Gesucht: Buch zu buddhistischen Meditationen vorallem Visualisierungen

  • Ich würde mal sagen, mit Visualisierungen wird (ausschließlich?) im tibetischen Buddhismus gearbeitet. Diese Visualisierungen finden in einem gewissen Kontext statt, der von einem Lehrer glehrt und vom Schüler verstanden werden muss. Ich wüsste nicht, was ein Buch da bringen sollte.

  • Ich kenne diese Stelle, halte das aber nicht für eine 'Visualisierung', wie man den Begriff normalerweise versteht, da hier die Vorstellung etwas zuerst 'wirklich' Gesehenen zur Herstellung konzentrativer Stufen der Versenkung benutzt wird. Bei dem, was der Fragesteller vermutlich unter 'Visualisation' versteht, geht es nicht darum, 'schließlich einen Zustand (zu erreichen), wo alle Sinnentätigkeit ausgeschaltet ist, wo es kein Sehen und Hören, keine körperlichen Eindrücke mehr gibt, nämlich den Zustand der ersten Vertiefung'.


    Was die Meditation mit kasina und nimitta angeht, wird sie, soweit ich mich erinnere, recht ausführlich in dem Buch von Amadeo Sole-Leris 'Die Meditation, die der Buddha selber lehrte' beschrieben.

  • Von den Kasinas ausgehend kann man laut Visuddhi Magga bis zur 4.Vertiefung gelangen.


    Wasserkasina:

    Zitat

    Das Gegenbild (patibhāga-nimitta) aber zeigt sich völlig unbeweglich wie ein in der Luft befestigter Kristallfächer oder eine runde kristallene Spiegelscheibe; und gleichzeitig mit dem Auftreten dieses Gegenbildes erlangt man die Angrenzende Vertiefung (upacāra-jjhāna) und, in besagter Weise, die 4 bezw. 5 Vertiefungen. http://palikanon.com/visuddhi/vis05.html


    Es wird aber nach meiner Information kaum mehr praktiziert und bedarf bestimmter Voraussetzungen, wie anhand des Erdkasinas beschrieben:


    http://palikanon.com/visuddhi/vis04.html

  • mukti:

    [Kasina] wird aber nach meiner Information kaum mehr praktiziert ...


    In der Paauk-Tradition gehören kasina zum normalen Meditations-Curriculum. Ich habe mir vor vielen Jahren einmal eine Kasina-Scheibe selber gebastelt. Ich habe gehört, manche verwenden ihre Smartphone-Taschenlampe als Lichtkasina. Daher würde ich nicht sagen, kasina wird kaum mehr praktiziert, sondern nur weniger als Metta- oder Atemmeditation.

  • Fred1234:

    Kennt jmd ein Buch indem es um buddhistische Visualisierungen geht?


    Um Axels berechtigten Einwand

    Axel:

    Diese Visualisierungen finden in einem gewissen Kontext statt, der von einem Lehrer glehrt und vom Schüler verstanden werden muss. Ich wüsste nicht, was ein Buch da bringen sollte.

    zu verdeutlichen: "buddhistische Visualisierungen" sind nur dann "buddhistisch", wenn sie in einem Kontext stehen. Dieser Kontext ist der edle achtfache Pfad bzw. dessen drei Aspekte: ethisches Verhalten / Einsicht und Verstehen / geistige Ausrichtung. Visualisierungstechniken gehören zum dritten der genannten Aspekte. Für sich alleine - getrennt von den anderen Aspekten - ausgeübt sind sie zwar nicht sinnlos (so entwickeln sie z.B. die Konzentrationsfähigkeit), aber eben nicht "buddhistisch".


    So ist die hier genannte kasiṇa-Meditation nach meinem Verständnis lediglich ein Training der Konzentrationsfähigkeit, das wiederum eine Grundlage gibt für eigentliche buddhistische "Meditation". Um das mal systematisch zu sortieren: die 10 kasiṇa gehören zu den 40 Meditationsobjekten (kammaṭṭhāna, "Arbeitsplätze"). Insofern die kasiṇa visuelle Meditationsobjekte sind, wurden sie hier mE zu Recht genannt.


    Die kammaṭṭhāna werden nun nicht alle geübt - sinnvollerweise bespricht man sich mit einem Lehrer, mit welchen man sinnvollerweise übt. Das hängt vor allem von der Persönlichkeitsstruktur des Schülers ab. Mit kasiṇa bzw. einem davon kann man hingegen schon ohne einen Begleiter üben - man wählt sich (ggf. nach ein wenig experimentieren) das, was einem am meisten zusagt bzw. den besten Zugang bietet. Wie gesagt, geht es da *nur* um Entwicklung von Konzentrationsfähigkeit. Das dafür geeignete "Buch" als Anleitung wurde schon genannt - das Visuddhimagga.


