Gleichmut / Gleichgültigkeit

  • Sherab Yönten:

    Manchmal drängt sich der Verdacht auf, Buddhisten wären gegenüber allen weltlichen Problemen gleichgültig, weil sie idealerweise eine innere Ruhe ausstrahlen. Diese innere Ruhe kann aber auch verbunden werden mit (Bodhisattva) Aktivität. Aus dieser gleichmütigen Ruhe heraus zu handeln und das zu tun "was nötig ist", ist das Gegenteil von Gleichgültigkeit. Es ist eine Form von Engagement, die aber nicht verwechselt werden darf mit blindem Aktionismus.

    Man ist dann zwar nicht auffällig aber wichtig ohne darauf zu bestehen wichtig zu sein. Tun nicht was nötig ist sondern das was zu tun ist.

  • Sherab Yönten:

    Manchmal drängt sich der Verdacht auf, Buddhisten wären gegenüber allen weltlichen Problemen gleichgültig, weil sie idealerweise eine innere Ruhe ausstrahlen. Diese innere Ruhe kann aber auch verbunden werden mit (Bodhisattva) Aktivität. Aus dieser gleichmütigen Ruhe heraus zu handeln und das zu tun "was nötig ist", ist das Gegenteil von Gleichgültigkeit. Es ist eine Form von Engagement, die aber nicht verwechselt werden darf mit blindem Aktionismus.


    Deswegen dieser Thread - wie klarmachen, das es KEINE Gleichgültigkeit ist.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Noreply
    Das erinnert mich an einen Spruch aus dem Bushido
    "Zu sehen, was recht ist und es nicht zu tun bezeugt einen Mangel an Mut."


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    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • jianwang:

    Noreply
    Das erinnert mich an einen Spruch aus dem Bushido
    "Zu sehen, was recht ist und es nicht zu tun bezeugt einen Mangel an Mut."


    _()_

    Danke! Der ist wirklich gut.

  • jianwang:
    Sherab Yönten:

    Manchmal drängt sich der Verdacht auf, Buddhisten wären gegenüber allen weltlichen Problemen gleichgültig, weil sie idealerweise eine innere Ruhe ausstrahlen. Diese innere Ruhe kann aber auch verbunden werden mit (Bodhisattva) Aktivität. Aus dieser gleichmütigen Ruhe heraus zu handeln und das zu tun "was nötig ist", ist das Gegenteil von Gleichgültigkeit. Es ist eine Form von Engagement, die aber nicht verwechselt werden darf mit blindem Aktionismus.


    Deswegen dieser Thread - wie klarmachen, das es KEINE Gleichgültigkeit ist.


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    Wem gegenüber willst Du was "klarmachen"?
    Und warum?

  • Unterschiedlich ...
    Z.B. auch verhindern, das ich als Buddhist als gleichgültig angesehen werde und dies dann auf den Buddhismus "übertragen" wird.


    Ausserdem ist es einfach Interesse von mir, wie andere Buddhisten das sehen und erfahren.


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    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Mir fällt da ein "Vorwurf" eines Bekannten ein, der wohl mit mehreren Zen-Buddhisten in Kontakt kam, und regelrecht entsetzt darüber war, wie gleichgültig und "desinteressiert" (?) sie am Leid eines gemeinsamen Bekannten waren. Ich konnte dazu nichts sagen, weil ich Zen-Praktizierende zwar während meiner aktiven Zeit bei der DBU manchmal als etwas "allzu" gelassen empfunden habe, aber persönlich kenne ich seit mehr als 20 Jahren kaum noch Zen-Buddhisten. Aber es gab mir generell zu denken, wie "wir Buddhisten" in Sachen Empathie/Mitgefühl etc. auf andere wirken...

  • Sherab Yönten:

    Ist es wichtig wie wir auf andere wirken?

    Für Dich offensichtlich nicht da Du ja allein auf einer Insel lebst mit einem Internetzugang.

