Beiträge von mukti im Thema „Buddha und "Das Eine"“

    Losang Lamo:
    mukti:

    .... Das wollte ich eigentlich auch von Anfang an so sagen, dass die Einheit und dergleichen in dem Sinne keine buddhistische Lehre ist, dass sie da nicht als letztgültiges Ziel betrachtet wird. Das kommt aber auch irgendwie immer wieder mal vor.


    "... keine buddhistische Lehre sind"... Ich finde, das ist Glatteis. Es kann zu Dogmatismus führen.
    Z.B. steht über Müsli-essen rein gar nichts im Palikanon - und trotzdem widerspricht es nicht Buddhas Lehre, Müsli zu essen. ;)
    Und es widerspricht auch nicht Buddhas Lehre, die Welt zu betrachten und zu erwägen, was das alles soll. Wenn es zur Ablenkung und zur Unterhaltung dient, gut, dann widerspricht es. Aber wenn es Betrachtung ist, finde ich es zu manchen Zeiten wichtig. Man hat ja so Phasen.


    Naja wenn man denkt das Müsliessen nicht das letztliche Ziel der Lehre ist, ist das wohl kein Dogmatismus, ebensowenig wenn man denkt dass es nicht das letztliche Ziel der Lehre ist, eins mit allem zu werden.


    Betrachtungen mache ich gerne, manchmal vielleicht auch eher zur Unterhaltung :oops: dann ist es immerhin von all den Unterhaltungsmöglichkeiten nicht die Schlechteste. Aber tiefes Betrachten sehe ich als eine Meditationsmethode.


    Und zur "eindeutigen Aussage" Nagarjunas:


    Losang Lamo:

    Naja, :) , "eindeutige Aussage" ist auch Glatteis, glaub ich. Sein unerbittliches Aufräumen mit allen Ansichten, das zu einem klaren "Weder Noch" führt, verstehe ich es als Aufforderung "dahinter" zu blicken. Was zunächst eben schwierig ist, weil der Stempel im Hirn, wie die Welt selbstverständlich zu sein hat, mit der Übung und der Zeit verblassen muss.
    Und da hast Du Recht: ohne Meditation geht das gar nicht. (Meiner Meinung nach :))


    Alles in der Welt ist eigentlich Glatteis, man kann nirgends auf Dauer feststehen. Als ich begonnen habe über diese Sätze Nagarjunas nachzudenken, bin ich erst recht ins Schlittern geraten. So hab ich nur herausgegriffen, dass er das abhängige Entstehen offenbar nicht als Einssein interpretiert.

    Losang Lamo:

    Eine Einheit, eine Raumunendlichkeit, ein "allumfassendes Bewusstsein" ;) - das ist alles innerhalb Samsara. Das klingt alles super, aber es ist nicht Nirvana.
    Ich glaube, da sind wir uns einig.


    In diesem Punkt scheint bis jetzt also ein Konsens zu bestehen. Das wollte ich eigentlich auch von Anfang an so sagen, dass die Einheit und dergleichen in dem Sinne keine buddhistische Lehre ist, dass sie da nicht als letztgültiges Ziel betrachtet wird. Das kommt aber auch irgendwie immer wieder mal vor.



    Sehr interessant, nicht eines, eine eindeutige Aussage. Der gesamte Text ist wohl nur durch tiefe Meditation wirklich verständlich, oder erfahrbar. Das pratiya-samutpada war ja auch das Ergebnis der meditativen Praxis des Buddha.

    Jikjisa:

    2. Da Du eingangs bereits vedische und brahmanische Ansichten dem Mahayana vor-unterstellst, ist auch eine weitere Diskussion recht müßig.


    Eine Unterstellung oder Kritik sollte das nicht sein, wollte nur etwas mehr über die Bedeutung dieser Ansichten im Mahayana und im Buddhismus überhaupt wissen. Hat sich ja inzwischen schon etwas geklärt.


    Jikjisa:


    Jetzt sag du mir, was in diesem Beitrag- Bitte Zeile für Zeile - von Suzuki ist und was von "Peeter":
    ....


    Ausgerechnet also diesen Beitrag als Beispiel herzunehmen finde ich gelinde gesagt: "schwierig" als Basic für eine Disse.


    Du willst doch nicht wirklich eine Satz-für-Satz-Analyse von mir? Ich hab von "Sandokai" zuvor noch nie was gehört.
    Du könntest ja weitere Beispiele zum Thema Einheit im Buddhismus angeben.

    Sumedhâ:


    OK, für mich liest sich deine ganze argumentation so als ob du "beweisen willst" das die anderen "Schulen" des buddhismus, welche auch immer nicht der Lehre Buddhas entspringen. deswegen fragte ich nach der konsequenz für deine praxis, denn dir kann es ja egal sein wie und was "andere" tun, wenn du deinen weg der "richtigen praxis" gefunden hast.....oder?
    _()_
    .