    Wie ebenfalls schon erwähnt, scheint die kasiṇa-Meditation zumindest im Westen nicht sehr gebräuchlich zu sein. In der Regel wird zur Entwicklung der Konzentrationsfähigkeit bevorzugt mit ānāpānasati (Achtsamkeit auf den Atem) gearbeitet, das im oben erwähnten System der 40 kammaṭṭhāna zu den 10 'Vergegenwärtigungen' (dasa anussatiyo) gehören. Unter diesen findet man dann auch den Ansatz, der zum Ursprung von dem wurde, was man im Mahāyāna-Kontext als Visualisierungen kennt - das buddhānussaṭi.


    Insbesondere gilt das für die amidistische Richtung des Mahāyāna, dessen Praxis auf dem buddhānussaṭi aufbaut bzw. eine entwickelte und verfeinerte Form davon ist. Da speziell in den japanischen Reines-Land-Schulen mW nur noch mit dem nembutsu (das der Mantra-Technik verwandt ist) gearbeitet wird, wird häufig übersehen, dass vor allem in deren chinesischen Vorläufern Visualisation eine wichtige Rolle spielte. Eines der drei Hauptsutren dieser Richtung, das Amitāyurdhyāna Sūtra (Sutra der Amitāyus-Meditation) enthält denn auch als Kern seiner Lehren 16 Visualisationen. Das wäre hier das passende "Buch".


    Auch in den tibetischen Schulen gibt es eine Art buddhānussaṭi-Meditation (auf dem 'Sutra-Level'). Darüber hinaus jedoch eine Vielzahl von Formen auf dem 'Tantra-Level', in denen mit der Visualisierung von yi-dam / lhag-pa’i lha gearbeitet wird. Ich bezweifle sehr, dass es dazu ein "Buch" gibt - insbesondere hier gilt, dass das arbeiten mit solchen Techniken ohne intensives Studium des jeweils zugehörigen Tantra und die Begleitung durch einen erfahrenen Lehrer weder sinnvoll noch empfehlenswert ist. Das geht dann auch nicht wirklich ohne solide Grundlage - ist also nichts für Anfänger.


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  • Sudhana:

    Unter diesen findet man dann auch den Ansatz, der zum Ursprung von dem wurde, was man im Mahāyāna-Kontext als Visualisierungen kennt - das buddhānussaṭi.

    Im Visuddhimagga wird buddhānussaṭi nicht als Visualisierung gelehrt, was ich recht überraschend fand.

  • pamokkha:

    Im Visuddhimagga wird buddhānussaṭi nicht als Visualisierung gelehrt, was ich recht überraschend fand.


    Nun ja - 'Objekt' ist ja streng genommen nicht der Buddha selbst, sondern seine 9 guṇa ("Tugenden, Verdienste"). Wobei die Möglichkeit, statt rein mentaler Vergegenwärtigung dieser Qualitäten auch in Form von achtsamer Rezitation der guṇa zu üben, natürlich insbesondere auf die nembutsu-Rezitation verweist. Entsprechend ist auch devānussaṭi keine Visualisierung von devas sondern das Bezeugen der eigenen guṇa durch die devas.


    Überraschend finde ich vor allem, dass nach Buddhadhosa diese Praxis "bloß den edlen Jüngern [d.h. jenen, die zumindest den Stromeintritt erlangt haben] vollkommen" gelingt, "denn bloß ihnen sind die Vorzüge des Erleuchteten [...] vollkommen klar". Das zeigt mE deutlich, dass es sich - anders als im Amidismus - hier nicht um eine devotionale Praxis handelt. Am Ende des 7. Visuddhimagga-Kapitels findet sich dann auch ein Hinweis, dass bei denen, die aufgrund geringerer Voraussetzungen diese Praxis nicht "vollkommen" ausüben, das visuelle Element (noch) eine Rolle spielt - und warum es in der "vollkommenen Praxis" abgelehnt wird:

    Buddhaghosa:

    Trotzdem aber soll auch der mit geläuterter Sittlichkeit und mit den andern Tugenden ausgestattete Weltling diese Betrachtungen erwägen; denn auch in demjenigen, der der Vorzüge des Erleuchteten usw. gedenkt, erheitert sich auf Grund des Nachdenkens sein Geist, kraft dessen er die Hemmungen zurückdrängt und, erfüllt von hoher Freude, den Hellblick entfaltend, die Heiligkeit verwirklichen mag, gleichwie der in Kata-Kandara wohnende Ordensältere Phussadeva. Jener Verehrte, so heißt es, sagte sich beim Anblick eines vom Mahr gezeugten Bildnisses des Erleuchteten also: 'Dieser da, obgleich noch voll von Gier, Haß und Verblendung, leuchtet schon so! Wie muß da erst der Erhabene leuchten, der gänzlich frei ist von Gier, Haß und Verblendung!' Nachdem er auf diese Weise die mit der Vorstellung des Erleuchteten verbundene Verzückung gewonnen hatte, entfaltete er den Hellblick und erreichte die Heiligkeit.


