Der beobachter von Anatta

  • boehnchen:

    Das Ich existiert - du stehst ja da. Du schreibst, du fühlst.


    "Schreiben" finden statt. "Fühlen" entsteht.
    Bedarf der Prozess "Schreiben" oder "Fühlen" ein "Ich"? und wenn ja - wo ist dieses "Ich"?


    _()_

    Meinst Du immer noch nicht frei zu sein? – da irrst Du dich :)

  • Zitat

    The one who begins the inquiry will not finish the inquiry, but will be finished by the inquiry.
    ~ Mooji 3rd of September 2013


    Derjenige, der mit der [selbst]untersuchung anfängt, wird die Untersuchung nicht beenden, wird aber duch der Untersuchung [selbst] beendet.


    Der Satz ist eine Kontemplation wert...


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    Meinst Du immer noch nicht frei zu sein? – da irrst Du dich :)

  • Ja, das macht - für mich zumindest - das Thema sehr verständlich. Ein gutes Zitat, Joram :D

  • Joram:

    "Schreiben" finden statt. "Fühlen" entsteht.


    nicht ohne ein ich.


    was fände denn ohne dich statt?


    Zitat

    Bedarf der Prozess "Schreiben" oder "Fühlen" ein "Ich"? und wenn ja - wo ist dieses "Ich"?


    s.o.
    Es ist nicht Sinn der Sache das ich finden zu wollen, sondern es (geschickt) zu verwenden. (Weil du es nicht los wirst
    oder?)

  • boehnchen:

    Es ist nicht Sinn der Sache das ich finden zu wollen, sondern es (geschickt) zu verwenden. (Weil du es nicht los wirst
    oder?)


    Verstehe. Was "Ich" sei, ist ungeklärt, die "Wolke" "Ich" soll dabei aber "geschickt verwendet werden"... ;)



    Aus: http://www.palikanon.com/wtb/sacca.html


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    Meinst Du immer noch nicht frei zu sein? – da irrst Du dich :)

  • Joram:


    In diesem Fall würde ich weniger der Sekundärliteratur - zu der ich auch das Visuddhimagga zähle - den Vorrang geben, sondern den Lehrreden:


    Zitat

    "Wiederum, Sandaka, vertritt da irgendein Lehrer solch eine Lehrmeinung und Ansicht wie diese: 'Wenn man handelt oder andere zum handeln veranlaßt, wenn man verstümmelt oder andere zum Verstümmeln veranlaßt, wenn man foltert oder andere zum Foltern veranlaßt, wenn man jemandem Kummer zufügt oder andere veranlaßt, jemandem Kummer zuzufügen, wenn man jemanden unterdrückt oder andere veranlaßt, jemanden zu unterdrücken, wenn man jemanden einschüchtert oder andere veranlaßt, jemanden einzuschüchtern, wenn man Lebewesen tötet, nimmt, was nicht gegeben wurde, in Häuser einbricht, Güter plündert, Einbruchdiebstahl begeht, Wegelagerei begeht, die Frau eines anderen verführt, Falschheiten äußert - dann ist kein Übel vom Täter begangen worden. Wenn man die Lebewesen auf dieser Erde mit einem klingenbesetzten Rad in eine einzige Masse von Fleisch, in einen Klumpen Fleisch verwandeln würde, gäbe es als Folge davon kein Übel und kein Ergebnis von Übel. Wenn man am Südufer des Ganges entlang ginge und dabei töten und abschlachten, verstümmeln und andere zum Verstümmeln veranlassen, foltern und andere zum Foltern veranlassen würde, gäbe es als Folge davon kein Übel und kein Ergebnis von Übel. Wenn man am Nordufer des Ganges entlang ginge und dabei Geschenke überreichen und andere zum Überreichen von Geschenken veranlassen, Gaben darbringen und andere zum Darbringen von Gaben veranlassen würde, gäbe es als Folge davon keine Verdienste und kein Ergebnis von Verdiensten. Aufgrund von Geben, Selbstzähmung, Zügelung, Sprechen der Wahrheit gibt es keine Verdienste und kein Ergebnis von Verdiensten.' ... "


