Der Begriff Wiedergeburt ist wegen der vielen unterschiedlichen Interpretationen mit inhaltlich nicht überprüfbaren Aussagen einer der kritischsten Begriffe der Lehre für säkulare Buddhisten.
Die Kritik geht so weit, daß prominente sB Anhänger wie Stephen Batchelor bereit sind, die Idee Wiedergeburt vollkommen aus ihren Entwürfen zu entfernen.
Die häufigste Interpretation im sB dürfte heute sein, daß sich Wiedergeburt auf eine Reihe von Lebensabschnitten in einem konkreten biologischen Leben bezieht. Die Beschreibung dieser Lebensabschnitte wird immer genauer, immer feiner je weiter sich beim Praktizierenden Achtsamkeit entwickelt.
Poetisch umschrieben wird dies etwa in
Denn nach Belieben, Vaccho, erinnere ich mich an manche verschiedene frühere Daseinsform, als wie an ein Leben, dann an zwei Leben, dann an drei Leben, dann an vier Leben, dann an fünf Leben, dann an zehn Leben, dann an zwanzig Leben, dann an dreißig Leben, dann an vierzig Leben, dann an fünfzig Leben, dann an hundert Leben, dann an tausend Leben, dann an hunderttausend Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenentstehungen-Weltenvergehungen.
M. 71. (VIII,1) Cūlavacchagota Sutta
Diese Interpretation ist mit anderen Kerngedanken der Lehre wie Bedingtes Entstehen und Anatta einwandfrei vereinbar, da gerade diese beiden Gedanken, die einen zentralen Unterschied zu älteren Lehren darstellen den Blick auf die Unstetigkeit, auf dauernde Veränderungen im Wandel in Samsara lenken.
Das Ende der Wiedergeburten oder Nirvana wäre in dieser Interpretation das Erreichen eines Zustands, in dem durch Durchdringen der Lehre und Vertrauen auf die Lehre unumkehrbar sicher ist, daß keine weiteren größeren Veränderungen im Leben mehr erfolgen werden. Natürlich bedeutet Nirvana nicht Tod, die Lebenszeichen und Aktivitäten eines so befreiten Menschen wären aber nicht mehr an Hoffnungen und Erwartungen für die Zukunft oder eine Aufarbeitung vergangener Momente ausgerichtet. Ein Mensch, der diesen Zustand erreicht hat lebt 100% im Jetzt und tut nur, was getan werden muß.
Buddha fördert dies, indem er Grübeleien über Vergangenheit und Zukunft als hinderlich kennzeichnet
Auf solche Weise erwägt er unweise:
- 'Gab es mich in der Vergangenheit?
- Gab es mich nicht in der Vergangenheit?
- Was war ich in der Vergangenheit?
- Wie war ich in der Vergangenheit?
- Was war ich, und was bin ich daraufhin in der Vergangenheit geworden?
- Wird es mich in der Zukunft geben?
- Wird es mich in der Zukunft nicht geben?
- Was werde ich in der Zukunft sein?
- Wie werde ich in der Zukunft sein?
- Was werde ich sein, und
- was werde ich daraufhin in der Zukunft werden?
Eine derartige Interpretation von Wiedergeburt wird von einigen Anhängern eines sB als zu flach, als beinahe trivial abgelehnt.
Die direkte Verknüpfung des Themas Wiedergeburt mit Bedingtem Entstehen und Anatta dürfte dagegen sprechen.
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