    (Visuddhimagga-Zitate nach Nyanatiloka)


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  • pamokkha:
    mukti:

    [Kasina] wird aber nach meiner Information kaum mehr praktiziert ...


    In der Paauk-Tradition gehören kasina zum normalen Meditations-Curriculum. Ich habe mir vor vielen Jahren einmal eine Kasina-Scheibe selber gebastelt. Ich habe gehört, manche verwenden ihre Smartphone-Taschenlampe als Lichtkasina. Daher würde ich nicht sagen, kasina wird kaum mehr praktiziert, sondern nur weniger als Metta- oder Atemmeditation.


    Aha, dann bin ich wohl falsch informiert worden.

  • Axel:

    Bei dem, was der Fragesteller vermutlich unter 'Visualisation' versteht, geht es nicht darum, 'schließlich einen Zustand (zu erreichen), wo alle Sinnentätigkeit ausgeschaltet ist, wo es kein Sehen und Hören, keine körperlichen Eindrücke mehr gibt, nämlich den Zustand der ersten Vertiefung'.


    So gut wie alle tibetischen Viusalisierungen zielen auf diese Erfahrung ab, das ist als Phase in jeder Sadhana implementiert. Andere Erfahrungsebenen kommen dazu, so dass die Möglichkeiten breit gefächert sind. Aber diese Vertiefungsphase ist ausdrücklich in über 95% der allgemeinen und speziellen Übungen enthalten. Wobei das "abzielen auf" hier erreicht wird, indem man sich direkt so lange und so gut wie möglich in diesen Zustand versetzt, auch wenn es am Anfang natürlich nicht so klappt, wie man es gerne hätte. Aber das ist halt typisch für tantrische Praxis: es werden mehrere Ziele Schicht- und Phasenweise gleichzeitig integriert und man identifiziert sich direkt mit dem Ziel.

  • Fred1234:

    Kennt jmd ein Buch indem es um buddhistische Visualisierungen geht?


    Viele Grüße


    fred


    Vielleicht kannst Du Deine Frage konkretisieren, was Du suchst, aus welcher Richtung usw. bevor das hier wieder ausartet ;)

  • Also ich hab ganz gute Erfahrung mit Visualisierungen allerdings ist es oft nicht klar was wie visualisert werden soll. Manche Visualisierungen sind zu komplex andere wiederumzu einfach zb. nur einen Gegenstand Visulisieren. Ich such irgendetwas dazwischen vielleicht eine Meditationscd die einen durch die Visualisierungen leitet wäre ideal, das die Phantasie etwas in Grenzen gehalten wird.


    Viele Grüße

  • Die tibetischen Meditationen sind meistens im Detail erklärt, es gibt auch Bücher mit Belehrungen und geleiteten Meditationen dazu. CD bekommt man auch. Die erste Frage die sich mir stellt ist: aus welchem Kontext soll die Meditation kommen. Es gibt haufenweise esoterische, hinduistische usw. Meditationen die mit Visualisierungen arbeiten. Wenn es Dir aber um Buddhismus geht, ist der tibetische Buddhismus die Quelle mit den meisten Angeboten. Es gibt aber Einschränkungen womit man als Anfänger loslegen kann. Friedliche Gottheiten, die man nicht als man selbst visualisiert sondern aussen lässt.


    Hier wäre eine Idee, ich kenne es aber nicht selbst:
    https://www.amazon.de/Meditationen-Taras-Sadhanas-weißen-grünen/dp/3940197068/


    Mehr Achtsamkeitsfokussiert:
    https://www.amazon.de/Mit-Budd…e-Audio-CD/dp/3833819936/


    Sammlung von 9 Meditationen angeleitet auf CD:
    https://www.amazon.de/Meditationen-tägliche-Leben-buddhistischen-Überlieferung/dp/3908543487/


    Wissen über Meditation (aus tib. Buddhistischer Sicht)
    https://www.amazon.de/Wissen-über-Meditation-Manfred-Seegers/dp/3981529502/

  • Grashuepfer

    Hat den Titel des Themas von „Buch zu buddhistischen Meditationen vorallem Visualisierungen“ zu „Gesucht: Buch zu buddhistischen Meditationen vorallem Visualisierungen“ geändert.