Arhat ist ein Terminus für einen Praktizierenden, der nach buddhistischen Vorstellungen Gier, Hass und Verblendung vollständig abgelegt hat. Er wird durch das Erreichen des Nirwana nicht mehr wiedergeboren. Das Wort stammt aus dem Sanskrit (arhati, Pali: arahati, chin.: Luóhàn 羅漢) und bedeutet: „Der Würdige“.
Theravada
Der Begriff Arhat bezeichnet im Theravada-Buddhismus einen Praktizierenden, der durch die Praxis der Buddhistischen Lehre zum Erwachen gelangt ist. Sie werden als Shravaka-Buddhas („Hörer“) bezeichnet. Somit ist die Bezeichnung „Buddha“ im Prinzip nur die Ehrenbezeichnung für einen Arhat, der ohne Anleitung die volle Erleuchtung erlangt hat. Der Buddhismus unterscheidet zwischen möglichen Wegen zur Erreichung der Buddhaschaft:
- dem Buddha Shakyamuni, der ohne jegliche Hilfe das Erwachen erlangt hatte und die buddhistische Lehre später verkündigte,
- dem pratekya-buddha, einem Praktizierenden, der ebenfalls alleine zum Erwachen gelangt ist, die Lehre jedoch nichtsystematisch weitergab,
- dem Arhat, der mithilfe der verkündigten (buddhistischen) Lehre zum Erwachen gelangt ist.
Arhatschaft im Mahayana bezeichnet jemanden, der (lediglich) die Ich-Vorstellung vollständig aufgelöst hat.
Infolge steht im Mahayana das Erlangen der Arhatschaft als eigenständige geistige Entwicklungsstufe unmittelbar vor dem Eintreten in die sogenannten zehn Bodhisattva-Stufen, die direkt zur Erleuchtung führen. Jede dieser Stufen bezeichnet einen (aufsteigend) höheren geistigen Entwicklungsstand, der mit dem Auftreten spezieller Kräfte (Siddhi) einhergeht.
Die geistige Fähigkeit, zum Nutzen der fühlenden Wesen zu wirken, steigt mit jeder Stufe an und mündet im Erlangen der Erleuchtung (Buddhaschaft).
Zum Erlangen der Buddhaschaft ist daher im Mahayana und speziell im Vajrayana über die Arhatschaft hinaus die Bodhisattva-Motivation, zum Nutzen aller fühlenden Wesen zu handeln, und die Auflösung der die Wahrnehmung der gewöhnlichen fühlenden Wesen einengenden Subjekt-Objekt-Dualität notwendig.
Zen
[...]Der Text erläutert Namen, Wohnort und Funktion der Sechzehn Arhats.[1] Ihre wichtigste Eigenschaft besteht darin, dass sie nach Buddhas Tod physisch in der Welt verbleiben, um seine Lehre korrekt weiter zu verbreiten. Sie zeigen sich dem Fazhuji zufolge oft als einfache Bettelmönche und vervielfachen den karmischen Lohn derer, die ihnen Opfergaben zukommen lassen.[...]
Im Unterschied zu den Bodhisattvas wurden die Arhats besonders im Mahayana Buddhismus zu einem Abbild des Mönchsstands selbst, an denen sich nicht nur die Stärken, sondern auch die Schwächen des Klosterwesens darstellen ließen. Die Arhat-Ikonographie eröffnete damit einen Raum für Humor, Spott und Karikatur. Gleichzeitig fand offenbar auch die „wohlwollende Kritik“ des Mahayana am alten, traditionalistischen Buddhismus („Hinayana“) Ausdruck in den gelegentlich grotesk überzeichneten exotischen Merkmalen einzelner Arhats, die sich oft durch übertriebene Gefühlsausbrüche auszeichnen. Letzteres wird anhand eines Vergleichs von Arhat- und Bodhisattva-Darstellungen beim Ableben Buddas (nehanzu) deutlich sichtbar, wo die Bodhisattvas, obwohl traurig, nicht die Contenance verlieren, während die Arhats ihrer Verzweiflung laut schreiend und sich an die Brust schlagend Ausdruck verleihen.
Trotz oder gerade wegen ihrer Nicht-Perfektheit wurden die Arhats aber immer auch als Rollenvorbilder der Mönche angesehen und verehrt. In dieser ambivalenten Funktion erinnern sie stark an den legendären Patriarchen des Zen Buddhismus, Bodhidharma (s. Sidepage), den man manchmal ja tatsächlich in der Gruppe der Sechzehn Arhat zu erkennen meint, oder an den Bettelmönch Budai (Hotei), der unerkannt die höchste Stufe der Erleuchtung erreicht hat.
Bernhard Scheid (Uni Wien) Die 16 Arhats
Überarbeitet von Spock am 28.06.2018