninitiative kann man dem wahren Gehalt des Buddhismus relativ einfach in Theorie (Kanon) und Praxis (Meditation) auf die Spur kommen, und wird so auch bald verstehen, das Govinda offensichtlich nicht verstanden hat was Gleichmut im buddhistischen Kontext bedeutet, oder was in einem Arhat vor sich geht.


    Wenn alles Eins geworden ist, dann bedarf es keiner dualistischen Gefühle wie Trauer (Abneigung gegen den Umstand der Trauer) und Liebe (Zuneigung zu etwas) mehr.


    Wenn alles Eins geworden ist, dann behandelst du alles und jeden, ganz von selbst, als einen Teil von dir. Aber dort ist auf tieferer Ebene kein Ich und Du mehr zu finden. Es gehört einfach zusammen.


    Wer das noch nicht erlebt hat, der ergeht sich ganz natürlich in allerlei Spekulationen, von denen die meisten zwangsläufig falsch sein werden.


    Deswegen heißt es aber beim Buddha auch: Rechte Ansicht, rechte Meditation, rechte Einsicht, etc., weil man sich eben allen möglichen Dingen zuwenden und sie für wahr halten kann, obwohl sie selbst nach 50 Jahren des intensiven Studiums nicht mehr als eine Vorstellung bleiben.


    Und genau deshalb ist es so wichtig alle seine Ansichten und Meinungen loszulassen, wenn man sich auf den Weg begibt, denn es stellt sich alles sowieso als ganz anders heraus.

    Da muss ich Kusala beipflichten.


    Wie einige hier starr auf ihren Vorstellungen von der "Gefühlsfreiheit" eines Verwirklichten beharren, das ist schon beachtlich.


    Es ist einem solchen, gerade weil sein Mitgefühl keine bedingten Grenzen mehr erfährt, unmöglich noch irgendeine grausame Tat zu vollüben. Er nimmt an allem und jedem Anteil und SIEHT das er mit jeder unheilsamen Handlung sich letztlich nur selbst schaden würde. Das ist dann keine bloße Ahnung mehr, sondern wahres Wissen. Er weiß das er untrennbar mit allem verbunden ist, und verhält sich dementsprechend. Umgekehrt weiß er so auch, das, wenn er sich um seine Umwelt kümmert, er sich letztlich um sich selbst kümmert. Und so entsteht die große Ausstrahlungskraft eines wahrhaft Praktizierenden, wenn man mal in den Genuss kommt einem solchen zu begegnen. Ein solcher zerfließt beinahe vor Wärme. Ein sehr bewegender Anblick.


    Wie daraus jedoch auf Gefühlskälte geschlossen wird, das ist schon sehr bemerkenswert, weil es doch komplett das Gegenteil der Erfahrungswelt eines Erwachten bedeutet.


    Das ein solcher gelernt hat, mit jeglichem Leid umzugehen, heißt nicht das er keinen Bezug mehr dazu hat.


    Das versteht man aber auch wirklich erst, wenn man seine Ansichten und Meinungen einfach mal komplett beiseite legt und in der Praxis Erfahrung sammelt. Dann sieht man auch sehr bald, das alle Vorstellungen bezüglich des Innenlebens eines weit Fortgeschrittenen unzutreffend sind.


    Aber ich glaube auch, das wir uns hier dazu noch endlos im Kreis drehen würden, da mit reiner Wortanalyse da nicht viel zu gewinnen ist, und manche anscheinend auch beim 10. "Gegen"vorschlag auf ihrer ursprünglichen Meinung bestehen bleiben.


    Buddhadharma ist Praxis und nur durch sie erfahrbar.

    Quote from accinca
    Quote from Geronimo

    Es sind außerdem 84000 Lehrreden.


    Und hast du sie selber nachgezählt oder geraten oder wie kommen
    manche Mahayanisten zu so einer Aussage?


    Im alten indischen Sprachgebrauch sind große Zahlen oft gleichbedeutend mit "sehr viele" und nicht wörtlich zu verstehen. So bedeutet das in diesem Fall einfach nur das er sehr viele (verschiedene) Lehrreden für sehr viele (verschiedene) Menschen gehalten hat.

    Da muss ich leider auch sagen: Absolut nichts verstanden!


    Ein Arhat ist überflutet von Mitgefühl, nur muss er deswegen keine Träne mehr vergießen.


    Auch ist die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind immer mit äußerster Anhaftung verbunden, und hat so nicht sehr viel mit der umfassenden Güte eines Verwirklichten zu tun. Mutterliebe ist zwar ein intensiver, aber kein sehr freier Zustand.


    Da hat Govinda aber mal das Thema komplett verfehlt, muss ich leider sagen.