Man kann nicht immer "Buddha" sein

  • Hallo Ihr Lieben,


    wisst Ihr, was mich total aus der Ruhe bringen kann und aufregt? Da ich ja nun schon immerhin ein Vierteljahr Buddhismus praktiziere, habe ich mich natürlich in vielerlei Verhaltensweisen geändert, positiv verändert. Wenn ich aber mal an einem Tag oder in einer Situation nicht ganz so gelassen reagiere, stichelt meine Frau häufig mit "heute noch nicht meditiert?" oder "Du musst mal wieder zu Deinen Buddhisten gehen" :) Sie sagt dann, Sie meint das nicht böse, wobei Sie aber weiß, dass mich diese Sätze ärgern, denn ich habe Sie schon mehrmals gebeten, das zu lassen. Warum mich das ärgert? Weil ich logischerweise nicht in jeder Situation perfekt sein kann und wenn es mal ein paar Tage gibt, in den ich nicht ganz in Ruhe und Gelassenheit verweile, dann hat das nichts damit zu tun, dass ich mehr meditieren muss oder besser praktizieren soll. Zumal ich ja auch nicht immer alles mit Gelassenheit tolerieren kann. In meine buddhistische Praxis ist sicherlich ein Stück weit der Alltag eingekehrt. Ich denke auch, dass vielleicht meine Frau oder andere mir nahestehende Personen sich bereits so an meine deutlich sanftere Verhaltensweise gewöhnt haben, dass jede Abweichung direkt auffällt. Aber ich bin, genau wie Buddha, eben nur Mensch. Aber warum mich die o.a. Bemerkungen so aus der Fassung bringen, weiß ich nicht. Ich finde die einfach unfair oder sehe ich das falsch?


    Wollte mir das mal von der Seele schreiben :)


    Liebe Grüße
    Euer Buddhy :D

  • Hallo Buddhy,


    ich musste richtig lachen als ich deinen beitrag las...klingt mir sehr bekannt vor, die reaktion der mitmenschen....
    ich denke du solltest es als erster lockerer sehen, denn es geht auf diesem weg nicht um perfektion.
    ich wünsche dir eine gute zeit und lass dir zeit, jag dich nicht den steilen berg herauf :D
    LG

  • Buddhy:

    Da ich ja nun schon immerhin ein Vierteljahr Buddhismus praktiziere, habe ich mich natürlich in vielerlei Verhaltensweisen geändert, positiv verändert.


    Ein Vierteljahr Praxis ist sogut wie nichts. Es ist toll, dass du schon positive Veränderungen wahrnimmst.


    Zitat

    Zumal ich ja auch nicht immer alles mit Gelassenheit tolerieren kann.


    Völlig normal nach einem Vierteljahr.


    Es wäre auch normal, wenn es dir demnächst, irgendwann so vorkommt, als ob du "Rückschritte" machst, obwohl du weiter praktizierst...


    Es wäre auch normal, wenn du frustriert mal ein paar Monate aufhörst mit der Praxis, und dann reumütig wieder zur Praxis zurrückkehrst.


    (Das kenne ich alles von mir. :D )


    Aber hinterher ist man zumindest immer ein bisschen schlauer, erfahrener geworden, wie groß der begangene sogenannte "Fehler" auch gewesen sein mag.

  • Hallo Buddhy,
    Du hast mein volles Mitgefühl! Auch mein Mann pflegte hin und wieder Bemerkungen zu machen wie "ich denk, Du bist Buddhistin?". Was mich sehr wütend machte, denn 1. weiß er gar nichts darüber und 2. ist das eine unfaire, linke Anmache.
    Ich habe mich dennoch nicht mit ihm darüber auseinandergesetzt, sondern nur auf mich geschaut und gefragt, warum sagt er sowas. Herausgekommen ist für mich Folgendes:


    1. habe ich mich wohl so verhalten, als wäre ich was besseres, oder so ist es zumindest bei ihm angekommen, so dass ich kritisch beäugt wurde,
    2. habe ich wohl auch ein falsches Bild vermittelt, dem ich selbst nicht entspreche,
    3. hatte ich an mich selbst wohl auch falsche Erwartungen.


