Posts from Onda in thread „Sprechen – die Wahrheit ist der Tod der Kommunikation“

    Quote from malsehen

    Gerne, wobei der, der in dem Moment in diesem Glauben gefangen ist, diese Position nicht hat. Er erlebt Wahrheit in dieser, seiner Position.
    Ich denke, die Definition von Wahrheit ist im HInblick auf die kommunikative Wualität nicht wichtig, als dass es reicht, die negativen Auswirkungen auf die Offenheit der Kommunikation zu erkennen.


    In einem gewissen Sinne ist die eigene Wahrnehmung immer "wahr". Wenn mir das Eis schmeckt, dann schmeckt es mir, und an dieser Wahrheit ist nicht zu rütteln. Oder wenn ich gerne Corelli höre, dann ist das einfach so. Wenn ich dergestalt über mich rede, dann gibt es da nichts zu diskutieren.
    Anders ist es, wenn Konzepte (Ansichten, Meinungen) in die Debatte geworfen werden mit der Behauptung "Mein Konzept ist richtig - deines ist falsch". Das ist Debattieren über Konzepte. Mache ich hin und wieder mit Leidenschaft. Diese Debatten laufen oft ins Leere, weil Begriffe unterschiedlich gedeutet werden, man also oft nicht weiß, wovon der andere eigentlich redet oder nur vermutet, wovon der andere redet. Wichtig bei solchen Debatten ist also große Bereitschaft und Fähigkeit zum Definieren. "Was meinst du, wenn du dies und jenes sagst". Die Zitate von TNH habe ich gepostet, weil sie daran erinnern, dass der Anspruch auf absolute Wahrheit der eigenen Konzepte auf schwankendem Boden steht.


    Onda

    Thich Nhat Hanh:


    Aus den 14 Übungen des Intersein-Ordens:


    Die erste Übung der Achtsamkeit: Offenheit
    Im Bewusstsein des Leides, das durch Fanatismus und Intoleranz entsteht, sind wir entschlossen, Lehrmeinungen, Theorien oder Ideologien, einschließlich der buddhistischen, nicht zu vergöttern und uns nicht an sie zu binden. Buddhistische Lehren sind Hilfsmittel, die es uns ermöglichen, durch tiefes Schauen Verstehen und Mitgefühl zu entwickeln. Sie sind keine Dogmen, für die gekämpft, getötet oder gestorben werden sollte.


    Die zweite Übung der Achtsamkeit: Nicht-Haften an Ansichten
    Im Bewusstsein des Leides, das durch das Festhalten an Ansichten und falschen Wahrnehmungen entsteht, sind wir entschlossen, Engstirnigkeit zu vermeiden und uns nicht an unsere gegenwärtigen Ansichten zu binden. Wir wollen das Nicht-Haften an Ansichten üben, um für die Erkenntnisse und Erfahrungen anderer offen zu sein. Wir sind uns bewusst, dass unser derzeitiges Wissen keine unveränderliche, absolute Wahrheit ist. Da sich Wahrheit nur im Leben selbst findet, wollen wir in jedem Augenblick das Leben in uns und um uns herum achtsam wahrnehmen und bereit sein, ein Leben lang zu lernen.


    LG
    Onda


    P.S. Nicht die Wahrheit (was immer das sein soll) ist der Tod der Kommunikation. Der Glaube an die eigene alleinige absolute Wahrheit ist es, der Kommunikation zerstört.