Beiträge von Doris im Thema „Shikantasui 只管打睡“

    Mach ich bei der nächsten Gelegenheit. Da ich an die tausend Stifte habe, werde ich sie bitten eine Semmel-Segnung vorzunehmen (komisch, dass das Programm an dieser Stelle nicht aus "Semmel" "Sammel" macht. Sonst korrigiert es mir immer Fehler hinein. Das muss am Semmel-Segen liegen, dem KE-WEK-Mantra.)

    SCHO IM MA habe ich oben ja erläutert.
    Es ist also egal, ob es gestern, heute oder erst zukünftig sein wird, denn das sind relative Kategorien. SCHO IM MA gehört jedoch dem Bereich des Absoluten an (man verzeihe mir diese dürftige Beschreibung). Es ist jenseits der Zeit und daher paradoxerweise relativ; es entsteht im Geist des jeweiligen Praktizierenden und erhält so einen für ihn absoluten Status. Denn jeder macht seine eigenen Erfahrungen mit dem SCHO IM MA, diese Erfahrungen sind nicht übertragbar. Es erschließt sich jedoch im Laufe der Praxis mehr und mehr.


    Und deshalb bedeutet es stets "ist". Also: "So ist das SCHO IM MA", "So machma des SCHO IM MA"
    Selbst wenn es fälschlicherweise als "So ist des SCHO IM MA gwesn", So hammma des SCHO IM MA gmacht" zitiert wird, meint es den Ewigen Augenblick, das NU.
    Die Vergangenheitsform dient lediglich zur Verstärkung. Aber es gibt ja nur eine Ewigkeit, keine noch ewigere Ewigkeit. Deshalb zählt diese Verstärkung eher zur Koloratur und wird von unsicher Praktizierenden oder Anfängern verwendet.

    bel:

    Doris
    ... aber dann behaupten, das wäre schon immer bayerisch gewesen (und geheim überliefert).
    Die Bayern sind schon so was wie Tibeter, oder?


    Ja sicher. Darum haben wir so viele Pilger aus aller Welt, wegen der Mythen.
    Manche Gelehrte behaupten, das sei schon seit 52 000 Jahren in Gebrauch. Aber ehrlich, es gibt keine einzige verlässliche Quelle, die das belegen kann.
    Vielmehr halte ich das für alle gorisch und bedeutet so viel wie "scho imma".* Kann also durchaus erst mit der Völkerwanderung eingedrungen oder seit dem letzten großen König Usus sein. Ein Professor an der Universität Eichstädt meint, das sei erst seit dem 2. Vatikanischen Konzil übernommen worden, als die Modernisierung der konkurrierenden katholischen Kirche voranschritt und die Bevölkerung damit liebäugelte. Die autochtonen Priester integrierten also schnell einige Elemente und sicherten so das Überleben der alten Kultur.
    So haben wir auch heute noch die Verehrung der Trud, eine schamanistische Göttin. (Sie ist übrigens Namenspatronin für eine unserer Katzen). Sie ist die eigentliche Patrona Bavariae, und hält deshalb in der kryptischen Darstellung auf dem Münchner Äquivalent der Pariser Marsfelder den Kranz in der Hand. Das wissen nur die Wenigsten. Außerdem ist die Trud nicht so offensichtlich freundlich, sondern hat vergleichbar mit Mahakala ein eher abstossendes Äußeres und unfreundliches Benehmen. Man muss mit ihr umgehen können.



    * "scho imma" kann auch durchaus in der Bedeutung von "ab jetzt" verwendet werden, bekräftigt durch "weil i des sog"

    Darauf wird von der rezitierenden Gruppe gemeinsam geantwortet:


    ZEF IKS HALE LU JA


    Das ist eine synkretistisch adaptierte Form aus dem katholischen Christentum. Wir gehören ja zu Norditalien und da ist es kein Wunder, dass diese Einflüsse derart zum Tragen kommen konnten. Bayern sind halt nicht fundamentalistisch und entnehmen aus jeder Tradition das ihnen nützlich erscheinende.

    Nun ja, für manche ist das Fehlen von frischen Semmeln ein Grund für prolongiertes Bubu.
    Der Geruch von frischen Semmeln, wenn der einem Bu Bu-Praktizierenden in die Nase steigt, kann ihn schon aus dieser Tiefenmeditation herausholen.


    Im Bayerischen gibst es entsprechend zum SABE-GE das GE-SABE-RE.
    Das folgt meist der längeren Rezitation des oben geschilderten Mantras. Erfolgt es vorher, dann kann das Mantra zu unerwünschten Folgen führen.
    Meist ignorieren die Priester und Priesterinnen dann die Rezitierenden. Entzünden von Weichrauchstängeln während des GE-SBE-REs, können zum Ausschluss aus dem Tempel führen.
    Deshalb sind Einweihungen in die Praxis hierzulande unerlässlich. Ich empfehle allen Touristen die Finger von dieser Praxis zu lassen. Die Leute kommen hierher und finden die Rituale des hiesigen Bergvolkes pittoresk und versuchen diese zu imitieren ohne sich wirklich vertraut gemacht zu haben. Das ist einfach ein ekliger Religionstourismus!

    Zitat

    KE WEK DA


    Das klingt nach "Keine Semmel da" auf Fränkisch.


    Es gibt im Altbayrischen ein analoges Mantra, das weithin praktiziert wird:


    BIA HEA BIA HEA.
    WU ASCHT SEMI SENF O BAZ DA.
    MEI RUA MOG I HOM. MEI RUA MOG I HOM. MEI RUA MOG I HOM.
    I DRA MI UMA. A RUND DRA I NO. A ZWOATE A. UN NO OANE. UN NO OANE.
    MEI RUA MOG I HOM.