    Im Laufe der Zeit hat sich das beruhigt. Ganz am Rande habe ich dann auch immer wieder mal kurze Erklärungen abgegeben, worauf es eigentlich (zumindest aus meiner Sicht) bei der Lehre Buddhas ankommt. Ich habe meine Illusionen bezüglich meines Mannes, aber auch im Hinblick auf ein buddhistisches Leben abgelegt und arbeite an mir von Moment zu Moment, was durchaus auch beinhalten kann, dass ich mich über unfaire Äußerungen mit meinem Mann auseinandersetze, denn die haben ja eine tiefere Ursache. Ich habe keine Angst mehr, Fehler zu machen. Ansonsten übe ich mich in Toleranz.


    Liebe Grüße
    Monika


    PS: Ein viertel Jahr Praxis ist wirklich so gut wie nix. Ich praktiziere schon 30 Jahre und übe immer noch :lol: !

  • Buddhy:

    Aber warum mich die o.a. Bemerkungen so aus der Fassung bringen, weiß ich nicht.


    Ich weiß, warum mich solche (oder ähnliche) Bemerkungen aus der Fassung bringen. Ich finde sie einfach unfair. Man wird an Maßstäben gemessen, die für die kritisierende Person keine Bedeutung haben. Etwas anderes ist es, wenn man mit einem Partner zusammenlebt, der sich der gleichen Praxis verpflichtet hat. Der kann mich gerne an meine Praxis erinnern, sollte das aber auch nicht instrumentalisieren. Wir sind alle vom Heiligsein weit entfernt und erheben mit unser Praxis auch keinen Anspruch darauf. Das sollten unsere Partner wahrnehmen und nicht unsere Praxis als Keule verwenden.


    (Wobei das Zusammenleben mit einem Nicht-Praktizierenden eine wundervolle Nagelprobe ist. Denn es ist doch so, dass wir hauptsächlich von Nicht-Praktizierenden umgeben sind. Die wissen aber zum Glück meistenteils nichts von unseren spirituellen Ambitionen! Und das soll auch so bleiben. Deshlab kein Dharma-Rad auf die Heckklappe!)
    Onda

  • Hinzufügen möchte ich noch, dass diese Art der "Anmache" ohnehin eine Form ist, die einen Mangel an Achtung aufweist, egal worum es geht. Ein Mensch, der einen anderen in dieser Form angreift, will ihn an seiner empfindlichsten Stelle treffen und das ist für mich schon lange keine Grundlage mehr für eine gute Beziehung. Deshalb würde ich das heute immer auch thematisieren und hinterfragen.
    LG Monika

  • Ich übe seit 1982 und bin immer noch ein...Und Buddha brauchte auch erheblich länger als ein Vierteljahr...Ich würde die Aussage ( Heute noch nicht meditiert? ) primär als positiv sehen. Denn zeigt sie doch, daß Du positiv auf Deine Lieben wirkst, wenn Du geübt hast. Und das ist ein positiver Indikator, sagte mal Meister Uchiyama, wie Du auf deine Umwelt wirkst.
    Natürlich wollen Dich Deine Lieben hochnehmen, dabei schwingt eventuell auch ein gewisser Neid mit, weil Du das durchziehst und sie nicht. Und wenn jemand einen anderen ärgern will, haben die meist ein feines Gespür, wo der andere hochzischt und verletzlich ist.


    Tipp: Beim nächsten Mal nimm Deine Frau in den Arm und säusle: " Danke Schatz, wie recht Du hast, Du bist die beste Frau der Welt..." Das sagt sie dann wahrscheinlich nie wieder... :badgrin:


    _()_ c.d.

    Tag für Tag ein guter Tag

    Einmal editiert, zuletzt von crazy-dragon ()

  • crazy-dragon:


    Natürlich wollen Dich Deine Lieben hochnehmen,


    Stimmt, was sich liebt, das neckt sich.