    "Dies ist der zweite Weg, der das Führen des heiligen Lebens verneint, der vom Erhabenen, der weiß und sieht, der verwirklicht und vollständig erleuchtet ist, verkündet worden ist, dem folgend ein Weiser das heilige Leben gewiß nicht führen würde, oder wenn er es führen würde, er den wahren Weg, das Dhamma, das heilsam ist, nicht erlangen würde."


    (MN 76)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Joram:


    Verstehe. Was "Ich" sei, ist ungeklärt, die "Wolke" "Ich" soll dabei aber "geschickt verwendet werden"
    Aus: http://www.palikanon.com/wtb/sacca.html


    wähle gute Quellen, Joram. (nicht nur beim Wasser trinken)
    Der Dalai Lama sagt zum Beispiel (o-ton): "Ich meine, dass Glück der Lebenszweck ist. Ob sich ein Zweck hinter der Existenz des Universums oder der Galaxien verbirgt, weiß ich nicht. Tatsache ist jedenfalls, dass wir zusammen mit anderen Menschen uns hier auf diesem Planeten befinden. Weil nun jeder Mensch nach Glück strebt und Leid vermeiden möchte . . . "

  • Elliot:
    Zitat

    "Wiederum, Sandaka, vertritt da irgendein Lehrer solch eine Lehrmeinung und Ansicht wie diese: 'Wenn man handelt oder andere zum handeln veranlaßt, wenn man verstümmelt oder andere zum Verstümmeln veranlaßt... - dann ist kein Übel vom Täter begangen worden. ...
    (MN 76)


    Viele Grüße
    Elliot


    Hallo Elliot,


    Es geht mir nicht darum die Karmalehre zu verneinen.
    Auch ohne "Ich" gibt es Ursachen und Wirkung, gibt es "Handlungen" und deren Wirkung.
    Nur gibt es kein "Wirkender", kein "Handelnder" zu finden.


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    Meinst Du immer noch nicht frei zu sein? – da irrst Du dich :)

  • boehnchen:

    Tatsache ist jedenfalls, dass wir zusammen mit anderen Menschen uns hier auf diesem Planeten befinden.


    Aus der dualistischen Sicht hast Du Recht. Es ist aber nicht die einzige Sicht.


    Im Zen gibt es ein Koan, der hier passt:
    "Zeige mir dass Antlitz, dass Du vor Deiner Geburt hattest!"


    Nun frage ich Dich: Wer bist Du, was macht dich aus?


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    Meinst Du immer noch nicht frei zu sein? – da irrst Du dich :)

  • Joram
    a) Du findest dich ganz leicht - in der Nähe der Tastatur :->) Das ist die konventionelle Sicht. Der Alltag verlangt diese simple Herangehensweise von dir. Vom Dalai Lama. Von jedem. Daran ist nicht zu rütteln. (Nur ein paar nihilistisch gestürzte rütteln.)
    b) Jedes Phänomen (Mensch, Ding) wirkt aber viel unabhängiger als es ist. Ursache&Wirkung beuteln es hin und her. (Gäbe es ein Ich, wäre das nicht so - Dafür würde ICH sorgen :->)


    a UND b

  • Joram:

    Nun frage ich Dich: Wer bist Du, was macht dich aus?


