Tarik:
void:
Der mittlerere Weg entspricht nicht aus Kompromissbereitschaft, sondern im Gegenteil daraus, dass Buddha die Idee, dass Anhaften unheilsam ist so konsequent und radikal vetreten hat.
Villeicht hätte ich das ganz übersetzen sollen um Verwirrung zu vermeiden ... Wie gesagt, es ist nicht DER mittlere Weg, sondern zeigt, dass auch in anderen Fällen Extreme nicht sinnvoll sind..
Kompromiss kann ja ebenfalls Ausdruck grosser Weisheit sein. Anstatt das das Eigeninteresse des einen oder das Eigeninteresse des anderen verfolgt wird, wird etwas verfolgt, was das gemeinsame Interesse beider ist. In vielen asiatischen Kulturen galt es als zentrales Problem gilt, zwischen widerströmenden Interessen eine Harmonie herzustellen. Ob chinesische Heilkunst, Feng Shui, Ayurveda oder auch konfuzianistische Diplomatie. Überall ist es das Ziel, einen harmonischen Gesamtzustand herzustellen. Und natürlich führt das zu anderen und oft auch besseren Lösungsansätzen, als etwas rein als Konfilkt zu sehen. Und aus dieser Weisheit asiatische Staatskunst heraus handelt auch der Dalai Lama.
Aber hat der mittlere Weg Buddhas mit dem Herstellen von Hamonie zu tun? Als der Buddhismus nach China kam, fand man ihn ganz schrecklich. Eben weil er sich keinen Deut um Staat, Gesellschaft, kosmisches Gleichgewicht und Familie kümmerte. Im Gegenteil - so sah man das - verführte er hoffnungsvolle junge Männer, die als Beamten ihre Pflicht gegenüber Staat, Ahnen und Familie hätten leisten können , dazu als glatzköpfige Drop-Outs in den Bergen zu leben und Betteln zu gehen.
Auch Nagaarjunas Philosophie wurde von seinen Gegenern nicht als etwas gesehn, was zwischen den unterschedlichen Meinungen vermittelte. Im Gegenteil sahen diese es als etwas so Negatives, dass es alles gleichsam verneinte und dann die Negation auch noch. So trat er (auf philosophischen Weg) , all den Ansichten entgegen, die einen einzufangen suchen. In dem im anderen Thread besprochenen Sutta MN25 - Der Köder heisst:
„Aber dann gingen sie dazu über, Ansichten zu vertreten, wie ,die Welt ist ewig‘ und ,die Welt ist nicht ewig‘ und ,die Welt ist endlich‘ und ,die Welt ist unendlich‘ und ,die Seele ist das gleiche wie der Körper‘ und ,die Seele ist eine Sache und der Körper eine andere‘ und ,ein Tathàgata existiert nach dem Tode‘ und ,ein Tathàgata existiert nach dem Tode nicht‘ und ,sowohl existiert ein Tathàgata nach dem Tode, als auch existiert er nicht‘ und ,weder existiert ein Tathàgata nach dem Tode, noch existiert er nicht. 3)‘ Auf jene Weise scheiterten die Mönche und Brahmanen der dritten Art, von der Macht und Kontrolle Màras freizukommen. Jene Mönche und Brahmanen, sage ich, sind wie die Hirsche des dritten Rudels.“
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In buddhitischen Gesellschaften, war Buddhismus natürlich nicht mehr die Negation des Bestehenden sondern Träger des Systems.
Und vielleicht kann man es da dann so sehen, wie du es tust. So wie der mittlere Weg das Anhaften an Sinnensfreude und Askese vermeidet und da die Balance sucht und auch Nagarjuna es vermeidet, einseitigen Ansichten aufzusitzen, transzendiert der polistische Kompromiss die Einzelinteressen. Leerheit und Gemeinwohl berühren sich. Das Mitgefühl, dass Gesellschaft und Familie zusammenhält, ist dem allumfassenden Mitgefühl, wie es sich im Dhama ausdrückt und in Avalokiteshvara verkörpert, ähnlich. Die Weisheit des Nicht-Anhaftens ist die Weisheit des Gemeinwohls.
Aber ist das Gemeinwohl einer samsarischen Welt, nicht auch Samsara? Lassen wir uns von buddhitischen Begriffen blenden, wenn wir es ganz nachvollziehbar finden, dass im alten Tibet Avalokteshvaras Emmanationen als Feudalherren regierten. ist das nicht irgendwie komisch. So als würde sich die "Nächstenliebe" als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank betätigen.