  • accinca:

    Man kann aber auch der Meinung sein, das zwischen "khanti"
    und upekkhā besonders upekkhā-sambojjhanga noch ein gewisser
    Unterschied sein müßte.


    Ist so.


    Khanti wird mal mit Nachsicht mal mit Duldsamkeit übersetzt. Gleichmut ist viel umfassender.



    Ein schönes Beispiel über Gleichmut liefert folgende ZEN-Legende über Hakuin, den Gründer des Rinzai-ZEN:


    Zitat

    Der Zen-Meister Hakuin (1685-1768) wurde ob seines untadligen Lebenswandels allenthalben gepriesen. Ein schönes japanisches Mädchen, Tochter eines Lebensmittelhändlers, wohnte in der Nachbarschaft. Eines Tages entdeckten die Eltern, daß ihre Tochter schwanger war. Über den Vater schwieg sich das Mädchen aus, machte dem Ärger aber schließlich ein Ende, indem sie Hakuin benannte. Zornig eilten die aufgebrachten Eltern zu dem Meister.
    “Ist es so?” Das war alles, was er sagte.


    Das Kind wurde geboren und zu Hakuin gebracht, der zu dieser Zeit seinen guten Ruf schon verloren hatte, was ihn aber nicht weiter störte. Rührend sorgte er für das Baby. Ein Jahr später beichtete die reuige Mutter ihren Eltern, daß der echte Vater des Kindes ein junger Mann sei, der auf dem Fischmarkt arbeitet.


    Die Eltern eilten sofort zu Hakuin, fragten ihn nach dem Kind und sagten sie wollten es wieder zurück haben.
    “Ist es so?” Das war alles, was er sagte, als er ihnen das Kind reichte.



    Hakuin war nicht gleichgültig. Gleichmütig tat er, was zu tun war.

  • Gleichmut bedeutet für mich einfach Gelassenheit, eine innere Ruhe entwickeln egal in welcher Situation. Die Fassung bewahren ohne Ärger, Groll, übertriebene Freude usw.
    Gleichgültigkeit ist für mich kein Interesse an Dingen oder Situationen zu haben, sie nicht bewerten, keine Meinung dazu zu haben. Vielleicht sogar Ignoranz....

  • Ellviral:
    Sherab Yönten:

    Ist es wichtig wie wir auf andere wirken?

    Für Dich offensichtlich nicht da Du ja allein auf einer Insel lebst mit einem Internetzugang.


    Deine Gedankengänge kann ich nicht nachvollziehen.
    Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
    Wenn es mir wichtig wäre, wie ich auf andere wirken würde, dann müsste ich mich bei allen einschmeicheln. Immer hübsch brav sein, damit sie einen guten Eindruck von mir haben. Darum geht es nicht wenn wir im Buddhismus Gleichmut praktizieren. Um das zu tun, was nötig ist müssen wir uns manchmal auch unbeliebt machen und gegen den Strom schwimmen.

  • Sherab Yönten:
    Ellviral:

    Für Dich offensichtlich nicht da Du ja allein auf einer Insel lebst mit einem Internetzugang.


    Deine Gedankengänge kann ich nicht nachvollziehen.
    Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
    Wenn es mir wichtig wäre, wie ich auf andere wirken würde, dann müsste ich mich bei allen einschmeicheln. Immer hübsch brav sein, damit sie einen guten Eindruck von mir haben. Darum geht es nicht wenn wir im Buddhismus Gleichmut praktizieren. Um das zu tun, was nötig ist müssen wir uns manchmal auch unbeliebt machen und gegen den Strom schwimmen.

    Ich tue nicht nur das was nötig ist ich tue das was zu tun ist.

  • Sherab Yönten:

    Ist es wichtig wie wir auf andere wirken?


    Ich schätze es schon sehr, wenn Menschen, die ich mag, angenehm finde und/oder die ich ganz gut kenne, mich oder den Weg, den ich gehe, nicht fehl einschätzen.