    Zitat

    "Student, die Wesen sind die Eigentümer ihrer Handlungen, Erben ihrer Handlungen; sie entspringen ihren Handlungen, sind an ihre Handlungen gebunden, haben in ihren Handlungen ihre Zuflucht. ..."
    (MN 135)


    "... So geschieht das Wiedererscheinen eines Wesens aufgrund eines Wesens: man erscheint aufgrund der Handlungen, die man begangen hat, wieder. Wenn man wiedererschienen ist, berühren einen Kontakte. So sage ich, daß die Wesen die Erben ihrer Handlungen sind."
    (MN 57)


    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • die verwirrung des attas, ist ja nicht, dass es sich für existent hält, sondern dass es sich für unveränderlich & unsterblich hält. das stimmt halt nicht und führt in jedem augenblick zu dukkha.
    anatta heißt nicht, dass es niemanden gibt oder das sogar bewusstsein verneint wird.

  • accinca:

    Für den oberflächlichen Anblick, gibt es ein seiendes atta das sich und andere für existent hält.


    Für den tiefergehenden Anblick gibt es paticcasamuppada (Bedingtes Entstehen) und sakkayaditthi (Persönlichkeitssicht).


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Sakkāyaditthi kommt vom oberflächlichen Anblick.


    "Persönlichkeitsglaube" (sakkāya-ditthi) oder Ich-Ansicht (atta-ditthi) ist von zweierlei Art:
    Ewigkeitsglaube (sassata-ditthi) oder Vernichtungsglaube (uccheda-ditthi).


    Der 'Ewigkeitsglaube' ist die Ansicht, daß es eine Ichheit oder Persönlichkeit gebe,
    die ewig sei.


    Der 'Vernichtungsglaube' ist die Ansicht, daß es eine Ichheit oder Persönlichkeit gebe,
    die beim Tode der Vernichtung anheimfalle.


  • Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • imo. sind wir beides: ewigkeitsgläubig von grund auf (unterbewusst), aber fürchten uns doch vor der vernichtung (ich-bewusstsein)

  • raterZ:

    imo. sind wir beides: ewigkeitsgläubig von grund auf (unterbewusst), aber fürchten uns doch vor der vernichtung (ich-bewusstsein)


    Nur weil Neurosen, Kontrollverhalten und Bewusstseins/Verhaltensmuster(ich-bewusstsein) weniger werden bzw. wegfallen, geht ja noch lange nicht das Licht aus…oder??

  • Alle Wesen und alle Erleuchteten
    sind an sich nichts als der Eine Geist,
    und alles andere ist nichts.


    Dieser Geist ist ohne Anfang, ungeboren und unzerstörbar,
    ohne Form, ohne Erscheinung.
    Er gehört nicht zu den Dingen, die existieren oder nicht existieren.
    Er ist weder lang noch kurz, weder gross noch klein,
    denn er ist jenseits aller Beschränkungen,
    aller Masseinheiten, Namen, Spuren und Vergleiche.


    Es ist das, was immer gegenwärtig ist
    – aber -
    Sobald du Begriffe davon bildest, bist du sofort im Irrtum.
    Dieser Geist ist unermesslich und unergründlich
    wie die grenzenlose Leere.


    Huang Po


    :)

  • Peeter:

    Alle Wesen und alle Erleuchteten sind an sich
    nichts als der Eine Geist, und alles andere ist nichts..... Huang Po :)


    alles andere ist nicht nichts. Nur nichts ist wirklich nichts.
    Ohne diesen Geist aller Wesen wäre Leiden ja auch nicht möglich.
    Nur mit dem Geist aller Wesen ist Leiden unausweichlich.

  • nibbuti:
    accinca:

    Für den oberflächlichen Anblick, gibt es ein seiendes atta das sich und andere für existent hält.


    Für den tiefergehenden Anblick gibt es paticcasamuppada (Bedingtes Entstehen) und sakkayaditthi (Persönlichkeitssicht).


    Der Anblick aus Sicht Bedingten Enstehens und Unpersönlichkeit ist nützlich für jede Stufe, grob wie fein.


    Welch eine Erleichterung, alle Dinge und Zustände als unpersönlich, sich wandelnd und somit ohne Anfang und Ende zu erkennen.


    Herzlich,