    Nein das will ich mir nicht anmaßen, eine objektive Bewertung zu den verschiedenen Schulen des Buddhismus abzugeben, wer bin ich denn. Je nach Mentalität ist man halt zu einer bestimmten Richtung hingezogen, über die man sich dann zunehmend Klarheit verschafft. Bestimmte Kriterien kann man auf den Übergriff "Buddhismus" schon anwenden denke ich, einen kleinsten gemeinsamen Nennner. Aber darüber ist ja schon öfter diskutiert worden. Jedenfalls bin ich nicht von der Weltanschauungspolizei ;)

    Sumedhâ:

    @ Mukti,
    wie wichtig ist diese discussion für deine praxis?
    _()_
    .


    Hi Sumedha, das Nachsinnen über die Lehre gehört für mich auch zur Praxis dazu. Man muss ja über bestimmte Dinge erstmal ein Verständnis haben, um in vollem Umfang praktizieren zu können. Wenn ich z.B. denke dass die Nicht-Dualität oder Erfahrung der Einheit das höchste Ziel ist, dann hänge ich ich mich an diese Vorstellung, früher war das auch eine Zeitlang mal so. Bis ich dann erlebt habe, dass man das nie erfassen oder verstehen kann, weshalb ich das Konzept dann fallen gelassen habe. Nun taucht es wieder ab und an im Buddhismus auf, das wollte ich dann mal klären.

    Jikjisa:

    Nun ja. von " mit liebevollem Gemüte ... mit unbewegtem Gemüte... überall sich in allem wiedererkennend..." und "unverwirrt; beruhigt der Körper, ohne Regung; gesammelt der Geist, völlig einsgerichtet"...


    Ach ja, hier wird das auch angesprochen.


    Jikjisa:


    ... ist es gewöhnlich nur noch ein marginaler "Schritt" - ob angestrebt oder spontan - zur völligen Loslösung.
    Zumeist "reicht" es ( noch ) nicht und es bleibt eine temporäre Erfahrung. Es reicht deswegen noch nicht, weil der Geist noch nicht unbefleckt ist, noch nicht unerschütterlich.


    Das schlägt in dieselbe Kerbe wie ich es sehe.


    Jikjisa:

    Die Thera s, zumal die "Gelehrten", hängen ja sehr an der Stufen-Vorstellung und auch hängen sie sich gern an ( Behelfs-) Worten für den "einen Aspekt der Wahrheit" ( So ist es, liebe Moni ) auf.


    Das sehe ich naturgemäß etwas anders, man ist sich schon bewusst dass die Stufen-Vorstellung nur eine Vorstellung ist an der man nicht hängenbleiben soll, sowas wie eine systematische Arbeitsmethode.


    Eines dIeser Zitate ist kürzlich im Thread "Allumfassendes Bewusstsein" von Peeter gepostet worden:



    Suzuki ist Zen-Meister der Sōtō-Linie. Das ist ja eine eindeutige Feststellung, und sowas in der Art liest man immer wieder mal, da dachte ich es wäre fixer Bestandteil einiger Mahayana - Schulen.
    Im Palikanon gibt es immerhin Andeutungen wie eben in M1, wird aber offenbar dort nicht so "frontal" gelehrt wie du sagst. Ja, selbständig Gedanken machen ist gut, ich sehe das ähnlich wie es Monikamarie hier ausdrückt "das ist nur ein Aspekt der Wahrheit".


    Also unter'm Strich kommt jetzt erstmal raus dass dieses "Eine" kein zentraler Bestandteil der Buddhalehre ist, so wie etwa im Advaita, wo es das letztendliche Ziel ist, soviel dürfte mal klar sein. Es wird aber nicht ausgeschlossen dass es ein Bewusstseinszustand ist, der dann aber auch nicht ewig und unveränderlich ist, in dem Sinn dass mit der Erfahrung der Einheit das Samsara endgültig beendet wäre, das Begehren "abgeschnitten wie ein Palmstrunk, so dass es nie mehr entstehen kann".


    Mich erinnert das Thema übrigens auch an Schopenhauer, der vom Buddhismus und den Upanishaden gleichermaßen begeistert war. Er schreibt auch davon dass alles eins ist, aber eben auch von Nibbana. Überhaupt scheint mir die Erfahrung der Einheit ziemlich hoch zu sein, sozusagen nah dran an der endgültigen Erleuchtung.

    Simo:


    Nein, ein Bewusstsein, welches wir alle teilen, wird meines Wissens nach nirgens gelehrt. Dies ist bereits logisch schon unmöglich: Wenn es der Fall wäre, dass alle Wesen ein Bewusstsein hätten (was dem Teilen eines Bewusstseins gleich käme, da Bewusstsein nicht abgegrenzt werden kann), dann müssten alle Wesen erleuchtet sein, wenn nur ein Wesen erleuchtet ist. Das ist aber nicht der Fall. Ein allgemeines, gemeinsames Bewusstsein, wird in keiner buddhistischen Schule gelehrt.