  • Sherab Yönten:


    Wenn es mir wichtig wäre, wie ich auf andere wirken würde, dann müsste ich mich bei allen einschmeicheln. Immer hübsch brav sein, damit sie einen guten Eindruck von mir haben. Darum geht es nicht wenn wir im Buddhismus Gleichmut praktizieren. Um das zu tun, was nötig ist müssen wir uns manchmal auch unbeliebt machen und gegen den Strom schwimmen.


    Ich habe von "einschmeicheln" und "guten Eindruck machen" nicht geredet. Ich möchte nur nicht, dass ein ganz und gar falscher Eindruck darüber entsteht, was ich mache oder denke oder sage. Ich glaube nämlich NICHT, dass alle/viel Buddhisten völlig unempathisch sind. Das hat doch nichts mit "einschmeicheln" zu tun.


    Nimm doch Deine Signatur "Rufe - soviel Du nur kannst- Liebe, Respekt und Vertrauen hervor !" Genauso sehe ich das auch. Aber das gelingt mir sicherlich NICHT, wenn ein völlig falscher Eindruck über mich und über das, was ich denke/glaube/tu, entsteht.

  • Waldler:
    Sherab Yönten:


    Wenn es mir wichtig wäre, wie ich auf andere wirken würde, dann müsste ich mich bei allen einschmeicheln. Immer hübsch brav sein, damit sie einen guten Eindruck von mir haben. Darum geht es nicht wenn wir im Buddhismus Gleichmut praktizieren. Um das zu tun, was nötig ist müssen wir uns manchmal auch unbeliebt machen und gegen den Strom schwimmen.


    Ich habe von "einschmeicheln" und "guten Eindruck machen" nicht geredet. Ich möchte nur nicht, dass ein ganz und gar falscher Eindruck darüber entsteht, was ich mache oder denke oder sage. Ich glaube nämlich NICHT, dass alle/viel Buddhisten völlig unempathisch sind. Das hat doch nichts mit "einschmeicheln" zu tun.


    Nimm doch Deine Signatur "Rufe - soviel Du nur kannst- Liebe, Respekt und Vertrauen hervor !" Genauso sehe ich das auch. Aber das gelingt mir sicherlich NICHT, wenn ein völlig falscher Eindruck über mich und über das, was ich denke/glaube/tu, entsteht.


    Zur Klarstellung: Es ging in diesem Thread nicht um Empathie, sondern um Gleichmut/ Gleichgültigkeit. Es wurde gesagt, man müsse sich anderen erklären, dass man gegenüber bestimmten Dingen nicht gleichgültig sei obwohl das eventuell nach außen hin so wirken würde. Diese Art der Rechtfertigung, sich gegenüber anderen erklären zu wollen (wie wirkt mein Gleichmut auf andere?) habe ich gemeint und kritisiert.

  • Gleichmut sei, sich mit dem gleichen Mut allen Situationen gegenüber zu stellen, sagte dereinst mein Chan-Lehrer.
    Und so sehe ich es auch. Ob schöne und angenehme oder unangenehme Situationen, ich versuche allen mit Mut zu begegnen. Das schließt Emotionen nicht aus. Es gibt z.B. Dinge, die mir Angst machen, und ich kann versuchen mit Mut sich dieser beängstigenden Situation zu stellen. Die Angst ist deshalb nicht weg, aber ich lasse mich dadurch nicht lähmen. Genauso verhält es sich mit angenehmen Situationen. Denen stellt man sich naturgemäß meist lieber.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Sherab Yönten:

    Diese Art der Rechtfertigung, sich gegenüber anderen erklären zu wollen (wie wirkt mein Gleichmut auf andere?) habe ich gemeint und kritisiert.


    Das habe ich schon verstanden, Sherab. Aber findest Du es nicht schade, wenn Dein Gleichmut als Gleichgültigkeit fehl aufgefasst wird? Ich finde es einfach schade, weil Menschen einander verstehen sollten, wenn sie miteinander kommunizieren. Dass so viele (nichtbuddhistische) Menschen den Gleichmut mit Gleichgültigkeit gleichsetzen, empfinde ich als schade und darum versuche ich, das zu klären, weil es falsch ist. Das hat doch (meiner Meinung nach) nichts mit Rechtfertigung oder "gut dastehen wollen" usw. zu tun. Natürlich kläre ich das nur, wenn ich merke, dass der andere das falsch verstanden hat. Ich habe keinerlei Ambitionen, anderen dauernd unaufgefordert buddhistische Termini zu erklären.