    Die Herausforderung besteht allein darin, das "Necken" als "Zeichen von Liebe" wahrzunehmen... :)

  • Und ich finde dass, das eine wunderbare Übung ist und ein ungeheurer Gradmesser ... apropos Messer, die scharfen und die stumpfen :idea: -
    An dem Tag wo Deine Dämonen drei Augen haben und mir dir Kaffee trinken und Kuchen essen da hast'e gewonnen, alle leidhaften und leidbringenden Emotionen alles trennende [Subjekt/Objekt] überwunden.
    Und bis dahin wünsche ich uns allen einen gesunden und heilbringenden Fortschritt zum Wohle aller fühlenden Wesen!
    Ich find das was Du schilderst sehr authentisch ehrlich Werter buddhy.


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Frueher, als ich mich noch mit allem weit aus dem Fenster gehaengt hab, wurde ich in Stresssituationen damit aufgezogen: “Du musst wohl wieder mehr meditieren!“
    Darauf hab ich dann ganz ernsthaft geantwortet: “Ja, das glaub ich auch.“
    Hihi, das hat sie irgendwie zum Verstummen gebracht - sie hatten erwartet, ich hielte mich selber fuer den grossen Buddha. Da ich das nicht tat, ging die Verarsche ins Leere. :p

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • crazy-dragon:


    ...
    Tipp: Beim nächsten Mal nimm Deine Frau in den Arm und säusle: " Danke Schatz, wie recht Du hast, Du bist die beste Frau der Welt..." Das sagt sie dann wahrscheinlich nie wieder... :badgrin:


    Grundsätzlich gefällt mir Dein Beitrag und auch Dein Tipp ist prima. Allerdings kommt es ja auch darauf an, wie es gesagt wird. Der Ton macht die Musik :) .


    Auch den Beitrag von LL finde ich sehr hilfreich :D .


    _()_ Monika

  • Zitat

    Da ich ja nun schon immerhin ein Vierteljahr Buddhismus praktiziere, habe ich mich natürlich in vielerlei Verhaltensweisen geändert, positiv verändert.


    Keine Angst, das geht wieder weg. ;)


    Zitat

    Wenn ich aber mal an einem Tag oder in einer Situation nicht ganz so gelassen reagiere, stichelt meine Frau häufig mit "heute noch nicht meditiert?" oder "Du musst mal wieder zu Deinen Buddhisten gehen" Sie sagt dann, Sie meint das nicht böse, wobei Sie aber weiß, dass mich diese Sätze ärgern, denn ich habe Sie schon mehrmals gebeten, das zu lassen. Warum mich das ärgert? Weil ich logischerweise nicht in jeder Situation perfekt sein kann und wenn es mal ein paar Tage gibt, in den ich nicht ganz in Ruhe und Gelassenheit verweile, dann hat das nichts damit zu tun, dass ich mehr meditieren muss oder besser praktizieren soll.


    Der Laie hat gegenüber einen Vorteil - überall wimmelt es vor Übungen. Beobachte dich genau wenn sowas passiert, suche Ursache und Wirkung. Wenn Du dieses Schema erkennst, kannst Du es beeinflussen: Ein kleiner Schritt in Richtung Freiheit.


    Was Du nicht vergessen solltest: Buddhismus ist ein Weg seinen Geist zu bearbeiten/transformieren, nicht sein Verhalten auch wenn letzteres eine Folge aus ersterem sein kann, aber nicht muss.

  • Chandan:


    Was Du nicht vergessen solltest: Buddhismus ist ein Weg seinen Geist zu bearbeiten/transformieren, nicht sein Verhalten


    Eine solche These kannst du getrost vergessen, Buddhy. Da frohlockt meine Signatur.
    Wie war das: Rechte Rede (Verhalten), Rechtes Tun (Verhalten), Rechter Lebenserwerb (Verhalten).
    Onda

  • Na da find ich meine Signatur sinniger !!!