    Denke auch, dass dies nicht die Lehre Buddhas ist, und es erscheint mir ebenso unlogisch. Die brahman-Lehre sagt z.B.: Das Eine ist zu Vielfalt geworden, kann aber nicht erklären warum. Das sind eben alles Konzepte, und jedes Konzept über das Absolute hat eine logische "Lücke" die dann eben als unerklärbar akzeptiert werden muss. Nibbana ist kein Konzept über das Absolute, es bedeutet nur Freiheit von Verblendung, und es wird dargelegt wie man das erreicht. Es wird nicht gesagt, dass man dann das Eine oder sonstwas ist.

    Raphy:


    solange beides noch Konzepte, also Vorstellungen für dich sind mukti, ist es sowieso egal. :D
    Hauptsache du gehst deinen Weg, machst dein Ding, tust was zu dir passt, wendest dich dem zu was dir hilft und gut tut - würde ich sagen.


    Naja der Weg hat schon auch mit Ansichten und Einsichten zu tun. Was mich betrifft, so folge ich dem Weg der am wenigsten Vorstellungen beinhaltet und der erstmal am Besten nachvollziehbar ist, und nicht irgendwie aus dem Bauch heraus - etwa ich möchte gerne ewig glückselig leben, darum werde ich Vishnuit oder Christ.
    Unter Nibbana muss man sich nichts vorstellen, es bedeutet im Wesentlichen "erlöschen", ist also kein positiver Begriff, nur eine Negation. Das Konzept "Freiheit von dukkha" kommt ohne weitere Vorstellungen aus, es ist das Geringstmögliche und das was jeder im Grunde wirklich möchte. Es wird auch klar, dass jede Vorstellung über das Absolute wieder neues Werden beinhaltet.

    Wenn es diese Einheit oder dieses Alles nun gibt, dann ist es zum "allumfassenden Bewusstsein" aus dem entsprechenden Thread von Losang Lamo nicht weit. Denn wie wäre es anders wahrnehmbar als mit allumfassenden Bewusstsein? Der Buddha sagt ja nur, dass man es nicht als "Mein" ansehen und keine Vorstellungen davon machen soll.


    Weiters ist in M 1 eine stufenweise Erkenntnis angegeben, ausgehend von den Elementen mit Nibbana als Höchstes, unmittelbar nach der "Einheit". Mich bestätigt das erstmal in der Annahme, dass Nibbana über Advaita noch hinausgeht. Da könnte auch ein Zusammenhang sein mit der "Bewusstseinsunendlichkeit" und "Raumunendlichkeit" die der Buddha nichts als höchstes akzeptiert hat, nachdem er sie von einem Yogi gelernt hat.

    Danke nibbuti und monikamarie,


    kann immerhin bedeuten dass Einheit existiert, dass man sie vollständig durchschauen kann.


    Unterscheidet sich aber von Nibbana:


    Zitat

    26. "Er nimmt Nibbāna [14] als Nibbāna wahr. Nachdem er Nibbāna als Nibbāna wahrgenommen hat, stellt er sich Nibbāna vor, er macht sich Vorstellungen in Nibbāna, er macht sich Vorstellungen von Nibbāna ausgehend, er stellt sich vor 'Nibbāna ist mein', er ergötzt sich an Nibbāna. Warum ist das so? Weil er es nicht vollständig durchschaut hat, sage ich."
    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m001z.html

    Hallo,


    da lese ich immer wieder verschiedene Beiträge, in denen die Rede davon ist dass die Buddhalehre von der Einheit handle, dass wir eins mit allem wären, ein Sein das alles umfasst und dergleichen. Ich orientiere mich am Theravada, und im Palikanon sehe ich davon gar nichts. Es scheint mir das eher eine Ansicht des Brahmanismus und der Upanishaden zu sein, die heute als Advaita Vedanta bekannt ist. "Alles ist brahman" ist dort ein bekannter Satz.


    Andererseits werden zu diesem Thema manchmal Zitate angeführt, die anscheinend aus diversen Mahayana - Richtungen stammen. Vielleicht kann jemand erklären, welchen Stellenwert dieser "Eine Geist der alles ist" und wie das sonst noch bezeichnet wird, in anderen buddhistischen Richtungen hat? Wird das "Eine" irgendwo mit Nibbana gleichgesetzt?


    Nach meinem momentanen Verständnis sind das zwei verschiedene Konzepte. Nibbaba wird z.B. als das Todlose oder Ungewordene bezeichnet, allenfalls als die Stätte höchsten Friedens, das Ende von dukkha. Einen Hinweis auf die Nicht-Dualität, die z.B. in "hinduistischen" Lehren eine zentrale Rolle spielt, kenne ich aus dem Palikanon nicht. Oder hab ich was übersehen?


    Schöne Grüße