    Lieben Gruss!


    W.



  • Doch, natürlich finde ich es schade, Aber ich habe nur einen begrenzten Einfluss darauf wie die Menschen ticken! Viele in meinem Bekanntenkreis Leben ihr Leben ohne sich über spirituelle Fragen auch nur ansatzweise Gedanken zu machen. Ihnen gegenüber nützt es m.E. meistens nicht viel, sich erklären zu wollen. Ich kenne das am besten am Beispiel meiner Mutter. Sie verstand häufiger etwas falsch (oder wollte es nicht verstehen) wenn ich was erzählt habe. Früher habe ich versucht, das zu erklären aber mittlerweile rede ich mit ihr nicht mehr über buddhistische Themen. Auch wenn sie ein Thema aus irgendeiner Zeitschrift aufgeschnappt hat, ist meine Antwort darauf sehr kurz angebunden.


    P.S. Ich gebe Dir im Übrigen Recht, dass es nicht immer etwas mit "Rechtfertigung" und "gut dastehen" zu tun haben muss. Es kommt auf die jeweilige Situation an wie man sich erklärt.

  • Sowenig ich jemanden ungefragt meine sexuellen Präferenzen "aufdrücke" laufe ich nicht mit einem Schild "Ich bin Buddhist" durch die Gegend.
    Doch wenn die Thematik in einem "Gott und die Wwlt"-Gespräch auf Dinge kommt, die wir anders sehen kommt oft dann die Frage nach dem Buddhismus.
    Ich will und werde nie jemand "missionieren", doch wenn Aussagen kommen wie "Oooom und Euch ist ja Alles gleichgültig" sollte man schon reagieren.


    Nebenbei kommen solche Fragen wie ich im threadtitel stellte, def nicht aus meinem Ego.
    Mir ist wurscht, wie mich Leute sehen, doch mir ist nicht egal, wenn Lügen über die Lehre an mir festgemacht werden.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • jianwang:


    Mir ist wurscht, wie mich Leute sehen, doch mir ist nicht egal, wenn Lügen über die Lehre an mir festgemacht werden.


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    Ja, das wollte ich eigentlich ausdrücken... :)

  • jianwang:

    Sowenig ich jemanden ungefragt meine sexuellen Präferenzen "aufdrücke" laufe ich nicht mit einem Schild "Ich bin Buddhist" durch die Gegend.
    Doch wenn die Thematik in einem "Gott und die Wwlt"-Gespräch auf Dinge kommt, die wir anders sehen kommt oft dann die Frage nach dem Buddhismus.
    Ich will und werde nie jemand "missionieren", doch wenn Aussagen kommen wie "Oooom und Euch ist ja Alles gleichgültig" sollte man schon reagieren.


    Nebenbei kommen solche Fragen wie ich im threadtitel stellte, def nicht aus meinem Ego.
    Mir ist wurscht, wie mich Leute sehen, doch mir ist nicht egal, wenn Lügen über die Lehre an mir festgemacht werden.


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    o.k. - danke für die Klarstellung :)

  • Für mich unterscheidet sich Gleichgültigkeit auch vor allem von der Gleichmut in der Haltung und Stellungnahme gegenüber der Welt. Gleichgültig ist der, der zu nichts eine Meinung hat, weil ihm sowieso alles egal ist. Aber gerade der Buddhismus lehrt doch eine sehr starke Haltung und Meinung, es ist also nicht alles egal. Wichtig ist aber gleichzeitig zu akzeptieren, dass sich viele Dinge nicht ändern lassen und man im Leben nur sein Bestes geben kann. Und die Ruhe und Vernunft um das zu schaffen ist demnach die Gleichmut.