    Zitat

    SARAHA alias Rahulabhadra


    Alle fühlenden Wesen haben Buddhanatur !!!!???


    Mit ganz freundlichen und herzlichen Grüßen
    Dorje Sema



  • Irgendwann wirst Du es sicher verstehen Onda. ;)


    Wie der Bauer Wasser auf seine Felder lenkt,
    wie der Pfeilmacher seine Pfeile glättet,
    wie der Zimmermann Holz behaut,
    so formt der Weise seinen Geist.
    (Dhp. 80)

    Einmal editiert, zuletzt von Chandan ()

  • Chandan:

    Irgendwann wirst Du es sicher verstehen Onda.


    Wie der Bauer Wasser auf seine Felder lenkt,
    wie der Pfeilmacher seine Pfeile glättet,
    wie der Zimmermann Holz behaut,
    so formt der Weise seinen Geist.
    (Dhp. 80)


    Irgendwann wirst Du es sicher verstehen Onda.
    Wie Chandan den Onda zeigt das er noch zu unwissend ist Dhp 80 zu erfassen.


  • Entschuldigung ich hatte nicht gesehen das Buddha hier persönlich spricht.

  • Onda:
    Chandan:


    Was Du nicht vergessen solltest: Buddhismus ist ein Weg seinen Geist zu bearbeiten/transformieren, nicht sein Verhalten


    Eine solche These kannst du getrost vergessen, Buddhy. Da frohlockt meine Signatur.
    Wie war das: Rechte Rede (Verhalten), Rechtes Tun (Verhalten), Rechter Lebenserwerb (Verhalten).
    Onda


    Hallo Onda,
    das hat Chandan sicherlich nicht so profan wortwörtlich gemeint.


    Ich verstehe das so: wenn man nur daran interessiert ist, lediglich sein Verhalten zu ändern, dann stellt man seine Entwicklung auf tönerne Füße. Das bloße Verhalten ist kein Fundament. Es bedarf der wirklichen Einsicht, damit die Veränderung Bestand haben kann - oft auch, dass sie überhaupt eingeläutet wird.


    Allerdings kann man über Verhaltensänderung auch zu neuen Einsichten kommen - wenn man will.


    Da treffen sich die Thesen also wieder, O-Bein-artig.


    LG, LL

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Der Buddhismus fasst den Menschen in seiner Gesamtheit ins Auge: Denken, Reden und Tun.
    Die Transformation, von der im Buddhismus die Rede ist, umfasst den ganzen Menschen. Sie beginnt im Geist und gelangt schließlich im Reden und Tun zum Ausdruck. Wobei das Beachten der silas nichts ist, was man sich bis zum Ende aufsparen sollte. Die stehen am Anfang und am Ende.
    Onda

  • Zitat

    Sie beginnt im Geist und gelangt schließlich im Reden und Tun zum Ausdruck. Wobei das Beachten der silas nichts ist, was man sich bis zum Ende aufsparen sollte. Die stehen am Anfang und am Ende.


    Siehst Du, was anderes wollte ich doch gar nicht sagen. Aber gut, dass du erstmal was dagegen gesagt hast, das kann niemals falsch sein. ;)

  • Chandan:
    Zitat

    Sie beginnt im Geist und gelangt schließlich im Reden und Tun zum Ausdruck. Wobei das Beachten der silas nichts ist, was man sich bis zum Ende aufsparen sollte. Die stehen am Anfang und am Ende.


    Siehst Du, was anderes wollte ich doch gar nicht sagen. Aber gut, dass du erstmal was dagegen gesagt hast, das kann niemals falsch sein. ;)


    Was du sagen wolltest, das kann ich nicht wissen. Ich weiss nur, dass du gesagt hast: "Buddhismus ist ein Weg seinen Geist zu bearbeiten/transformieren, nicht sein Verhalten." Und das war doch etwas unglücklich formuliert, oder?
    Onda